Übersicht: Yongnuo Funkauslöser RF-602 & RF-603 für Blitz und Kamera
Wer ein günstiges Funkauslöser-Set entweder für den Blitz oder für die Kamera selbst sucht, wird die Yongnuo-Auslöser nicht übersehen. Leicht verwirrend ist aber die Auswahl dieses Herstellers hierzu. Ich versuche etwas Licht in die Sache zu bringen.
Allgemein
Lange Zeit hatte ich mit den absolut günstigsten Funkauslösern (auch „Chinakracher“ genannt) gearbeitet. Hier gibt es einen Erfahrungsbericht.
Spätestens aber, als ich mir den Blitz Yongnuo YN 560 III zugelegt hatte, der ja nun einen bereits eingebauten Funkempfänger besitzt, musste unbedingt ein passendes Yongnu-Funkauslöser-System her (welches freilich auch für alle anderen Blitze kompatibel ist). Doch welches sollte es sein: das ältere RF 602 oder das neuere RF 603 System? Das 603er System ist neuer. Aber ist neu=besser? Nachdem ich mir (notgedrungen, mehr dazu unten) beide Systeme gekauft hatte, kann ich eines schon sagen:
Gemeinsamkeiten RF 602 & RF 603
Eine Sache sei gleich erwähnt, bevor ich’s vergesse:
Man kann mit den Geräten also die Kamera aus der Ferne auslösen. Außerdem kann man mit beiden Systemen mehrere Kameras synchron auslösen. Das eröffnet natürlich ganz neue Möglichkeiten (z. B. um eine Veranstaltung aus mehren Perspektiven aufnehmen zu können). In der Praxis habe ich so etwas (Fernauslösen der Kamera über Funk) aber noch nie genutzt.
Beide Funkauslösersysteme übertragen aber für das Fernauslösen von Blitzgeräten kein TTL-Signal! Für den Preis kann man dies bei der Qualität aber auch nicht erwarten. Wenn Sie die TTL-Unterstützung auch im entfesselten Modus benötigen, schauen Sie sich die Yongnuo YN622-Trigger an. Warum werden dann die manuellen Blitzauslöser ausdrücklich für z. B. Canon oder Nikon angeboten? Weil hierbei beim 602er-System eine leicht schnellere Blitzsynchronzeit erreicht werden kann. Und weil beim System 603 (Version 1) erst hierdurch (durch Aufstecken auf die Kamera) das Modul als Sender geswitcht werden kann. Bei der heute verfügbaren Version II ist dies nicht mehr nötig. Mehr hierzu weiter unten.
Beide Systeme sind nicht untereinander kompatibel! Das heißt, dass ich mich entweder für das Yongnuo 602er System oder das RF-603 System entscheiden muss!
Die Yongnuo Funkauslöser sind für das manuelle Blitzen und für hohe Reichweiten und zuverlässiges Arbeiten bestimmt (kein TTL), also so wie man im Fotostudio beleuchtet. Sie funktionieren mit jeder Kamera und mit jedem Aufsteckblitz mit Standard-Blitzschuh (marken-unabhängig).
Beide Systeme haben eine Reichweite von 100 Meter und sind in jeglichen „Internetberichten“ als sehr zuverlässig und gut verarbeitet beschrieben – Was auch ich sagen kann: Ich arbeite damit seit ca. fünf Jahren und hatte hier noch nie Aussetzer (im Gegensatz zu den ganz oben erwähnten ganz günstigen Funk-Triggern).
Sowohl der Yongnuo RF602 als auch der RF603 verträgt hohe Zündspannungen (bzw. eher „Triggerspannungen„)! Das bedeutet, dass Sie nun endlich wieder ihre alten „analogen“ Blitzgeräte nutzen können ohne, dass Sie sich um Ihre Technik sorgen machen zu müssen. Dieser Hinweis aber ohne Gewähr: Bei mir laufen die alten Blitze wunderbar auf den Funk-Triggern. Bei diesem Preis riskiere ich das einfach.
Man kann die Empfänger auch einzeln nachkaufen. So lässt sich nach und nach aufrüsten. Leider beinhalten die meisten Angebote des RF-603 ein Duoset. Besitzt man beispielsweise einen Yongnuo-Blitz mit bereits eingebautem Empfänger, so benötigt man ja nur noch einen einzigen RF-603. Man hätte dann ca. 15 € gespart. Nungut: Den zweiten Transceiver kann man natürlich auch als Empfänger für einen günstigen alten Blitz von Ebay nutzen (z. B. für die Hintergrundbeleuchtung, Effektlicht oder ähnlichem).
Nun möchte ich mich aber den beiden Funkauslösersystemen im Detail zuwenden. Am Ende des Artikels gibt es ein Fazit.
Das neuere System Yongnuo RF-603
Ich beginne mal mit dem neueren System Yongnuo RF603. Diese Funkauslöser gibt es bereits in der zweiten Version! Ich würde eher Geräte dieser zweiten 603er Generation kaufen, denn Sie weisen drei klare Verbesserungen auf:
- Der Powerknopf befindet sich nun an der Seite und lässt sich auch bei aufgeschobenen Blitzgerät bedienen
- Der Fuß des Gerätes besitzt nun eine Rändelschraube, so dass jener fest auf der Kamera fixiert werden kann! Beim alten Yongnuo RF-603 drohte dieser sonst nämlich bei zusätzlich noch durchgeschliffenen bzw. aufgesetztem zweiten Blitz von der Kamera zu rutschen.
- Man kann den RF603 Version II nun auch manuell als Sender schalten. Das bedeutet, dass nun nicht mehr zwingend eine Canon oder Nikon Kamera darunter sitzen muss. Man kann die Version II nun auch direkt aus der Hand als Sender nutzen oder auch an alten analogen Kameras oder an einer Pentax Kamera oder jeglichem anderen Modell mit Standard-Blitzschuh. So fotografiere ich mitunter auch im analogen Mittelformat. Manche Kameras besitzen hier nur einen „Blitznippel“, den ich mit dem Funkauslöser verbinden kann. Nur bei der „Mark II Version“ des RF-603 kann ich dann einstellen, dass er doch nun bitte als Sender fungieren soll. Ein automatisches Umstellen via „HotShoe“ ist in dem Fall ja nicht möglich.
- Mit dem RF603 kann auch der aktuelle Yongnuo YN685 angesteuert werden. Dies ist ein Systemblitz für das Canon ETTL-System.
Und nun die große Besonderheit des Yongnuo RF-603-Funkauslöser-Systems:
Man nutzt also nur dieses eine Gerät entweder direkt auf der Kamera: dann ist es automatisch Sender. Oder man nimmt es von der Kamera ab und der RF-603 schaltet nun automatisch auf den Empfangsbetrieb um.
So komfortabel dies klingt: Man kann den 603er [Version I„] nicht in der Hand halten und den Blitz manuell auslösen. Man kann so das RF-603-System [Version I“] nur mit modernen Kameras mit TTL-Blitzschuh verwenden und dann offenbar auch nur jene, für die sie ausdrücklich bestimmt sind (Nikon oder Canon oder Pentax usw. …). Mit Sony scheint er auch nicht zu funktionieren. Ich arbeite oft mit alten analogen Kameras. Ich müsste den Yongnuo RF603 extra umlöten, damit er an meiner alten Mittelformatkamera funktioniert. Dies ist leider ein klarer Nachteil des neuen 603er Systems [Version I“].
Vorteile / Nachteile RF-603 Version I
- Funktioniert als Sender nur mit modernen Kameras und offenbar nicht mit Sony (nur Version 1)
Für alte Kameras mit einfachem Mittenkontaktschuh oder PC-Buchse ist der Yongnuo RF603 nicht geeignet (betrifft nur Version 1) - hat noch keine Rändelschraube und den Power-Knopf nicht an der Seite (betrifft nur Version 1).
- nur noch ein einziges Gerät für alles: Sender & Empfänger in einem
- Aufstecken und fertig: der RF-603 merkt (bei kompatibler Kamera!) selbst, ob er nun Sender oder Empfänger sein soll.
- Kann aufgesteckt auf die Kamera noch ein weiteren, alten Blitz mit hoher Zündspannung aufnehmen, ohne die Kamera zu gefährden.
Hinweis im Nachhinein: Die später veröffentlichte Version II kann auch manuell als Sender umgeschaltet werden und lässt sich somit auch ohne spezifische Kamera darunter als Sender benutzen. Daher ist die Version II nun dem RF602 völlig ebenbürtig.
Dadurch, dass ich mit meinen ganzen schönen alten analogen Kameras den RF603er [Version I“] nicht ansteuern kann, habe ich mir das etwas ältere System „RF-602″zugelegt:
Yongnuo RF-602 Flash Trigger
Hier zunächst ein Foto, wie der 602er bei mir daheim arbeitet:
Ganz unten Sehen Sie den kleinen Sender („RF-600TX“). Jener wird entweder auf die Kamera-Hotshoe gesteckt oder man löst ihn aus der Hand aus. Rechts sehen Sie meinen treuen Yongnuo YN-560 III. Dieser Blitz hat ja bereits den Funkempfänger eingebaut! Hinweis: man kann diesen Blitz sowohl mit dem 602er als auch mit dem RF-603 ansteuern.
Links auf dem oberen Foto sehen Sie meinen starken Metz-Stabblitz. An jenen habe ich den Empfänger des 602-Systems mittels Synchronkabel angeschlossen. Fertig. Nun kann ich beide Blitzgeräte problemlos auslösen.
Edit: Ich war mit dem Foto vom Metzblitz etwas voreilig: Seltsamerweise lässt sich dieser mittels der abgebildeten Variante nicht auslösen. Mein Regula-Blitz hingegen lässt sich durchaus mit dem kurzen Spiralkabel / mittels der Pin-Buchse am RF-602 auslösen.
Eine Sache gefällt mir nicht so sehr: Im Gegensatz zu denen meiner „billig Trigger“ hat der Sender des Yongnuo keine Buchse für ein PC-Sync-Kabel, um auch Kameras ohne Blitzschuh nutzen zu können (Mittel- und Großformatkameras). Hier muss ich mir mit einem kleinen Adapter helfen (siehe Bilder im Kommentarbereich). Ansonsten funktioniert nun alles super! Wie man auf dem Bild links sieht, lässt sich der Empfänger dank Mutter bequem auf ein Stativ schrauben, um so den entfesselten Blitz halten zu können.
Vorteile / Nachteile RF-602
- Keine PC-Sync-Buchse am Sender
- (Sender kann keinen weiteren Blitz „durchschleifen“ bzw. „huckepack nehmen“ [im Ggs. zum 603er“])
- geht nicht mit dem Yongnuo YN685
- Funktioniert mit jeder Kamera mit Blitzschuh, auch mit Sony (mit Hot Shoe Adapter) und alten analogen Geräten
- günstigerer Preis als RF-603 da älter
Fazit
Für Leute, die
- nur (moderne) Kameras eines einzigen Herstellers haben und
- zum Auslösen der entfesselten Blitze den Sender stets auf dem Hotshoe der Kamera betreiben
Ist das neue Yongnuo RF-603 System klar geeignet. Aber man sollte jene Geräte der Generation zwei kaufen, da diese klare Verbesserungen aufweisen (siehe weiter vorne im Artikel).
Ich hingegen arbeite oft manuell mit alten analogen Kleinbild- und Mittelformatkameras. Diese Fotoapparate besitzen gar keinen kompatiblen Hot Shoe für die Funkauslöser. Daher habe ich beim älteren RF-602 System ein gutes, leistungsstarkes und klar zuverlässiges Fernauslösersystem für meine Blitzgeräte gefunden. Mittlerweile ist ja der RF-603 in der zweiten Version draußen. Ich habe den Artikel entsprechend geändert. Diese zweite Version lässt sich nun auch manuell als Sender umschalten und funktioniert in dieser Hinsicht dann genau so wie der RF-602er: Kompatibel zu allen Kameras mit Standard-Blitzschuh.
Für den RF603 II scheint es einen Nachfolger zu geben (?), anders kann ich mir den Spottpreis eines kürzlich in den Kleinanzeigen erstandenen Sets aus zwei Geräten (RF603C II) kaum erklären. Per aufgeschobenem „Hotshoe-PC“-Adapter am Empfänger (Schalterstellung „TRX“) löst das Set nun gleich zwei Metz 45 CT-1 gleichzeitig aus, ohne dass sich die Blitze (mit der hohen Synchronisationsspannung) gegenseitig behindern. Besser geht ’s nicht. Ein alles andere als zeitgemäßes Verhalten ist mir allerdings aufgefallen, nachdem die Akkus der Yongnuos immerzu „leer“ waren, wenn ich sie gerade benutzen wollte: Den Geräten wurde keine Schaltung zur Reduzierung des Stromverbrauchs spendiert – weder eine automatische Voll-Abschaltung nach einer bestimmten Zeit der Inaktivität, noch eine Reduzierung des Verbrauchs, wenn gerade keine Signale gesendet/empfangen werden. Bezüglich der technischen Beschreibung „Standby-Zeit: 45 h“: In der TRX-Funktion (Empfänger) „frisst“ das Gerät dummer Weise permanent („ständ bei“) satte 17mA, eine Menge Holz für die kleinen Stromspender. Optimistisch gesehen würde das für rund 40 Stunden Betriebszeit mit voll geladenen 800mA/h-Akkus reichen, in der Praxis (menschliche Fehlbarkeit sprich Vergesslichkeit, Ladezustand, Akkuzustand, Mindestspannung etc.) wird nach rund einem Tag Schluss sein. In der TX-Funktion (Sender) dagegen fließen permanent „nur“ 2,7mA (beim Auslösen/Senden kurzfristig 4,8mA). Zwei AAA-Akkus für den Empfänger liegen also immer bereit … (in den alten Blitzgeräten konnte ich – genervt durch immer wieder leere Akkus – eine Abschaltautomatik unterbringen, Platz dafür ist mehr als genug vorhanden, bei den Funkgeräten leider nicht)
Danke für die Ergänzungen! Ich habe auch immer Ersatzbatterien für die Auslöser dabei.