Der 5-in-1 Faltreflektor: Der wichtige Aufheller in der Fotografie
Eine meiner ersten Anschaffungen seinerzeit, als es um den Aufbau einer Fotoausrüstung ging, war ein sogenannter 5 in 1 Reflektor. Dies ist ein Faltreflektor. Tatsächlich möchte ich einen solchen Klappreflektor als eines der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände für die Fotoausrüstung bezeichnen. Wie ich den Reflektor sowohl als Aufheller als auch als Diffusor anwende, lesen Sie hier.
In diesem Artikel lesen Sie meine Ratschläge, wofür ein Reflektor im Allgemeinen eingesetzt werden kann und für welche Einsatzgebiete die verschiedenen Oberflächen im Detail nützlich sind. Hierzu gibt es auch einige Bildbeispiele. Ferner gehe ich auf die Handhabung (Zusammenfalten und Aufstellen) ein und ich widme mich zusätzlich noch der Verwendung des Aufhellers in Kombination mit einem Blitzlicht.
Ich fotografiere viel mit Kunstlicht: Ich entfessele Blitzgeräte und blitze durch Softboxen oder Blitzschirme hindurch. Gerne nutze ich in Innenräumen auch die (weißen) Wände oder Decken als Reflektionsflächen, um ein schönes, ausgeglichenes und weiches Licht zu erzeugen. Doch vielerorts ist bereits das bestehende Licht ausreichend genug, um das Motiv genügend beleuchten zu können. Ein Blitzgerät ist oft gar nicht zwingend nötig. Allein: oftmals muss es noch auf das Motiv gelenkt werden. Dieses Umlenken bzw. Konzentrieren ist sehr wirkungsvoll mit einem sehr günstigen (ca. 15 €) Zubehörteil möglich: Mit einem Faltreflektor.
In diesem Artikel gehe ich zunächst auf die Anwendung eines solchen „Pop-Up-Reflektors“ bei natürlichen Umgebungslicht ein. Weiter unten erkläre ich auch, wie sich ein solcher ebenso hervorragend mit Kunst- bzw. Blitzlicht kombinieren lässt.
Mein Faltreflektor
Ein solcher einfacher 5-in-1-Klappreflektor kostet wenig Geld und ist für die Praxis sehr nützlich: Das Innenteil bildet einen transparenten Diffusor, der eine Alternative zu einer Softbox darstellt. Darüber kann man auch eine Hülle spannen. Diese besitzt mehrere Oberflächen: Gold, Silber, Weiß sowie Schwarz. Zusammen mit dem Innenteil hat man somit 5 unterschiedliche Einsatzzwecke in einem Produkt. Ich werde in diesem Artikel noch auf die jeweiligen Einsatzzwecke der verschiedenen Oberflächen des Faltreflektors genauer eingehen. Mein „Pop-Up“ Reflektor besitzt, aufgeklappt, einen Durchmesser von ca. 110 cm. Ich empfehle auch dieses größere Maß. Zusammengefaltet steckt man diesen Falt-Aufheller in die dazugehörige Tasche.
Diese hat nunmehr einen Durchmesser von ca. 40 cm und lässt sich somit prima verstauen bzw. transportieren:
Ich arbeite seit Jahren mit einem ganz günstigen Modell, gelabelt mit „Meymoon“. Wenn man ein solches Produkt nicht jeden Tag nutzt, kann es durch aus auch ein 15 € günstiger Aufheller sein. Es muss kein teures Profi-Modell sein. Allein: bei meinem musste ich schon eine Naht der Tasche erneuern. Auch hakt mittlerweile der Reißverschluss der Hülle etwas.
Apropos Reißverschluss: Es empfiehlt sich, beim Zuziehen von diesem, während man die Silber- / bzw. Goldhülle dieses Reflektors über den Innenteil gestülpt hat, diesen Innenteil (den Diffusor) leicht nach unten zu drücken, während man den Reißverschluss zuzieht. Ansonsten riskiert man nämlich eine zu hohe mechanische Beanspruchung auf den äußeren, stoffumspannten Ring des Innenteils durch den Reißverschluss (Ritschratsch).
Zwei Vergleiche mit und ohne Reflektor
Nun möchte ich doch einmal demonstrieren, welchen Lichtunterschied man bereits mit einem simplen Reflektor erreichen kann, wenn man ihn richtig anwendet.
Schauen Sie sich einmal diese beiden Fotos an:
Zur Aufnahmesituation: Links und rechts hinter dem Modell befanden sich je ein Fenster. Daher rührt auch das Streiflicht, welches besonders auf dem linken Foto ohne Reflektor gut deutlich ist. So ein Streiflicht ist recht gut geeignet für ein solches Portrait, speziell auch als Zangenlicht-Variante, wie hier.
Für wenig Geld bekommt man bereits ein sehr brauchbares Faltreflektor-Set mit dem Umfang von 110 cm. Den Innenteil (ein Diffusor) nutze ich bevorzugt als kompakte Alternative zu einer Softbox.
Allein: Da das Licht nur von hinten kommt, ist das Gesicht zu dunkel! Das Licht, welches auf das Gesicht fällt, kommt von einer weißen Wand (an sich bereits ein Aufheller) gegenüber der Fenster und ist durch deren Entfernung und Oberfläche zu schwach. Es muss ein künstlicher Aufheller her und ein solcher ist mit dem 5-in-1-Reflektor schnell zur Hand.
Ich stellte den Faltreflektor also vor das Modell (bzw. neben die Kamera) und wählte die silberne Oberfläche, da hierdurch eine maximal helle Reflektion möglich ist. Der Unterschied ist frappant! Es wurde hier kein Blitzlicht verwendet! Allein durch das Umlenken des Fensterlichtes auf das Motiv mittels der Silberfolie meines Reflektors konnte ich ganz simpel ein gutes Licht für mein Porträt erschaffen. Durch das Zangenlicht von Hinten ist das Foto noch ein Stückchen raffinierter. Für so etwas installiert man im Fotostudio ganze drei Blitzgeräte. Es kann aber (bei bestimmten Räumlichkeiten) auch viel einfacher gehen, wie man sieht. Idealerweise hängt man an die Wand hinter dem Modell noch ein schwarzes Tuch, damit sich jenes besser vom Hintergrund ablöst. Das ist doch schon ein sehr schönes Licht für ein Portrait – lediglich durch zwei Fenster im Hintergrund links und rechts sowie den Aufheller mit der silbernen Fläche hin zur portraitierten Person. Man muss nicht immer blitzen, es kann auch viel einfacher gehen.
Natürlich musste ich hier allerdings recht lang belichten, und zwar vom Stativ: Eine ganze 1/8 Sekunde (bei Blende 5.6 und 200 ISO) musste es in dem dunklen Zimmer schon sein.
Den Aufheller bei Gegenlicht benutzen
Diesen Punkt möchte ich gleich an dieser Stelle etwas weiter oben platzieren: Ein Aufheller, wie ein solcher Klappreflektor, ist ideal dazu geeignet, Personen im Gegenlicht dezent aufzuhellen, ohne dass es künstlich aussieht. Was ist bei solchen Gegenlicht-Fotos so kritisch? Der sogenannte Kontrastumfang bei diesen Kulissen ist enorm hoch: Es gibt gleißendes Licht (das Gegenlicht) und tiefe Schatten (das Gesicht einer Person). Beides soll aber gleichmäßig hell fotografiert werden. Das geht naturbedingt nicht, denn die Kamera besitzt ein wichtiges Bauteil nicht, welches der Mensch sein Eigen nennt: ein Gehirn, welches beide Extreme gleichberechtigt hell automatisch wieder zu einem Bild zusammen setzt (ohne dass wir uns darüber vielleicht bewusst sind).
Also muss der sehr dunkle Teil einer solchen Fotografie künstlich aufgehellt werden – und dies erledigt man entweder mit einem Blitzgerät oder, viel einfacher, mit einem Reflektor.
Hierbei hält man den Aufheller einfach aus Richtung der Kamera gegen das Licht und somit wird jenes direkt (zurück) in das (schattige) Gesicht der Person reflektiert. Sofort ist eine deutliche Aufhellung sichtbar! Hierbei benötigt man auch nicht zwingend einen Assistenten, der den Aufheller hält: Bei geringen Abständen zur Person kann man auch einen kleineren Reflektor selbst in der einen Hand halten, während man mit der anderen Hand die Kamera bedient.
(Je geringer der Abstand zur portraitierten Person, desto kleiner braucht der Aufheller sein, da dessen [kleine] Fläche dann in Relation zum Motiv immer noch eine gewisse Größe besitzt, um jenes nicht zu hart auszuleuchten.)
Moderne und qualitativ hochwertige Digitalkameras würden den besagten hohen Kontrastumfang evtl. auch so schaffen: Man belichtet auf das Gesicht der Person, also ausreichend lang. Der Hintergrund ist dann völlig überbelichtet, er lässt sich später in der RAW-Entwicklung mittels einer guten Bildbearbeitung jedoch wieder „hervor zaubern“. Dies hat jedoch zur Folge, dass teils auch Bildelemente der Person verändert werden. Viel einfacher, unkomplizierter und vor allem sicherer geht dies, wenn man bereits während der Aufnahme (mittels dem Reflektor) das Licht setzt.
Welche Seite des Reflektors wird zum Aufhellen benötigt?
Mein 5-in1-Reflektor besitzt ja nun mehrere, wechselbare Oberflächen. Je nach Anwendung wählt man die für sich günstigste Oberfläche aus. Grob sagen kann man folgendes:
Ich würde daher immer die weiße Oberfläche benutzen, da hiermit das harte Gegenlicht in seinem (harten) Charakter nicht einfach gespiegelt wird, sondern zu einer sehr weichen Lichtquelle umgewandelt wird. Gerade bei Porträts ist dies oftmals nicht unwichtig.
Nur, wenn einem das Aufhellicht zu schwach ist oder bereits einen weichen Charakter besitzt (bewölkter Himmel oder Softbox), was bei Sonnen-Gegenlicht natürlich nicht der Fall ist, sollte man die silberne Fläche nutzen, da diese das Licht um eine ganze Blende stärker reflektiert als die weiße Oberfläche. Man kann dann freilich auch die goldene Fläche des Faltreflektors nutzen, doch Sonnen-Gegenlicht selbst wird bereits einen recht hohen Rotanteil besitzen, sodass jener nicht noch extra (durch die goldene Oberfläche) betont werden muss / sollte. Sonst sehen die Leute dann aus wie vom Feuer geküsst.
Ein weiteres Beispiel für den Einsatz des Silberreflektors
Hier kommt ein weiteres Beispielfoto. Ich war bei einem Studentenfilms vor Ort. Hier ist das Budget natürlich arg begrenzt und man kann einfach keine großen Studioscheinwerfer mit Generatoren installieren. Doch bereits mit einem simplen Reflektor lässt sich bereits wirkungsvoll in die Lichtgestaltung eingreifen bzw. lässt sich eine solche erst realisieren.
Schauen Sie selbst:
Deutlich ist zu sehen, wie die Person am Tisch nun viel klarer ausgeleuchtet wird. Auch der Tisch ist plötzlich viel heller, ohne dass es künstlich aussieht. Was ist hier konkret passiert?
Die Aufnahme fand bei bewölktem Himmel im Garten statt (per se weiches Licht).
Das Licht kommt nur von Oben, vom Himmel. Man sieht dies etwas auf dem linken Bild im Schattenwurf der Trachtenjacke des Schauspielers. Nun meine Idee: Ich nehme einfach etwas Licht vom Himmel und lenke jenes mit dem Silber-Reflektor frontal auf die Person. Konkret nehme ich jenes Licht, welches nun nicht mehr auf den Stuhl fallen wird (dunkler Schatten an dieser Stelle unter dem Reflektor auf dem rechten Foto) und lenke es um hin zur Person. Ich kann ja mit dem Reflektor kein künstliches Licht erzeugen, sondern es nur von einer Stelle „nehmen“ und es sozusagen an eine andere Stelle „hinbringen“. Das Ergebnis: Ähnlich wie ein leichter Aufhellblitz sorgt das umgelenkte Licht vom Himmel für eine deutliche, jedoch nicht künstlich wirkende, Aufhellung von Vorne. Die Person ist dezent vom (leicht dunkleren) Hintergrund gelöst. Man sollte zur richtigen Anwendung des Faltreflektors zunächst also immer Überlegen, wie sich Licht verhält und wie mit einem Reflektor richtig eingegriffen werden kann.
[Musste das Bild vorerst leider wegen Copyright-Fragen entfernen.]
Bei dieser Reproduktion eines Gemäldes war mir der Aufheller sehr hilfreich. Inwiefern? Nun, das Licht kam von oben: An der Decke des Raumes befanden sich Neonröhren, die jedoch hoch zu Decke leuchteten und somit ein schönes, diffuses Licht bereit stellten. Allein: Die Lichtstärke dieses Lichtes nahm natürlich zum Boden hin ab. Folglich legte ich meinen Reflektor etwas angewinkelt auf den Fußboden (also unter das Gemälde) und konnte so ganz einfach den größten Teil des Lichtabfalls kompensieren. Leider hatte ich vor Ort nur einen Reflektor mit weißer Oberfläche. Sinnvoll wäre hier aber die silberne Oberfläche gewesen. Denn diese reflektiert auffallend mehr Licht zurück zum Motiv als die weiße. Da das Raumlicht bereits einen diffusen Charakter besaß, hätte ich diesen Lichtcharakter durch die Silberfolie einfach nur „kopiert“ und von unten zurück nach oben geschickt. Wäre das Raumlicht jedoch von hartem Charakter (Spots), wäre die weiße Oberfläche sicher die bessere Wahl gewesen, denn sie streut ja das Licht bzw. macht es „weicher“.
Die verschiedenen Oberflächen
Wie bereits oben erklärt, kann man den Faltreflektor mit insgesamt 5 Oberflächen benutzen. Hier möchte ich nun versuchen, kurz zu erklären, für welche Einsätze welche Oberfläche sinnvoll ist.
Hier sehen Sie die verschiedenen Oberflächen noch einmal im Detail.
Vergleich der Oberflächen anhand einer Stillleben-Fotografie
Ich hatte jüngst ein Stillleben fotografiert. Hierzu war ich in einer kleinen Fahrradwerkstatt, die einige Produktaufnahmen für Werbung benötigt. Die Werkstatt hat eine Werkbank und direkt darüber befindet sich ein großes Fenster:
Hier sehen Sie den Aufbau. Diesmal wollte ich das reine Fensterlicht zum Fotografieren nutzen. Denn jenes ist sehr weich, da hier nur diffuses Licht hinein kommt. Weiterhin ist die Fenstergröße natürlich ausreichend groß für das Stillleben aus Schrauben. Allein: Ich wollte die Seite, die nicht dem Fenster zugewandt ist mit dem Reflektor aufhellen!
Hier sehen Sie einmal die Unterschiede bei den verschiedenen Oberflächen:
Diese Vergleichsübersicht können Sie per Klick ggf. noch etwas vergrößern.
Nach dem Vergleich weiß ich bei solchen Motiven:
- Ist die Lichtquelle diffus (Nordlichtfenster), nehme ich die silberne Fläche des Reflektors: Sie spiegelt die diffuse Lichtquelle einfach wider und alles ist schön ausgeleuchtet.
- Ist die Lichtquelle hart (praller Sonnenschein), nehme ich die weiße Fläche: Sie verwandelt das harte bzw. punktuelle Licht in ein diffuses.
- Die goldene Fläche nutze ich eigentlich nicht mehr. Eine warme Lichtfarbe kann man später auch via Bildbearbeitung erzeugen.
Dieses Foto funktioniert natürlich auch ohne Aufheller. Doch gerade in der Werbung ist es oft vorteilhaft, wenn bei Produktfotografien auf tiefe Schatten verzichtet wird: Durch den Reflektor leuchtet das Foto einfach mehr. Es wirkt lebendiger, wenn nicht zu viele „schwere“ Kontraste innerhalb der vielen Elemente vorhanden sind. Achten Sie auch auf den Schatten unten bei der Schale.
Der Unterschied zwischen dem silbernen und weißen Aufheller ist kaum vorhanden. Aber nur hier, weil die Lichtquelle eh schon voluminös bzw. diffus war. Der Silberreflektor hat sie genau so widergespiegelt. Wäre die Lichtquelle härter, hätte es zwischen dem silbernen Aufhelle und dem weißen einen deutlichen Unterschied in der Wirkung gegeben.
Ich nahm dann für die tatsächliche Aufnahme die weiße Oberfläche. Die goldene brachte mir zuviel gelbes Licht hinein. Diese Oberfläche ist hier im Vergleich m. E. nach nicht geeignet. Sie eignet sich tatsächlich mehr für die Personenfotografie.
Apropos härtere Lichtquelle: Hätte hier bei dieser Aufnahmesituation die Sonne direkt in den Raum durch das Fenster geschienen, dann hätte man sich mit dem transparenten Innenteil eines zweiten 5-in-1-Reflektors behelfen können, indem man diesen einfach in das Fenster stellt. Jeder sollte mindestens eins von diesen Teilen haben!
Nun soll noch einmal konkret auf die verschiedenen Oberflächen zu sprechen gekommen werden:
Der Diffusor
Entfernt man die Hülle des 5-in-1-Reflektors, hält man keinen Reflektor mehr in den Händen, sondern einen Diffusor. Dieser Diffusor besteht aus weißem, lichtdurchlässigen Stoff, welcher Licht stark streut und ferner in der Lage ist, eine kleine Lichtquelle (z. B. ein Blitzlicht) bis zur eigenen Größe zu vergrößern, was das Licht einer punktuellen Lichtquelle (Blitzlicht oder hartes Sonnenlicht) wesentlich weicher macht, insbesondere, wenn der Diffusor nahe dem Motiv installiert ist. Ich hatte bei dem Filmdreh einmal einige Aufnahmen mit dem Smartphone gemacht:
Hier installierte ich eine starke „Filmlampe“ hinter den ca. 110 cm großen Diffusor. Im Foto sehen Sie davon oben ein Bild und unten sehen Sie das Ergebnis.
Es ist deutlich, wie dadurch das harte Licht der Leuchte auffallend weicher gemacht werden konnte. Dies funktioniert genau so gut mit einem Blitzgerät:
Bei diesem Portrait klemmte ich den runden Diffusor einfach in den Türrahmen links, den man gerade so nicht mehr auf dem Foto sieht. Dahinter installierte ich einfach ein entfesseltes Blitzgerät. Das Ergebnis dieses ganz simplen Lichtaufbaus überzeugt: Das harte Blitzlicht wurde nur durch einen simplen Diffusor wesentlich weicher gemacht. Eine solche Ausrüstung kann man zudem leicht im Rucksack transportieren.
Der Diffusor bei Sonnenlicht
Schauen Sie sich einmal die Website eines der Martkführer California Sunbounce an. Dort sehen Sie diverse Beispielfotos, auf denen zumeist junge Damen bei praller Sonne fotografiert werden. Gleichzeitig tummeln sich diverse Männer herum, die eben solche Diffusoren über die Modelle halten. Warum tun die das? Das reine Sonnelicht bei unbewölktem Himmel bildet eine sogenannte Punktuelle Lichtquelle, ähnlich wie ein „nacktes“ Blitzgerät. Das Licht einer solchen Lichtquelle ist äußerst hart: Eine damit etwas schräg angeleuchtete Person kneift nicht nur die Augen zusammen, sondern ist übersät von einer Vielzahl an winzigen schwarzen Schlagschatten: Ein Foto bei einem solchen Licht wirkt sehr unruhig. Zudem sorgt eine punktuelle Lichtquelle nicht selten für unschöne Spiegelungen ihrer selbst (z. B. auf der Stirn bei einem Portrait).
Hält man jedoch einen Diffusor zwischen einer solchen Lichtquelle und dem Motiv, vergrößert man die Lichtquelle immens und streut das Licht zudem. Daher schrieb ich ganz oben bereits, dass ich mindestens einen 110 cm großen 5-in-1-Reflektor empfehle. Mit einem simplen Diffusor schafft man es also ganz einfach, mit der richtigen Anwendung das harte Sonnenlicht wesentlich weicher zu gestalten.
Die Silber- und Goldfolie
Nun stülpe ich wieder die Hülle über den Innenteil des Reflektors und zwar so herum, dass entweder die Silberfolie oder die Goldfolie nach Außen zeigt. Der Unterschied zwischen beiden Oberflächen besteht lediglich in der leicht unterschiedlichen Farbe: Möchte man das anvisierte Motiv etwas wärmer abbilden als es das Umgebungslicht ist, kann man die goldene Oberfläche nehmen. Möchte man jedoch das Licht einheitlich bzw. neutral halten, nimmt man die silberne Oberfläche. Ansonsten ist die Lichtcharakteristik beider Oberflächen des Reflektors gleich.
Hier ein weiterer Schnappschuss des Wohnzimmers, in welchem ich bei einem Filmdreh zugegen war. Nun hatte ich die Filmleuchte direkt gegen den Goldreflektor gerichtet. Simuliert werden sollte ein warmes Spät-nachmittagslicht, welches im Winter durch die Fenster scheint, wenn bei freiem Himmel die Sonne untergeht.
Vergleichen Sie dieses Foto mit jenem etwas weiter oben, bei dem ich den Diffusor nutzte: Charakteristisch ist bei dem Gold- bzw. Silberreflektor, dass das reflektierte Licht weniger gestreut ist bzw. dass es gerichteter eingesetzt werden kann. Dadurch erscheint das an der Folie reflektierte Licht in Innenräumen auch etwas härter als bei dem Diffusor: Bei letzterem wird mehr Licht gestreut, welches an die umliegende Wände gelangt und diese sozusagen als „Hilfsreflektoren“ verwenden kann. Das Ergebnis: das Licht durch den Diffusor ist weicher, aber primär nur in Innenräumen: Draußen, im Freien ist der Grad der Härte des Lichtes bei beiden ungefähr gleich*, denn schließlich ist die Leuchtfläche gleich und die Größe der Leuchtfläche ist ja allein für die Weichheit des Lichtes entscheidend – Darum sind übrigens auch diese vielerorts gern genutzten Aufsteck-Diffusor für Blitzgeräte völlig überflüssig.
*Bei dem Siber- bzw. Goldreflektor ist das Licht dennoch härter, da sich in ihnen die punktuelle Lichtquelle noch spiegelt und somit nur zu einem Teil vergrößert wird (sondern ein helleres Zentrum entsteht).
Die Lichtstreuung bzw. der größere Austrittswinkel des Lichtes beim Diffusor (Innenteil) ist sehr gut an der Wand hinter dem Sofa erkennbar: Beim Goldreflektor ist sie nicht gleichmäßig ausgeleuchtet, beim Diffusor (Beispielbild weiter oben) sehr wohl.
Wie gesagt: Der Unteschied zwischen dem Goldreflektor und dem Silberreflektor besteht lediglich in der Lichtfarbe. Die Charakteristik ist bei beiden gleich.
Auf diesem Foto kam die silberne Seite des Faltreflektors zum Aufhellen zur Anwendung. Die silberne Oberfläche gibt ungefähr die selbe Lichtqualität der „Master-Leuchte“ wieder (ob hart oder weich): Von links wurde ein Heft durch einen Blitzschirm weich beleuchtet. Damit jenes rechts keine zu deutlichen Schatten verursacht, wurde die Lichtquelle einfach zu einen gewissen Teil gespiegelt. Dies ersetzte einen zweiten Blitzschirm, ein zweites Blitzgerät, einen zweiten Funkempfänger. So einfach kann’s sein.
Der in der Praxis wichtigste Einsatzzweck des Silberreflektors
Am häufigsten setzt man den silbernen Aufheller wahrscheinlich ein, wenn ein diffuses Licht von oben kommt. Bei dem obigen Foto mit dem Tisch ist dies ebenfalls der Fall gewesen. Personen, die bei diffusem Licht fotografiert werden, welches primär von Oben kommt (bewölkter Himmel oder hoch angesetzte Softbox im Studio) sind grundsätzlich schon einmal sehr gut ausgeleuchtet: Es gibt keine harten Schlagschatten, die Haut wird durch das weiche Licht gut wiedergegeben. Allein unter dem Kinn, also am Hals sowie in den Augenhöhlen bilden sich ungünstige Schatten. Denn das Licht von Oben kann dort nicht ausreichend hinfallen. Hier nimmt man nun einfach den Silberreflektor und spiegelt das weiche Licht in genau diese Regionen, indem man den Aufheller einfach unterhalb der Person platziert. Mit dem Abstand und dem Winkel lässt sich die Intensität des Aufhelllichtes variieren.
Hier steht der Silberreflektor gegenüber einem Blitzschirm. Wozu der Reflektor? Das Blitzlicht kommt hier nur von einer Seite. Der Reflektor hellt die Schatten auf!
Das Bild wurde mit einer analogen Kamera gemacht. Durch den Silberreflektor gelang es, dass die Schatten nicht allzu sehr „absoffen“, da ja das Licht hauptsächlich nur von rechts kam.
Trennung des Motivs vom Hintergrund
Ein Vorteil eines farbigen Reflektors ist, dass man damit Personen oder Gegenstände farblich leicht etwas von der Umgebung separieren kann. Schauen Sie sich einmal dieses Foto von Jimmy Nelson an. Auf einem der unteren Bilder ist zu erkennen, wie jemand einen Goldreflektor in Richtung der abgebildeten Personen hält. Ein Teil des Lichtes der großen Softboxen schien auf diesen Reflektor, welcher dieses zurück zu den beiden Damen warf – jedoch nun mit einer dezenten Gold-Einfärbung. Hierdurch erfolgt eine leichte, visuelle Trennung vom (kühleren) Hintergrund.
Und hier noch ein Foto mit Blitzlicht und Goldfolie. Wenn man bei der Aufnahme den Hintergrund (mittels der Kamera-Belichtungszeit) etwas heller gestaltet, kann man mit dem Goldreflektor prima eine untergehende Sonne simulieren. Normalerweise nutze ich jedoch bei solch punktuellen Lichtquellen eine andere Oberfläche meines Faltreflektors:
Die weiße Reflexionsfläche
Die weiße Oberfläche des 5-in-1-Reflektors ist die mir am allerwichtigsten. Ich wende sie am häufigsten an, insbesondere bei Blitzlicht. Kommen wir zunächst wieder zur „harten“, direkten Sonne zurück: Dadurch nämlich, dass diese sich in der weißen Oberfläche nicht direkt spiegeln kann, wird dieses punktuelle Licht so umgeformt, als hätte man eine große, selbstleuchtende Softbox zur Verfügung, die ein „voluminöses“, gleichmäßiges und gestreutes Licht abgibt.
- Ist die Lichtquelle per se weich (bewölkter Himmel), benutze ich die Silberfolie / Goldfolie.
- Ist die Lichtquelle aber punktuell (direktes Sonnenlicht), benutze ich die weiße Oberfläche.
Hier sehen Sie, wie ich zur Ausleuchtung der Sofaecke die (punktuelle) Filmlampe auf die weiße Fläche des Reflektors gerichtet habe.
Ich erreiche dadurch eine maximale Streuung des Lichtes im gesamten Raum und somit ein sehr weiches Licht. Dieses Licht ist ähnlich dem, bei welchem direkt durch den Innenteil des Reflektors (dem Diffusor) hindurch geleuchtet wurde.
Ich persönliche blitze gerne gegen diese weiße Fläche, wenn es keine weißen Wände in der Nähe gibt, die diese ersetzen können. Auch draußen verwende ich beim Blitzen die weiße Fläche im Gegensatz zur Silbernen, da sich hier weniger die Lichtquelle im Zentrum des Reflektors spiegelt und somit das reflektierte Licht einer solchen (harten) Lichtquelle weicher gemacht werden kann (dies gilt freilich auch für die freistehende bzw. direkte Sonne).
Ein anderes Beispiel
Es besteht weiterhin Sonnenwetter und wir möchten draußen eine Person fotografieren. Diese steht im Schatten unter einem Baum. Welche Oberfläche des Faltreflektors soll zur Anwendung kommen? Würden wir die silberne Reflexionsfläche benutzen, um das Sonnenlicht unter diesen Baum reflektieren, käme dies in etwa einen Spiegel gleich und der punktuelle (harte) Charakter des Lichtes bliebe zu einem großen Teil weiterhin bestehen. Also nehme ich die weiße Oberfläche meines 5-in-1-Reflektors und habe damit praktisch eine Softbox in der Hand, welche für ein weicheres Licht sorgen wird als der Silberreflektor. Selbstverständlich kann man damit Personen auch prima im (harten) Gegenlicht aufhellen.
Gekonnte Lichtführung bei Porträts. In diesem Buch wird ein wesentlicher aber leider zu oft vernachlässigter Bestandteil der Porträtfotografie behandelt: Das Licht. Doch mit der Art des Lichts verändert man den Charakter einer porträtierten Person radikal: von Schlafzimmermime bis dämonisch.
Der weiße Reflektor im Fotostudio
Insbesondere bei der Verwendung im Fotostudio, also bei Kunstlicht, ist der einfache, weiße Reflektor bei mir oft zur Hand. Ein ganz einfaches Lichtset: Das Motiv soll ein Halbportrait sein – ein junges Fräulein sitzt auf einem Stuhl vor der Kamera. Hinter dem Modell befindet sich ein großer, nicht zu heller und geschwungener Vorhang. Auf die eine Seite stelle ich etwas schräg meinen Blitzschirm auf einem Stativ und dahinter einen starken Blitz, zum Beispiel meinen Yongnuo YN560. Dies stellt das sogenannte „Führungslicht“ dar und bildet, durch den Schirm, ein noch ausreichend weiches Licht für das Portrait.
Allein: das Mädchen ist nun lediglich von einer Seite beleuchtet. Bei größeren Räumen kann es durchaus vorkommen, dass die andere Gesichtshälfte völlig in Dunkelheit versinkt. Hier kommt der Aufheller zum Zug: Diesen stelle ich genau auf der anderen Seite hin. Er fängt das Licht des Blitzschirmes auf und reflektiert es wieder zurück zum Motiv. Das Ergebnis: Die Lichtführung bleibt erhalten, denn das direkte, von der „Softbox“ kommende Licht wird immer heller sein als dessen (zurück-) reflektiertes. Dieser Helligkeitsunterschied ist aber bei Portraits nur gewollt, um z. B. ein Gesicht erst „modellieren“ zu können. Durch den gegenüber aufgestellten weißen Reflektor spart man sich einfach eine weitere, schwächere Softbox.
Mit solch einfachen Mitteln lässt sich bereits ein gutes Portrait abbilden. Durch die Streuung des Blitzschirmes wird gleichzeitig auch der Hintergrund genügend ausgeleuchtet. Zum tunen könnte man noch mittels einem zweiten Blitz ein hartes Streiflicht für die Haare und eine Gesichtshälfte einsetzen.
Ein Beispielbild mit Reflektor + Blitz
Bei dem folgenden Beispielfoto verwendete ich zwei einfache Dinge: einen auf der Kamera aufgesteckten Blitz sowie einen Reflektor mit der weißen, matten Oberfläche. Ein entfesseln des Blitzgerätes war für das Portrait selbst überhaupt nicht nötig:
Nur für den Hintergrund verwendete ich irgendeinen einfachen Blitz, den ich mit einer simplen Servozelle entfesselt synchron auslösen konnte und welchen ich einfach auf den Boden legte, damit er die weiße Wand ausreichend hell mit einem ganz leichten Verlauf ausleuchten konnte.
Ich stellte also einfach den Reflektor auf einen Stuhl linkerhand und richtete den Blitzkopf des Aufsteckblitzes nicht zum Modell sondern schräg hin zum weißen Faltreflektor. Dann löste ich einfach aus. Das Ergebnis: Ein voluminöses, weiches Licht, welches von links kommt. Einfacher bzw. mit weniger Aufwand lässt sich ein solch hübsches Portrait wohl nicht erzeugen. Das Bild hatte ich auf die Schnelle einfach in meinem Wohnzimmer aufgenommen. Es kann ganz einfach sein!
Die schwarze Oberfläche
Die wohl am seltensten benutzte Oberfläche des Reflektors ist die schwarze. Genau genommen handelt es sich dann überhaupt nicht mehr um einen Reflektor, sondern um das Gegenteil: einen Abschatter. Sehen Sie sich einmal dieses Lichtset an, mittels welchem ich in einem anderen Artikel demonstriert habe, wie man ganz einfach Porträts mit nur einem Blitzlicht anfertigen kann:
Das funktioniert ganz einfach: Das Blitzlicht wird links gegen die Wand / Tür geschickt und von dieser Fläche seitlich zu einer sich vor dem schwarzen Tuch befindlichen Person reflektiert. So erhält man ein schönes, seitliches und weiches Licht, ideal für ein Portrait (im Prinzip genau wie beim vorigen Punkt). Befindet man sich hierbei jedoch in einem sehr kleinen, weiß gestrichenen Raum, könnte es passieren, dass das Portrait zu sehr von der gegenüberliegenden Seite aufgehellt wird (durch herumhüpfendes Licht). Genau dieses Licht muss dann einseitig abgeschattet werden: Man nimmt dann die schwarze Fläche des 5-in-1-Rflektors und schirmt dann die porträtierte Person sozusagen vom nicht erwünschten Licht ab.
Bei diesem Portrait hat mir die schwarze Seite des Faltreflektors gefehlt! Das Licht kam von links. Gegenüber ist aber eine weiße Wand und diese hellt die eine Seite des Portraits zu sehr auf. Es fehlt einfach etwas mehr Schatten, es fehlt an Charakter. Ich hatte hier leider niemanden, der rechts gerade so nicht mehr im Bild steht, um die schwarze Seite des Klappreflektors zu halten, damit das Licht hier an dieser Stelle mehr gedämpft oder eher „abgebremst“ wird.
Früher nannte man dies salopp „Abnegern“. Ich selbst bin bei solchen Begriffen schwer zu erzürnen bzw. nehm’s mit Humor. Dieser ist mir aber doch etwas zuwider, so dass ich lieber beim „Abschatten“ bleibe. Die Funktion des Abschattens musste der Reflektor in meiner Praxis jedoch nahezu nie übernehmen.
Die Zebra-Fläche
Eine sechste Oberfläche, welche einige im Handel erhältlichen Aufheller besitzen, steht bei meinem nicht zur Verfügung: das sogenannte Zebra. Hier bei handelt es sich um einen fein gestreiften Reflektor, welcher zum einen aus Silber- als auch aus Goldanteilen besteht – ein Mix aus beiden also. Das Ergebnis ist ein etwas kühlerer Ton als beim reinen Goldreflektor, welcher aber wiederum noch wärmer ist als das Licht, welches vom Silberreflektor zurück gegeben wird. Doch wie gesagt: Mein Aufheller-Set beinhaltet eine solche Zebra-Oberfläche nicht und dementsprechend habe ich damit noch keine Erfahrungen machen können bzw. hatte das „Zebra“ nie angewandt.
Handhabung des Reflektors und ein Nachteil dabei
Die Handhabung eines solchen besprochenen und recht großen Faltreflektors besitzt leider einen Nachteil: Man benötigt Jemanden, der den Reflektor hält bzw. ausrichtet. Ich glaube, daher gibt es überhaupt den Job des Fotoassistenten. Auf einen solchen Assistenten kann man nur mit einem größeren Stativ verzichten:
Ich besitze mehrere der günstigen Lampenstative. Auf diese lässt sich freilich auch mein 5 in 1 Reflektor installieren, besitzt dieser doch bereits eine praktische Lasche zum Aufhängen. Das Blöde an der Sache: Er neigt dazu, sich ständig wegzudrehen.
Daher muss man ihn unten noch zusätzlich fixieren:
Ich hatte daher je ein Loch in das Gestänge der Stative gebohrt, durch welches ich eine Schraube schieben konnte, um den Reflektor somit mit einer größeren Unterlegscheibe und einer Rändelmutter einigermaßen fest zu fixieren. Das funktioniert recht gut und man kann die gesamte Kontruktion so genau dem einfallenden Licht gemäß ausrichten.
Weiterhin darf nicht verschwiegen werden, dass die Sache mit dem Stativ nicht Draußen bei stärkerem Wind funktioniert! Der Reflektor wirkt wie ein Segel und so wird die Konstruktion leicht umfallen, wenn ein stärkerer Windstoß daher kommt. Dem kann mit einem Säckchen voller Steine am Fuß des Stativs für Abhilfe gesorgt werden. Einen echten Fotoassistenten ersetzt dies freilich nicht.
Lichtverlust beim Blitzen
Dieser Punkt wird sicherlich nur diejenigen interessieren, bei denen der Reflektor (so wie bei mir) gerne in Kombination mit einem Blitzgerät (dessen Leistung ja Grenzen hat) zur Anwendung kommt. Egal, ob man die Reflexionsflächen hierfür nutzt oder den Innenteil als großen Diffusor nutzt: Immer geht, physikalisch bedingt, ein gewisser Lichtverlust einher. Diesen Lichtverlust hatte ich je nachgemessen und so sehen meine Messergebnisse aus:
- Beim Blitzen durch den Diffusor verliert man ca. 1 1/2 Blenden an Licht gegenüber einem „nackten“ Blitz.
- Blitzt man gegen die weiße Fläche, ist das zurück reflektierte Licht ca. 2 1/2 Blenden schwächer, als würde man den Blitz direkt auf das Motiv richten (aber dafür natürlich wesentlich weicher).
- Der Silberreflektor schluckt auch 1 1/2 Blenden Licht.
- Und beim Goldreflektor verliert man 2 Blenden Lichtleistung, wenn man zunächst gegen ihn anstatt direkt blitzt.
Diese Werte gelten natürlich auch für das Licht der freistehenden Sonne. Wenn Ihnen das Blendenmodell zur Beurteilung von Lichtverlusten nichts sagt, können Sie zum Verständnis diesen Artikel auf meinem Blitzblog lesen.
Ein Tipp für mobiles Blitzen: Nimm einen Reflektor zur Hand
Zum Schluss noch ein Tipp für diejenigen, die mit der Kamera sowie einem Aufsteckblitz mobil sein wollen. Ich habe diese Technik bereits erfolgreich bei der Hochzeitsfotografie angewendet: Es ging darum, von allen Gästen auf der Hochzeit ein Porträt anzufertigen. Das musste schnell gehen und es bedurfte hierzu ein einheitliches aber weiches Licht. Wie oben bereits kurz angesprochen, ist hierzu das Verwenden von einem dieser Aufsteck-Diffusoren auf dem Blitz völlig unsinnig, denn dadurch wird das Licht nicht weicher, da keine Reflexionswände vorhanden sind. Stattdessen kann man eine solche Reflektionsfläche einfach mitnehmen und zwar in Form eines kleinen, im Umfang ca. 30 cm großen Faltreflektors. In der einen Hand hält man nun einfach die Kamera, auf welcher sich ein Aufsteckblitz befindet. Der Reflektor des Blitzes (der Blitzkopf) ist schräg zur Seite und etwas nach Oben gerichtet. In der anderen Hand hält man den kleinen Popup-Reflektor. Auf diese Fläche trifft nun das punktuelle, harte Blitzlicht und wird in eine wesentlich größere Lichtfläche umgeformt, durch die wiederum die porträtierte Person, leicht schräg beleuchtet wird.
Glauben Sie mir: Mit dieser simplen Technik werden Sie wesentlich bessere Lichtergebnisse erlangen als mit den seltsamen skurrilen „Weichmachern“, die oft angeboten werden. Ich selbst wähle hierzu immer eine weiße Oberfläche, um den punktuellen Charakter des Blitzgerätes möglichst zu umgehen. Man kann aber auch die goldene Seite nehmen, dann erscheinen die Portraits leicht „wärmer“ als die Umgebung abgebildet wird. Hierzu gibt es noch ein Video:
Hinweis: Aufgrund der neuen Datenschutzverordnung habe ich mich dazu entschlossen, das Video nicht mehr direkt einzubetten, sondern lediglich darauf zu verlinken:
https://www.youtube.com/watch?v=xMWKnXBHV0M#t=654
Hinweis: Falls das Video ganz von vorne beginnen sollte, die entsprechende Stelle beginnt bei 10:54.
Das Video stammt von Blende 8, einer Website mit Fotografie-Videos (Edit: die Seite selbst existiert mittlerweile leider nicht mehr). Im Video wird der Kompakt-Reflektor über den Kopf gehalten. So geht’s natürlich auch. Kurioserweise scheint der Fotograf nicht zu merken, dass er bei diesem Beispiel am Reflektor daneben schießt und eher die hintere Wand als Reflektor nutzt. Das Prinzip sollte aber durch dieses „Tutorial“ gut erklärt sein. Mit dieser Variante ist ein wesentlich weicheres Licht realisierbar als mit einem simplen Aufsteck-Diffusor auf dem Blitzgerät.
Beachten muss man bei dieser Technik jedoch, dass sich die nun indirekt angeblitzte Person / bzw. das Motiv nicht zu weit vom Reflektor bzw. vom Blitz entfernt befinden darf: Die nun geringere Größe des Reflektors wird nur bei nahen Motiven relativ groß sein. Bei entfernteren bildet dieser bereits eine punktuelle Lichtquelle und sorgt dementsprechend für hartes Licht. Dies ist auch der Grund, warum es drei Meter große Blitzschirme gibt – damit nämlich auch im Freien (keine Reflexionswände) entferntere Personen weich ausgeleuchtet werden können.
Den Faltreflektor zusammenlegen
Nimmt man den Faltreflektor aus seiner Tasche, springt dieser sogleich automatisch auf, praktisch. Viele Leute haben aber Probleme, diesen Pop-Up-Reflektor wieder zusammen zu legen, zumindest, wenn ihnen dieses Werkzeug bzw. der Umgang damit noch neu ist. Und tatsächlich ist das Zusammenlegen zunächst etwas schwierig, wird sich aber im Laufe der zeit zur Routine entwickeln. Am besten, man schaut sich einfach mittels einem Video an, wie das Zusammenlegen am einfachsten zu bewerkstelligen ist:
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Das Video stammt vom Youtube-Kanal „MeinFotoTV„. Ich habe auch dieses Video ausgewählt, da der dort benutzte Reflektor ungefähr der Größe von meinem entspricht (Durchmesser ca. 110 cm): Je größer der Faltreflektor, desto schwieriger wird sich das Zusammenfalten gestalten. Das heißt, man benötigt dann recht lange Arme. Aber im Grunde ist es ganz leicht, wenn man einen solchen Reflektor mehrmals zusammengeklappt hat.
Alternativen
Es muss nicht unbedingt ein echter Klappreflektor sein! Ich habe auch schon ein weißes Bettlaken als mobile Reflexionsfläche (oder Diffusor) benutzt, um das harte Blitzlicht wesentlich weicher zu machen. Im Fotostudio kann man sich außerdem prima mit weißen Styroporflächen behelfen. Bei Makrofotografien nutze ich einfach kleine, weiße Pappkarton-Aufheller, wie in diesem Artikel gut zu sehen. Haben Sie eine Rettungsdecke im Wagen? Diese lässt sich freilich ebenso als wirkungsvollen Reflektor einsetzen und so eine silberne Frost-Schutzmatte ebenso. Sie möchten sauber ausgeleuchtete Produktfotos? Nehmen Sie doch einfach Ihre Badewanne dazu! Das ist das Spannende an der Lichtgestaltung: Mit bereits simplen Mitteln erlangt man schnell wesentlich bessere Fotos!
Blitzen durch ein weißes Bettlaken, um helles Tageslicht zu simulieren. Hier das Foto dazu.
Fazit
Ich nutze seit einigen Jahren einen ganz günstigen Faltreflektor Marke „Meymoon“. Der Nachteil dieser Produkte gegenüber von wirklich stabilen Profi-Reflektoren ist primär natürlich die Verarbeitungsqualität. Nutzt man ein solches Produkt jedoch nicht exzessiv und behandelt man es nicht grob, reicht meiner Erfahrung nach auch ein solch sehr günstiges 5 in 1 Reflektor-Set.
Ich musste bisher nur die Naht der Transporttasche neu nähen. Für wenige Euro kann man damit Portraits merklich aufwerten, wenn man kein Kunstlicht (Blitzlicht) verwenden möchte. Doch auch für ein Blitzgerät stellt ein solcher Reflektor eine sehr sinnvolle Ergänzung dar.
Man sollte sich zunächst immer überlegen, welche Reflektor-Seite am besten zum jeweiligen Lichtverhältnis passt, wenn es zur Anwendung eines Reflektors kommt.
In diesem Zusammenhang möchte ich an dieser Stelle noch einige andere Artikel auf diesem Blog empfehlen, in denen es um das Wichtigste Kriterium in der Fotografie geht, nämlich um das Licht:
- Lichtsituationen in der Fotografie: Lichtverhältnisse richtig einschätzen
- Mehrere Methoden das Blitzlicht weicher zu machen
- Weiches Licht oder nur Aufhellen?
- Gegenstände fotografieren: Aufhellen bei der Makrofotografie
- Im Streiflicht: der unbekannte Stein auf dem Ettersberg
- Mischlicht: Blitz und Umgebungslicht mixen
- Aufhellblitz: mit einem zweiten Blitzlicht Schatten aufhellen
Für wenig Geld bekommt man bereits ein sehr brauchbares Faltreflektor-Set mit dem Umfang von 110 cm. Den Innenteil (ein Diffusor) nutze ich bevorzugt als kompakte Alternative zu einer Softbox.
Sie sehen, ich denke intensiv über die Qualität des Lichtes bei der Fotografie nach. In den Foto-Foren wird immer so sehr über irgendwelche Einstellungen an den Kameras und über die Qualität der Objektive diskutiert. Dabei geht oftmals völlig unter, dass ein gutes Foto mit der Qualität bzw. mit der Art des zur Verfügung stehenden Lichtes steht und fällt. Man benötigt kein „High-End-Objektiv“ und es reicht auch eine „normale“ Kamera. Die Kunst besteht lediglich darin, das Licht gut beurteilen zu können. Mit der Anwendung eines simplen Faltreflektors kann man hier bereits sehr gut eingreifen und das vorhandene Licht nach seinen Wünschen dirigieren. Einen Schritt weiter gehen kann man, wenn man eine Kunstlichtquelle bzw. ein Blitzgerät nutzt (und zwar bestenfalls so, dass dessen Einsatz auf dem Foto gar nicht auffällt).
Hallo Thomas,
cooler Blog. War hier hergekommen auf der Suche nach Akkus für meine Yongnuos. Klasse, dass Du beschreibst, was man mit so einem Reflektor-/Diffusor-Set so alles machen kann.
Ich verwende meinen meist im Studio, wo ich ihn an meinen Lampenstativen befestige. Outdoor war das Set nur 1x im Einsatz; man braucht ja immer jemanden, der den Reflektor hält. Bei meinem Family-shooting wusste ich aber schon vorher, dass eine junge Dame die meiste Zeit bereitstehen würde.
Also, man benötigt eigentlich einen Lichtassistenten und besser noch einen Make-up-Assistenten (auch mit Bürste für die Haare bewaffnet) 🙂
Hallo Rainer, danke für den Kommentar. Ich hatte meinen Reflektor auch schon draußen an einem Stativ befestigt. Bei Wind wird das allerdings nichts.
Moin. Ich leite ab und an Fotokurse für Jugendliche. Der Aufheller ist auch bei mir immer dabei um zu demonstrieren, worauf es ankommt: Auf das Licht.