Bessere Schärfe bei Flachbettscannern am Beispiel der Epson V750 V700 Pro + 800 / 850er
Wer einen guten Negativscanner benötigt jedoch hierfür nicht eintausend Euro ausgeben möchte, der wird irgendwann auf die Scanner von Epson stoßen und zwar über die Modelle V700 / V750 bzw. V800 und 850. In diesem Beitrag möchte ich zeigen, wie man hier die Auflösung bzw. die Schärfe bei diesen Geräten mitunter ordentlich steigern kann! Hinweis: Die Tipps sind auch auf andere Flachbettscanner übertragbar.
Seit einiger Zeit hat Epson seine neuen Filmscanner heraus gebracht: Die Modelle „V800“ sowie „V850“. Sie lösen die Vorgänger „V700“ bzw. „V750“ ab. Offenbar werden die neuen Epson Perfection Scanner rein technisch keine besseren Bildergebnisse liefern können als ihre Vorgänger.
Doch halt! Was sind denn das für neue Negativmasken? Diese besitzen nun zum einen ein „Antinewtonglas“ (sieht mir aber eher nach Plastik aus) und zum anderen lassen sich die Filmhalter in der Höhe verstellen!
Natürlich könnte man sagen: Gut, ich lege meine Negative einfach direkt auf das Scannerglas und darüber noch ein Anti-Newtonglas. So erhalte ich absolute Planlage bzw. muss mir keine Gedanken über ein „Durchhängen“ der Negative machen. Doch Moment: für diesen Fokus-Bereich ist eine minder gute Scan-Optik bei den Epson-Scannern im Einsatz! Etwas weiter höher im Fokusbereich kommt dann erst die bessere Optik zum Einsatz, mit welcher eine höhere Auflösung erlangt werden kann. Kurzum: Man benötigt bei den Epson V800 / V850 Scannern und deren Vorgängern die Filmhalter, möchte man das Beste aus den Scanns heraus holen.
Die Filmhalter nutzen, nicht direkt auf Glas scannen
Hier sehen Sie den Unterschied, wenn man direkt auf Glas scannt (rechts) oder den Filmhalter nutzt (linkes Bild). Der Qualitätsunterschied ist nicht frappant. Doch er ist sichtbar. Der Scan mit Filmhaltern ist „crispier“, wie der Brite sagen würde. Er besitzt eine höhere Auflösung.
Dieser ASUS Monitor zählt zu den günstigeren Monitoren, die jedoch ebenfalls eine 100%ige sRGB-Abdeckung besitzen. Somit ist er für die Bildbearbeitung als Grafikmonitor geeignet. Man beachte auch die riesige Menge an positiven Bewertungen.
Natürlich hatte ich in meiner Scan-Software (Silverfast) angegeben, dass sich das Negativ direkt auf Glas befindet bzw. (etwas höher) in den Filmhaltern. Denn die Software schaltet dann zwischen den beiden Linsen um. Daher steht übrigens auf den V800er / V700er Scannern von Epson auch „Dual Lens System“ drauf.
Beachten Sie dies bei Ihrem Epson-Scanner, erreichen sie allein dadurch schon eine bessere Qualität. Voraussetzung ist jedoch, dass sich der Filmhalter (bzw. die Negative darin) genau im Fokus der (besseren) Linse befinden! Und daher muss vorher noch etwas experimentiert werden:
Den genauen Fokuspunkt des Scanners ermitteln
Genau so, wie man beim Selbstvergrößern von Negativen die Schärfe einstellen muss, muss das Negativ auch beim Scannen im genauen Fokuspunkt bzw. Brennpunkt der Scann-Optik sitzen! Leider ist dies von Haus aus bei Epson offenbar nicht unbedingt gegeben! Wahrscheinlich sind minimale Fertigungstoleranzen der Grund hierfür. Für einen möglichst detailgenauen, hochauflösenden und scharfen Scann (insbesondere bei kleinen Vorlagen wie das Kleinbildformat) ist es daher wichtig, die Negativmasken exakt in der Höhe zu korrigieren! Die Masken der neuen Epson Perfection Scanner V800 und V850 besitzen endlich fein korrigierbare Korrektur-Füßchen. Die Filmhalter für den Epson V700 und V750 sind jedoch etwas einfacher gestaltet:
Sehen Sie nur: Was viele nicht wissen, ist dass sich bereits die Negativhalter der Epson Perfection 700 bzw. 750 von Haus aus in der Höhe korrigieren lassen! Hierzu befinden sich unter jeder Halterung mehrere kleine Plastikfüße, welche sich:
- ganz heraus nehmen lassen,
- mit der Pfeilspitze zum Plus einrasten lassen oder
- mit der Pfeilspitze zum Kreis einrasten lassen.
Bei jeder Position wird die Höhe leicht geändert!
Die Filmhalter der neuen Scanner V800 bzw. V850 besitzen statt der rudimentären Füßchen mehrstufige Raster, was eine sehr wichtige Neuerung bedeutet! Scannt man jedoch mit den alten Masken, dann kann man die Höhe jedoch auch folgendermaßen variieren:
Bei meinen Haltern war es so, dass der exakte Brennpunkt bzw. der richtige Fokus über dem Plus war bzw. dass er sich recht weit oben befand. Also nahm ich einfaches Krepp-Klebeband und legte jeweils immer drei Lagen nach. Dann scannte ich meinen Bildausschnitt und fertigte eine Übersicht aller Scanns an. Natürlich durfte ich nicht vergessen zu notieren, wie viele Lagen Krepp-Klebeband für welchen Scann galten:
Bei diesen Scans wurde schrittweise der Filmhalter erhöht. Im Detail ist zu sehen, dass das Bild leicht schärfer wird. Bei „9 Lagen“ nimmt die Schärfe jedoch wieder ab. Bei meinem Scanner lag der perfekte Fokus also bei ca. 6 Streifen Klebeband. Sie können die Grafik per Klick auch noch vergrößern.
Hier sehen Sie den Unterschied: Rechts ist die nicht korrigierte Höhe meines Filmhalters des Epson V750. Die Füße stehen auf Position „Null“. Links dagegen ist die korrigierte Version mit mehreren Lagen Kreppklebeband. Der Unterschied ist deutlich zu sehen! Betrachten Sie hier am besten wieder die mit Moos bewachsenen Steine im Hintergrund. Beide Bilder wurden natürlich nicht unterschiedlich bearbeitet. Die bessere Schärfe bzw. die höhere Auflösung der linken Grafik wird allein durch den genaueren Fokus erreicht. Tatsächlich hat sich ergeben, dass der exakte Fokuspunkt bei meinem Scanner bei ca. 3,5 mm über dem Grundglas liegt.
Und hier sehen Sie die Endversion meiner Korrektur: Die Krepp-Unterlagen wurden zurecht geschnitten. Durch das weiche Material brauche ich mir auch keine Gedanken bezüglich Kratzern auf der Glasoberfläche machen. Apropos: Ein Vorteil der erhöhten Filmlage mit den Haltern ist natürlich auch, dass besagte Kratzer oder Staub auf dem Scannerglas nicht oder kaum zu Tage tritt.
Durchhängende Negative: Anti-Newtonglas benutzen
Je breiter die Negative sind, die in die Filmmasken eingelegt werden, desto höher ist das Risiko, dass diese in der Mitte durchhängen. Dies darf natürlich keinesfalls sein! Denn dadurch wäre der Fokus (den wir vorher akribisch überprüft- bzw. ermittelt hatten) an dieser Stelle freilich ein anderer als an den Seiten der Filmstreifen. Sie nutzen in Ihrer Kamera ja auch eine „Andruckplatte“. Diese Platte ist oft federgelagert und sorgt dafür, dass der gesamte genutzte Filmbereich exakt plan bzw. dem Objektiv parallel gegenüber liegt. Dies muss freilich auch beim Scannen realisiert werden! Doch die normalen Filmhalter mit den Bügeln sind hierzu kaum zu gebrauchen (insbesondere beim Mittelformat).
Hier gibt es eine Lösung: Es wird über das Negativ eine sogenanntes Antinewtonglas gelegt (eine transparente Andruckplatte sozusagen). Dieses Glas hält das Negativ plan, provoziert jedoch keine Newtonsche Ringe, wie es normales Glas tun würde. Auch beim Vergrößern von Negativen im Fotolabor nutze ich dieses Glas. Das Ermitteln der perfekten Höhe der Epson-Filmmasken sollte man am besten auch nur mit einem solchen Glas vornehmen oder wenigstens zum Vergleich nur ein Bildelement am Rand des Negativs wählen.
Auf dieser Abbildung sehen Sie eine der besagten Anti-Newton-Glaseinlagen (AN-Glas) für meinen Epson-Scanhalter für Mittelformat-Rollfilme. In der oberen Halterung befindet sich die Glasscheibe. Normalerweise besitzt diese Filmhalterung meines Epson V750 Pro hier zwei „Bügel“ aus Plastik. Diese kann man jedoch recht einfach entfernen. Und anstelle dieser Plastikrahmen werden einfach Glaseinlagen aufgelegt! Die Firma Monochrom bietet diese Glaseinsätze passend für mehrere Epson-Scanner in unterschiedlichen Formaten an. Ich scanne nur noch mit diesen Glaseinsätzen. Edit: Offenbar bietet die Firma diese Gläser leider nicht mehr an.
Weiterhin bietet die Firma „Better Scanning“ (englischsprachige, unübersichtliche Internetseite) entsprechende Scanhalter-Alternativen an. Das Thema ist also alles andere als nicht relevant! „Better Scanning“ stellt zusätzlich auch alternative Masken für Canon-, Agfa- und Microtec-Scanner her.
Es ist bei der Verwendung einer Anti-Newtonscheibe auf Folgendes zu achten: Rollfilme müssen zur Mitte hin leicht gewölbt sein! Sie sollten beim Scannen unter Glas also eine Eigenschaft aufweisen, die man eigentlich nicht wünscht. Doch nur durch die Wölbung ist eine gute Planlage möglich: Auf diese Wölbung wird nun das AN-Glas gelegt. Dieses drückt die Negative nun elegant plan bzw. erzeugt eine gewisse Spannung. Wäre vorher keine Wölbung vorhanden, würden die Negative freilich auch hier nach unten „durchhängen“, denn das Glas kann nur von oben aufgesetzt werden (siehe Bild).
Daher wölbe ich meine Negativstreifen vor dem Scannen leicht per Hand, sollten sie zu platt sein. Das macht ihnen nichts aus.
Ein Fachbuch, in dem es nur um das Scannen bzw. Digitalisieren von Negativen und Dias geht. Der Autor vermittelt Techniken, durch die man zu aussagekräftigen, scharfen, farbrichtigen und hoch aufgelösten Bildern von analogen Filmen gelangt.
Ein Sandwich aus zwei Glasträgern nutzen
Die bisher besten Ergebnisse konnte ich jedoch mit dieser Konstruktion erhalten:
Hier verwende ich einfach die sehr klaren Gläser aus der Bildbühne meines Vergrößerers aus dem Fotolabor. Wieder wurden die Füßchen (Malerkrepp) genau so hoch bemessen, dass der Film ganz genau im Fokus liegt. Dies geht freilich nur durch viele Testscans eines Details und das schrittweise Erhöhen der Lagen. Auf das untere Klarglas wird der Film mit der (leicht raueren) Schichtseite nach unten gelegt und obendrauf kommt das Antinewtonglas, welches die bereits angesprochenen Newtonringe verhindert. Mit dieser „Sandwich-Methode“ erhalte ich am unkompliziertesten die beste Auflösung / Schärfe, da ich sicher sein kann, dass sich auch größere Filmformate absolut plan genau im Brennpunkt der Scan-Optik befinden.
Tipp: Als Alternative zu echtem Anti Newton Glas empfiehlt sich entspiegeltes Bilderrahmen Glas. Zumindest beim Abfotografieren von der Leuchtplatte habe ich hier keine qualitativen Unterschiede gegenüber echtem AN-Glas feststellen können. Die berüchtigten Ringe treten auch hier beim Rahmenglas nicht auf, da dieses (das „Atireflex-Glas“) ebenfalls eine ganz leicht gekörnte Oberfläche besitzt. Möchte man dieses beim Scannen nutzen, muss alles genau anders herum montiert werden als bei dieser Grafik beschrieben (denn die Scan-Zeile sitzt ja unten).
Die gleiche Qualität, nur komplizierter, erhält man mit der Technik des Nassscan:
Nass-Scannen
Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, die Ergebnisse für die Epson-Scanner V700 bis V850 sowie für den Perfection 4990 zu optimieren: Man scannt nass! Ja, dies ist tatsächlich geläufig bzw. kein Geheimtipp. Der Film wird auf eine Glasfläche geheftet, welche vorher dünn mit einer speziellen Flüssigkeit („Scan Fluid“) bestrichen wurde. Hierdurch wird eine noch bessere Planlage als durch die zuvor erwähnten Glaseinsätze ermöglicht. Freilich muss die Höhe der Glasfläche penibel ausgetestet werden! Auf dieser Seite demonstriert jemand sehr gut, wie nah ein Nass-Scan vom Epson V700 an die Qualität eines Hasselblad Flextights herankommt.
Ich hatte das Nassscannen ausprobiert. Der Vorteil liegt auf der Hand: eine gleichmäßige Planlage der Negative und zwar genau im Fokusbereich der Scanner-Linse. Ich erhalte jedoch mit dem Anti-Newton-Glas als Sandwich mit Klarglas die gleichen Ergebnisse! Für mich hat sich das nasse Scannen also bereits erübrigt.
Zum Nasscannen benötigt man eine spezielle Scanflüssigkeit („Fluid“) sowie ein spezielles Klebeband, welches a) keine Rückstände auf dem Film hinterlässt und b) nicht durch das Scan-Fluid in der Klebewirkung beeinträchtigt wird. Mir ist das Nass-Scannen zu aufwendig. Auch müssten dann die Negative einzeln geschnitten werden! Ich möchte meine Rollfilme jedoch mindestens in 3er Streifen archivieren.
Vergleich mit Imacon Flextight
Der „Imacon Flextight“ bzw. Hasselblad Flextight zählt zu den echten Filmscannern mit hoher Detailauflösung. Sie kosten ein Vielfaches von z. B. eines Epson V800 Scanners. An der Uni habe ich die Möglichkeit, auch an einem Flextight zu scannen und wollte natürlich wissen, inwiefern sich die Scann-Ergebnisse unterscheiden:
Die Grafik kann auch per Klick vergrößert werden. Per Rechtsklick kann sie auch in einem neuen Fenster geöffnet werden. Es ist zu sehen, dass der Flextight natürlich etwas besser d. h. hochauflösender scannt. Jedoch ist der Unterschied keinesfalls so hoch, wie man es vielleicht annimmt! Schauen Sie sich hierzu auch noch einmal das Originalfoto an, aus welchem der Bildausschnitt stammt. Lediglich winzige Details machen den Unterschied zwischen den Ergebnissen eines Epson V750 und dem Hasselblad / Imacon Flextight 646 aus. Man sieht sie nur, wenn man mit der Nasenspitze vor einer Großvergrößerung hängt und direkt vergleichen kann. Dies bezieht sich auf das Negativformat 6×6. Im Kleinbild schaut dies vielleicht mehr zu Gunsten des teuren Flextight aus. Je größer das Negativformat desto weniger Anspruch muss an die Qualität des Scanners gestellt werden. Bei dem Vergleichsbild wurden übrigens sowohl der Scan mit dem Flextight-Scanner als auch jener mit dem Epson per Software nachgeschärft.
Dass das Ergebnis meines Epson V750 Pro dem eines Imacon Flextight ähnelt, ist jedoch nur dadurch möglich, dass ich a) den Fokuspunkt des Scanners genau ermittelte und b) für eine gute Planlage (via Glas) meines Negativs sorgte. Weiterhin ist unbedingt der richtige Umgang mit der Scan-Software und der Bildbearbeitung wichtig (siehe die beiden nächsten Artikel).
Der Nachfolger des 2410er ist der BenQ BL2420PT. Für einen Bruchteil des Preises für professionelle Monitore bietet er ebenfalls eine nahezu 100%ige sRGB-Abdeckung und ist zudem profilierbar, besitzt also wichtige Eigenschaften für die Grafikbearbeitung am Computer.
Ein nachträglicher Hinweis: Es hat sich heraus gestellt, dass man die Auflösung bzw. Detailschärfe beim Epson-Scanner noch ein ganz kleines bisschen erhöhen kann, wenn man tatsächlich bei 6400 DPI scannt. Im Anschluss kann die Grafik jedoch wieder um 50% verkleinert werden (Größe wie ein 3200-DPI-Scan). Vergleicht man nun aber beide Grafiken miteinander, wird die Digitalisierung, welche bei 6400 DPI stattfand, ein ganz kleines bisschen schärfer erscheinen! Diese Unterschiede sind marginal und nur bei direktem Vergleich bei einer 100%-Ansicht sichtbar, aber sie sind vorhanden!
Ich hatte auch einmal einen 1600-DPI-Scan mit einem (um 50% verkleinerten) 3200-DPI-Scan verglichen: Hier gibt es durchaus einen sichtbaren Unterschied zugunsten der höheren Auflösung! Es ist also augenscheinlich davon auszugehen, dass mein Epson Perfection V750 bei korrekt justierten Haltern und guter Planlage tatsächlich über 1600 DPI scannen kann.
Hallo , habe eine Sache nicht verstanden. Wenn ich bei silverfast im Glas Modus scanne mit dem v850 pro scanne ich das negativ (deine Sandwich Methode )doch mit der schlechteren Linse im dual Lens System ? Aber genau das wird oben von dir empfohlen ? Oder irre ich mich da ?
Hallo, nein, bei der Positionierung des „Sandwiches“ befindet sich der Film ein Stück über dem Grundglas, also im Fokus der etwas höher auflösenden Optik. In den Einstellungen von SilverFast muss dann die Option bzw. die Linse gewählt werden, welche man auch bei der Verwendung der Kunststoff-FilmHalter auswählt.