Weiches Licht mit dem Papier-Lampenschirm
Heute möchte ich eine weitere kleine Lichtlösung vorstellen, um das harte Licht des Blitzes ein ganzes Stück weicher zu bekommen: Man blitzt einfach durch einen Lampenschirm hindurch.
![Mini Softbox](https://fotografische.de/wp-content/uploads/weiches-blitzlicht-150x112.jpg)
Eine Minisoftbox für 2,50 €: ein zusammen klappbarer Papier Lampignon, in den man einfach den entfesselten Blitz rein stellt.
Vor einiger Zeit hatte ich über ein Problem gebloggt, welches sich mir erst beim Einrichten und Testen des Lichtsets offenbarte: Es ging darum, ein „heimeliges“ Porträt in einem kleinen Raum anzufertigen. Hier wollte ich zunächst ganz routinemäßig den Blitz indirekt über eine weiße Wand weicher machen. Doch dadurch wurde der gesamte Raum fast gleichmäßig ausgeleuchtet, da sich besagte Wand zu weit weg vom Model befand. Also stellte ich meinen Blitzschirm auf und versuchte es mit einer direkten Beleuchtung wie mit einer Softbox. Doch nun hatte mein Portrait den typischen „Fotostudio-Look“. Auch dies entsprach nicht meinen Vorstellungen. Letzten Endes löste ich das Licht-Problem, indem ich den Blitz einfach entfesselt unter einen Lampenschirm positionierte. Lesen Sie den ganzen Artikel hier: Dezentes Blitzen in kleinen Räumen.
Das harte Blitzlicht musste also weicher gemacht werden, wie gehabt also. Doch beide Varianten (Softbox bzw. Schirm sowie indirektes Blitzen über eine Wand) waren für den kleinen Raum zu viel des Guten. Als Konsequenz habe ich mir sozusagen eine klappbare Minisoftbox besorgt und zwar für lediglich 2,50 € bei Ikea: einen Papier-Lampenschirm zum zusammen klappen!
Was kann die Papierkugel, was eine große Softbox nicht kann?
Oben im Bild sehen Sie den IKEA-Papier-Lampenschirm „Regolit“. Ich stellte meinen Yongnuo-Blitz auf dem Blitzfuß (der zum Blitz gehört) einfach in den Lampignon und zündete ihn entfesselt durch den eingebauten Funkempfänger. Einfacher geht’s nicht.
Kommen wir zur Lichtcharakteristik dieser Low-Budget-Softbox: Die Abstrahlfläche der Kugel ist relativ klein. Würde man sie in einer Turnhalle einsetzen könnte man den Blitz gleich „nackt“ nutzen. Denn allein durch diese kleine Fläche (∅ ca. 50 cm) wird das Licht für z. B. eine Person in einer Entfernung von 1,5 Meter nur geringfügig weicher. Doch genau so wie bei einem Blitz-Diffusor zum Aufstecken geht es hier um etwas anderes: Der Lampenschirm streut Licht in alle Richtungen. Dieses Licht wird von den Zimmerwänden reflektiert und gelangt nun zum eigentlichen Motiv bzw. Model. Dieses (reflektierte) Licht ist als Aufhelllicht zu begreifen. Das direkte Licht der Kugel aber ist das Führungslicht. Beides zusammen bildet in kleinen Räumen eine ideale Abstimmung, wenn man
- a) nicht zu sehr aufgehellte Porträts haben möchte (wie beim indirekten Blitzen) und
- b) nicht den typischen „Fotostudio-Look“ haben möchte (wie bei einer großen Softbox).
Klar, man könnte einfach eine kleinere Softbox verwenden. Doch hier würde die (dezente) Streuung im Raum wesentlich geringer ausfallen als bei der Kugel. Denn eine Softbox besitzt durch die alleinige Abstrahlfläche vorne eine sehr gerichtete Wirkung.
Mit dem Lampenschirm simuliert man also ganz „natürliches“ Wohnzimmerlicht! Ideal in Räumen mit viel Holz und einem gemütlichem Sofa. Man könnte hierzu auch einmal mit (warmen) Farbfiltern experimentieren, die man am Blitzkopf befestigt.
Beispielfoto mit dem Lampenschirm
Hier demonstriere ich ein Beispielfoto, bei dem sich mein Blitz direkt im Ikea-Schirm befand:
Sie sehen: Das Foto sieht aus, als hätte man mittels Stehlampe mit Lampenschirm belichtet.
Einstieg in die Blitzfotografie: Dieses Buch ist genau richtig für Anfänger, die spielerisch die Taschensonne (das Blitzgerät) kennen lernen möchten und hierzu keine trockenen Schulbücher lesen wollen: Der bekannte Youtuber Benjamin Jaworskyj gibt hier seine Rezepte preis.
Der Raum ist dezent aufgehellt. Dennoch ist eine klare Lichtrichtung ersichtlich. Der Ikea-Lampenschirm stand auf einem Hocker rechts neben dem Model. Darin befand sich mein Yongnuo-Blitz, den ich durch den eingebauten Funkauslöser leicht entfesselt synchronisieren konnte. Im Gegensatz zu einer echten Stehlampe ergeben sich zunächst zwei Vorteile:
Vorteile der Lampenschirm-Blitzmethode
- Das Licht ist, wie bei Blitzgeräten typisch, weiß. Ein etwaiger schwieriger Farbausgleich durch ein „löchriges“ Farbspektrum mancher Glühlampen ist nicht nötig.
- Das Licht des Blitzes ist natürlich viel heller, sodass auf ein Stativ bei der Aufnahme verzichtet werden kann. Es kann elegant aus der Hand fotografiert werden.
Weiterhin sei natürlich die enorm kompakten Maße und die Stromunabhängigkeit dieser Lichtlösung nicht verschwiegen:
Zusammengeklappt ist der Schirm natürlich sehr portable und kann in Windeseile aufgebaut werden.
Benutzen Sie einen zusätzliches Diffusor auf dem Blitz
Das Blitzgerät wird ja zunächst einfach in den Lampenschirm gestellt. Ich winkle den Kopf dann um ca. 45° an, damit dessen Licht nicht einfach nach oben aus der Öffnung austritt. Ferner benutze ich die eingebaute Streuscheibe meines Yongnuo.
Außerdem nutze ich einen Universaldiffusor zum Überstülpen:
Denn wir wollen ja möglichst die gesamte Kugel erhellen! Der „nackte“ Blitzreflektor schafft dies nicht alleine, auch nicht mit der Streuscheibe.
Ein solcher Blitzschlüpfer (Universaldiffusor) streut das Blitzlicht für diffuses Licht in Innenräumen, ist für Makro-Aufnahmen relevant und um auch größere Softboxen oder Schirme gleichmäßig ausleuchten zu können.
Durch den Universal-Diffusor wird das Licht des Blitzes sozusagen bereits rund abgegeben (bis auf die hintere Richtung, aber dort wird kein Licht benötigt) und erhellt fast den gesamten Lampignon wie eine Glühbirne. Freilich schluckt der Diffusor zusätzlich Licht: ca. 2 Blenden.
Fazit
Sie sehen: Mit einem solch einfachen Hilfsmittel wie diesen Papier-Lampenschirm ergänzt man sein „Strobisten-Werkzeug“ nicht unwesentlich. Eine Sache fehlt mir bisher hierzu noch: Die „Commander-Einheit“ zu meinem manuellen Yongnuo-Blitz: Den 560TX-Funkauslöser, mit dem man per Funk auch die Leistung des Yongnuo regeln kann. Denn ist der Blitz einmal unter dem Lampenschirm verschwunden, wird es schwierig sein, an die Bedienelement heran zu kommen, um die Leistung manuell zu regeln. Denn eine TTL-Blitzautomatik wird sich bei solchen Lichtsituationen eher als suboptimale Lösung darstellen. Ich regele meine Blitzgeräte – wie im Fotostudio die Blitzlampen – bei solchen Lichtsets stets manuell.
Auch sei nicht verschwiegen, dass so eine Papierkonstruktion natürlich keine lange Lebensdauer bei regelmäßigem Einsatz zu erwarten hat. Ich suche derzeit nach einer ähnlichen Konstruktion (zusammenklappbar) aus Kunststoff.
Na das sieht ja schon gut aus. Wir wollen morgen zufällig zu ikea. Werde mir mal den Lampenschirm mitnehmen und selber ausprobieren.