Gegenstände fotografieren: Aufhellen bei der Makrofotografie
Nicht nur bei der Makrofotografie sind Aufheller oft essentiell, damit gewisse Bildelemente nicht völlig in Schwarz versinken. Doch gerade hier ist das Aufhellen so einfach wie im Ergebnis verblüffend.
Ich habe kürzlich für eine Bekannte Steine fotografiert auf denen sie Kristalle züchtete. Das „Licht-Setup“ bestand zumeist aus nur einer einzigen, schräg aufgestellten Leuchte, um eine klare Lichtführung zu erlangen und um Kanten und die charakteristische Oberfläche der Steine betonen zu können. Jedoch versinken dann jene Bildbereiche in Dunkelheit, welche sich an der lichtabgewandten Seite dieser Makrofotografien befanden. Mit simplen Aufhellern aus weißem Karton konnte ich dem zum einen ganz einfach entgegen wirken und zum anderen einfach durch deren Positionierung den Grad der Aufhellung variieren.
Beispielfotos
Zunächst einmal ein Bild ohne Aufheller:
Sie sehen hier sofort, woher das Licht kam: nämlich von links oben. Durch eine solch schräge Position erreiche ich, dass nur ganz bestimmte Bildelemente beleuchtet werden und daher eine gezielte Betonung der Steinoberfläche. Allein: der rechte Bereich dieses kleinen Gegenstandes ist nun viel zu dunkel. Klar, denn hier konnte kein Licht hin gelangen.
Nun positionierte ich einen kleinen, weißen Karton recht dicht neben dem Stein:
Aufhellen mit einem Karton
Ich hatte hier kein zusätzliches Blitzlicht verwendet. Nur durch das Aufstellen eines kleinen Reflektors rechterhand wurde das Licht des Blitzgerätes (welches links stand) „aufgefangen“ und zurück zum Gegenstand reflektiert. Bei einer Reflektion geht immer ein gewisser Teil der Lichtstärke verloren, genau richtig hier: Denn die Lichtrichtung (von links) wollte ich nicht gänzlich abschwächen.
Nun hatte ich noch etwas experimentiert:
Den Aufheller anders positionieren
Bei diesem Beispielfoto hatte ich den Aufheller etwas weiter weggestellt. Sofort wurde dadurch die Aufhellwirkung abgeschwächt. Durch das Entfernen des Aufhellers kann man also ganz einfach die Helligkeit der vom Hauptlicht abgewandten Seite des Objektes ganz nach Gusto (und unabhängig von der direkt angeleuchteten Seite) variieren! Hier gefiel mir die nun etwas schwächere Aufhellung besser. Jedoch kommt nun der Kristall nicht richtig zur Geltung. Hier behalf ich mir mit einem zweiten Blitzgerät:
Ein Streiflicht nutzen
Um den Kristall genügend betonen zu können, positionierte ich zusätzlich noch ein zweites Blitzgerät schräg von hinten:
So gefiel mir diese Makro-Fotografie schon besser: Die rechte Seite ist nur dezent aufgehellt. Zusätzlich sorgte ein rechts hinten positioniertes Blitzlicht für ein Streiflicht, um auch die rechte Seite genügend zu betonen. So sah mein Lichtaufbau aus:
Lichtaufbau
Sie sehen zunächst meinen Blitzschirm, hinter welchem ich meinen Yongnuo YN565 installierte. Der Blitz kann zwar per TTL automatisch in der Leistung gesteuert werden. Jedoch ist hier klar die völlig manuelle Steuerung sinnvoller. Durch den Blitzschirm erhielt ich auf sehr einfache Art ein schön weiches Licht.
Ein solch einfaches Set aus Blitzschirm, Lampenstativ und Blitzhalterung bekommt man mittlerweile sehr günstig. Natürlich ist die Qualität nicht für den Dauereinsatz gedacht. Jedoch für einen Anfänger, der bestimmte Blitztechniken ausprobieren möchte, bringt solch ein Blitzschirm-Set auf Anhieb bessere Bilder.
Jetzt sehen Sie auch die beiden Aufheller: Der linke ist nicht unbedingt nötig. Viel wichtiger ist der rechte Aufheller! Er fängt einen Teil des vom Biltzschirm abgegebenen Licht auf und schleudert es sofort zurück zum Gegenstand. Erst so kann der rechte Teil des Steines überhaupt erst beleuchtet werden. Die Stärke dieser Beleuchtung regelte ich einfach damit, indem ich den Papp-Aufheller einfach entweder weiter weg (schwache Aufhellung) oder weiter heran an das Motiv bewegte (starke Aufhellung).
Rechts befindet sich ein zweites Blitzgerät, durch welches ich ein Streiflicht, etwas schräg von hinten erzeugen kann. Hier verwendete ich meinen Yongnuo YN560 IV. Dieses Blitzgerät besitzt eine eingebaute Lichtzelle und kann so sofort mitblitzen, wenn ein „Master-Blitz“ (der Schirm) gezündet wird. Der 560er Yongnuo ist ein rein manuell bedienbarer Blitz. Diesen stellte ich auf eine Leistung von 1/64. Er durfte nur ein ganz schwaches Licht abgeben, schließlich war er nicht das Führungslicht.
Für solch einen Makro-Lichtaufbau ist jedoch ein Zweitblitz nicht unbedingt notwendig. Viel wichtiger sind hier Aufheller! Und deren Wirkung ist verblüffend.
Aufhellen mit dem Zweitblitz
Bei einigen der Steine ergab sich ein Problem: Manche Bereiche ließen sich partout nicht durch meine Papp-Aufheller aufhellen. Ich hätte sie so drapieren müssen, dass sie direkt im Bild gewesen wären. Hier behalf ich mich mit einem Zweitblitz, welchen ich manuell auf ganz schwache Leistung stellte und welchen ich in der Hand hielt. Ich positionierte den Blitz dicht neben dem Objektiv: Das ganz schwache Aufhelllicht kam also direkt aus der Sichtposition und hellte so alles auf, was das Objektiv sah. Es war hierbei sehr wichtig, die Leistung dieses Aufhellblitzes tatsächlich recht schwach zu halten (dies kann man auch durch den Abstand ändern), damit das Führungslicht und auch jenes Licht der ebenfalls positionierten Aufheller nicht übertüncht werden konnte. Den Zoom des Aufhellblitzes stellte ich auf das Maximum, um den Lichtkegel möglichst eng zu halten.
Noch ein Beispielfoto mit Kristall
Auch bei diesem Foto mit „gezüchtetem“ Kristall nutzte ich einfach nur das Blitzlicht hinter dem Schirm von links oben. Zusätzlich stellte ich den kleinen Aufheller rechts so hin, dass die rechte Seite des Steines nur dezent, also nicht zu stark, aufgehellt wurde. Hätte ich hier keinen Aufheller verwendet, wäre jene Seite ganz schwarz abgebildet worden.
Was mir bei der Makrofotografie noch aufgefallen ist
Halten Sie diesen Mini-Reflektor in der einen Hand und Kamera + Blitz in der anderen. Nun schicken Sie das Blitzlicht via drehbarem Kopf auf den Reflektor: Es verwandelt sich in eine große Lichtfläche. Ideal für mobile Portraits.
Ich hatte so ein Makro-Sujet vorher noch nie abgebildet. Die Sache mit den Aufhellern ist mir erst bei der praktischen Arbeit in den Sinn gekommen und ich werde bei einem zukünftigen, ähnlichen Job derer zwei in meinem Blitzkoffer bereit halten.
Außerdem fiel mir auf, dass beim Fotografieren von derlei kleinen Objekten (jeweils unterschiedlicher Größe) ein Zoom-Objektiv äußerst hilfreich ist. Ansonsten hätte ich ständig die Position des Stativs ändern müssen, um die Gegenstände formatfüllend abbilden zu können. Man möchte ja keine Auflösung verschenken. Dass man solche kleinen Gegenstände in Serie am besten vom Stativ fotografiert, war mir jedoch vorher schon bewusst.
Was bei derlei großen Abbildungsmaßstäben auch schwer ist, ist das Erreichen einer durchgehenden Schärfe. Ich wollte nicht zu stark abblenden, da es dadurch zur sogenannten „Beugung“ kommt: Das gesamte Bild wird dann einheitlich leicht unscharf. So nahm ich lieber leichte Unschärfe der hinteren Bildelemente in Kauf (und wusste die vorderen dafür knackscharf abgebildet). Hier hätte höchstens eine Fachkamera für Abhilfe gesorgt oder ein „Focus Stacking„, was den Aufwand jedoch arg erhöht hätte, zumindest bei meiner Serie.
Ich hätte zum Aufhellen übrigens auch das Raumlicht verwenden können: Man stellt einfach eine recht lange Blitz-Synchronzeit an der Kamera ein und nachdem der Blitz gezündet ist, belichtet die Kamera noch etwas länger, was bewirkt, dass jegliche Bildbereiche noch zusätzlich vom Umgebungslicht aufgehellt werden.
Dies birgt aber zwei Nachteile: Zum einen verändert sich die Intensität des Umgebungslichtes, sofern es durch die Fenster einfällt, was für eine Serie ungünstig ist. Zum andern wird es eine andere Lichtfarbe als das Licht des Blitzgerätes besitzen. Und auch die Farbe des Umgebungslichtes kann sich innerhalb einer gewissen Zeit ändern. Für reproduzierbare Ergebnisse ist es besser, man verlässt sich ganz auf das Kunstlicht. Ferner wird man für lange Belichtungszeiten einen Fernauslöser für die Kamera benutzen müssen, um Verwackelungen (durch das Auslösen direkt an der Kamera) zu vermeiden.
Wenn Sie sich generell für das Gestalten mit Licht interessieren, interessiert Sie vielleicht auch mein großer Artikel über die Verwendung eines 5-in-1-Reflektors. Ich habe dort die gesamten Anwendungsgebiete der verschiedenen Oberflächen nebst einigen Beispielbildern und Tipps zusammen getragen. Mit einem solch simplen und günstigen Hilfsmittel lassen sich die eigenen Fotos oft merklich verbessern.
Hallo Thomas,
habe des öfteren METZ Stabblitze als digitale Variante auf Ebay gesehen
(meistens aus GB).
Kannst du da etwas zu sagen und gibt es SCA-Adapter für die moderneren
SONY Alpha Vollformat-Kameras.
PS: Habe deine Seite jetzt unter neuem Namen wiedergefunden und bin wieder begeistert mit welcher Akribie du das METZ-Thema beackerst.
Gruß aus Dortmund
Hallo Wilhelm, danke für das Lob! Ich nutze bzw. befasse mich nur mit den alten Stabblitzen. Und dies auch nur im manuellen Betrieb. Daher kann ich deine Frage leider nicht beantworten.