Alte Blitzgeräte und die hohe Triggerspannung / Zündspannung
Zunächst spricht überhaupt nichts dagegen, alte „analoge“ Blitzgeräte auch auf modernen Digitalkameras zu nutzen. Ich tue dies häufig. Jedoch besitzen viele alte Blitze eine sogenannte „Triggerspannung“, welche relativ hoch sein- und eine Gefahr für die Elektronik der Kamera darstellen kann.
Ein Elektronenblitzgerät macht Licht. Dieser Satz klingt vielleicht etwas seltsam, doch soll er als erstes die Frage darüber klären, ob ein dreißig Jahre alter (analoger) Blitz überhaupt mit einer Digitalkamera nutzbar ist, welche man heute neu kaufen kann. Die Antwort lautet: Ja! Diese Geräte sind fast alle auf dem Gebrauchtmarkt äußerst günstig zu erstehen und nutzen meist den „Standard-Blitzschuh“, den auch die meisten Digitalkameras haben (außer Sony-Alpha). Auch die Lichtstärke ist hier auf dem gleichen Nivea der heutigen modernen (und teils recht teuren) Blitzer. Ab einem Euro per Ebay kann man damit also schon einmal in die wundervolle Welt des Kunstlichtes einsteigen.
Der Nachteil dieser betagten Geräte ist natürlich, dass sie nur rein manuell betrieben werden können (Ausnahme: Der eigentlich recht vernünftige „Computerblitz-Automodus„) und dass einem beim manuellen Betrieb nur eine eingeschränkte oder gar keine Leistungssteuerung zur Verfügung steht. Hier hatte sich in den letzten Jahren der Entwicklung viel getan: Einen TTL-Modus kann man bei den „analogen“ Blitzgeräten an der Digitalkamera auch nicht nutzen und nur ganz wenige der Modelle besitzen einen Zoomreflektor (Lichtkegel steuerbar). Aber trotzdem:
Blitzlicht ist gleich Blitzlicht
Denn dieses Licht des alten Gerätes ist gleich dem Licht, welches ein aktuelles Speedlight oder jedes andere aktuelle Blitzlicht liefert. Beide Arten von Blitzgeräten liefern ein weißes, also neutrales Licht ähnlicher Stärke und ähnlicher Leuchtdauer (die sogenannte Abbrennzeit). Auch lassen sich alte Blitzgeräte, sofern sie zumindest nur einen einzigen Mittenkontakt am Blitzfuß haben, auch ohne Probleme in den Blitzschuh der DSLR schieben bzw. (theoretisch) auslösen.
Doch Obacht: Einige der alten Kollegen besitzen eine relativ hohe „Triggerspannung“. Etwas weiter unten stelle ich mehrere Aufsteck-Adapter vor. Dieser Begriff wird fälschlicherweise auch als „Zündspannung“ bezeichnet:
Unterschied Zündspannung / Triggerspannung
Unter „Zündspannung“ versteht man die interne Spannung, welche der sogenannte „Kondensator“ innerhalb des Blitzgerätes aufbaut (bei alten Blitzen ist hier öfter ein Fiepen zu hören), um mit jener die Blitzröhre zu zünden, auf dass diese mit einem „Plopp“ in einem Sekundenbruchteil ein sehr helles Licht abgibt. Mit dieser Zündspannung kommt weder die Kamera noch der Mensch dahinter in Berührung. Besagten Kondensator können Sie auf diesem Foto gut erkennen (das große, runde Bauteil).
Die „Triggerspannung“ kann vielleicht als „Auslösespannung“ übersetzt werden. Hier schließt sich ein Stromkreis und zwar genau dann, wenn man auf den Auslöser des Fotoapparates drückt. Moderne Blitzgeräte besitzen eine sehr geringe Triggerspannung. Manche der alten Blitze hingegen haben hier eine höhere, andere sogar eine sehr hohe (z. B. 200 Volt) Triggerspannung angelegt. Bei solch hohen Spannung verhält es sich wie bei einem elektrischen Weidezaun: Der Strom ist für den Menschen (und für Tiere) ungefährlich (da die Stromstärke sehr gering ist). Dennoch kneift es und man bekommt einen Schreck. Für die Elektronik mancher Digitalkameras kann eine solch hohe Spannung allerdings schadhaft sein, obgleich ich dies selbst noch nie erlebt habe.
Tabelle mit den unterschiedlichen Spannungen alter Blitzgeräte
Es gibt im Netz eine (englischsprachige) Tabelle, in der eine Vielzahl von alten „analogen“ Blitzgeräten aufgeführt sind. In der Tabelle enthalten sind eben auch die (von mehreren Leuten) gemessenen Triggerspannungen sowie jeweils eine Angabe, eine Empfehlung, ob man den jeweiligen Blitz an einer modernen Digitalkamera nutzen sollte oder eben besser nicht: Tabelle mit den Triggerspannungen.
Offizielle Spannung nach ISO-Norm
Ein freundlicher Leser meines BlitzBlogs hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es für die besagte Spannung sogar eine Norm gibt, die die Hersteller (der Blitzgeräte) einhalten sollten.
Aus dem Jahr 1992 stamme noch die ISO-Norm 10330, welche ganze 250 Volt als Höchstspannung festlegt. Diese Norm ist nunmehr natürlich veraltet. Moderne Digitalkameras würden „metallbedampfte Folien als Synchronkontakte“ nutzen und offenbar sind diese für solch hohen Spannungen zu empfindlich.
Also schien es offenbar ein Update (im Jahr 2002) der ISO-Norm gegeben zu haben und diese schreibt jetzt nur noch 24 Volt als Maximum vor. (Leider ist die PDF offenbar nicht mehr online.)
The voltage applied across the camera synchronizer terminals and that developed across the ignition circuit terminals in the photoflash unit shall not exceed 24 V d.c.
Meine Erfahrung mit hohen Spannungen
Ich habe in der Vergangenheit bereits mehrere alte Blitzgeräte ausprobiert. Derzeit nutze ich meinen Regula Variant 740-2 MFD sowie meinen Metz 45 CT3. Mit diesen beiden Geräten hatte ich noch nie Probleme mit hohen Spannungen. Meine Digitalkameras und meine Funkauslöser blitzen damit genau so wie meine alten analogen Kameras.
Ich hatte da aber auch schon Kollegen, die eine sehr hohe Triggerspannung aufwiesen. Ich erinnere mich da an alte Blitzgeräte von Osram und von Agfa (ca. 170 Volt). Bei denen tat sich auf der DSLR von Nikon gar nichts: Die Kamera löste einfach nicht aus. Das selbe galt für meine Canon Powershot. Kaputt ging hierbei übrigens gar nichts. Doch auch bei Einsatz einer Slave-Zelle um den Blitz zu entfesseln tat sich hierbei nichts. Selbst für diese Servozelle war offenbar die Triggerspannung zu hoch. Das selbe galt für den Funkauslöser. Andere alte Blitze mit etwas geringerer Schaltspannung (ca. 120 Volt) liefen dann wieder über die Slave-Auslöser.
Problemlösungen
Wenn es einem zu riskant ist, einen alten Blitz mit hoher Spannung auf der teuren Digitalkamera zu betreiben, dann kann man ein „Zwischenstück“ dazwischen schalten: Ein solcher Adapter „fängt“ die hohe Spannung sozusagen ab und wandelt sie in eine sehr geringe und für die Kamera ungefährliche um.
Wein Safe Adapter
Ein fertiges Produkt ist der „Wein Safe Sync“ Adapter. „Wein“ heißt übrigens der Hersteller. Leider wird dieser Adapter offenbar nicht in Europa vertrieben.
Alternative:
Diese Bilder wurden mir freundlicherweise von einem Leser der Seite zugestellt (Fotos © Udo Traub).
Es wird / wurde bei Amazon (auch für den Sony-Alpha-Blitzschuh erhältlich) ein gleicher Adapter vertrieben: Man setzt ihn auf den „Hot-Shoe“ der Digitalkamera und obendrauf kommt dann das alte Blitzgerät mit der hohen Triggerspannung. Das kleine Zubehörteil heißt hier „SMDV Safe Converter“. Dieser Adapter reduziert diese Spannung bzw. lässt an die Kamera nur ca. 3 Volt „heran“. Für diese Umwandlung benötigt dieser Blitzadapter selbst noch einmal eine kleine Batterie (3V, CR 2032). Das Schöne hierbei ist auch, dass er noch zusätzlich eine klassische PC-Sync-Buchse besitzt, an welche z. B. auch ein alter (kräftiger) Stabblitz via Kabel angeschlossen werden kann. Hinweis: Bei manchen Händler-Beschreibungen wird für dieses Produkt eine maximale „Gast-Spannung“ von 60 Volt angegeben, bei anderen gibt es keine Angabe zur maximalen Triggerspannung des aufgesetzten Blitzgerätes. Wer weiß, wie lange es diese Adapter noch zu kaufen gibt. Ansonsten muss man sie selber bauen:
Adapter zum selber bauen
Doch es gibt hierzu auch eine Anleitung zum selber bauen um die hohe Blitzspannung zu reduzieren. Allerdings muss man für so einen Bausatz freilich einigermaßen fit in elektronischen Basteleien sein.
Einen Funkauslöser als Zwischenstück nutzen
Eine dritte und die einfachste Möglichkeit, die Digitalkamera von der hohen Blitzspannung fernzuhalten, wäre ein Blitz-Funkauslöser, auf den man zusätzlich noch einen Blitz durchschleifen kann. In der Praxis sieht dies so aus: Der Funkauslöser wird auf den „Hotshoe“ (der Blitzschuh) der Kamera gesteckt und oben auf kommt noch der eigentliche Blitz. Ob nun per Funk noch ein weiteres Blitzgerät angesteuert wird, ist in diesem Fall egal. Nun wird die hohe Triggerspannung des Blitzes huckepack vom Funksender abgefangen. Verträgt er diese Spannung, sollte der Blitz auslösen. Ansonsten passiert entweder gar nichts oder aber der Funkauslöser ist kaputt (aber eben nicht die Kamera!). Ich empfehle hierzu den Yongnuo RF603. Diesen Sender kann man auch einzeln kaufen (ich weiß allerdings nicht, welche Spannungen der „verträgt“).
Mittlerweile sind allerdings eine Vielzahl an günstigen China-Blitzen auf dem Markt, die vom Preis her so verlockend sind, dass man sich evtl. überlegt, nicht gleich so einen modernen Blitz zu kaufen. Ich selbst arbeite ganz gerne mit Geräten von Yongnuo. Der YN-460 II kostet(e) neu nur noch ca. 35 Euro! Die Spannungen dieser Geräte sind natürlich sehr gering und stellen keine Gefahr für die Elektronik dar.
Alten Blitz wieder regenerieren
Zum Schluss soll noch ein Hinweis folgen, was das Inbetriebnehmen bzw. das „Regenerieren“ von alten Blitzgeräten anbelangt. Diese Geräte lagen ja nun sicherlich viele, viele Jahre unberührt im Schrank herum. Im Innern eines Blitzgerätes befindet sich immer ein sogenannter „Elektrolytkondensator“, kurz „Elko“ genannt. Auf diesem Foto sieht man dieses Bauteil recht gut (das blanke tonnenfürmige).
Dieser Elko sollte nicht ins sprichwörtlich kalte Wasser gestoßen werden! Stattdessen sollte man den Blitz wieder ans Arbeiten gewöhnen und zwar folgendermaßen: Man schaltet ihn bei eingelegten Batterien ein und lässt ihn einfach so lange liegen, bis die Batterien leer gesaugt sind. Dies setzt natürlich voraus, dass keine Stand-By-Funktion aktiv ist, doch dies dürften nur die wenigsten alten Blitze haben. Nun geht es mit vollen Batterien weiter: Man blitzt viele Male bei reduzierter manueller Leistung.
Kann man die Leistung nicht manuell regeln, so muss man den sogenannten Computermodus (falls verfügbar) nutzen und gegen eine weiße Wand blitzen. Hier wird dann auch nur sehr reduzierte Leistung abgegeben. Idealerweise nutzt man hierfür ein simples Funkauslöser-Set, damit man nicht ständig am Gerät selbst schalten muss. Ich reaktiviere alte Blitzgeräte einen ganzen Tag über, indem ich sie immer wieder mal auslöse. Hierbei verwende ich jedoch nicht meine hochwertigen Eneloop-Akkus, sondern günstige aus dem Handel. Denn das „leerlaufen“ lassen und wieder voll Aufladen ist für einen Akku ja nicht gerade gesund.
Triggerspannung
Hallo,
die Metz Blitze haben es mir seit 1990 wohl angetan, unverwüstlich, vielseitig und sehr sehr robust, deshalb besitze ich auch etliche davon und hatte auch des öfteren mit Fachleuten von Metz Gespräche, kaputt war noch keiner.
Vor 4 Wochen erfuhr ich erstmals, das die Fa. Metz seit 2 Jahren insolvent ist, ein sehr größer Schock für mich, solche nette Fachleute und Deutsche Wertarbeit in allen Details, sind von der Bildfläche für immer verschwunden.
Habe 45 er CT 1 – CL 1 – CT 4 und das Monster 60 CT 4.
Bei meinen 45 CT1 sind auch der Mecamat dabei, um manuell 5 Leistungsstufen einzustellen, auch beim 60er kann man 9 manuelle Blenden einstellen, ein Hammer von einem Blitz.
Nun mal zur Triggerspannung :
Meine Canon Kameras halten bis 250 Volt aus, Konika Minolta D7 konnte 400 Volt aushalten, deshalb ging auch da der CT 1 Ohne Probleme an dieser, und den analogen hat es nie gejuckt.
Seit Canon bei mir eingezogen ist , weil die Konika Minolta defekt, ( Fehler 58 )hatte ich große bedenken dem CT 1 zu benutzen, was ich zum Glück unterließ.
Die gemessene Triggerspannung war teilweise über 250 V, (bekam ich über Metz Kundendienst heraus) weshalb ich mit Slaves , die ich von jemanden bekam arbeitete.
Einen zusätzlichen aus Fernost für 5€ mit Schuh und pc Anschluss habe ich mir noch dazu bestellt, funktioniert super.
Durch Internetrecherche kam ich auch auf den Funkauslöser von Yongnuo 603 RF, dabei habe ich herausgefunden, das nur der Yongnuo 603RF ll , also der Nachfolger 300V aushält, (den Vorgänger hätte ich geschrotet) ,hier kaufte ich sofort 2 Stück für Outdoorshooting.
Neue Wege gehe ich ab jetzt mit dem 45 CL sowie 60 er, die ja nur bis 20 Volt Triggerspannung haben, deshalb auch diese nicht fürs Studio, sondern Kirche sowie große Hallen und Draußen fürs Aufhellblitzen genutzt werden.
Tipp:Im Studio sind durch das grenzenlose befestigen der Metz Blitze ,vertikal und horizontal ,mit Farbfolien – Wabenvorsätze über angebrachte passende Tetrapacks usw. Spotlichter und kleinste Lichtkegel zu realisieren.
Mit der Konika Minolta funktionierte das Blitzen Outdoor über Automatikblenden damals nicht.
Mir kam letzthin aber der Gedanke, meinen Digital Metz AF 50 1 mit den Metz Stabblitzen zu kombinieren, also 2 Blitze an der Kamera.
Nachteil , klar mehr Gewicht, ganz klarer Vorteil endloses Dauerblitzen da es praktisch keine Ladezverzögerungszeiten gibt, und die Blitze werden geschont, da diese nicht volle Leistung bringen müssen, ein ausgeleuchtetes Foto, das seinesgleichen sucht.
In geschlossenen Räumen funktioniert es Top, Automatikblende eine Blende schwächer beim Metz Stabblitz und der digitale regelt die Lichtmenge über TTL.
Outdoor will ich noch testen, ob es genauso funktionieren würde ,bin guter Hoffnung.
Weiterhin habe ich meine Metz Schätzchen mit sehr günstigen Akkus ummodifiziert, habe dadurch die schnellsten Ladezeiten , wirklich unvorstellbar ,und kann damit grenzenlose Auslösungen machen.
Es hatte sehr lange gedauert, doch meine Lösung ist perfekt bis auf den Punkt, Dank der Vielseitigkeit und Zuverlässigkeit von Metz.
Für mich: The Performers Light
Somit weiterhin Gut Licht wünscht Euch Uwe
Bei Fragen: 09536-1591
Hallo Uwe, prima – Danke für die Hinweise! Ich habe drei Metz-Stabblitze in Gebrauch. Zwei weitere habe ich als Reserve gelagert.