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Automatisch Blitzen: Der Computerblitz

Thomasletzte Änderung: Jan 2024Blitzlicht & Kunstlicht2 Kommentare

Bevor Blitzgeräte und Kameras miteinander kommunizieren konnten, bzw. bevor es die TTL-Automatik gab, wurde die richtige Lichtmenge mittels dem sogenannten „Computerblitz-Modus“ ganz automatisch geregelt. Dies funktioniert auch heute noch gut. Wer einen solch alten Blitz mit „Computermodus“ besitzt und nicht weiß, wie dies funktioniert, lese weiter.

Sensor eines Computerblitzes
Der Sensor eines Computerblitzes

Zunächst ist man vielleicht etwas verunsichert ob des seltsamen Titels „Computerblitz“. Offenbar wollte man Ende der 1960er der neuen Technologie einen besonders griffigen Namen geben, ohne zu ahnen, dass der eigentliche „Computer“ später immer mehr Einzug in die Privathaushalte erfuhr. Nein, mit einem Computer hat diese Messmethode nichts zu tun.

Funktionsweise des Computer-Modus

Was passiert hier? Das Blitzgerät gibt zunächst alles Licht ab, was er abgeben kann. Dieses Licht wird vom Motiv wieder zurück zum Blitz (bzw. zur Kamera) reflektiert. Der eingebaute Sensor des Blitzes bzw. dessen Elektronik misst dieses Licht und schaltet sofort ab, wurde eine bestimmte Lichtmenge registriert. All dies passiert in einem Bruchteil einer Sekunde!
Diese „bestimmte Lichtmenge“ muss aber hinten am Gerät näher definiert werden. Wir müssen dem Blitzgerät nämlich sagen, bei welcher ISO die Kamera arbeitet und welche Blende am Objektiv eingestellt ist. Dies weiß das Blitzgerät nicht von alleine – im Gegensatz zur komfortableren TTL-Automatik, bei welcher Kamera und Blitz miteinander „kommunizieren“ können (sofern sie u. a. vom selben Hersteller sind).

Im „Computer-Blitzmodus“ muss man dem Gerät zunächst händisch mitteilen, mit welchem ISO-Wert und bei welcher Blende man mit der Kamera fotografieren möchte.

Anhand meines alten Regula Variant Blitzgerätes möchte ich demonstrieren, was ich für den „Computer-Blitz-Modus“ einstellen bzw. beachten muss:

Ein Beispiel mit dem Computerblitz

Regula Variant Computer Blitz

Die Grafik lässt sich durch einen Klick darauf noch etwas vergrößern. Bitte beachten Sie nur die Bedienelemente, welche grün markiert sind. Alles andere ist für dieses Thema nicht von Belang. Das Gerät ist der bekannte „Regula Variant 740-2 MFD„. Die grünen Markierungen in der Grafik haben jeweils eine Ziffer zugeordnet, auf welche nun näher eingegangen wird:

  1. Zunächst wird dem Blitzgerät gesagt, dass er vom manuellen Modus (M) in den Computermodus (C) wechseln soll. Wir stellen den Schalter also auf „C“.
  2. Nun muss dem Blitz unbedingt mitgeteilt werden, bei welcher ISO die Kamera arbeitet bzw. welche Empfindlichkeit der eingelegte Film hat. Ich wähle 100 ISO.
  3. Ich möchte bei Blende 5.6 arbeiten, da ich hierfür beispielsweise den optimalen Schärfebereich für mein Motiv abdecken kann. Also lese ich die römische Zahl unter der 5.6 ab: III. Am Schiebeschalter kann ich ebenfalls ablesen, dass ich bei dieser Geräteeinstellung (100 ISO / Blende 5.6) maximal bis 7 Meter blitzen kann. Alles unterhalb dieses Bereiches wird natürlich vom Computer entsprechend geregelt.
  4. Ich stelle den unteren Schalter auch auf die III. Bitte beachten Sie hier nicht die roten Zahlen. Diese Angaben gelten nur für den M-Betrieb (manuell).
  5. Nun kann ich alle Motive von ca. 1 m bis 7 m korrekt mit dem Blitz bei f/5.6 belichten. ich muss nichts mehr manuell am Blitzgerät einstellen. Es steht mir auch frei, wie ich den Reflektor (falls drehbar) ausrichte – um indirekt zu blitzen bzw. zu „bouncen„. All dies regelt der Sensor automatisch.

Kontrolllampe

Alle Computerblitzgeräte, die ich kenne, haben eine Kontrollleuchte. Löst man im Computer-Modus das Blitzgerät mit dem „Test-Schalter“ am Gerät selbst aus, so muss diese Kontrolllampe (z. B. grün) aufleuchten, wenn die Lichtmenge genügt. Dies ist insbesondere beim „Bouncen“ wichtig, wenn Lichtenergie durch Reflexion verloren geht, was man nur schlecht genauer einschätzen kann. Dieses Lämpchen ist gewissermaßen ein rudimentärer Belichtungsmesser. Am oberen Beispiel des Regula-Blitzes heißt diese die Lampe „Comp“.

Entfernungsangaben

Im Beispiel wird auf der Skala klar angegeben, dass man in dieser Betriebsart bis zu 7 Meter blitzen kann. Möchte man darüber gehen, muss man die Blende des Objektives etwas weiter öffnen und dies dem Blitzgerät freilich auch mitteilen! So würde die Reichweite laut Skala bei Blende 2.8 maximal 15 Meter betragen. Folglich müsste man dann am unteren Knopf „V“ einstellen, wie auf der Skala unter der 2.8 angegeben.

Ich habe bisher eine Vielzahl verschiedenster Arten von Bedienelementen an alten Computerblitz-Blitzgeräten gesehen. Das Prinzip ist aber immer das Selbe: Dem Blitz sagen, bei welcher ISO und Blende man arbeitet. Einfachere Computerblitzgeräte lassen allerdings nur eine geringe Blendenauswahl zu. Beispielsweise muss man sich dann entscheiden, ob man bei f/4 oder bei f/8 arbeiten möchte. Diese Vorgaben nennt man „Computerblenden“. Gute Geräte (wie der Regula) hatten mindestens 5 Computerblenden zur Auswahl. Die Metz-Stabblitze ab Version 3 können bei allen Blenden im Automatikbetrieb blitzen. Hier ist man nicht eingeschränkt.

Ein weiteres Beispiel mit LCD Bedienung

Beispiel Computer Blitz LC-Display

Dies ist schon ein „modernerer“ Blitz: ein Soligor 42 DA. Dieses Blitzgerät hat bereits ein LCD-Display und einen Zoom-Kopf mittels welchem sich der Lichtkegel verändern lässt, was sich auch auf die Lichtstärke auswirkt (zumindest beim direkten Blitzen). Der Soligor 42 DA hat zusätzlich zur TTL- und manuellen Steuerung auch einen Computermodus. Dieser lässt sich hier ganz besonders einfach steuern:

  1. Zunächst wird dem Blitzgerät wieder gesagt, bei welcher ASA (ISO) wir fotografieren.
  2. Der linke Schiebeschalter wird auf „Auto“ gestellt.
  3. Man wählt mit dem Schalter „F“ die Blende aus, bei welcher man arbeiten möchte. Bei diesem „Mikroprozessor gesteuerten“ Gerät kann man für jeden ISO-Wert aus besonders vielen Computerblenden auswählen (zwischen f/1.4 und f/16).

Dies war’s schon: Das LC-Display zeigt nun die maximale Reichweite bei diesen Einstellungen an – 6 Meter bei einer Zoom-Reflektorstellung von 50 mm, Blende 5.6 und 100 ASA an der Kamera. Die Lichtstärke für ein Motiv unter 6 Meter wird automatisch gedrosselt. Man kann nun munter drauf los fotografieren, darf bei diesen Blitz-Einstellungen an der Kamera selbst aber weder Blende noch ISO verstellen.

Position des Sensors

Es ist wichtig, dass der Sensor des Blitzgerätes immer aus Kamerarichtung hin zum Objektiv „schaut“. Entfesselt man den Blitz, wird es schon schwierig. Keinesfalls darf der Sensor – beim aktivierten Computerblitz-Betrieb – in Richtung einer Reflexionswand oder dergleichen schauen. Er muss immer das vom Motiv reflektierte Licht empfangen. Daher gab es für einige Blitzgeräte externe Sensoren, welche man an der Kamera befestigte und den Blitz in die Ecke stellen konnte.

Genauigkeit

Ich habe gute Erfahrungen mit dem obsoleten Computer-Blitz-Modus machen können. Ähnlich wie beim TTL-Modus wird jeglicher Eingriff in das „Lichtsystem“ (also z. B. Bouncen oder Farbfilter) ganz automatisch von der Elektronik berücksichtigt. Man muss nicht mehr rechnen. Die Sensor-Elektronik ist meiner Erfahrung nicht auf ein mittleres 18%iges Grau geeicht wie ein Belichtungsmesser, sondern auf einen Tonwert ca. einer Blende heller, was ich sinnvoller finde, denn die meisten Motive sind doch etwas heller – erst recht in weiß gestrichenen Räumen. Und tatsächlich funktioniert die automatische Lichtdosierung auf diese Art erstaunlich gut!

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Es ist aber darauf zu achten, genügend viel „Fläche“ vor dem Sensor zu haben. Mit einer Person im Freien habe ich eher schlechte Erfahrungen gemacht. Ein Strich in der Landschaft reflektiert einfach zu wenig Licht zum Sensor zurück. Daher eignet sich der Computerblitz – meiner Erfahrung nach – auch nur bedingt zum automatischen Aufhellen bei Gegenlicht. Man gaukelt hierbei dem Blitzgerät zwei Blenden weniger vor, man schiebt also den unteren Schiebeschalter für einen Aufhellmodus auf Position V, obwohl für eine konventionelle Belichtung Position III richtig gewesen wäre (um beim obigen Beispielbield zu bleiben).

Dieses Korrektur geht natürlich auch so, indem man die Blende um zwei Werte gegenüber der Blitzskala schließt. Aber bei mir hatte dies nie so recht funktioniert: Das Blitzgerät arbeitet immer bei voller Leistung, weil hier im Freien zu wenig Licht von der einzelnen Person (ca. vier Meter entfernt) zum Sensor reflektiert wird. Bei einem Halbportrait im Gegenlicht hätte der Computerblitz sicherlich keine Probleme. Ich handhabe solche Spezialitäten aber lieber manuell oder mit meinem TTL-Yongnuo Blitz.

veröffentlicht: 30.10.13 | letzte Änderung: 26.01.24

Clipart einer PersonHallo, hier schreibt Thomas über allerlei fotografische Themen. Für die neueste Technik habe ich jedoch wenig übrig – Mein Interesse gilt eher dem selber Machen, den kleinen Tipps und Tricks, auch der analogen Fotografie und dem Fotografieren mit Kunstlicht.

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2 Kommentare

Automatisch Blitzen: Der Computerblitz

  1. David sagt:

    Was erwähnenswert ist, ist daß eine Szene mit mehreren nicht überlappenden entfesselten Blitzen mit TTL zusammenzustellen eher problematisch ist. Mit Computerblitzmodus beleuchtet jeder Blitz sein „Einsatzgebiet“ unabhängig von den anderen Blitzen (sofern die weitgehend außerhalb des Blickfeldes der eigenen Fotozelle liegen) passend für eine bestimmte Blendenzahl. Bei Blitzen mit verschiedenen Stärken und Zoomeinstellungen ist eine konsistente Szene damit verhältnismäßig einfach aufzubauen. Unterschiedliche Abstände sind dabei kein Problem: ein Objekt, das weiter weg liegt, nimmt in seiner Leuchtkraft zwar im Quadrat des Abstands ab, die von ihm zu beleuchtende Bildfläche aber auch.

  2. Freihandfotografie sagt:

    Danke für die Info.Gut das sich jemand so Mühe gibt.

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