Blitzen für Anfänger: eine Anleitung für absolute Beginner
Sie haben eine moderne Digitalkamera und nun vielleicht ein Blitzgerät dazu erworben – jedoch als Anfänger keine Ahnung, wie man dieses richtig einsetzt? In diesem Artikel möchte ich Schritt für Schritt in das faszinierende Feld der Technik mit der „Taschensonne“ (gemeint ist das Blitzgerät) einführen.

Eine Eigenschaft von (blitzschnellem) Blitzlicht ist, dass man hiermit Bewegungen wie fließendes Wasser „einfrieren“ kann.
In einem Kommentar auf diesem Blog erwähnte eine Leserin, dass sie absolute Anfängerin im Bereich Blitzfotografie sei und dass sie leider auch hier keinen entsprechenden Artikel finden konnte, welcher wirklich von Null anfängt. Das stimmt: Bisher gab es so eine Anleitung tatsächlich noch nicht hier (sondern nur „Tutorials“ zu speziellen Techniken). Das möchte ich nun nachholen. Man sagt mir ein gewisses didaktisches Talent nach und so werde ich mich bemühen, möglichst keine Fachbegriffe unkommentiert verwenden, sondern die Dinge sehr einfach beim Namen nennen bzw. erklären. Daher wird dieser Blogbeitrag auch etwas länger ausfallen.
Weiterhin gehe ich in diesem Artikel lediglich auf die sogenannte TTL-Technik ein (eine Erklärung folgt weiter unten). Hierbei wird einem das Überlegen abgenommen, was zunächst für Anfänger eine wesentliche Erleichterung darstellt. Erst später sollte in einem fortgeschrittenen Stadium manuell in die Lichtgestaltung eingegriffen werden. Dies soll jedoch ausdrücklich nicht Teil dieses Artikels sein. Ich werde hier auch nicht auf Dinge wie den „entfesselten Blitz“ eingehen noch auf Zubehör wie einen Blitzschirm oder einen Reflektor. Dies behandele ich alles in separaten Artikeln auf diesem Blog (Suchfunktion) und solche (durchaus sehr sinnvollen Techniken) würden einen Anfänger an dieser Stelle nur verwirren. Dennoch sind bereits mit wenigen Mitteln sehr gute Ergebnisse möglich! Die Voraussetzung: Sie benötigen nur ein entsprechend geeignetes Blitzgerät und die hierzu passende Kamera:
Die Kamera

Auch mit Kompaktkameras sind durchaus beeindruckende Fotos möglich – sofern das Licht zum Motiv passt.
Ich gehe davon aus, dass Sie eine „moderne“ Digitalkamera besitzen. Mit „modern“ meine ich folgendes: Der Fotoapparat besitzt eine gewisse Intelligenz: Er ist in der Lage, das Motiv blitzschnell zu analysieren und demzufolge sowohl die Belichtung als auch die Schärfe automatisch einzustellen. Sie müssen sich um nichts mehr kümmern: Die meisten Bilder werden gut aussehen, ohne dass Sie sich als Anfänger zuvor Gedanken darüber machen mussten, welche der vielen Parameter (die für Sie vielleicht böhmische Dörfer sind) um wie viel nun genau einzustellen sind. Der Automatik-Modus („Auto“ oder „P“) wird es richten. Ich gehöre zu den Fotografen, die dazu zunächst sagen: Ja, das ist für Anfänger ok so. Die Technik der letzten 10 Jahre hat auf diesem Gebiet (präziser und schneller Autofokus, „Matrixmessung“ [eine Lichtmess-Methode“], geringes Bildrauschen auch im Dunkeln und Bildstabilisator gegen Verwackeln) enorme Fortschritte gemacht. Man braucht sich nicht mehr hinter Fachwissen zu verstecken, um „gute“ Fotos machen zu können, sofern die Motive „normale“ sind und sofern man nicht absoluten Wert auf Reproduzierbarkeit (alle Bilder einer Serie sind stets absolut gleich belichtet) legt. Ich selbst arbeite gerne mit sehr alten Kameras (viel analog). Da ist so etwas gar nicht möglich und ich musste viele Jahre studieren, lesen, testen. Bei einer modernen Digitalkamera ist dies nicht mehr unbedingt nötig, wenn man tatsächlich auf die Schnelle ein paar gute Aufnahmen haben möchte.
Das Licht
Bevor man jedoch ein Foto aufnehmen möchte, sollte man – zumindest kurz – auf das allerwichtigste in der Fotografie achten: auf das vorhandene Licht bzw. auf dessen Charakter. Dies ist ein Punkt, dem so mancher fortgeschrittener Fotograf leider zu wenig Beachtung schenkt. Bevor ich einem Anfänger etwas von Fotografie erzähle, beginne ich nicht selten mit dem Licht! Denn „Fotografie“ bedeutet übersetzt ja ungefähr „mit Licht schreiben / malen“.
Blitz-Rezepte: Mit diesem Buch wird Ihnen ein Leitfaden kredenzt, welcher Ihnen an über 150 Beispielen zeigt, wie Sie mit dem simplen Aufsteckblitz einen ordentlichen Boost in puncto Licht- bzw. Bildqualität erlangen können.
Ein sehr wichtiger Wesenszug des Lichtes ist dessen Richtung. Ein Bild kann sich völlig verändern, wenn sich die Lichtrichtung verändert! So wird beispielsweise eine beleibte Person bei schräg stehender Sonne auffallend schlanker erscheinen als würde das Sonnenlicht frontal (also aus Kamerarichtung) auf sie scheinen. Andererseits sorgt ein dominierendes Licht von der Seite für ein prägnantes Abbilden von z. B. Hautunreinheiten: Jede Falte wird sichtbar, jeder „Pickel“. Dies erfolgt dadurch, da sich hierbei um jede Oberfläche eine winziger Schatten legt, wodurch Unebenheiten erst sichtbar werden. Bei Landschaftsaufnahmen ist dies im Übrigen ein hervorragendes Licht um z. B. Hügel erst richtig sichtbar zu machen. Weiterhin kann nur eine (in Bezug zur Kamera) versetzt stehendes Lichtquelle das Motiv aussagekräftig modellieren. Blitzen Sie z. B. eine Marmorsäule frontal an, so wird diese eher als „Block“ abgebildet: Die Rundung geht im Bild zu einem großen Teil verloren. Hier muss das Licht von der Seite kommen, doch dazu später mehr.
Das zweite Kriterium des Lichtes ist dessen Härte: Licht kann „weich“ oder „hart“ sein bzw. einen Mittelwert aus beidem besitzen. Oftmals ist weiches Licht erwünscht, welches in der Natur z. B. durch leichte Wolken vor der (schräg stehenden) Sonne erreicht wird. Dieses Licht ist dann ein „diffuses Licht“, welches dem Motiv eher schmeichelt. Für dramatische Fotos kann aber auch ein hartes Licht sehr nützlich sein. Zunächst ist mit einem Blitzgerät nur ein hartes Licht machbar (welches Anfänger oft verfluchen). Weiter unten im Artikel zeige ich jedoch, wie man es leicht „weich“ bekommen kann.
Die Taschensonne: Das Blitzgerät

Ich persönlich schätze Blitzgeräte der Firma „Yongnuo“ (TTL nur für Canon oder Nikon). Sie besitzen eine gute Qualität und sind viel günstiger als die Original-Blitzgeräte.
Ich erwähnte im vorherigen Abschnitt mehrmals die Sonne. Sie ist unsere einzige natürliche Lichtquelle und diese kann sich ständig verändern. Das Blitzgerät ist unsere „Taschensonne“. Sie ist in ihrem Charakter immer konstant. Wir müssen uns keine Gedanken darüber machen, dass sie sich mitten im einem „Shooting“ (Aufnahmen mehrerer Fotos hintereinander) in ihrer Art ändert, sofern wir dies selbst nicht wollen. Was ist mit einem solchen Blitzgerät bei welchen Einstellungen machbar? Ich möchte hier nun gleich einige Rezepte für Anfänger vorstellen.
Die Voraussetzung ist allerdings, dass Sie einen sogenannten Systemblitz besitzen. Was ist das schon wieder? Das Systemblitzgerät ist absolut auf Ihre Kamera zugeschnitten: Besitzen Sie eine Kamera von Canon, sollten Sie ein Canon-Blitzgerät (Modell „Speedlite“) verwenden. Bei Olympus eines dieses Herstellers usw. Es gibt auch Drittanbieter wie „Yongnuo“. So nutze ich für meine Nikon Digitalkamera den Yongnuo 565, welcher hier zu einhundert prozentig kompatibel (und wesentlich günstiger als ein original Nikon „Speedlight“) ist. Blitzgerät und Kamera müssen untereinander kommunizieren können:
Diese Technik nennt sich TTL. Dies ist ein Akronym für „Through The Lens“ (deutsch: „Durch das Objektiv“). Das Blitzlicht und das Umgebungslicht wird also direkt durch das Aufnahmeobjektiv der Kamera gemessen und dieser Messwert (der alle Parameter berücksichtigen kann) wird durch mehrere kleine Kontakte am Blitzschuh des Fotoapparates elektronisch an das Blitzgerät übermittelt.
Nun soll es aber mit einige Blitz-Rezepten losgehen:
Blitz-Rezepte
Zunächst soll es zum Warmwerden mit dem Einfachsten losgehen – der Systemblitz wird auf die Kamera gesteckt:
Rezept No. 1: Einen TTL-Systemblitz verwenden
Stecken Sie das Blitzgerät auf den obigen Schuh Ihrer Kamera und arretieren Sie diesen mittels der Rändelschraube oder mittels dem Kippschalter, damit der Blitz nicht heraus rutschen kann. Schalten Sie Ihre Digitalkamera ein und wählen Sie an ihr das Automatikprogramm: „Auto“ oder wenigstens „P“. Dies hat zur Folge, dass Sie sich nun keinerlei Gedanken über gewisse Einstellungen an der Kamera machen müssen. Achten Sie auch darauf, dass der Autofokus an der Kamera oder am Objektiv selbst aktiviert ist. Benutzen Sie ein passendes Standard-Objektiv des selben Herstellers wie Ihre Kamera. Bestenfalls benutzen Sie das mitgelieferte Zoom-Objektiv.
Die Kamera ist nun bereits eingerichtet. Nun muss man sich dem Blitzgerät zuwenden: Schalten Sie es ein und wählen Sie das Programm „TTL“ (je nach Hersteller auch als „I-TTL“ oder „E-TTL“ bezeichnet). Achten Sie darauf, dass weder an der Kamera noch am Blitzgerät eine etwaige „Blitz-Korrektur“ aktiv ist: Das Licht soll ja zunächst nicht händisch verändert-, sondern ganz automatisch von der Technik selbst variiert werden. Es darf also im Display nichts von z. B. „-1EV“ oder „+2EV“ stehen, nur „TTL“. Behalten Sie die natürliche Richtung des (dreh- und neigbaren) „Blitzkopfes“ bei (falls er mechanisch überhaupt verstellbar ist): nach vorne zum Motiv. Benutzen Sie auch nicht die ausklappbare Streuscheibe oder die weiße Karte am Blitzkopf (falls vorhanden).
Warten Sie ggf. nach dem Einschalten und Einrichten des Blitzgerätes, bis es bereit ist: Ein Blitzgerät muss sich nämlich erst „aufladen“, bevor das sehr helle Licht abgegeben werden kann. Hierzu dient ein Lämplein als Kontrolle. Bei meinem Blitzgerät muss dieses rot leuchten, wenn es bereit ist. Zuvor leuchtet es (kurioserweise) grün.

Das automatische Raster des Autofokus-Hilfslichtes meines Nikon Speedlight SB 600.
Nun richten Sie die Kamera auf ein Motiv und drücken den Auslöseknopf nur halb durch: Sofort beginnt der Autofokus zu arbeiten bzw. stellt das Objektiv automatisch scharf. Doch was ist das? Viele Blitzgeräte besitzen ein Autofokus-Hilfslicht („AF-Hilfslicht“): Plötzlich wird beim Fokussieren ein rotes Raster auf das Motiv projiziert! Dies sehen Sie, wenn Sie beim Fokussieren nicht durch den Sucher der Kamera blicken sondern direkt auf das Motiv an der Kamera vorbei. Durch dieses AF-Hilfslicht kann der Autofokus bei dunkleren Sujets viel besser und vor allem schneller arbeiten. Hier wird bereits eine Eigenschaft von „TTL“ demonstriert: Das Blitzgerät merkt, dass (von der Kamera) fokussiert wird und schaltet automatisch das rote Hilfslicht ein. Als ich weiland das erste Mal ein solch modernes Blitzgerät benutzte, wusste ich davon nichts – und war regelrecht erstaunt, was da vor sich ging.
Einstieg in die Blitzfotografie: Dieses Buch ist genau richtig für Anfänger, die spielerisch die Taschensonne (das Blitzgerät) kennen lernen möchten und hierzu keine trockenen Schulbücher lesen wollen: Der bekannte Youtuber Benjamin Jaworskyj gibt hier seine Rezepte preis.
Doch nicht alle Systemblitzgeräte besitzen diese Funktion (falls Sie sich wundern sollten, dass bei Ihnen keine Projektion erfolgt). Sichtbar ist das AF-Hilfslicht oft durch eine rote Plastikscheibe an der Vorderseite des Blitzes. Dieses rote Hilfslicht-Raster wird ferner auch nur in dunkler Umgebung aktiviert. Hier hilft es der Kamera ungemein zum automatischen Fokussieren.

Verändert man die mm-Angabe am Zoomobjektiv, verändert sich automatisch auch der Zoom-Level am Blitzkopf.
Nun benutzen Sie einmal den Zoom ihres Objektives bzw. verändern den Bildausschnitt. Was passiert nun am Blitzgerät? Dieses scheint sich plötzlich selbstständig zu machen: Deutlich hörbar ist ein Motorgeräusch und wenn Sie sich dabei den Blitzkopf genauer ansehen, werden Sie feststellen, dass sich dort hinter der Scheibe die Blitzlampe nach vorne oder wieder zurück bewegt – je nach dem, wie Sie den Zoom am Objektiv verändern. Auch hier tritt eine Eigenschaft von TTL ein: Die Kamera teilt dem Systemblitz mit, auf welche Brennweite („Zoom-Stellung“) gerade eingestellt wurde. Nun verändert das Blitzgerät seinen Leuchtkegel – denn wozu eine breite Fläche ausleuchten, wenn das Objekt gerade auf „Tele“ eingestellt ist? Man spart hierdurch Energie oder erhöht (durch die Konzentrierung des Leuchtkegels) die Reichweite des Blitzes! Auf dem Display des Blitzgerätes müsste zudem die aktuelle Zoom-Position des Objektives durch eine Zahl (zum Beispiel 35 mm) angezeigt werden. Diese Funktion („Zoomblitz“) besitzen freilich nicht alle Blitzgeräte.
Nachdem wir nun alle Besonderheiten einer modernen Blitz-Kamera-Kombination erforscht haben, kann es endlich losgehen: Wir drücken den Auslöser ganz durch und: fertig, Foto. Das Bild müsste nun korrekt belichtet sein, egal wie dunkel oder hell es vorher war: Das Licht des Blitzgerätes wurde optimal auf das Motiv (beziehungsweise auf den Abstand Blitzgerät-Motiv) hin abgestimmt und der Autofokus sollte (durch das Hilfslicht) sehr schnell reagiert haben. Es ist einem TTL-Systemblitz egal, welche Blende, Belichtungszeit, ISO oder welches „Motivprogramm“ an der Kamera eingestellt war. Dies wird alles automatisch berücksichtigt – in wenigen Millisekunden. Zur Analyse wird hierbei ganz kurz vor der eigentlichen Aufnahme ein schwacher Vorblitz gezündet. Achten Sie einmal darauf. Direkt durch das Objektiv (Through The Lens) analysiert die Kamera dann das Licht und übermittelt die Messdaten an das oben aufgesteckte Blitzgerät, welches die Licht-Leistung nun individuell automatisch regelt. So kann hierbei auch die Stärke des Umgebungslichtes mit einbezogen werden.
Früher – vor der TTL-Technik – besaßen viele Blitzgeräte hierzu eine kleine Lichtzelle direkt am Blitz, die dies eigentlich auch konnte. Jedoch wusste diese niemals, welche Parameter an der Kamera eingestellt waren: Man musste diese händisch am Blitzgerät einstellen, was zum einen die Schnelligkeit bzw. Flexibilität schmälerte. Zum anderen aber gerade Anfänger nicht selten völlig verwirrte. Diese Technik nennt man im Deutschen „Computer Blitz„. Der Vorteil: Solche alten Blitzgeräte sind völlig systemunabhängig bzw. können mit jeder Kamera genutzt werden, die sich manuell bedienen lässt. Bei einem TTL-Systemblitz wird all dies automatisch und intern übertragen.
Doch über den Charakter dieses direkten Blitzlichtes lässt sich freilich streiten. Wir haben zwar nun ein gut belichtetes Foto erhalten. Doch jenes sieht eben sehr künstlich aus und erinnert vielleicht eher an ein Tatortfoto der Polizei als an ein wohl ausgeleuchtetes und harmonisch abgebildetes Motiv. An dieser Stelle wird sich bisher so mancher geärgert haben und nicht wenige Anfänger werden das Blitzgerät vielleicht wieder ganz weit unten in der Fototasche versteckt haben. Doch halt! Hier kommt nun ein zweites Rezept:
Rezept No. 2: Indirekt blitzen und Licht streuen
Sie sind nun mit den Besonderheiten der Kommunikation zwischen der Kamera und dem Blitzgerät vertraut. Dank TTL muss man nicht mehr rechnen, wie es früher der Fall war (Stichwort „Leitzahl-Tabelle“). Es wird immer eine genügend starke, jedoch nicht zu intensive Ladung an Licht auf das Motiv geschossen. Jetzt habe ich in diesem Zusammenhang bewusst eine eher negativ konnotierte Vokabel verwendet: „geschossen“. Tatsächlich blitzen wir bisher ein Motiv nur an, wir feuern sozusagen einen kurzen, ganz prägnanten „Lichtstrahl“ auf zum Beispiel eine Person ab und erhalten so ein korrekt belichtetes Foto.
Ein solch einfaches Set aus Blitzschirm, Lampenstativ und Blitzhalterung bekommt man mittlerweile sehr günstig. Natürlich ist die Qualität nicht für den Dauereinsatz gedacht. Jedoch für einen Anfänger, der bestimmte Blitztechniken ausprobieren möchte, bringt solch ein Blitzschirm-Set auf Anhieb bessere Bilder.
Allein: Die Qualität und die Richtung dieses Lichtes ist fragwürdig, dass muss ich Ihnen nicht extra sagen. Sie widerspricht jenen Lichtverhältnissen konsequent, die wir aus unserer Umgebung kennen: Dort kommt Licht nämlich fast immer gestreut daher: reflektiert an Häuserfassaden, diffus gemacht durch Wolken und in Einklang mit anderen, weiteren Lichtquellen. So nehmen wir unsere Umgebung zumeist war und daher erscheint uns das dominierende Blitzlicht zunächst immer etwas komisch (weil wir ein solches Licht eben nicht gewohnt sind).
Es gilt nun, das harte Blitzlicht umzuformen:
Dieses „Rezept“ funktioniert nur innerhalb von Räumen oder dort, wo Wände in der Nähe sind.
Behalten Sie zunächst alle Einstellungen an der Kamera als auch am Blitzgerät bei. Bei letzterem deaktivieren Sie aber die Funktion „Autozoom“: Das heißt, wird am Objektiv nun der Zoom verändert, soll dies eben nicht automatisch am Blitz erfolgen. Stattdessen stellen Sie mit den „Up- / Downtasten“ einen festen Zoomwert am Blitzgerät ein und zwar zunächst auf 35 mm.
Nun richten Sie den dreh- und schwenkbaren Blitzreflektor auf die Zimmerdecke oder auf eine Wand. Sie richten den Blitz jetzt also nicht mehr auf das Motiv selbst! Jetzt wiederholen Sie die Aufnahme von Punkt 1. Sie werden feststellen, dass das Foto völlig anders aussieht als würde man das Blitzlicht „direkt“ einsetzen!
Um genau zu sein, hat sich folgendes verändert: Harte Kernschatten (schwarze Schatten mit klaren Kanten) sind verschwunden bzw. wurden aufgeweicht. Das Foto wurde wärmer: Ein zuvor „kühler“ Bildton wich einem für das Auge angenehmeren. Spiegelungen vom Blitzlicht selbst (bei Personen z. B. auf der Stirn) sind verschwunden. Das Licht wurde gleichmäßig „aufgeteilt“: Sowohl der Vordergrund als auch der Hintergrund ist annähernd gleich hell. Haben Sie gegen eine seitliche Wand geblitzt, haben Sie nun eine Lichtrichtung erhalten: Bei einer Person ist so beispielsweise die linke Gesichtshälfte etwas heller als die andere. Sie haben Ihr Motiv modelliert, sie haben mit Licht gemalt.
Ich persönlich nutze sehr gerne (möglichst weiße) Wände zum indirekten Blitzen. Diese Technik ist auch für Anfänger äußerst einfach, bedarf keiner weiteren Hilfsmittel und sorgt gleichzeitig für sehr gute Ergebnisse. Ferner kann man hierbei jegliche TTL-Belichtungsautomatiken weiterhin benutzen!
Ein solcher Blitzschlüpfer (Universaldiffusor) streut das Blitzlicht für diffuses Licht in Innenräumen, ist für Makro-Aufnahmen relevant und um auch größere Softboxen oder Schirme gleichmäßig ausleuchten zu können.
Warum hatte ich jedoch eingangs empfohlen, die automatische Zoom-Einstellung am Blitzgerät auszuschalten? Es ist beim indirekten Blitzen wichtig, möglichst viel Licht zu streuen. Je geringer der Wert der Zoom-Einstellung am Blitzgerät, desto größer der Lichtfleck, welcher auf der Wand oder an der Zimmerdecke erscheint. Und: je größer eine Lichtquelle (und der Lichtfleck an der Wand ist nun die Lichtquelle für das Motiv) desto weicher ist das Licht. Demzufolge sollte man dafür sorgen, dass jener Lichtfleck nicht zu klein gerät – indem bei einer Tele-Stellung am Objektiv nicht auch automatisch eine Tele-Stellung (Verengung des Leuchtkegels) am Blitzgerät erfolgt. Dies würde nämlich nur für einen kleinen Lichtfleck an der Wand / der Decke sorgen und somit würde vielleicht nicht genug Licht gestreut werden.
Jedoch: Oftmals reicht der automatisch eingestellte Lichtkegel / die automatische Zoom-Einstellung am Blitz bereits aus. Sollten Ihre Bildergebnisse bereits von genügend weichem Licht dominiert sein, belassen Sie diese Einstellung der Einfachheit halber auch auf „Auto“.
Ein Tipp aus der Praxis: Wenn vor mir eine Person steht und rechts neben mir eine Wand, die sich ca. fünf Meter von mir / von meinem Blitzgerät befindet, stelle ich den Zoom des Blitzes auf ca. 85 mm ein. Dadurch (durch die Konzentration des Lichtkegels) wird der Lichtfleck an der Wand ausreichend groß abgebildet, es wird aber nicht zu viel von der kostbaren „Blitz-Energie“ veschenkt bzw. ins Nichts geschleudert. Befindet sich jene Wand aber näher an mir, gehe ich mit dem Zoom etwas weiter runter (z. B. wieder auf 35 mm), damit der Lichtfleck nicht zu klein wird, was ein zu hartes Licht zur Folge hätte.
Hinweis

Hier sehen Sie den (sehr hellen) Lichtfleck sehr gut, welcher nun die eigentliche Lichtquelle bereit stellt und ein wesentlich weicheres Licht für das Motiv ergibt als das direkte Blitzlicht.
Achten Sie bei dieser Blitztechnik darauf, dass der besagte „Lichtfleck“, den Sie an z. B. eine Wand projizieren, niemals mit im Bild sein darf! Dies würde nämlich bewirken, dass die Kamera diese äußerst helle Motivstelle mit in die Berechnung der Leistung einbezieht (Oh, ein sehr helles Motivelement) und demzufolge die Leistung stark drosseln wird, was wiederum für die übrigen Motivelemente eine starke Unterbelichtung bewirken würde. Die Lichtquelle selbst (welches in diesem Fall ja nun der „Lichtfleck“ ist), darf hier niemals mit im Bild auftauchen. Beim Blitzen über die Zimmerdecke darf diese also nicht im Sucher der Kamera erscheinen.
Rezept No. 3: Blitzen im Freien oder das Umgebungslicht mit einbeziehen

Und hier das Ergebnis, welches auch durch einen Anfänger leicht realisiert werden kann, ohne spezielle Technik!
Nun wird es schon etwas spezieller: Ich werde gleich von Mischlicht reden: also von Licht, welches zum einen Teil aus dem natürlichen Umgebungslicht besteht und zum anderen Teil aus Blitzlicht. Hier liegt der Schlüssel zu ausgewogenen Bildern.
Die schöne Technik des indirekten Blitzens aus Tipp No. 2 funktioniert nämlich leider nur innerhalb von Räumen oder dort, wo eine (möglichst weiße) Wand in der Nähe ist. Im Wald zum Beispiel hat man damit schlechte Karten. Tatsächlich habe ich bereits mehrfach Anfänger beobachtet, die auch draußen den Kopf ihres Blitzgerätes nach oben gerichtet hatten. Halt, halt! So geht es nicht. Das Blitzlicht wird damit doch ins All geschossen und kommt nie wieder zurück, weil es auf keine Reflexionsfläche treffen kann! Hier muss man sich etwas anderes ausdenken, um möglichst nicht den berüchtigten „Blitz-Look“ zu erhalten. Bei tiefschwarzer Nacht geht es nicht anders. Doch wenn es noch genügend hell ist, kann man sich das Umgebungslicht zur Hilfe nehmen! Und so funktioniert es in der Theorie:
Und in der Praxis funktioniert dies so:
- Belassen Sie die Kamera weiterhin im Modus „Auto“.
- Belassen Sie den Blitz weiterhin im Modus „TTL“ und aktivieren Sie ggf. wieder die Auto-Zoom-Funktion am Blitzgerät.
- Stellen Sie aber an diesem eine Korrektur von -1 EV ein.
„EV“ bedeutet „Exposure Value“ und auf deutsch: „Belichtungswert“. Sie legen am Gerät also fest, dass es um einen Wert weniger Licht abgeben soll (als eigentlich gemessen wurde).

Blitzen bei Tageslicht (bei -0,5 EV): Die Personen werden vom Hintergrund „gelöst“, sie erhalten einen gewissen „Glanz“.
Dies hat also zur Folge, dass das Licht, welches das Blitzgerät abgibt, etwas zu schwach sein wird, um das Motiv korrekt auszuleuchten. Die (intelligente) Kamera wird dies natürlich merken und demzufolge etwas länger belichten, ganz automatisch. Das Resultat: Das Motiv wurde durch das Blitzlicht zu 50% ausgeleuchtet. Die anderen 50% hat sich die Kamera nun aber aus dem (natürlichen) Umgebungslicht geholt! Die Dominanz des harschen Blitzlichtes wurde nun also merklich unterdrückt. Wir haben nun ein Mischlicht zur Ausleuchtung benutzt, welches in seiner Gesamtheit ein Motiv in vielen Fällen für uns angenehmer ausleuchtet als ein alleiniger frontaler Blitz. Das Blitzlicht wiederum bewirkte eine leichte Trennung von Vorder- und Hintergrund: Personen werden so etwas heller dargestellt als der Hintergrund, ohne aber dass es zu künstlich aussehen wird. Weiterhin werden solche Motive in gewisser Weise „sauber“ aussehen, sie werden einen gewissen „Glanz“ und „Klarheit“ besitzen.
Bei meiner Nikon-Kamera kann ich die Korrektur des Blitzlichtes auch an der Kamera selbst vornehmen. Hier hatte ich einen Wert von -2 (EV) eingestellt. Dadurch wurde das Umgebungslicht noch mehr zur Belichtung genutzt und das Blitzlicht noch weniger. Diese Technik hat natürlich auch Grenzen: Ist es draußen zu dunkel, droht ein Verwackeln, wenn die Kamera nämlich zu lange belichten muss (z. B. 1/8 Sekunde).
Diese Technik nutzen übrigens auch viele Hochzeitsfotografen, selbst bei hellstem Sonnenschein! Vielleicht hatten Sie sich in der Vergangenheit schon einmal gefragt, warum viele bei sehr hellem Licht trotzdem ein Blitzgerät verwenden. Mit dieser Frage stehen Sie nicht alleine da: Viele Anfänger in Sachen Blitzen staunen darüber immer wieder. Hier spielt jedoch eine verwandte Technik eine Rolle (namentlich „Aufhellblitzen“): Diese Hochzeitsfotografen stellen bei Sonnenschein die Blitzkorrektur noch weiter runter (-2 oder -3) und bewirken dadurch, dass das Umgebungslicht klar auf den Fotos dominiert, dass das Blitzlicht von vorne jedoch a) harte (schwarze) Schatten aufhellt und b) ein sogenanntes „Catchlight“ in den Augen von Personen hinterlässt, also eine kleine Spiegelung seiner selbst bzw. ein Funkeln.
Weitere Artikel
Ich hoffe, Sie haben nun mit ihrem TTL-Blitzgerät manche erfolgreiche Probeaufnahmen machen können. Es ist wichtig, sich diese Bilder genau anzusehen und diese untereinander zu vergleichen, um dabei zu verstehen, wie sich Licht auf das Motiv auswirkt und wie man dieses Licht mit der „Taschensonne“ selbst bestimmen bzw. ändern kann. Da dieser Artikel an Anfänger des Blitzens gerichtet ist, möchte ich von diesem Stadium ausgehend noch einige weitere „Tutorials“ empfehlen, die ich bisher auf meiner Seite veröffentlichte und die gewiss noch weiter in die Materie führen.
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Fotografieren mit den Canon Speedlites: Die Canon Speedlites in der Praxis – Blitzen verstehen und beherrschen, auch für Canon-kompatible Blitzgeräte | Fotografieren mit dem Nikon-Blitzsystem: Das Nikon CLS in der Praxis |
Für Canon: Dieses Buch richtet sich speziell an Canon EOS Anwänder. Es wird ganz speziell auf das Canon-eigene E-TTL eingegangen anhand von vielen Praxistipps nebst Einstellungen des Blitzgerätes und der Kamera. | Für Nikon: Professionell Blitzen mit dem Nikon i-TTL System. In diesem Buch wird ganz speziell auf das Nikon-eigene i-TTL und "Creative Lighting System" eingegangen sowie auf die Basics von Licht, auf Lichtführung und professionelle Anwendungsfälle. |
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Als erstes würde ich empfehlen, dass Sie dem Blitzgerät zunächst eine Pause gönnen und sich noch einmal dem Licht selbst zuwenden und etwas über seine Eigenarten erfahren. Hier hatte ich einen Artikel geschrieben, indem ich die Art des Sonnenlichtes untersuchte, wie dieses an verschiedenen Tagen auf ein und dem selben Motiv wirkt: Lichtsituationen in der Fotografie: Licht beurteilen und nutzen. Diese Erkenntnisse lassen sich nämlich 1:1 auch auf künstlich eingesetztes Licht übertragen! Hernach wären evtl. diese Artikel für Sie interessant:
- Besser Blitzen: 10 Tipps für gute Bilder
- Mehrere Methoden das Blitzlicht weicher zu machen
- Ein super Portrait mit nur einem einzigen Blitz
- 8 Beispiele für den internen Kamerablitz
Oft nutze ich jedoch den sogenannten „manuellen Blitz“. Hier verzichte ich bewusst auf die TTL-Technik. Vieles ist aber auch mit der Automatik realisierbar. Man kann sagen: Wenn es sehr schnell gehen soll, nimmt man sich die TTL-Technik zur Hilfe. Hat man jedoch Zeit, würde ich immer manuell blitzen, denn nur so erreicht man absolut reproduzierbare Bilder ohne Überraschungen. Insbesondere im (provisorischen Heim-) Studio ist dies der Fall.
Ein Grosser Lob und Danke
Mit 60 begonnen mit Digitalkameras zu „forschen“
Bis heute habe ich eine Canon G16. Wie erwähnt habe ich meine 2 Blitze „versteckt“ und die G16 für Familien Feiern, Enkelkind, usw. benutzt (ohne Blitz, nur der interne). Ich bin jetzt 66 und habe deinen Beitrag gelesen und beschlossen „schöne Blitzfotos“
zu lernen!!! Danke nochmals.
Oktober 2024 /aus Wien
Das freut mich zu lesen, dass ich weiterhelfen- und für die nötige Inspiration sorgen konnte.