Ausfiltern mit Photoshop: Farbkorrektur im LAB-Modus
Was hatte ich mich seinerzeit mit dem Ausfiltern von digitalisierten Negativen geplagt! Möchte man den Farbstich von gescannten Bildern entfernen, so führen viele Wege nach Rom. Der für mich wirklich effektivste und letztendlich verblüffend einfachste ist jener im LAB-Modus von Photoshop. Weiterhin erfahren Sie in diesem Artikel, wie Sie Ihren zuvor digitalisierten Negativen den letzten „Schliff“ geben können.
Im ersten Teil ging es um das korrekte Einstellen der Scanner-Hardware und im zweiten Teil um das Anfertigen eines Rohscans mittels Silverfast.
Es gibt diverse Möglichkeiten unter Photoshop eingescannten Filme oder Dias auszufiltern bzw. hier einen gewissen „Farbstich“ zu entfernen. So bietet das Programm diverse Auto-Funktionen oder Werkzeuge wie „Farbton / Sättigung“ oder „Farbballance“. Ich empfehle: Finger weg davon!
Hinweis: sollten Sie lediglich S/W-Fotografien bearbeiten wollen, dann können Sie den größten Teil dieses Artikels überspringen und gleich zur Kontrastanpassung gehen.
Mein Weg zum tatsächlich schnell und sicher ausgefilterten Negativ am Computer führt seit langem nur noch über den sogenannten „LAB-Modus“ von Photohop (mittlerweile nur noch für spätere Anpassungen, s. o.). In diesem Beitrag möchte ich kurz demonstrieren, wie einfach sich damit ein neutraler Farbton bei digitalisierten Farbnegativen herstellen lässt. Natürlich gilt diese Farbkorrektur im LAB-Modus von Photoshop auch für Fotos aus der Digitalkamera.

Nutzt man einen Laptop, kann man mit einem zweiten Monitor die Werkzeuge der Bildbearbeitung auf den kleinen Bildschirm legen und hat so viel Platz für die eigentlichen Bilder.
Ich empfehle tatsächlich Photoshop für die Bildbearbeitung. Es ist ein wirklich tolles Programm. Man kann durchaus auch per Ebay eine ältere gebrauchte Version kaufen. Die wichtigsten Funktionen sind da lange enthalten (wie auch der LAB-Modus). Weiterhin kommt man für die Farbkorrektur einfach nicht umhin, einen einigermaßen korrekt eingestellten Monitor sein Eigen zu nennen. Zur Bildbearbeitung empfehle ich den günstigen BenQ BL2410. Diesen benutze ich selbst. Weiterhin ist es empfehlenswert, sich eine „Kalibrier-Spinne“ zu besorgen (ein sogenanntes „Kolorimeter“). Einer der Marktführer ist hier der „Spyder“, über den ich ebenfalls einen Artikel verfasste. Diese Geräte gibt es neu ab ca. 90 €, gebraucht gebraucht viel günstiger.
Nun soll es aber los gehen, ich lade mal ein Bild in Photoshop:
In den LAB-Modus wechseln
Zunächst wird das Foto (ob gescannt oder aus der Digitalkamera) in Photoshop geladen. Wenn gescannt wurde, dann sollte dieses Bild durch das Scann-Programm noch keine Bildbearbeitung erfahren haben! Es ist ein Rohscan ohne Korrektur: Der „Rohdiamant“, den es nun gleich zu schleifen gilt. Im zweiten Teil dieser Serie bin ich ja konkret darauf eingegangen. Erst jetzt erfolgt die Bildbearbeitung! Zunächst ist mein Foto jedoch zu flau und besitzt einen Farbstich:
Die Bildschirmfotos in diesem Artikel können per Klick noch etwas vergrößert werden.
So kam mein Bild zunächst aus dem Scanner: Es wirkt ganz leicht unscharf, es hat einen falschen Farbton, es ist zu flau. Genau richtig zunächst! Die gesamten Scan-Automatiken versuchen immer im Anschluss an die reine Digitalisierung eine Bildbearbeitung vor zu nehmen. Doch diese Bildbearbeitung sollte man für perfekte Ergebnisse immer für jedes Bild separat in einem guten Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop vornehmen.
Über die obere Leiste wandeln wir das Foto in den LAB-Modus um: Bild / Modus / Lab-Farbe.
Farbkorrektur mittels Gradationskurve
Die Fabkorrektur im LAB-Modus ist sehr einfach zu bewerkstelligen: Man tut dies mit nur einer Gradationskurve bzw. mit einer neuen Einstellungsebene „Gradation“:
Schauen Sie bei diesem Bild nach unten rechts. Dort gab es bisher im Ebenen-Fenster nur eine Hintergrundebene. Nun hatte ich per Klick auf das kleine Symbol mit dem „Yin-Yang-Kreis“ eine neue Einstellungsebene „Gradationskurven“ angelegt.
Der Nachfolger des 2410er ist der BenQ BL2420PT. Für einen Bruchteil des Preises für professionelle Monitore bietet er ebenfalls eine nahezu 100%ige sRGB-Abdeckung und ist zudem profilierbar, besitzt also wichtige Eigenschaften für die Grafikbearbeitung am Computer.
Der a-Kanal
In dieser Einstellungsebene wechsele ich zunächst in den a-Kanal. Man sieht es gut auf der obigen Abbildung.
Setzten Sie hierzu einfach einen Punkt in die Mitte der Kurve und verschieben ihn entweder nach oben oder nach unten. Ich nutze zum Verschieben einfach die Curser-Tasten der Tastatur. Dann kann man sehr fein ausfiltern.
Wenn Sie die beiden bisherigen Bilder in diesem Beitrag vergleichen, stellen Sie fest, dass die ursprüngliche Grafik u. a. einen Grünstich hat. Diesen habe ich einfach reduziert, indem ich einfach gegen die Komplementärfarbe Magenta ausgefiltert habe. Ganz einfach! Jene „Komplementärfarbe“ (Magenta) befindet sich im Farbkreis genau gegenüber der anderen Farbe (Grün).
Nun bleibt nur noch ein Blaustich übrig. Der lässt sich ebenso filtern:
Der b-Kanal
Schauen Sie sich nun diese Grafik an. Nun habe ich zur Bearbeitung in den b-Kanal der Gradationskurve umgeschaltet.
Den Blaustich bekam ich ganz einfach weg, indem ich wieder einen Punkt in die Mitte setzte und diesen ganz leicht nach Oben in Richtung Gelb schob. Ganz einfach!
Schon ist mein Foto ausgefiltert!
Würden Sie nicht im LAB-Modus arbeiten sondern im RGB-Modus von Photoshop, so müssten Sie mit drei Variablen: Rot, Grün und Blau versuchen, eine neutrale Ausfilterung vor zunehmen. Im LAB-Modus jedoch hat man nur zwei Regler,wie ich eben demonstrierte.
Ich vergleiche dies gerne mit einem Zahlenschloss: Jenes lässt sich viel schneller knacken, wenn es nur eine Kombination aus zwei Zahlen besitzt. Bei einer mit drei Zahlen wird es viel komplizierter.
Vorbild: die analoge Filterung
Das System mit dem Ausfiltern von Magenta gegen Grün und Blau gegen Gelb kennen Sie vielleicht, wenn Sie sich ausführlicher mit der analogen Farbfotografie beschäftigt haben:
Denn der Vergrößerungsapparat besitzt ganz ähnliche Regler:
Dies ist ein sogenannter „Farbmischkopf“ eines Vergrößerungsgerätes, mit welchem Farbnegative zu Papier gebracht werden können.
Rechts sehen Sie den „Kodak Farbkreis“. Dies ist ein Plakat, welches seinerzeit in manchen Fotolabors hing, damit man immer weiß, in welche Richtung man filtern muss.
Der Farbkopf besitzt unter anderem einen Gelbfilter („Yellow“) und einen Magentafilter. Auch hier wird einfach Gelb gegen Blau gefiltert sowie Magenta gegen Grün! Der Cyan-Filter (ganz links) ist hierzu nicht notwendig. Ich weiß gar nicht, wozu der überhaupt da ist. Ganz rechts am Vergrößerungskopf sieht man noch einen Dichtefilter (das ist ein einfacher, variabler Graufilter).
Die Kontrastanpassung
Wenn Sie die Farbkorrektur nun erfolgreich vorgenommen haben, erfolgt der nächste Schritt: Der Kontrast des Bildes wird angepasst bzw. die Gradation wird eingestellt:
Für die reine Kontrastanpassung wechseln wir in den Reiter Helligkeit.
Spielen Sie etwas mit dieser Kurve. Wahrscheinlich werden Sie eine sogenannte „S-Kurve“ erzeugen. Den meisten Fotografien steht diese am besten: Hier werden die dunklen Bereiche etwas dunkler und die helleren etwas heller: Der Kontrast wurde erhöht. Auf dem obigen Foto sehen Sie, wie sich dies bei meinem Beispielbild ausübt, wenn Sie es mit der Version davor vergleichen.
Solch ein Kolorimeter zum Kalibrieren eines jeden Monitors (auch Laptop) ist Voraussetzung dafür, wenn man bei der Bildbearbeitung einen neutralen Farb- und Helligkeitseindruck haben möchte bzw. wenn spätere Drucke (und Web-Ansichten) genau so aussehen sollen, wie man sie vorher am eigenen Computerbildschirm wahr genommen- bzw. eingestellt hat.
Anmerkung: Da dieses Foto von einem analogen Negativ stammt, musste ich ohnehin diese S-Kurve wählen, da ich beim Scannen auf jegliche (automatische) Bearbeitung verzichtete. Insbesondere betraf dies den sogenannten Gammawert (der blieb auf 1.0) und die Gradationskurve (die blieb linear).
Man kann / sollte auch die Kurvenenden links und rechts neben der Kurve so weit zusammen ziehen, dass diese Kurve noch nicht beschnitten wird. Ich tue dies nur sparsam. Denn bei meinem Beispielbild gibt es kein richtiges weißes Element. Und die dunkelsten Partien möchte ich nicht als maximales Schwarz abbilden. Das Foto würde zu schwer wirken.
Wir haben nun mit Photoshop mittels dem LAB-Modus zum einen einen den Farbton korrigiert. Zum anderen haben wir den Kontrast nach unseren Bedürfnissen angepasst. In meinem Beispiel habe ich ein zuvor digitalisiertes Negativ verwendet. Dem Scanprogramm musste ich zuvor unbedingt beibringen, dass es derlei Operationen nicht vornehmen soll. Programme wie Silverfast oder Vuescan neigen nämlich dazu, Bildbearbeitungen anzubieten. Dies sollte alles deaktiviert werden, wenn man die Zeit für eine qualitativ gute und individuelle Ausfilterung hat! Man sollte bestenfalls jegliche dieser Auto-Funktionen ausschalten und zunächst linear eine „RAW-Datei“ scannen. Erst im Anschluss erfolgt dann die Bildbearbeitung in einer Bildbearbeitung wie Photoshop.
Hier wird dann auch nachgeschärft:
Nachschärfen mit Photoshop
Ist die Farbkorrektur und die Kontrastanpassung erfolgt, wird die Bilddatei zuletzt noch nachgeschärft. Ich selbst verzichte zunächst darauf und schärfe erst, wenn die Fotografie zum Drucken oder für die Präsentation im Internet abgespeichert wird.
Als erstes muss darauf geachtet werden, dass zum Nachschärfen die richtige Ebene ausgewählt wird! Es bringt ja nichts, wenn man die Gradationskurve „schärft“.
Ein Fachbuch, in dem es nur um das Scannen bzw. Digitalisieren von Negativen und Dias geht. Der Autor vermittelt Techniken, durch die man zu aussagekräftigen, scharfen, farbrichtigen und hoch aufgelösten Bildern von analogen Filmen gelangt.
Anschließend wählt man unter Photoshop oben Filter / Scharfzeichnungsfilter / Unscharf maskieren. Hier kann man nun etwas mit den drei Reglern experimentieren. Ich arbeite so: Ich wähle zur Kontrolle zunächst einen Bildbereich aus, welcher eher dunkel ist. Denn hier wird sich ein versehentliches Überschärfen als erstes bemerkbar machen (helle Pünktchen). Im Screenshot wurde für meinen Geschmack schon etwas zu viel geschärft.
Als „Radius“ stelle ich immer 0,5 Pixel ein, denn ich möchte sehr fein schärfen. Als Stärke wird dann bei mir alles bis ca. 170 % gut geschärft. Den „Schwellenwert“ belasse ich auf „0“.
Der Begriff „Unscharf maskieren“ stammt übrigens noch aus der Zeit der analogen Bildbearbeitung, fast so wie der LAB-Modus. „Unscharf maskieren“ ist etwas ungünstig gewählt. Denn hier wird ja nichts unscharf gemacht.
Die Digitalisierungen von meinem Epson-V750-Scanner können übrigens recht stark geschärft werden (müssen aber keinesfalls bei korrekt eingestelltem Fokus). Dies macht aber nichts: Sie haben das Potential dazu bzw. es treten erst recht spät entsprechende Artefakte auf.
Schärfen im LAB-Modus
Wenn Sie das Schärfen noch etwas tunen möchten, dann können Sie nur den Kanal „Helligkeit“ schärfen. Hierzu wechseln Sie im Feld „Kanäle“ (Tab neben „Ebenen“ bei mir im Screenshot unten rechts) Nun sehen Sie (sofern Sie sich im LAB-Modus von Photoshop befinden) die drei Kanäle „a“, „b“ sowie „Helligkeit“. Wählen Sie hier „Helligkeit“ aus. Der LAB-Modus ist insbesondere deswegen so populär, weil man die Fotos hierbei schärfen kann, ohne die Farben zu beeinflussen – indem man eben nur die Hell-Dunkel-Bereiche schärft. Das müssen Sie ausprobieren, ob dies einen sichtbaren Vorteil bei dem jeweiligen Foto bringt. Weiterhin können Sie den Kontrast verändern, ohne die Sättigung der Farben zu beeinflussen (ein Nachteil des [normalen„] RGB-Modus).
Sättigung erhöhen
Im LAB Modus ist es weiterhin möglich, die Sättigung der Fotografien lediglich über die (bereits existierende) Gradationskurve zu erhöhen! Hierzu zieht man einfach jeweils im a- und im b-Kanal Kurvenanfang und Kurvenende mit den selben Werten zusammen, dass der Anstieg steiler wird. Bei der Kurvenveränderung im Kanal „Helligkeit“ jedoch verändert sich die Sättigung nicht, was ja auch gut so ist.
Die Sättigung verringern geht hiermit jedoch nicht. Dafür muss eine neue Einstellungsebene „Farbton / Sättigung“ angelegt werden. Ich selbst arbeite am liebsten mit möglichst wenig Ebenen: Dies hält die Dateigröße kleiner und mach die Bildbearbeitung übersichtlicher.
Die Einstellungsebene mit abspeichern
Oben hatten wir zur Farbkorrektur und zur Kontrastanpassung eine sogenannte „Einstellungsebene“ verwendet: In diesem Fall eine einzelne Gradationskurve. Natürlich ist es möglich, diese Ebene mit ab zu speichern! Das ist wirklich eine der genialsten Eigenschaften von Adobe Photoshop (was die Freeware „Gimp“ leider nicht kann). Speichern Sie die Datei im Photoshop-Format „PSD“ und Sie können die Farbkorrekturen jederzeit wieder ändern oder ganz verwerfen. Der original „Rohscan“ bleibt unangetastet!
Ein Mega Tipp mit dem LAB Modus. Super easy und schnell. Vielen dank.
Vielleicht werde ich wieder mehr Farbe fotografieren. Finde das Scannen von Farbnegativen immer so lästig. Dauert bei SW ja schon lange genug.
Gibt es einen großen unterschied zwischen Unscharf Maskieren und Selektiver Unschärfe?
Schönen Gruß
René
Hallo René, danke für den Kommentar.
Zu den Schärfefunktionen kann ich nicht viel sagen. Ich nutze immer unscharf maskieren. Teils lege ich mir hierzu (via Smart-Objekt) Masken an, wo nur die Kanten von Bildelementen markiert sind. So kann man stärker / präziser schärfen, ohne dass es in z. B. Schatten zu „Krisseln“ kommt bzw. ohne das Flächen geschärft werden. Da mein Scanner jedoch gut eingestellt ist, muss ich fast nur Kleinbild schärfen. Mittelformat geht häufig bereits ohne nachträgliches Scharfzeichnen.
Viele Grüße zurück!