Yongnuo YN660 – Schon wieder ein neuer Blitz
Drüben in Fernost tut sich was: Schon wieder hat Yongnuo einen neuen Blitz heraus gebracht: Den YN660. Hierbei handelt es sich um die Fortführung der manuellen Linie (kein TTL). Auch hier ist ein Funkempfänger verbaut (mit mehr Kompatibilität). Der Zoomkegel geht nun noch weiter: bis 200 mm. Eine Mastersteuerung ist ebenfalls vorhanden.
Es wird immer komplizierter mit Yongnuo: Die bringen ständig neue Geräte auf den Markt, so dass es wahrlich schwierig ist, sich da noch einen rechten Überblick zu verschaffen.
Nun wird bereits ein neues Blitzgerät angekündigt: Der Yongnuo YN660. Edit: Das Gerät ist nun da. Dies ist ein weiterer manueller Blitz dieses Herstellers und somit passt er auf alle Kameras mit dem Standard-Blitzschuh (also egal ob Canon, Olympus, Nikon usw.). Das neue, modernere Gehäuse ist das selbe wie beim TTL-Blitzgerät YN685.
Hier die Kernfakten:
Fakten des YN660
- manuelle Steuerung d.h. keine TTL-Automatik. Dies bedeutet jedoch wiederum, dass das Gerät auf jede Kamera mit „Standardschuh“ passt, der jedoch eher nicht schwarz lackiert sein darf. Es ist in der Hinsicht geräteunabhängig.
Manuell lässt er sich (wie gewohnt) zwischen 1 und 1/128 Leistung in Drittelblenden sehr fein steuern. - gewohnt hohe Leistung: Angegeben wird eine Leitzahl von 66 bei ISO 100 jedoch bei vollem Zoom von 200 mm. Ich gehe stark davon aus, dass die Leitzahl genau so hoch ist wie bei den anderen größeren Yongnuo-Blitzgeräten: Leitzahl ca. 40 bei ISO 100 und Ausleuchtwinkel Normalbrennweite (50 mm bei Vollformat). Dies ist etwas stärker als die stärksten Blitzgeräte der „Original-Hersteller“ (so zumindest meine Vergleiche).
- Zoom von 20 bis 200 mm. Zum Vergleich: Die bisherigen Blitzgeräte des Herstellers gingen immer so bis 105 mm.
- Eingebauter Funkempfänger: für das Yongnuo-Funksystem RF602, RF603 und RF605. Weiterhin lässt sich der Blitz mit dem manuellen „Commander“ YN560TX ansteuern sowie mit dem YN560 IV Masterblitz.
Masterfunktion: Er lässt sich auch mit einem zweiten YN660 ansteuern, wenn letzterer auf der Kamera steckt.
Der YN660 ist nicht kompatibel zum (TTL-) Funksystem YN622! Hier trennt Yongnuo seine drei Funksystem-Linien weiterhin rigoros.
Mit dem eben erwähnten YN560TX sowie mit einem anderen YN660 lässt sich zusätzlich per Funk auch noch die Leistung manuell ändern sowie die Stellung des Zoomkopfes des YN-660. - Slave-Zelle zum einfachen Entfesseln ohne Funk.
- Überhitzungsshutz.
- Akustisches Pieeep-Signal,wenn er wieder bereit ist.
- Anschluss für einen externen Akkupack.
- Verriegelung durch Knopf (das ist neu).
- Lockfunktion der Bedienelemente (auch eine neue Funktion).
Was ist sie und wozu dient die Masterfunktion?
Der neue Yongnuo YN660 besitzt zum einen einen eingebauten Funkempfänger. Zum anderen hat er auch einen passenden Sender („Master“) an Board. Wozu soll dies gut sein? Man benötigt hierzu zwei YN660er: Einen steckt man auf die Kamera und den anderen schraubt man zum Beispiel auf ein Stativ, welches man etwas schräg von einer Person installiert. Dieser Blitz simuliert nun (ggf. mit einer leicht gelben Farbfolie) schräg einfallendes Sonnenlicht. Durch die schräge, entfesselte Position kommt es jedoch zu starken Schlagschatten. Und genau diese Schatten mildert man mit einem weiteren Blitz direkt aus Kameraposition ab! Man hellt diese Schatten also auf, ohne den seitlichen Lichtcharakter zu übertünchen. Nun wäre es natürlich äußerst praktisch, wenn man beide Lichtquellen unabhängig voneinander direkt von der Kamera in ihrer Intensität steuern zu können. Und genau dies kann der YN660 mit der Masterfunktion: Zunächst wird durch ihn die Leistung der primären Lichtquelle (und deren Zoom) eingestellt. Als nächstes wird die Intensität des Aufhelllichtes definiert. Nochmal: Das Aufhellicht ist der Blitz, der sich direkt auf der Kamera befindet. Die primäre Lichtquelle ist der zweite YN660, der sich entfesselt schräg von der Person befindet. Beide Geräte lassen sich über die Masterfunktion des auf der Kamera befindlichen Yongnuo YN660 steuern.
Vergleich zum YN560 IV
Der neue Blitz gilt als der Nachfolger vom YN560 Mark IV. Auch dieser besitzt die Masterblitz-Funktion! Die Verbesserungen sind offenbar nur die beiden: Erhöhter Zoom sowie mehr Gruppen für die Funkauslöser-Funktion (6 statt 3). Mich persönlich interessiert hier eigentlich nur der Zoom:
Wozu ein hoher Blitz-Zoom?
Mit dem „Zoom“ meint man das Verengen des Lichtkegels. Dies dient primär nur dem Entgegenwirken von Lichtverlust bei der Verwendung eines Teleobjektivs: Ohne Zoom würde man eine Menge Licht verschenken, welches dann in die Bereiche fällt, welche vom Tele gar nicht gesehen werden können.
In der Praxis (zumindest in meiner) schätze ich das Verengen des Lichtkegels jedoch für etwas ganz anderes: Ich kann dadurch mein entfesseltes Blitzgerät viel weiter vom Motiv entfernen und beuge hierdurch dem natürlichen Lichtabfall vor! Denn je weiter sich eine Lichtquelle vom Motiv entfernt befindet, desto mehr wird ein Lichtabfall (z. B. von rechts nach links) kompensiert. Doch je weiter ich das Blitzgerät entferne, desto schwächer wird ja dessen Licht, welches schlussendlich beim Motiv ankommt. Hier kann ich die Leistung wesentlich verstärken, indem ich den Blitzkopf auf die höchste Zoom-Position stelle. Durch die große Entfernung zum Motiv würde ein so verengter Lichtkegel immer noch alles ausleuchten (selbst bei der Verwendung von einem Weitwinkel, wenn das Blitzgerät weit genug entfernt steht).
Bei dem obigen Bild sieht man sehr gut, was ich meine: Der zerstörte Baum ist über die gesamte Breite einheitlich ausgeleuchtet. Durch die nötige Entfernung vom Motiv findet kein (sichtbarer) Lichtabfall mehr statt. Durch den Zoom kam ich wieder auf die nötige Lichtleistung. Das zusätzliche (harte) Kunstlicht gibt dem mittigen Motivelement, dem toten Baum, einen gewissen „Kick“ (betont dessen Oberflächenstruktur und hebt es leicht vom Hintergrund ab), lässt es bei einer wohl dosierten Blitz-Leistung jedoch nicht wie vor einer Fototapete wirken.
Fazit
Ich gebe zu: Ich bin eben etwas vom eigentlichen Thema, vom neuen Yongnuo YN660, abgekommen. Wie gesagt, ist er dem leicht älteren YN560 IV sehr ähnlich (ebenfalls Masterfunktion). Nur der besagte Zoom-Kopf lässt sich noch weiter steuern bzw. einengen und das Funksystem besitzt mehr Gruppen. Weiterhin ist er für zusätzlich noch zum RF605-Funksystem kompatibel und: der YN660 kann auch bei sehr kurzen Belichtungszeiten korrekt synchronisiert werden (HSS High Speed Sync). Dies ist insbesondere beim Blitzen gegen die Sonne sinnvoll. Für meinen persönlichen Anspruch / für meine Praxis stellt dies jedoch keinen Umstellungsgrund dar.
Hallo, Thomas!
Schließe mich meinem Vorredner an: Dein Blog öffnet mir neue (Blitz-)Welten! Dafür schon mal vielen Dank!
Darf ich mal was kompliziertes Fragen?
Ich habe nie mit mehr eins einen Blitz fotografiert, jetzt muss ich aber, da ich ein großes Szenario (zwei Feuerwehrautos mit 30 Mann davor) bei Dunkelheit ausleuchten will.
Eine Herausforderung, vor allem für jemand, der keine richtige Blitzerfahrung hat.
Was meinst Du zu folgender Idee: zwei Yongnuo YN660 links und rechts neben der (auf 5 Meter erhöhten) Kamera, zwei weitere je links und rechts ebenerdig vom Szenario. Und einer auf der Kamera, zum Auslösen aller fünf, per eingebauten Funk, ohne zusätzlichen Funksender. Funktioniert das technisch?
Bei einer Maximalentfernung von 20 Metern von der Kamera zum entfernstestem Objekt) sollte das bei 35mm Brennweite und Blende 4-5.6 doch irgendwie reichen, oder? (Hab ich nach Deinen Formeln zumindest ausgerechnet…)
Immerhin wäre das ganze nicht teurer als Profi-Blitzgeräte zu mieten.
Hallo Udo, meine Antwort kommt verspätet (bin umgezogen). Du kannst mit mehreren Aufsteck-Blitzgeräten durchaus „Portys“ ersetzen. Hauptsache, du berechnest, ob die Leistung in der Summe dann ausreichend ist. Hast du ja getan. Alle zusammen kann man dann natürlich per Funk synchron auslösen. Ich empfehle dir (falls nicht schon zu spät) einen Test mit zumindest einer Testperson (mit Selbstauslöser ggf. Du selbst) im Freien bei Dunkelheit und zwar was die Anordnung der Blitzgeräte angeht. So, wie du es beschreibst, willst du ein Zangenlicht realisieren. Hier musst du dann bedenken, dass es je zwei deutliche Schatten (links / rechts) gibt bzw. ob das bei Personen nicht komisch aussieht. Ich denke aber nicht. Dazu möchtest du von vorne die Schatten aufhellen, das finde ich ebenfalls eine gute Idee. Ich würde es auch so machen. Jedoch würde ich auf einer Seite etwas mehr Lichtstärke geben als auf der anderen, um ein deutlicheres Führungslicht zu realisieren. Das ist aber alles Geschmackssache und du kannst ja vielleicht auch etwas variieren.
Worauf du bei diesem „Setting“ jedoch getrost verzichten kannst, nur als Randnotiz, sind irgendwelche Softboxen oder „Diffusoraufsätze“ vor den Blitzgeräten. Solche Aufsätze bringen bei dieser großen Entfernung zum Motiv rein gar nichts (außer Lichtverlust).