Ein super Portrait mit nur einem einzigen Blitzlicht
Zum Ausleuchten von Portraits bedarf es oftmals nur wenig an Aufwand. Bei der Studiofotografie fängt man gerne immer mit einer einzigen Leuchte an, wenn man sein Lichtset aufbaut. Meist reicht diese schon für ein aussagekräftiges Portrait. Ich habe die ganze Geschichte mal daheim mit einem simplen Blitzgerät nachgespielt.
Aufbau am Set

Dies ist mein „Fotostudio“ inkl. Licht. Mehr braucht es nicht. Der Blitz zeigt in Richtung weiße Wand und erzeugt somit ein sehr weiches, indirektes Licht.
Hier ist also eine Möglichkeit, mit wirklich minimalstem Aufwand ein doch sehr schönes Portrait anzufertigen. Links in der Box ist ein Foto vom „Set“. Es handelt sich um einen kleinen, weiß gestrichenen Raum. Als Hintergrund wurde ein schwarzes Tuch an die Wand gehangen. Als Licht diente ein einfaches, manuell regelbares Blitzgerät (mein Regula Variant 740-2 MFD).
Den Blitz habe ich mit einem einfachen Funkauslöser mit der Kamera verbunden. Dieses Blitzgerät darf das Modell allerdings keinesfalls direkt beleuchten! Das Licht wäre viel zu hart. Lesen Sie hierzu evtl. meinen Artikel Indirekt Blitzen. Die Raumecke wurde ganz bewusst ausgewählt: Das Blitzgerät ist auf die helle Tür / das Stückchen weiße Wand neben der Tür gerichtet und zwar in einem solchen Winkel, dass das Licht von der Reflexionsfläche hin zur porträtierten Person gelenkt wird. Wir blitzen also indirekt bzw. ›Bouncen‹, wie der Angelsachse sagt.
Das schwarze Tuch hat übrigens noch einen anderen Sinn als lediglich nur Hintergrund zu sein: Es dient als Absorptionsfläche für jenes Licht, welches an der Person vorbei geht und durch einen weißen Hintergrund ungünstig die rechte Seite der Person beim folgenden Beispielbild aufhellen würde. Daher ist das schwarze Tuch bewusst ein ganzes Stück größer als der eigentliche Bildausschnitt. Wäre die rechte Gesichtshälfte dennoch aufgehellt worden (immerhin befinden wir uns in einem kleinen, weiß gestrichenen Raum), hätte man einen zusätzliche Abschatter (z. B. die schwarze Fläche eines 5 in 1 Reflektors) neben die Person stellen müssen. Dies war bei diesem Foto aber nicht nötig.
Übrigens: Dieses Bild wäre durchaus auch mit einem direkt auf der Kamera aufgesetzten Blitzlichtes möglich gewesen! Eigentlich hätte man die Lichtquelle gar nicht vom Fotoapparat entfesseln müssen. Nur hätte man dann mit der Kamera (bzw. mit dem Blitz) relativ nah an die Person heran gehen müssen, was dann große Nasen auf dem Foto ergibt. Hat man einen Blitz mit Zoom-Reflektor, hätte man versuchen können, diesen auf die längste Brennweite zu stellen und damit aus der Distanz die Reflexionsfläche zu treffen. So mache ich es immer bei Produktfotos, wenn ich schnell Ergebnisse haben möchte. Mit der entfesselten Methode geht es aber am besten. Nun aber das Resultat dieses einfachen Licht-Aufbaus:
Das Beispielfoto
Das Bild ist doch durchaus schön geworden! Gut, man könnte noch daran arbeiten. Doch wenn man den minimalen Aufwand bedenkt, ist es doch durchaus akzeptabel. Die angeblitze Wand warf ein schön weiches Licht seitlich auf das Modell. Im linken Auge ist ein Catch Light zu sehen. Die Reflexion im rechten Brillenglas müsste man noch irgendwie versuchen zu vermeiden (und zwar mittels 2 Polfilter).
Dadurch, dass das Licht hauptsächlich seitlich einfiel und die andere Seite nur gering aufgehellt wurde, besitzt dieses Portraitfoto einen relativ hohen Kontrast. Dadurch kommt das Netz der Mütze sehr schön zur Geltung und auch die Oberfläche des Leders der Jacke. Für solch ein Charakterportrait gefällt mir eine solche kontrastreiche Beleuchtung immer ganz gut.
Sie wollten schon immer einmal Portraitfotografie mit Kunstlicht machen, scheuten sich aber vor dem Blitz? Mit diesem günstigen Softbox-Set mit starker Glühlampe (Dauerlicht) haben Sie die Lichtcharakteristik stets im Blick und können sogar die interne Kamera-Automatik nutzen.
Belichtung

Auch bei diesem Porträt einer jungen Frau wurde genau dieses Lichtset benutzt. Als Linse diente hierbei jedoch ein selbst gebautes Weichnzeichner-Objektiv.
Ich belichte ein solches Motiv bzw. steuere den Blitz hierfür völlig manuell. Eine Technik wie TTL kommt nicht zum Einsatz. Dies wäre hier auch nicht nötig. Mein einfaches manuelles Blitzgerät hat auch gar keinen TTL-Modus. Der Regula-Blitz hat mich bei Ebay lediglich 10 Euro gekostet. Ein weiterer günstiger manueller Blitz (neu ca. 36 Euro) wäre der Yongnuo Speedlite YN460, über den ich jüngst einen Erfahrungsbericht geschrieben habe.
So gehe ich vor: Ich überlege mir zunächst, welche Blende ich nutzen möchte. Hier soll der Hintergrund unscharf werden. Ich möchte also eine geringe Schärfentiefe und arbeite darum beispielsweise mit Blende f/2.8. Als Verschlusszeit wähle ich eine schnelle Belichtungszeit, denn ich möchte alles Umgebungslicht (durch die Fenster) von der Belichtung aussperren. Den ISO-Wert lasse ich bei 100 ISO, denn ich möchte die beste Abbildungsqualität.

Ein weiteres, ganz einfach angefertigtes Portrait: Hier nutzte ich den aufgesteckten Blitz sowie einen simplen Pop-Up-Reflektor.
Nun muss ich nur noch die Leistung meines Blitzgerätes manuell steuern, damit jene mit den anderen Einstellungen harmoniert. Dies setzt natürlich ein in seiner Leistung völlig manuell steuerbares Blitzgerät voraus! Ob die Blitzleistung stimmt, sehe ich einfach am Display bzw. am Histogramm meiner Kamera. Ich persönlich messe zunächst mit einem Blitzbelichtungsmesser. Dies ist aber nicht unbedingt nötig.
Natürlich kommt man auch per TTL oder gar Computerblitz zum Ziel. Dies ist aber bei einer solchen Aufnahmesituation meiner Meinung nach kein wirklich professioneller Stil – gerade, wenn man eine Serie anfertigen möchte. Denn das Licht soll ja immer konstant bleiben. Mit Automatiken sollte man hier nur arbeiten, wenn das Blitzgerät nicht von Hand steuerbar ist. Die Blitzanlage in einem richtigen Fotostudio lässt sich auch nur manuell steuern.
Aufhellen
Auf eines möchte ich noch eingehen, nämlich auf die rechte Seite der Person, welche nicht direkt von reflektiertem Wandlicht getroffen worden ist: Diese Seite erlangte ihr (vagabundierendes) Licht hauptsächlich über die gegenüberliegende Raumseite und auch über die Decke. Das Licht „springt“ ja durch den Raum (wenn hier auch nur in schwachem Maße).
Dieses Licht benötigen wir als Aufhelllicht für die Bereiche der Person, welche nicht direkt vom Licht der Reflexionsfläche (weiße Wand / Tür) getroffen worden sind. Ist dieses Aufhelllicht zu hell (und zerstört eine gewisse Charakterdarstellung), muss man es – wie oben erwähnt – abschatten. Dies kann schnell der Fall sein, wenn sich das Blitzgerät nicht dicht genug an der Reflexionsfläche befindet und zu viel Licht durch den Raum gestreut wird.
Ist das aufhellende Licht aber zu dunkel, muss man es zum Motiv lenken bzw. jenes „aufhellen“ und zwar mit einer größeren weißen Fläche. Auch hier würde uns der 5 in 1 Reflektor gute Dienste leisten. In sehr großen Räumen wäre dies beispielsweise der Fall. Denn hier verpufft das Blitzlicht, welches nicht auf die Person gelangt, im Raum und wird nicht zurück gelenkt.
Eine weitere Möglichkeit des Aufhellens / Abschattens sei ebenfalls erwähnt: Dies kann man nämlich auch mit der Verschlusszeit (Belichtungszeit) der Kamera regeln! Es gibt ja im Raum meist noch Dauerlicht durch die Fenster. Dieses ist für die angeblitzten Bereiche nicht relevant (der Blitz ist eh heller). Für die nicht direkt vom Blitz (bzw. von seiner Reflexionsfläche) getroffenen Bereiche können wir aber das Dauerlicht zur Aufhellung nutzen. Wir steuern dessen Wirkungsgrad einfach durch die Verschlusszeit: lange Belichtungszeit = viel Aufhellung; kurze Belichtungszeit = wenig bis gar keine Aufhellung durch das Raumlicht. Bei längeren Belichtungszeiten muss ggf. die Blitzleistung wieder leicht zurück genommen werden.
Nur ein einziger Blitz - dies ist die Prämisse bei diesem Buch. Der Autor vermittelt Techniken, mittels derer man mit möglichst minimalistischem Setting dennoch zu aussagekräftigen Fotografien gelangt, eben nur mit einem einzigen Blitzgerät.
Ferner ist darauf zu achten, dass die „Dauerlichtquelle“ möglichst weißes Licht ausstrahlt (wie das Blitzgerät bzw. dessen weiße Reflexionsfläche). Ist dies nicht der Fall, so kann ein Korrekturfilter in der gleichen Farbe wie die andere Lichtquelle auf dem Blitzgerät verwendet- und ein manueller Weißabgleich an der Kamera vorgenommen werden. Andererseits kann es aber auch schöne Effekte geben, wenn das Umgebungslicht eine andere Lichtfarbe aufweist wie das eigentliche Führungslicht. Hier kann experimentiert werden. Lesen Sie bei Interesse auch meinen Artikel Mit Blitz-Filtern korrigieren oder Akzente setzen. Solche Filter vor dem Blitzgerät sind nämlich in zweierlei Hinsicht zu gebrauchen: Als Effekte oder aber als Korrekturfilter.
Meine Güte Leute,
ein bisschen Anstand bei eurer Kritik würde Euch gut tun!