Histogramm richtig benutzen: wichtiges Werkzeug der Fotografie
Das mir wichtigste Werkzeug an einer Digitalkamera ist das sogenannte Histogramm. Durch jenes Kontrollinstrument ist es leicht möglich, zu überprüfen, ob das Bild korrekt belichtet worden ist. Lesen Sie in dieser Anleitung, wie man es richtig benutzt bzw. liest.
Ich fotografiere auch viel mit „analogen“ Kameras. Diese Geräte besitzen gegenüber digitalen Kameras naturbedingt einen entscheidenden Nachteil: Ihnen fehlt die Funktion des Histogramms. Folglich muss man sich auf den (eingebauten) Belichtungsmesser verlassen können bzw. die Technik der Belichtungsmessung gut beherrschen.
Bei Digitalkameras hingegen ist man da fein raus: Blitzschnell kann man anhand des Displays überprüfen, ob die Belichtung „gesessen“ hat. Jedoch meine ich mit „Überprüfen“ nicht das bloße Beurteilen des Bildes auf dem kleinen und unkalibrierten Monitor bei etwa noch reichlichem Lichteinfall durch Tageslicht. Nein, ich spreche das sehr wertvolle Kontrollinstrument „Histogramm“ an, welches jede gute Digitalkamera besitzen sollte. Durch jenes ist ein echter Belichtungsmesser nicht mehr unbedingt notwendig. Hier folgt nun eine einfache Anleitung zum Ablesen.
Was lerne ich aus dem Histogramm?
Das Histogramm sagt mir folgendes:
- Sind die dunkelsten Bildbereiche („Schatten“) korrekt durchgezeichnet und
- sind die hellsten Bildbereiche („Lichter“) noch nicht ausgefressen d. h. überbelichtet?
Gerade bei der Verwendung von Blitzgeräten und hier insbesondere bei der manuellen Steuerung dieser Kunstlichtquellen ist das Histogramm zur korrekten Beurteilung ihrer Leistung fast unabdinglich. Ich besitze zwar auch einen Blitzbelichtungsmesser. Jedoch geht es oft viel schneller, die korrekte Lichtmenge ganz bequem von der Kamera aus anhand des Histogramms zu beurteilen. Nachteil hier natürlich: Man muss zunächst entsprechende Testfotos schießen, um es benutzen zu können.
Wie funktioniert dies in der Praxis?
Es ist ganz einfach. In dieser Anleitung zeige ich drei unterschiedliche Belichtungen und das jeweils dazugehörige Histogramm, aus welchem ich je Schlussfolgerungen ziehe.
Eine korrekt belichtete Aufnahme
Dies ist ein „Screenshot“ vom Display meiner DSLR. Der ganz linke Bereich des Histogramms zeigt die „Schatten“ an, also die Menge der dunkelsten Bildbereiche. Der rechte Bereich zeigt an, wie hoch der Anteil der ganz hellen Elemente („Lichter“) im Bild ist. Beide Bereiche dürfen nicht beschnitten sein!
Bei obigem Bild ist eine korrekte Belichtung erfolgt, denn sowohl die Schatten als auch die Lichter befinden sich innerhalb des gesamten, von der Kamera erfassbaren, Tonwertumfanges (nach oben hin besteht noch Kapazität, wenn man im RAW-Modus fotografiert). Zwar befinden sie sich lediglich ganz knapp im „Rahmen“. Doch ich hatte bewusst eine hierfür recht extreme Situation arrangiert: ein ganz schwarzes Tuch sowie ein ganz weißes Tuch.
Betrachten Sie den Mittelteil des Histogramms: Jenes zeigt ein tiefes Tal: Klar, denn ein mitteltoniges Element (graues Tuch) befindet sich nicht im Bild. Folglich bildet das Messinstrument ein solches auch nicht ab.
Eine Unterbelichtung
Nun hatte ich die Intensität meines Blitzgerätes manuell etwas herunter gestellt. Es kam folglich zur Unterbelichtung:
Ganz links sehen Sie, dass das Histogramm an dieser Stelle („Schatten“) beschnitten ist. Eine korrekte Belichtung wird dadurch ersichtlich, dass sowohl links und auch rechts immer etwas Luft vorhanden ist. Dies ist hier im Bereich der Schatten nicht der Fall. Es sind (durch die Unterbelichtung) Bildinformationen verloren gegangen!
Ob die Schatten (hier das schwarze Tuch) korrekt durchgezeichnet sind, sehen Sie bei hellem Sonnenschein auf dem Vorschaubild auf dem Kameradisplay Ihrer DSLR nicht. Sie können dies aber sehr präzise anhand des Histogramms ablesen, wenn Sie es nach jeder Aufnahme zur Beurteilung benutzen.
Nun zum ganz rechten Bereich: Hier befindet sich nun viel Luft. Das bedeutet, dass jegliche Details des weißen Tuches „aufgezeichnet“ worden sind. Zwar ist dieses nun zu dunkel. Jedoch kann man dies leicht mittels der nachträglichen Bildbearbeitung („Gradationskurven“) wieder beheben. Die fehlende Schattenzeichnung lässt sich nachträglich jedoch nicht wieder hervor „zaubern“.
Eine Überbelichtung
Nun das genaue Gegenteil:
Betrachten wir bei dieser Anleitung zunächst wieder den linken Teil des Histogramms: Nun ist hier wieder alles im grünen Bereich. Die Schatten sind durch die reichliche Lichtmenge nicht beschnitten. Alle Detailinformationen der dunkelsten Bildbereiche sind durch die Digitalkamera großzügig aufgezeichnet worden.
Doch was ist mit den Lichtern? Diesmal sind diese beschnitten worden (siehe den rechten Bereich)! Man sagt: „Die Lichter fressen aus“. Die feinen, hellen Nuancen des Tuches sind dahin. Durch die Überbelichtung erhalten wir nunmehr einen rein weißen Fleck. Ein gewisser Grad an Dreidimensionalität geht visuell verloren. Auch dies lässt sich oft schwer am Vorschaubild selbst auf dem Display der Digitalkamera beurteilen – wohl aber sehr präzise durch das Histogramm!
Beim letzten Foto hatte ich die Leistung meines Blitzgerätes zu hoch eingestellt oder ich hatte die Blende des Objektives zu weit geöffnet, je nach dem.
Ein kurzer Blick auf das Histogramm und schon lässt sich solch ein Fehler beheben bzw. lässt sich eine korrekte Belichtung (Schatten und Lichter befinden sich innerhalb des Bereiches / nichts ist beschnitten) anfertigen.
Wenn ich analog fotografiere, habe ich immer ein „Blitzvorschaugerät“ dabei. Gemeint ist meine kleine Canon Powershot G3. Selbst diese Kompaktkamera besitzt die Funktion des Histogramms. Sofort sehe ich also, ob die Belichtung sitzen wird.