Reflektor zum Indirekt Blitzen mit internen Blitz selber Bauen
Sicherlich kennen Sie die berüchtigten „angeblitzten“ Bilder. Gerade bei kurzen Abständen sieht dies oft furchtbar aus. Im Handel gibt es kleine Diffusor-Lösungen, welche man auf den integrierten Blitz der Kamera aufstecken kann. Eine wesentlich bessere Lösung wäre aber ein Reflektor zum indirekten Blitzen – Und den kann man sich einfach selber bauen.

Mit einem simplen Trick lässt sich das harsche Licht des integrierten Blitzes der Kamera leicht umlenken für wesentlich schönere Bilder.
Vielleicht fotografieren Sie konsequent nur bei „available Light“, also mit dem natürlichen Umgebungslicht. Vielleicht, weil Sie vorrangig z. B. Landschafts- bzw. Naturfotografien anfertigen. Hier benötigt man natürlich kaum einen externen Blitz, obwohl ich auch draußen bei der Naturfotografie manchmal einen Blitz einsetze. Worauf ich hinaus möchte: Vielleicht benutzen Sie den (internen) Blitz Ihrer DSLR ganz selten und zwar dann, wenn Sie vielleicht in Räumen Personen fotografieren möchten und das Umgebungslicht hierfür einfach zu schwach ist.
Solche direkt angeblitzten Bilder sehen meistens allerdings eher unschön aus: Der Vordergrund ist überbelichtet, das Blitzlicht spiegelt sich auf der Stirn von Personen und sie haben alle eine Vielzahl von kleinen schwarzen Schatten sitzen. Stehen sie vor einer Wand bilden sich auf jener ebenfalls solche unschönen Kernschatten ab.
Nimm keinen Diffusor, Nimm einen Reflektor!
Im Handel gibt es kleine Diffusoren, welche man mit einem Gummiband vor den integrierten Blitz der Kamera schnallen kann und welche weiches Licht versprechen. Ich sehe darin allerdings kaum eine gute Lösung. Lesen Sie in diesem Zusammenhang evtl. auch meinen Artikel Blitz-Diffusor: Sinn und Unsinn.
Sofern Sie aber mit dem eingebauten Blitz in kleineren, weiß gestrichenen Räumen und bei einer höheren ISO-Einstellung (z. B. 800 ISO) fotografieren können / wollen, dann gibt es eine ganz simple Lösung, das harsche Licht des integrierten Blitzes der Kamera wesentlich weicher und angenehmer zu bekommen: Statt es durch einen Diffusor zu schicken (der eh kaum etwas bringt), lenkt man das Blitzlicht einfach um bzw. lässt es zunächst auf die Zimmerdecke treffen. Dort wird es zurück in den Raum reflektiert. Man nennt dies Indirektes Blitzen bzw. „Bouncen“. Und genau diese Technik des indirekten Blitzens ist auch mit dem internen Kamerablitz möglich! Nur müssen wir dieses durch eine Spiegelfolie umlenken. Ich habe mir so einen Reflektor einfach selbst gebaut:
Einen Reflektor für die Kamera selber bauen
Sie haben das Funktionsprinzip gleich erkannt: Im Gegensatz zu einem Diffusor wird das Blitzlicht zunächst nach oben gelenkt bzw. reflektiert. Trifft es auf die Zimmerdecke, erhöht sich die Lichtfläche enorm! Das nun von der Decke reflektierte, großflächige Licht hüpft wie ein Flummi durch den ganzen Raum und leuchtet alles gleichmäßig aus.
Und genau darum funktioniert ein Diffusor auf dem eingebauten Blitz der Kamera nur sehr bedingt. Denn durch einen solchen Diffusor vergrößert sich die Leuchtfläche ja nur minimal. Erst ein Reflektor und eine (möglichst weiße) Wand lassen das winzige integrierte Blitzlicht des Fotoapparates richtig voluminös werden.
Was man zum selber bauen des Reflektors benötigt
So ein kleinen Aufsteck-Reflektor ist schnell selbst gebaut. Oben im Foto sehen Sie meinen Prototyp. Ich habe einfach ein Stückchen Karton entsprechend zurecht geschnitten, mit Alufolie beklebt und das dünne Ende so zurecht gebogen, dass es in den Blitzschuh geschoben werden kann und so genügend Halt hat. Dann habe ich meinen selbst gebauten Mini-Reflektor noch so gebogen / geknickt, dass das Licht des eingebauten Blitzes ungefähr nach oben reflektiert werden kann. Fertig!
Ich werde mir dieser Diffusor-Altrnative aber später aus etwas stärkerem Kunststoff noch einmal bauen. Es ist wichtig, dass man eine möglichst spiegelnde Oberfläche zum Reflektieren des Blitzlichtes nimmt. Zwar ginge auch eine rein weiße Fläche. Aber Weiß absorbiert eben noch etwas mehr Licht als ein Spiegel (Spiegelfolie wäre ideal).
Ein Bildbeispiel mit meinem selbst gebauten Reflektor

Hier sehen Sie den Unterschied ganz deutlich! Im linken Beispielbild wurde mit dem internen Blitz meiner Nikon DSLR einfach direkt geblitzt. Rechts hingegen nutzte ich meinen kleinen selbst gebauten Blitzreflektor. Hätte ich einen winzigen Diffusor benutzt, würde das Ergebnis ungefähr gleich aussehen wie auf dem Beispielfoto links.
Durch das indirekte Blitzen mit dem Do-It-Yourself-Reflektor konnten aber folgende Verbesserungen erlangt werden:
- Spiegelungen wurden stark reduziert.
- harte Schlagschatten (schwarze Kernschatten) wurden nahezu eleminiert.
- Das Licht ist gleichmäßig verteilt (keine Lichtabnahme in der Tiefe)
- Die Farben sind natürlicher.
Denken Sie in diesem Zusammenhang auch an Produktfotos, die Sie evtl. bei Ebay einstellen möchten. Durch die indirekte Beleuchtung wirkt das Objekt wesentlich charmanter und es hat uns nichts gekostet! Man kann auch einfach einen kleinen Handspiegel im richtigen Winkel vor den integrierten Blitz halten, um den Effekt zu überprüfen.
Einschränkungen
Selbst wenn man den integrierten Blitz der Kamera direkt nutzt, ist dessen Reichweite schon sehr begrenzt. Durch das Umlenken mittels einer Spiegelfolie reduziert sich die Lichtleistung nochmal um mindestens zwei Blenden! Das heißt, dass man hierbei zumeist mit ziemlich hohen ISO-Werten bzw. lichtstarken Objektiven arbeiten muss. Doch moderne Digitalkameras besitzen mittlerweile ein so gutes Rauschverhalten, dass auch mit ISO-Werten jenseits der 400 ISO noch gut fotografiert werden kann. Außerdem benötigt man für diese Technik – das darf freilich nicht verschwiegen werden – immer eine Zimmerdecke bzw. eine Wand (denn man kann das Licht des internen Blitzes freilich auch zur Seite hin umlenken). Und ich bin natürlich nicht der erste, der auf die Idee gekommen ist, das Licht des eingebauten Mini-Blitzes einfach über einen Spiegel umzulenken, siehe hier. Doch eine solche Baumarkt-Lösung erscheint mir ziemlich rustikal. Ich finde, einen Blitzaufsatz mit Spiegelfolie aus dünnem Kunststoff (z. B. aus dem Plastik einer DVD-Hülle) ist eine elegantere Lösung (wenn auch nur mit einer einzelnen Spiegelfläche).
Einen teildurchlässigen Spiegel verwenden
Eine etwas andere „Modifikation“ wäre, wenn man keinen richtigen Spiegel vor den Popup-Blitz der Kamera installiert sondern einen sogenannten teildurchlässigen Spiegel: Hierbei würde ein Teil des direkten Lichtes ganz normal nach vorne abgegeben werden. Ein zweiter Teil würde dann inidirekt über die Zimmerdecke „gebounced“ werden. Man würde so eine Mischung aus direktem und indirektem Licht erhalten.
Nur ein einziger Blitz - dies ist die Prämisse bei diesem Buch. Der Autor vermittelt Techniken, mittels derer man mit möglichst minimalistischem Setting dennoch zu aussagekräftigen Fotografien gelangt, eben nur mit einem einzigen Blitzgerät.
Noch mehr Tipps zum internen Blitz?
Lust auf mehr? Schauen Sie bei Interesse doch auch mal in meinen Artikel Mehrere Anwendungsgebiete des internen Kamerablitzes. Und wenn Sie neugierig darauf geworden sind, was man so alles mit einem Blitz machen kann, dann überlegen Sie vielleicht, sich nun doch noch einen externen Blitz für Ihre Kamera zuzulegen? Schauen Sie doch mal in meine Rubrik Blitzgeräte.
Der Tipp ist super!
Im Bastelbedarf gibt es dünne Schaumstoffe, ca. 1mm stark, in verschiedenen Farben. Aus einem Weißen habe ich mir solch einen Reflekor geschnitten. Passt in den Blitzschuh und wird mit einem Gummiband in 45-Grad-Position gebracht.
Weil das Material durchscheinend ist, bekomme ich ein gutes Catchligt und ausreichend Reflektion, jedenfalls bei normaler Deckenhöhe.
Investor: Ca. € 1,70 und 20 Minuten mit der Schere…
Danke!!!