TTL-Funkauslöser: Yongnuo YN-622C/N für Canon oder Nikon
Ich besitze mehrere der Yongnuo YN-622(N) Funkauslöser. Jene bilden ein günstiges Dritthersteller-Fernauslösesystem für den entfesselten Blitz mit voller TTL-Unterstützung – für Nikon oder Canon. Lesen Sie hier mehr.
Gleich am Anfang: Ich selbst richte meine Blitzgeräte zumeist völlig manuell ein. So erhalte ich die vollständige Kontrolle und 100% reproduzierbare Ergebnisse. Zum Entfesseln nutze ich einfach das Yongnuo System RF602 oder 603. Das ist günstig und löst die Blitzgeräte zuverlässig über viele, viele Meter aus. Stellen Sie sich aber folgende Situation vor: Wir haben den ganzen Tag lang eine Hochzeit fotografiert. Das heißt, wir haben z. B. mit dem direkt auf der Kamera aufgesteckten TTL-Blitz alle Leute dezent angeblitzt (reduzierte Leistung), um das natürliche Umgebungslicht nicht zu übertünchen und um die Bilder nicht künstlich-, wohl aber mit Pfiff wirken zu lassen, damit sie nicht aussehen wie vom Anfänger. Bei grellem Sonnenschein konnten wir damit auch ganz einfach harsche Schatten aufhellen.
Nun ist der Abend angebrochen, es wurde geschmaust und jetzt wird zum Tanz gebeten. Wir stellen mehrere Blitzgeräte im Festsaal auf (auf Stativen) und entfesseln jene über konventionelle Funkauslöser. Damit entsteht ein Problem: All die Leute, welche zu dicht an den jeweiligen Blitzgeräten vorbei tanzen werden völlig überbelichtet. Befindet sich niemand davor, sondern weiter weg, wird jedoch die Blitzleistung zu gering sein. Mit dem Commander Yongnuo YN560 TX lässt sich so etwas (die Leistung der einzelnen Blitzgeräte) bequem von der Kamera aus regulieren. Jedoch bedarf dies eben seine Zeit. Hier kommt das TTL-Blitzsystem von Yongnuo ins Spiel: Mit dem Yongnuo YN-622-System lassen sich blitzschnell jegliche TTL-Informationen über Funk übermitteln und die im Raum positionierten TTL-Blitzgeräte stellen sich in ihrer Leistung ganz individuell je nach Verhältnis automatisch ein, blitzschnell sozusagen.
Neu: Mit dem Yongnuo YN685 ist jetzt auch ein TTL-Systemblitz auf dem Markt, welcher bereits einen eingebauten Empfänger besitzt und für den man nur noch einen einzigen YN622-Auslöser auf der Kamera benötigt.
Was ist das Yongnuo YN622-System?
Das System besteht zunächst lediglich aus mehreren sogenannten „Transceivern“. Dies sind Module, welche sowohl als Sender als auch als Empfänger fungieren können. Steckt man einen der YN-622-Transceiver auf die Kamera, wird jener automatisch zum Sender. Steckt man auf einen solchen ein Blitzgerät, wird der Yongnuo YN-622-Transceiver zum Empfänger. So einfach ist das.
TTL-Funkauslöser (für Canon oder Nikon).: Diese Geräte sind teurer als manuelle Auslöser, da sie auch die Messdaten der Kamera an den Blitz übertragen und dieser die Lichtleistung daraufhin automatisch regelt. Außerdem kann bei schnellen Zeiten (HSS) geblitzt werden.
Behält man den Transceiver einfach nur in der Hand und steckt kein Blitzgerät auf, nimmt er ebenfalls die Funktion des Senders ein. Daher kann man dieses Yongnuo-System auch noch für Non-TTL-Anwendungen (z. B. an alten analogen Kameras) nutzen oder per Knopfdruck eine Testauslösung aller Blitze vornehmen, um zum Beispiel mit einem Blitzbelichtungsmesser eine sogenannte „Non-Cord-Messung“ vornehmen. Dies aber nur am Rande.
Nun muss man nur noch a) die jeweils gleiche Gruppe einstellen (A / B / C) und b) den jeweils gleichen Kanal (C1 / C2 /C3). Fertig! Nun verhält sich der entfesselte TTL-Blitz ganz genau so, als säße er direkt auf der Kamera. Mehr ist hierzu nicht zu beachten!
Man kann ihn über viele Meter hinweg entfesseln und man kann freilich auch gleich mehrere entfesseln: Die Kamera wird niemals – dank TTL-Übertragung – überbelichtete Bilder anfertigen, da sie sozusagen auf die Summe des Lichtes der einzelnen entfesselten Blitzgeräte achtet. Ferner kann die Kamera komplett im Automatikmodus (zum Beispiel „P“) laufen, was gerade für nicht so fortgeschrittene Fotografen sinnvoll ist. Die Leistung der jeweiligen entfesselten Blitzgeräte wird ganz automatisch angepasst. Man muss sich um nichts mehr kümmern.
Im oberen Bild sehen Sie zunächst mehrere der Standard-YN622-Transceiver. Jener in der Mitte fungiert sozusagen als Sender. Daneben habe ich noch den Commander mit LCD-Display gelegt: Dieser „YN-622-TX“ ist ein besonderes Feature, ein reiner Sender („Transmitter“), mittels welchem allerdings noch so manch andere Eigenschaft der über Funk angeschlossenen Empfänger (TTL-Blitzgeräte) geändert werden kann. Dieser ist nicht unbedingt nötig und hierzu schreibe ich etwas weiter unten in diesem Artikel.
Der YN-622 Transceiver im Detail
Wie gesagt: Diese Module sind entweder Sender oder Empfänger – Je nachdem, ob sie auf der Kamera (im Blitzschuh) oder unter einem TTL-System-Blitz ihren Platz einnehmen.
Apropos Systemblitz: Meines Wissens nach gibt es das Yongnuo YN-622-System nur für Canon oder Nikon. Anwender mit z. B. Sony-Kameras oder Pentax, Olympus usw. müssen leider die teuren Originale (falls überhaupt verfügbar) kaufen. Ich schreibe dies so selbstgefällig. Jedoch bin ich tatsächlich ein großer Freund dieser seltsamen Firma „Yongnuo“ aus Fernost geworden. Auf meinem BlitzBlog habe ich bereits so manchen Artikel über entsprechende Produkte von Yongnuo verfasst. Auch anderweitig im Internet liest man primär nur Gutes über die Yongnuo-Qualität.
Der Yongnuo YN-622 in der Version „N“. N steht für Nikon. Ich besitze eine Nikon DSLR und habe mir daher die Funkauslöser mit dem „N“ im Namenskürzel gekauft. Bei den canon-kompatiblen Auslösern steht dementsprechend ein „C“ hinter der 622.
Sie sehen auf dem obigen Bild Folgendes: Rechts leuchtet „C“ auf, da ich ihn der Gruppe „C“ zugeordnet habe. Dies handhabt man mit einer Taste an der rechten Seite. Weiterhin leuchtet „C1“ auf, da ich ihn (innerhalb der Gruppe C) auf Kanal „1“ eingestellt habe. Den Kanal kann man mit einer Taste links einstellen. Fertig! Nun muss nur noch ein Blitzgerät aufgesteckt werden und am Äquivalent (also das gleiche Gerät), dem Sender auf der Kamera, nur noch die selben Informationen eingestellt werden und Blitz + Kamera können nun über TTL kommunizieren, als säße das Blitzgerät direkt auf der Kamera.
Der Transmitter besitzt außerdem eine sogenannte „PC-Sync-Buchse“. Hier kann eine Blitzanlage (im Studio) oder ein manueller Blitz angeschlossen- bzw. über Funk gezündet werden.
Natürlich gehen hierbei jegliche TTL-Informationen verloren. Ich kann damit aber immerhin auch alte Blitzgeräte wie meinen äußerst leistungsstarken Metz-Stabblitz per Funk auslösen, da jener nicht über einen Blitzfuß verfügt (wohl aber standardmäßig über ein „PC-Sync-Kabel“, welches man nun einfach einstöpseln muss).
Nikon oder Canon
Dieses Funksystem gibt es in zwei Varianten: Entweder als Version YN-622N für Nikon oder als YN-622C für Canon. Ob es noch für andere Systeme kompatibel ist, ist mir nicht bekannt. Ich nutze es auf einer Nikon DLSR, wie man an den Bildern sieht.
Der Commander: YN-622-TX Transmitter
Jetzt wird es richtig interessant. Ich bin ferner im Besitz des sogenannten „YN622-TX“. TX steht für „Transmitter“, was nichts anders als Sender bedeutet. Dieses Gerät steckt man direkt auf die Kamera und zunächst macht der YN622TX nichts anderes als die normalen Transceiver auch: also die anderen Blitzgeräte per TTL ansteuern. Weiterhin sind einige Dinge möglich, die die normalen YN622 Transceiver nicht beherrschen.
Zunächst ist so ein LCD-Bildschirm natürlich an sich schon eine tolle Sache. An ihm kann man genau das ablesen, was auch die LEDs der YN622-Transceiver anzeigen: Gruppe und Kanal. Jedoch geht mit dem Yongnuo YN-622-TX noch mehr:
Schnelles Um- und abschalten
Durch das LCD-Display und der Menüführung ist es sehr einfach, die verschiedenen entfesselten Blitzgeräte im Lichtset abzuschalten bzw. anzuschalten. Um bei dem Beispiel mit dem Tanzsaal zu bleiben, kann ein Blitzgerät am Ende des Raumes, an welchem derzeit gar kein Geschehen stattfindet, einfach aus dem „Funk Set“ ausgeschlossen werden. Er muss nicht unbedingt mitblitzen. Nur wenn sich das Geschehen wieder in dessen Nähe verlagert, kann man ihn wieder ganz bequem von der Kamera aus aktivieren (und schaltet dafür evtl. andere Geräte im Raum aus).
TTL-Korrektur
Mit dem YN-622-TX Commander kann zusätzlich eine TTL-Belichtungskorrektur vorgenommen werden – für jedes Blitzgerät im Set separat, versteht sich. So kann die Leuchtintensität für jedes der angeschlossenen Geräte von -3 EV bis + 3 EV abgeändert werden (also innerhalb von ganzen sechs Blendenstufen). Dies halte ich für eine sehr wichtige Funktion, um gewisse Lichtrichtungen zu bestimmen. Denn beim reinen TTL-Betrieb hat man ja ansonsten kaum Kontrolle über die Lichtführung, da alles automatisiert abläuft. Hier kann man dennoch eingreifen, ohne auf den Komfort der TTL-Automatik verzichten zu müssen.
Manueller Modus
Außerdem kann jeder Blitz im Set völlig manuell in dessen Leistung eingestellt werden – über viele Meter hinweg ganz bequem von der Kamera aus! Damit kann ein kleines Orchester an Blitzgeräten im Raum ganz individuell in dessen Leistung bequem von der Kamera aus über das Menü des YN622-TX Transmitters eingestellt werden. Man muss sich nicht mehr zu den einzelnen Blitzen hin begeben, um deren Leistung anzupassen. Auf dem Display des Yongnuo-Senders kann man die einzelnen Leistungs-Einstellungen (z. B. 1/8) für jeden Blitz ablesen bzw. verändern. Dies ist insbesondere für schlecht erreichbare Geräte sinnvoll (z. B. hinter Softboxen oder eben weiter im Raum weg positionierte).
Entfesselte Blitzgeräte bequem von der Kamera aus steuern: Der Yongnuo YN-622-TX ist kompatibel zu den "YN622-Transceivern". Hiermit lassen sich sämtliche TTL-Blitzgeräte im Lichtset (um-) schalten sowie in deren Leistung anpassen (Canon oder Nikon).
Den Zoom ändern
Ferner lässt sich zusätzlich auch der Zoom jedes einzelnen Blitzgerätes im Lichtset über das Display von der Kamera aus verstellen. Bei meinem Nikon Speedlight SB-600 funktioniert dies allerdings nicht. Offenbar ist hierfür nicht jeder Systemblitz geeignet. Das Ändern des Zoom-Reflektors ist ein nettes Feature, jedoch nicht unbedingt notwendig. Obgleich es natürlich auch gewisse Einsatzgebiete für den Blitz-Zoom gibt.
Anschlüsse
Dieser Transmitter besitzt drei Anschlüsse:
- Eine Klinkenbuchse über welche die Kamera per Funk ausgelöst werden kann. Bei mir war ein Kabel für den Nikon-Systemanschluss dabei sowie eines für (vermute ich) Canon.
Man steckt das Kabel nun zum einen in die Kamera und zum anderen in den Transmitter. Plötzlich dient nun auch der „Transmitter“ als Empfänger: Löst man einen der YN622-Transceiver per Hand aus, so löst auch die Kamera aus. Man hat also einen reinen Funkauslöser für die Kamera und kann jene bis ca. 100 Meter weit fernauslösen. - Eine PC-Sync-Buchse. Dies hat nichts mit einem „PC“, also Computer, zu tun. Falls man den Transmitter nicht über den Blitzschuh ansteuern möchte oder kann, da z. B. einige Kameras (Mittelformatkameras, Großformatkameras) gar keinen klassischen Blitzschuh („Hot Shoe“) besitzen, so kann man den Transmitter über ein simples PC-Sync-Kabel ansteuern. Professionelle und auch alte Kameras besitzen hierzu die gleiche Buchse. Natürlich ist hierdurch keine TTL-Korrespondenz möglich und auch ein manuelles Steuern der Blitzintensität ist hierbei vom Commander aus nicht möglich.
- USB-Anschluss. Dieser Anschluss wiederum hat etwas mit einem Computer zu tun. Es handelt sich um einen „Firmware“ Anschluss: Über ihn kann die Software auf dem Transmitter mittels dem Computer aktualisiert werden. Getan habe ich dies allerdings noch nie.
Der Klinkenstecker-Anschluss für einen externen Auslöser sowie die „PC-Sync-Buchse“.
Hier sieht man den USB-Anschluss zum Update der „Software“ auf dem Transmitter. Ferner ist die Rändelschraube am Blitz-Fuß zu erkennen, mittels derer sich die Funkauslöser sicher auf der Kamera arretieren lassen.
Autofokus-Hilfslicht
Beide Geräte – sowohl die normalen Transceiver als auch der TX – besitzen vorne ein kleines Lämpchen, mittels welchem sich ein rotes Raster auf das Motiv projizieren lässt. Dies dient dazu, den Autofokus der Kamera auch bei dunklen Verhältnissen (was ja nun beim Einsatz von Blitzgeräten öfter der Fall sein wird) sicher und schnell arbeiten lassen zu können.
Normalerweise besitzen die meisten moderneren Systemblitze eine solches „AF-Hilfslicht“. Jedoch sind jene ja nun von der Kamera entfesselt worden und zeigen z. B. von der Seite auf das Motiv oder sind gar zum indirekten Blitzen gegen Wände gerichtet worden. Hier bietet das YN622-System mit dem integrierten AF-Hilfslicht Abhilfe.
Vorne ist gut das Fenster zu sehen mittels welchem ein Raster auf das Motiv projiziert werden kann.
Als Kamera-Fernauslöser
Der YN-622 TX lässt sich zusätzlich auch noch als Fernauslöser für die Kamera nutzen! Kurioserweise dient er in dieser Angelegenheit als Empfänger und als Sender muss einer der normalen YN622 Transceiver herhalten.
Man benötigt zunächst eines der Kabel, die mitgeliefert werden (Canon oder Nikon), stöpselt dieses sowohl in die Kamera und auch an den „Transmitter“ (welcher in diesem Fall aber zum Empfänger wird). Nun lässt sich die Kamera bequem über Funk auslösen.
Es gibt aber eine leichte Auslöseverzögerung von einigen Millisekunden.
Batterien / Akkus
Die Yongnuo-Transceiver sowie auch der zuletzt vorgestellte Transmitter (YN622TX) werden über handelsübliche AA-Batterien bzw. Akkus versorgt. Zwei an der Zahl sind hierfür jeweils notwendig.
Preis
Die Transceiver gibt es im 2er Set für derzeit ca. 70 € zu kaufen. Möchte man den Komfort des Commanders, also des YN-622-TX Transmitters, nicht missen, so muss man für jenen ca. 45 € ausgeben.
Anleitung in Deutsch
Der Schweizer Fotohändler Fotichaestli hat sich die Mühe gemacht, die Original-Anleitungen aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen. So kann man sich folgende PDF-Dateien für das Yongnuo-622-System herunter laden:
Fazit
Das TTL-Blitz-Fernauslöser-System „YN-622“ von Yongnuo eignet sich insbesondere für Fotografen, welche umfangreichere Lichtsets installieren und jene dabei auch noch sehr schnell bzw. automatisch an die jeweilige Situation angepasst wissen möchten, Stichwort: Veranstaltungs-Fotografie.
Mit dem Commander „YN622-TX“ ist es außerdem möglich, mehrere Blitzgeräte unabhängig voneinander zusätzlich auch manuell bequem aus der Ferne zu steuern. Ferner kann man mit diesem Gerät die Kamera selbst per Funk auslösen.
Da ich nur sehr wenig auf z. B. Hochzeiten fotografiere, nutze ich dieses TTL-Funkauslöser-System eher selten. Was dafür mehr Begeisterung in mir weckt, ist der YN622TX Transmitter bzw. die Steuereinheit mit LC-Display. Hier gefällt mir insbesondere das völlig manuelle Steuern der Einzelblitze über die Menüführung. Jedoch gibt es hierfür auch ein (günstigeres) Non-TTL-Pendant: Der Yongnuo YN560-TX. Das Schöne an diesem Non-TTL-Commander ist, dass er kompatibel zu den eingebauten Funkempfängern meiner manuellen YN-560 IV Blitzgeräte ist, wodurch dann wiederum entsprechende zusätzliche Funkempfänger entfallen.
Ich möchte einfach mal ein dickes DANKE sagen, denn es ist so erklärt, dass ich es als Blitzanfängerin auch verstehe.
Habe mir zwar gerade erst den Neewer gekauft, aber für die Zukunft, wenn ich dann mal weitere Blitze (vor allem meine älteren) mitbenutzen möchte, ist das eine klasse Lösung!
Dank für den Kommentar! Das freut mich und ich wünsche viel Freude am kreativen Lichtsetzen.