Negative richtig Scannen: eine kurze Anleitung
Fotografiert man analog, ist man mit einer oft günstigen gebrauchten Kamera-Ausrüstung in der Lage, sehr hochauflösende und qualitativ hochwertige Fotografien anzufertigen. Allein: Die Negative müssen noch gescannt werden, wenn man sie digitalisieren möchte. Hier gibt es eine kurze Anleitung zum richtigen Scannen.
Bitte erwarten Sie an dieser Stelle keine Schritt-für-Schritt-Anleitung für ihre eigene Scan-Software. Hier gibt es etwas – so erlaube ich es mir zu benennen – Besseres, zumindest Essenzielles: Es geht um die theoretischen »Basics« beim Scannen von Negativen.
Doch klicken Sie nicht gleich weg – Es ist nicht viel. Hat man erst die richtige Taktik, einen guten Workflow erkannt, werden die eigenen Scan-Ergebnisse vielleicht weit besser sein, als man es bisher eventuell gewohnt war. Vielleicht kommen Sie aber auch auf einem anderen Weg zum Ziel. Den möchte ich gewiss nicht absprechen. In dieser Anleitung stelle ich also meine persönliche Scann-Praxis vor, mittels der ich immer zu sehr brillanten und vor allem tonwertreichen Fotografien gelange.
Ich selbst fotografiere primär analog: Mit meiner 6×9-Kamera erhalte ich durch das Digitalisieren mit einem guten Scanner Bilder mit einer Auflösung von ca. 75 Megapixel. Jedoch bedarf es etwas Wissen, was das Umwandeln des Negativs in eine digitale Datei anbelangt. In meiner Anleitung soll es nicht darum gehen, auf einfachem Wege einen großen Bestand an Dias zu scannen. Ich widme mich dem Thema, wie man tatsächlich die beste Qualität aus „analogem“ Film erzielen kann, möchte man die Bilder für z. B. einen hochwertigen Druck digitalisieren.
Eine Rohdatei scannen
Das wichtigste bei meiner Technik ist, zunächst eine »Rohdatei« zu scannen. Bedenken Sie: Die Tonwert- und Farb-Automatiken der Scansoftware (z. B. SilverFast, VueScan, die Epson-Scan-Software) sind dazu gedacht, dass man möglichst schnell und unkompliziert überhaupt erst zu (vielen) Bildern gelangt:
Man lege also die Negativstreifen in den Scanner und scannt mit einem Rutsch alles durch. Dies Scan-Software lokalisiert dabei automatisch den Weißpunkt und den Schwarzpunkt. Danach werden die Bilder berechnet und fertig „ausgespuckt“. Natürlich hat man auf diese Weise gleich die gewünschte Menge an Digitalisierungen parat.
Bei meiner Methode geht es jedoch um Masse und nicht um Klasse: Jedes einzelne Bild bedarf einer individuellen Bearbeitung. Das war schon immer so und weiterhin wird es so auch in der digitalen Fotografie bleiben, wenn man auf eine gewisse Qualität besteht.
In der Dunkelkammer sieht dies ja genau so aus: Jedes Positiv muss separat bearbeitet (ausgefiltert) werden, auf jedes Negativ muss ein individuell eingestellter Prozess folgen – wie auch bei der Digitalisierung. Der wichtigste Punkt hierzu:
Screenshot der Scansoftware Silverfast
Ich nutze zum Scannen von Filmen das Programm »SilverFast«. Bei anderen Scan-Programmen wird es (das Ziehen von Rahmen um die Bilder) ähnlich sein:
Das Bild kann bei Klick noch vergrößert werden. Bei kleineren Bildschirmen kann man es mittels einem Mittelklick bzw. mit dem Öffnen in einem neuen Fenster / Tab (per Rechtsklick) noch vergrößern.
Der Screenshot von Silverfast weist auf zwei wichtige Einstellungen zum manuellen Scannen hin:
- 1. Ziehen Sie einen Rahmen zunächst um das tatsächliche Motiv: Keinesfalls darf der rein weiße und der rein schwarze Bereich innerhalb des Rahmens liegen.
- 2. Betrachten Sie nun das Histogramm. Dies ist ein äußerst wichtiges Kontrollinstrument beim Scannen von Negativen. Schieben Sie für jeden der drei Kanäle (R [rot] G [grün] B [blau]) die jeweils beiden Begrenzungen ein gutes Stück vor bzw. hinter die Kurve.
- Achten Sie darauf, dass eine Funktion „Auto“ deaktiviert ist: Eine Automatik ist bestrebt, die Tonwerte einzuzwängen oder gar zu beschneiden (›Auto-Weißpunkt‹ bzw. ›Auto-Schwarzpunkt‹).
Ein Fachbuch, in dem es nur um das Scannen bzw. Digitalisieren von Negativen und Dias geht. Der Autor vermittelt Techniken, durch die man zu aussagekräftigen, scharfen, farbrichtigen und hoch aufgelösten Bildern von analogen Filmen gelangt.
Allein durch diese Vorgehensweise ist es möglich, tatsächlich jede Bildinformation (Tonwertinformation) über den gesamten Bereich zu digitalisieren, ohne dass Bildinformationen beim Scannen abgeschnitten werden (Schatten „laufen zu“ / Lichter „brennen aus“).
Wichtig: Ihre Scansoftware sollte die Funktion eines Histogramms zur Kontrolle besitzen (Markierung ›2‹ beim Bildschirmfoto). Automatiken sollten deaktiviert werden können.
Nachdem man einmal die Begrenzungsmarkierungen am Histogramm großzügig für jeden der drei Kanäle eingestellt hat und die Auto-Funktion deaktiviert ist, kann man den Rahmen um das Negativ bei Bedarf wieder größer ziehen, um beispielsweise einen schwarzen Negativrand mit zu scannen.
Natürlich werden sich hierbei die Kurven im Histogramm wieder verändern. Jedoch wird sich dieses Anzeige-Verhalten auf die reinweißen (Scanhalter) und die reinschwarzen (Negativrand) Bereiche beziehen, die für das eigentliche Scannen / Bild nicht relevant sind. Und da die Automatik deaktiviert ist, wird sich hierbei auch das eigentliche Bild nicht ändern.
Das Bildergebnis vom Scann
Nun schauen wir uns an, was ich mit dieser Scan-Methode zunächst für ein Bild erhalten habe:
Das Bild weist einen flauen Charakter auf. Dies ist zunächst nur richtig: Das Negativ selbst ist ein Rohdiamant. Die Digitalisierung sollte tatsächlich auch eine Rohdigitalisierung sein: Alle Tonwertinformationen sollten digitalisiert werden. Das erste Ergebnis wird zumeist einen kontrastarmen Bildcharakter aufweisen, als hätte man (im Fotolabor) ein zu weiches Vergrößerungspapier verwendet.
… Und genau diese Informationen verliert man häufig, wenn man einfach die Scan-Automatik arbeiten lässt.
Nun folgt der zweite Schritt: Der „Rohdiamant“ wird gleich geschliffen:
Bearbeiten des Roh-Scanns
Das eben erhaltene Bild speichere ich immer separat als »Rohdatei« ab. Dies gibt mir die Möglichkeit, später noch eventuelle Veränderungen vorzunehmen. Eine bessere Möglichkeit ist – sofern Sie mit professioneller Bildbearbeitung vertraut sind – die Datei mit sogenannten ›Einstellungsebenen‹ (in Photoshop) abzuspeichern, welche man immer wieder ganz bequem ändern- bzw. variieren kann. Dies soll aber ein anderes Thema sein. Wichtig in diesem Zusammenhang ist nur: Ich habe durch den großzügigen Scann tatsächlich alle Bildinformationen digitalisiert, die mein Negativ hergibt. Ich habe keine Tonwerte beschnitten.
Nun folgt der zweite Schritt: Ich interpretiere mein Negativ so, wie es mir gefällt. Erst jetzt kommt das Anpassen von Kontrast und Schärfe ins Spiel. Erst an dieser Stelle wird dezent nachgeschärft. Erst jetzt wird auch bei Farbfilm eine Farbkorrektur vorgenommen. Erst jetzt wird der tatsächliche Bildausschnitt vorgenommen:
Vergleichen Sie beide Bilder: Das erste ist der Rohscann, welcher alle Bildinformationen enthält. Das zweite Foto ist die „geschliffene“ Version x der Rohdigitalisierung.
x Zugegeben: Sie ist etwas überschärft. Aber ich habe ja die separat gespeicherte Roh-Datei!
Der Nachfolger des 2410er ist der BenQ BL2420PT. Für einen Bruchteil des Preises für professionelle Monitore bietet er ebenfalls eine nahezu 100%ige sRGB-Abdeckung und ist zudem profilierbar, besitzt also wichtige Eigenschaften für die Grafikbearbeitung am Computer.
Im Nachhinein habe ich dann die individuelle Bearbeitung in einem Bildbearbeitungsprogramm x vorgenommen:
- Tonwertkorrektur (Kontrast / Helligkeit)
- Bildausschnitt
- Größe auf das Endmedium (Druck, Web, …) reduziert
- Nachschärfen
- minimale Gelbtonung des S/W-Bildes (nur für Web)
x Gute kostenlose Bildbearbeitungsprogramme sind z. B. Gimp, RawTherapee oder Darktable. Ich selbst arbeite am liebsten mit Photoshop.
Es weisen hier sowohl die dunkelsten Bildbereiche (die ›Schatten‹) als auch die hellsten (die ›Lichter‹) Detailzeichnung auf. Dies ist mir persönlich sehr wichtig. Denn durch das „Abschneiden“ von derlei Bildinformationen erhält man ein dumpfes Foto, welches weit weniger Luftigkeit oder „Dreidimensionalität“ suggerieren kann als ein in den Tonwerten bis in die tiefsten Schatten hinein fein abgestufter Scan. Eine korrekte (d. h. auch hier großzügige) Belichtung des Negativs selbst ist dabei natürlich vorausgesetzt.
Scannen von Farbfilmen
Das erste Beispiel zeigt das Ergebnis von einem S/W-Film. Auch bei Farbfilmen arbeite ich mit der Methode des »Rohscans«:
Bei dieser Farbfotografie sieht man links den Rohscann eines Kodak ›Portra 160‹. Die tatsächlich digitalisierten Bildinformationen wurden innerhalb der Scan-Software nicht verändert bzw. beschnitten. Erst durch die nachträgliche Bildbearbeitung (Tonwertkorrektur, Farbkorrektur) wurde der Rohdiamant „geschliffen“ – ganz wie es mir gefällt.
Scans vom Portra werden bereits roh relativ realitätsnah abgebildet, bis auf einen Cyan-Stich. Beim Kodak ›Ektar‹ sieht dies bei mir ganz anders aus. Der Ektar 100 hat bei mir zunächst immer einen sehr starken Grünstich:
Diesen Grünstich versuche ich aber nicht bereits innerhalb der Scansoftware auszufiltern. Erst nachträglich in einer guten Bildbearbeitung kann man so einen Farbstich recht einfach mittels den Gradationskurven oder der Tonwertkorrektur ausfiltern.
Ich selbst nutze zum Ausfiltern der Farben (in Photoshop) am liebsten das Werkzeug »Gradationskurven« und die „Auto“ Funktion, bei der ich aber immer die ALT-Taste gedrückt halte für weitere Optionen. Das Thema Bildbearbeitung und Farbausfilterung von Film-Scans soll aber nicht direktes Thema dieses Blogartikels sein.
… Denn es ist häufig sehr mühselig, händisch digitalisierte Farbfilme farblogisch anzugleichen, wenn man dies der Scan-Software „verboten“ hatte. Mittlerweile gibt es jedoch genau für diesen Zweck einige sehr gute, kleine separate Software-Lösungen. Ein teures Scan-Programm ist für eine Roh-Digitalisierung nicht notwendig.
Sicher werden Sie auch out of the box scannen können. Für ein aussagekräftiges, qualitativ gutes Bild muss jedoch häufig eine individuelle Bildbearbeitung vorgenommen werden. Nichts anderes macht man auch im Fotolabor.
Automatiken der Scan-Software lasse ich selbst nahezu ganz außer Acht bzw. deaktiviere sie. Mir ist beim Scannen selbst nur wichtig, dass tatsächlich zunächst einmal alle Bildinformationen des Negativs digitalisiert werden können. Das Foto muss direkt nach dem Scannen noch keinesfalls gut aussehen.
Eine »Full Scale Digitalisierung«: Jegliche Negativinformationen wurden „aufgezeichnet“. Schatten und Lichter sind nicht beschnitten. Durch die (erst!) nachträgliche Kontrastanpassung wurde der Bildeindruck ganz meinem Geschmack angepasst. Zudem wurde – erst nachdem das Basismaterial digitalisiert wurde – geschärft.
Problematische Negative
Wenn man sehr dichte Negative hat – d. h. Negative, die z. B. überbelichtet oder überentwickelt worden sind – bekommt man manchmal Probleme, diese sehr dichten Stellen zu digitalisieren: Die Lichter brennen bereits im Rohscan aus. Ich behelfe mir hierbei mit einem Trick, indem ich das Negativ zwei Mal scanne: Hierzu habe ich einen separaten Artikel geschrieben: Mehrfachscan mit jedem Scanner.
Bei dieser Technik wird das Negativ zunächst ganz normal gescannt und anschließend bei einem zweiten ›Tiefenscann‹ werden optisch alle Lichter-Informationen digitalisiert bzw. erfasst. Diese Technik ist ähnlich der HDR-Fotografie, die man aus der digitalen Fotografie kennt – nur dass man bei der Aufnahme lediglich ein einziges Foto machen muss.
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Solch ein Smartphone-Scanner ist die wohl günstigste Möglichkeit, Negative und Dias zu digitalisieren. Unten befindet sich eine kleine Leuchtplatte und oben positioniert das Smartphone, dazwischen der Film. | Dieser Dia- und Negativscanner ist eine günstige und einfache Möglichkeit, Kleinbild Negative und Dias zu scannen. Ein PC ist nicht erforderlich, dank Display. Freilich darf man für den Preis keine hohe Druckqualität erwarten. Doch für die Präsentation Ihrer analogen Bilder im Internet, auf dem Smart-TV und für kleinere Papierdrucke reicht der winzige Digitalisierer durchaus. | Der kompakte Plustek OpticFilm 8200i gehört zu den beliebtesten Negativ- und Diascannern im preisgünstigen Bereich. Zwar ist er im Gegensatz zum Epson Perfection 800 nur für das Kleinbild geeignet. Er ist jedoch nur ca. 1/3 so teuer! Auf Amazon kann man sich dazu ein Bild von den positiven Kundenbewertungen machen. | Mit dem neuen Epson V800 kann man Negative und Dias scannen, welche fast so eine hohe Auflösung besitzen wie ein äußerst teurer Profi-Scanner. Man muss sich hierfür jedoch auch in gewisse Scann-Techniken belesen (Suchfunktion dieser Seite). Auf Amazon gibt es die Epson-Perfection-Serie zum regulären Preis. |
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Weitere Artikel zum Thema Negative und Dias digitalisieren
Ich habe nun in der Zwischenzeit noch weitere Artikel zum Thema Negativ- / Dia-Digitalisierung geschrieben:
- Bessere Schärfe: Focus der Filmträger korrigieren
- Die richtigen Einstellungen bei Silverfast für hochwertige Scanns
- Richtige Farbkorrektur mit Photoshop für digitalisierte Negative
Dort gehe ich auch auf das Einstellen der ›Hardware‹ ein und wende mich konkreter der ›Software‹ zu.
Hallo Lisa,
ich hatte auch das Problem schwarzweiß Fotos zu digitalisieren und habe mir dafür einen Epson Perfection Scanner gekauft. Das war aber ganz schön mühselig und die Bilder aus dem Fotoalbum richtig einzuscannen ging fast gar nicht. Da ich noch die Negativrollen von den Bildern hatte, habe ich mich entschlossen diese Scannen zu lassen. Das Ergebnis hat mich dann ganz schön überrascht, die JPG Bilder sahen besser aus wie die Scans von meinen Papierbildern und auch besser wie die Originalbilder, also richtig gut, wie neu. Jedes Bild hat mich zwar 29 Cent gekostet, aber das war mir die Sache wert (ich hatte Diafab in Dresden damit beauftragt). Ich hoffe, dass Dir dieser Tip noch helfen wird. Du kannst ja, vorher noch einen kostenlosen Test von 3 Negativen machen lassen und mit Deinen Ergebnissen vergleichen, das geht übrigens rasend schnell, ich hatte das Ergebnis innerhalb von 12 Stunden durch einen unkomplizierten Download auf meinem Computer.