Schneider Kreuznach Angulon 90mm 6,8 an Voigtländer Avus
In diesem Artikel möchte ich meine Voigtländer Avus vorstellen, deren Objektiv ich ausgebaut- und ein moderneres Schneider Kreuznach Angulon 90 mm im Syncro Compur Verschluss als Alternative eingebaut habe. Zudem gibt es einige Beispielfotos zu sehen.
Meine alte Voigtländer Avus Plattenkamera ist im Prinzip noch eine sehr brauchbare Kamera. Nie hat mich bei ihr ein etwa nostalgischer Gedanke gelenkt: Immer wollte ich präzise und hochauflösende Fotografien mit dieser kompakten Plattenkamera anfertigen. Sofern die Mechaniken noch funktionieren (d. h. kein Spiel haben, nicht wackeln) ist dies mit einer solch alten Plattenkamera durchaus möglich! Allein: Ich nutze ein Rada-Rollfilmrückteil an der Kamera, welches mir die Verwendung von herkömmlichen 120er Rollfilm gestattet (im Bildformat 6×9). Zwar habe ich auch noch die original 9×12-Kassetten für Planfilm (bzw. für Glasplatten). Doch das Hantieren mit den Planfilmeinlagen (Planfilmadaptern) ist mir zu kompliziert und zu fummelig. Zudem gibt es offenbar keinen Farbfilm mehr im 9×12-Format. Schwarz-Weiß-Planfilme im 9×12-Format werden zwar noch produziert. Mein eigener Fokus liegt jedoch letztendlich eher auf der Farbfotografie.
Das Original-Objektiv „Skopar“ 135 mm
Das original Objektiv: Ein „Skopar“ im alten Compur-Verschluss
Zunächst ist das original Skopar 135 mm ein sehr gutes Objektiv: Es ist ein unvergüteter Vierlinser nach dem Tessar-Prinzip. Etwas abgeblendet erzeugt es knackscharfe Bilder bis in die Ecken. Bei der Verwendung von Rollfilm im Format 6×9 kann man es auch bedenkenlos „shiften“, also verstellen (was beim 9×12-Format sicherlich ebenfalls der Fall sein wird). Der Verschluss ist ein alter Compur der Firma Deckel mit nachgerüstetem Blitz-Anschluss.
Hier ein Beispielbild mit dem original Voigtländer Skopar 135mm (13,5 cm) 4.5. Auf dem vollen 9×12-Format. Es entstammt einem älteren Test von mir, was die Schärfentiefe nach dem Zonenfokus anbelangt: Ich bevorzuge es, Aufnahmen so anzufertigen, dass der gesamte Vordergrund scharf abgebildet wird – bis hin zum eigentlichen Motivteil. Danach soll die Schärfe wieder leicht abfallen. Lesen Sie bei Interesse auch meinen Artikel: Das Zonenfokus-Prinzip. Das Skopar ist, etwas abgeblendet, zunächst ein messerscharfes Objektiv.
Bei diesem alten Voigtländer-Objektiv gibt es jedoch zwei Probleme: Die Brennweite von 135 mm ist mir wirklich zu lang für das 6×9-Format. Sie bildet so ein leichtes Teleobjektiv. Ferner gibt es bei Gegenlicht oder stärkeren Kontrasten (z. B. helles Licht, welches durch Baumwipfel scheint, während man auf die Schatten belichtet) für meinen Anspruch unschöne optische „Verschiebungen“, ein „Flirren“. Typisch für alte, unvergütete Objektive. Dies kann für einen pictorialistischen Anspruch durchaus reizvoll sein. Ich möchte aber eine gewisse Präzision und keine pittoresken Bilder.
Alternative: Das Schneider Kreuznach Angulon 90 mm 1:6.8
Ich hatte dann etwas im Netz geforscht, welche moderneren Objektive bzw. Verschlüsse sich in die Voigtländer Avus einbauen lassen. Dies wurde bereits besprochen, allerdings für die große Schwester dieser Kamera, die Voigtländer Bergheil, welche allerdings sehr ähnlich zur Voigtländer Avus ist. Wichtig ist mir, dass sich die Kamera natürlich auch noch mit einem anderen Objektiv / Verschluss zusammen klappen lässt! Zunächst hatte mich das Polaroid „Tamion 75 mm“ interessiert. Jedoch las ich dann, dass dieses Objektiv für den Nahbereich (Passfotos) konstruiert wäre und bei weiter entfernten Objekten gewisse optische Schwächen aufweisen würde.
Dann stieß ich auf den Tipp mit dem Schneider Angulon. Die Koryphäe Ken Rockwell berichtet nur Gutes über das Angulon auf seiner Website (englisch), so dass ich mir ein solches Objektiv für ca. 100 € per Ebay ersteigerte. Studiert man die Preise, war dies noch ein günstiger Preis. Überhaupt sollte man sich solche Dinge jetzt kaufen, denn günstiger werden sie ganz sicher nicht. Dies betrifft auch anderes Werk- und Schuhzeug der analogen Fotografie. Zumal das 90er Angolun auch für die neu produzierte 4×5 Inch Kamera „Wanderlust“ (englisch) empfohlen wird! Es ist mit erhöhter „Käuferkonkurrenz“ zu rechnen.
Das Angulon (nicht das „Super Angulon“) ist ein sehr kompaktes Objektiv, also ideal für den Einbau in eine Laufbodenkamera wie meine. Zudem ist die optische Qualität hervorragend, wenn man es abblendet. Der Bildkreis leuchtet gerade so einen 4×5 Inch Planfilm aus. Da ich es aber vor einem Rollfilmrückteil nutze, kann ich bedenkenlos „shiften“, worauf ich etwas weiter unten noch zu sprechen kommen werde.
Der Verschluss ist ein „Synchro Compur“ mit der schnellsten Zeit von 1/500 Sekunde. Er besitzt eine „Bremse“ um das Objektiv „offen“ zu halten (zum Einstellen / Fokussieren), ohne die vorher eingestellte Verschlusszeit wieder ändern zu müssen. Auch ein Blitzanschluss (X-Synchro) ist vorhanden und es kann mit einem modernen / herkömmlichen Elektronenblitz bei allen Zeiten geblitzt werden (auch bei der 1/500 Sekunde). Offenbar saß der Verschluss mal an einer Linhof-Kamera.
Hier sieht man den neu eingebauten Verschluss mit dem 90mm-Angulon. Der Balgenauszug ist nun kürzer als mit dem 135mm Skopar! Klar, die Brennweite ist ja auch um 4,5 cm kürzer. Und genau um 4,5 cm kürzer ist nun auch der Balgenauszug bzw. ist die Standarte näher nach innen gerückt.
Ich hatte mich zunächst auch für das 65mm Angulon interessiert. Zum Glück hatte ich es nicht gekauft, denn damit wäre der Balgenauszug ja noch kürzer gewesen! Dies hätte bewirkt, dass der Laufboden mit im aufgenommenen Bild wäre und außerdem, dass ich nicht mehr an den Knopf für das horizontale Verstellen (shiften) der Standarte gekommen wäre, da dieser sich ja dann hinter der Spreize für den Laufboden befunden hätte. Außerdem wäre dann wahrscheinlich auch der Balgen mit im Bild bzw. würde es an den Rändern abschatten. 90 mm sind aber eine für mich gute Brennweite für das Format 6×9: Sie bildet ein ganz leichtes Weitwinkel.
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Natürlich musste ich mir dann eine neue Skala für die Meter-Einstellung anfertigen. Sehr detailreich geht dies bei einem leichten Weitwinkel nicht. Jedoch reichen die fünf Punkte aus, um nach der (oben bereits erwähnten) Zonenfokus-Methode zu arbeiten. Ich habe mir eine entsprechende Tabelle auf der Website von Erik Krause generieren lassen und diese dann ausgedruckt. Natürlich kann man auch per Lupe direkt punktuell auf der Mattscheibe fokussieren. Wollen wir doch mal einen Blick dahinter wagen:
Die Mattscheibe der Voigtländer Avus
Hier hatte ich versucht, mit der Handy-Kamera ein Bild aufzunehmen, welches sich mir bietet, wenn ich hinter meiner Kamera das Bild „komponiere“. Meine Mattscheibe ist überdurchschnittlich hell und besitzt eine sehr feine Körnung. Ich hatte mit einem Bleistift das 6×9-Format eingezeichnet. Zusätzlich habe ich einen Rahmen aus transparentem Kunststoff eingeschoben, um auch bei dunkleren Lichtverhältnissen, genau den relevanten Bereich sehen zu können (die Mattscheibe selbst ist ja ursprünglich für 9×12 gedacht bzw. entsprechend groß).
In der Praxis hat sich der Plastikrahmen als äußerst nützlich erwiesen: Tatsächlich ist es dadurch wesentlich leichter, den perfekten Bildausschnitt zu komponieren. Bei einer (für das eigentliche Bild) zu großen Mattscheibe wirken zusätzliche Elemente für mich sehr ablenkend.
Oben sehen Sie einen Zettel: Das ist die besagte Schärfentiefe-Tabelle nach dem Zonenfokus-Prinzip. Ferner habe ich eine sogenannte Fresnell-Scheibe vor die Mattscheibe geschoben: Dies bewirkt, dass auch die Bildränder genügend hell auf der Mattscheibe abgebildet werden! Eine solche Fresnell-Scheibe kann man sich aus einer Blattlupe (eine einfache Kunststoffscheibe; auf Amazon) selbst zurecht schneiden. Wichtig: Der Runde Kreis in der Mitte der Blattlupe sollte auch genau in der Mitte der Mattscheibe sitzen. Es ist darauf zu achten, eine Blattlupe mit möglichst feinen Linien zu erwerben.
Und hier folgt das Foto, welches ich aufgenommen hatte:
Beispielfoto mit dem 90 mm Angulon
Wie gesagt, das Schneider Angulon ist ein schön scharfes Objektiv, die alte Oma Avus durchaus noch eine präzise Kamera. Mein Rada-Rollfilmrückteil hat eine gute Planlage, sodass scharfe Bilder zu erwarten sind. Hier kommt ein Detail:
Ein Detailausschnitt
Der Film ist ein Ilford Delta 100, entwickelt in Xtol (stock). Gescannt wurde das 6×9-Negativ mit meinem Epson V750 Pro bei 3200 DPI.
Die Maße des Scanns betragen 10529 x 7249 Pixel. Sozusagen besitzt meine Kamera eine Auflösung von 76 Megapixel. Es ließen sich also sehr große Ausdrucke bzw. Handvergrößerungen anfertigen, an die man auch noch sehr nah heran treten kann und bei denen sich dann noch winzige Details scharf erkennen lassen. Die Detailgenauigkeit meines Angulons auf einem 6×9-Negativ reicht mir aus. Ich selbst benötige nicht unbedingt eine 4×5 Inch Großformatkamera. In dieser Hinsicht denke ich auch an das selber Vergrößern im eigenen Fotolabor: Ein 4×5 Inch Vergrößerer ist bei mir einfach nicht drin. Einen 6×9-Vergrößerer besitze ich allerdings.
Hinzu kommt eben auch immer der Gedanke des Gewichts: Die Kamera (mit Objektiv) wiegt inkl. Tasche und Rollfilmrückteil ca. 1,8 kg.
Shiften mit meiner Laufbodenkamera
Es gibt zwei Gründe, warum ich im 6×9-Format fotografiere: Zum einen ist die relativ hohe Auflösung zu nennen (bei sehr kompakter Maße der Kamera und bei praktikablen Rollfilm). Zum anderen benutze ich sehr gerne die „Shift-Funktion“: Die vordere Objektivstandarte lässt sich sowohl horizontal als auch vertikal verstellen. So muss ich die Kamera bei hohen Objekten nicht mehr schwenken, was eine völlige Verzerrung des Bildes bedeuten würde. Außerdem lässt sich somit gut redundanter Vordergrund aussparen:
Bei diesen beiden Beispielen können Sie sehr gut sehen, was ein (vertikaler) Shift bewirkt: Überflüssiger Vordergrund verschwindet aus dem Bild. Das Haus wird in seiner ganzen Höhe abgebildet. Freilich hätte ich auch die gesamte Kamera nach oben schwenken können. Jedoch wäre dann alles schief geworden. Es wäre eine nachträgliche Bildbearbeitung (Entzerren) nötig gewesen. Doch dies würde einen Beschnitt des Bildes bewirken! Ich möchte aber die gesamte Auflösung des Negativs nutzen.
Deutlich günstiger als die Originale: Das stabile und große Walimex Stativ ist komplett verstellbar und auch für Reproduktionen geeignet. Es ist zudem für schwere Kameras geeignet, sehr hoch, dabei aber noch ausreichend leicht und lässt sich individuell verstellen.
Oft nutze ich auch den horizontalen Shift, wenn ich es Leid bin, eine ganz genaue Kamerapsoition zu wählen: Ich schiebe mir mein Bild einfach so zurecht, dass es sich z. B. genau mittig auf der Mattscheibe befindet.
So hatte ich bei dem Motiv oben einfach horizontal so geshiftet, dass die alte, schiefe Laterne rechts noch gerade so ins Bild kommt. Ein ständiges Hin- und hergehen mit der Kamera bzw. das Kontrollieren auf der Mattscheibe kann hier recht praktikabel abgekürzt werden.
Noch höhere Auflösung durch Shiften
Ferner wäre es durch das Shiften möglich, eine noch höhere Bildauflösung zu erlangen, indem man nämlich zwei (oder gar bis zu sechs) Aufnahmen nacheinander vornimmt: Zum Beispiel einmal mit maximal nach links verstellter Standarte und danach einmal mit maximal nach rechts verstellter Standarte. Später setzt man diese beiden (Einzel-) Bilder in einer Bildbearbeitung (z. B. mit Photoshop oder dem kostenlosen Gimp) exakt zusammen.
Dieses Prinzip ist als „Stitching“ (englisch für „[zusammen“] Nähen“) wohl bekannt. Nachteil: Man verschwendet einen gewissen Teil Negativfläche, denn bei jeder Teilaufnahme wird ein bestimmter Bildbereich immer doppelt aufgenommen. Ferner darf sich während den Teilaufnahmen niemals das Licht ändern (darf zum Beispiel nicht plötzlich die Sonne hinter einer Wolkendecke hervor kommen). Außerdem verändert man bei jeder einzelnen Aufnahme leicht die Perspektive, da ja das Objektiv hierbei bewegt wird (sicherlich aber viel weniger als würde man die gesamte Kamera drehen). Dies wird für Aufnahmen von Objekten in der Ferne vermutlich jedoch nicht von Belang sein. Im Grunde ist so etwas für die analoge Fotografie sicherlich nicht wichtig. Ich setze jedenfalls nicht mehrere analoge Negative später digital wieder zusammen. Mir reicht eines (im Format 6×9) völlig aus.
Die Voigtländer Avus im Einsatz
Hier folgen zwei Fotos, die ich während der Aufnahmen von der Kamera selbst gemacht hatte:
Ich nutze sicherheitshalber eine Sonnenblende auf dem Angulon. Das Filtergewinde des Objektives beträgt 40,5 mm. Ich hatte mir dann einen Filteradapter 40,5 mm auf 49 mm gekauft, um meine vorhandene 49mm Filter sowie die Sonnenblende am Angulon zu nutzen.
Obacht: Beim Shiften unbedingt kontrollieren, ob die Sonnenblende keine Vignettierungen verursacht!
Auf einen der Zubehörschuhe (die nachträglich angebracht worden sind) meiner Kamera schiebe ich eine Wasserwaage, um die Kamera lotrecht ausrichten zu können. So erhalte ich diese statischen Bilder, die mir persönlich sehr liegen. Die Kamera steht stabil auf meinem Triopo Stativ. Jedoch bedarf es für die Avus nicht unbedingt ein solch stabiles Stativ: Es lassen sich auch leichtere verwenden, da die Kamera naturgemäß keinen Spiegel (-schlag) besitzt und zudem recht leicht ist. Auf diesem Bild sieht man auch gut das angesetzte Rada-Rollfilmrückteil von der Seite.
Das Rada Rollfilmrückteil
Hier ein Foto des Rollfilmrückteils von hinten:
Das Rückteil wird einfach anstelle der Mattscheibe an die Kamera angesetzt / eingeschoben. Es lassen sich auf 120er Rollfilm 8 Aufnahmen anfertigen. Das genau Negativformat beträgt ca. 8,4 x 5,7 cm. Durch die kleine Klappe lassen sich die Bildnummern ablesen. Zum Schutz vor ungewollten Doppelbelichtungen transportiere ich den Film nach jeder Aufnahme weiter. Denn ich möchte das eben aufgenommene Bild schützen.
Dieses Bild zeigt die Original-Kassette für 9×12-Planfilm. Eigentlich sind die Kassetten für Glasplatten konzipiert. Um hier (viel dünnere) Planfilme nutzen zu können, bedarf es eine Planfilmeinlage, also einen Adapter-Halter, welchen Sie hier auf dem Foto in der Mitte zwischen Kassette und Schieber sehen können. Das Angulon kann zunächst auch den gesamten 9×12-Bereich ausleuchten. Beim verstellen („Shiften“) dürfte man sich dann aber schon an die Grenzen bewegen. Jedoch habe ich dies noch nicht getestet. Ich bevorzuge, wie oben schon erwähnt, mein Rollfilmrückteil. Damit bin ich flexibler und die 6×9-Auflösung reicht mir aus.
Noch ein Beispielfoto mit dem Angulon 90 6,8 an der Voigtländer Avus
Auch hier hatte ich das Angulon ganz nach oben „geshiftet“, um überflüssigen Vordergrund auszublenden und mehr an „Höhe“ zu gewinnen, ohne die Kamera aus der Lotrechten zu bringen. Abgeblendet wurde auf f/22 und fokussiert auf ca. 12 Meter. Die Schärfentiefe erstreckt sich über das gesamte Motiv. Wenn man es ganz genau nimmt, ist dieses Beispielbild etwas unterbelichtet:
Ich hatte das Sonnenlicht im Vordergrund mittels Lichtmessung mit meinem Gossen Digisix Belichtungsmesser gemessen (via Kalotte). Jedoch ist das Licht in den Schatten (Gebüsch) weit schwächer. Ich hätte mit dem Belichtungsmesser weiter nach hinten ins Motiv hinein gehen müssen (und letztendlich mindestens eine Blende reichhaltiger belichten müssen). Die hinteren Schatten besitzen zu wenig Zeichnung. Jedoch ist es dennoch ein technisch gutes und vor allem knackscharfes, hoch aufgelöstes Foto geworden. Die Fotos entstanden übrigens auf dem Gelände eines ehemaligen Krankenhauses, welches nun seit über 20 Jahren still liegt.
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Meine Avus hatte ich vor vielen Jahren per Ebay für ca. 50 Euro erworben (sie ist heute aber teurer). Idealerweise sollte man ein Angebot wahrnehmen, bei welchem schon ein Rollfilmrückteil vorhanden ist. Die Rollfilmrückteile sind nämlich in der letzten Zeit offenbar ebenfalls teurer geworden.
An die Voigtländer Avus passt ein solches Rückteil mit dem sogenannten „Normalfalz“. Sie können sich eine Übersicht über die soganannten Falze im „Rada Katalog“ machen. Diesen Katalog können Sie sich hier auf meinem Blog herunter laden. Möchte man das Angulon an der Kamera installieren, muss man darauf achten, nicht aus Versehen die 6×9-Variante der Voigtländer zu erwerben! Ich bezweifle stark, dass das Angulon dort reinpasst. Weiterhin sollte bei einem Erwerb darauf geachtet werden, dass das Mattscheiben-Rückteil dabei ist. Fehlt die Mattscheibe, kann man aber eine (möglichst helle) nachrüsten bzw. sich solch eine selbst schmirgeln.
Das 90 mm Angulon wird derzeit min. ca. 120 € kosten. Günstiger wird es wohl nie mehr werden. Da der Lochdurchmesser der Standarte (und des Balgens) der 9×12 Avus größer ist als der Durchmesser des Gewindes vom Synchro-Compur-Verschluss, benötigt man zur Installation noch zwei größere und flache Unterlegscheiben.
Noch ein Hinweis bezüglich eines eventuellen Kaufs via Ebay: Viele Verkäufer wissen nicht, dass sie z. B. eine Voigtländer Avus oder Bergheil besitzen. Denn der Name ist nur ganz unscheinbar auf dem Trageriemen der Kamera abgebildet. Stattdessen werden solche Kameras öfter auch als „Compur Kamera“ angeboten. Hier sollte man dann evtl. öfter einmal reinschauen bzw. die Funktion „Suche speichern“ nutzen: Compur Kamera bei Ebay. Sie werden bei einem solchen Suchbegriff sicherlich mit weit weniger Bieterkonkurrenz zu rechnen haben als bei einer eindeutigen Artikelbezeichnung. Man muss eben nur über einen längeren Zeitraum entsprechende Ebay-Angebote beobachten.
Im Bereich Balgenkameras waren jene mit dem Deckel-Compur-Verschluss die hochwertigeren. Sicherlich werden Sie so auch noch andere Schätzchen entdecken.
Das Anfertigen von qualitativ hochwertigen Negativen ist die eine Sache. Sie zu Scannen ist, sofern Sie keine Handvergrößerungen anfertigen, der zweite wichtige Schritt. Lesen Sie auch meinen Artikel-Dreiteiler Perfekte Scans von Negativen und Dias um die Fotografien auch gebührend digitalisieren zu können. Denn nicht selten werden korrekt belichtete Negative und mit großer Vorsicht angefertigte Bilder durch falsche Scan-Methoden wieder zunichte gemacht, insbesondere was die Schattenzeichnung und Schärfe anbelangt. Das muss nicht sein.
Zitat Thomas: «Jedoch ändert man beim Verstellen der vorderen Bildstandarte hierbei nicht die Perspektive! Es werden keinerlei Verzerrungen auftreten!»
Hallo Thomas,
hier unterliegst Du leider einem kleinen Denkfehler. Sonst finde ich den Artikel spannend für alle die mit kleinem Geldbeutel eine verstellbare Mittelformatkamera suchen. Tolle Idee.
Gerade wenn du über die Bildstandarte verschiebst kommt es zu einem Fehler in der Perspektive. Das wird man wohl bei größeren Entfernungen nicht sehen. Im Nahbereich schon. Wenn alles exakt so wie es ist auf dem Film ankommen soll dann muß das Objektiv immer «fest» bleiben und das Rückteil (mit dem Film/Sensor) verschoben werden. Gerade aus diesem Grund werden zu modernen Shiftobjektiven sündhaft teurere Halterungen von Spezialanbietern angeboten wenn dies (wieso eigentlich?) keine Stativgondel haben damit sie unverrückbar auf dem Stativ festgemacht werden können.
Ein kleines Experiment: stelle die Kamera auf einen nahen Punkt exakt so ein – ohne verstelltes Objektiv – daß die obere Bildkante mit einer klar erkennbaren waagerechten Kante des Motivs übereinstimmt und mache ein Foto. Jetzt verschiebe das Objektiv max nach oben oder unten und mache ein weiteres Foto. Lege beide Negative übereinander und stelle fest, daß dort wo sie das «gleiche» Bild zeigen nicht exakt aufeinanderpassen. Die Perspektive hat sich ganz leicht verschoben. Wenn aber das Objektiv im Gegensatz dazu nicht bewegt wird, sondern nur das Rückteil, stimmen die Ausschnitte exakt überein.
Hallo Frau Müller Sapperlot Du hast Recht! Eigentlich ist mir dies schon vor Zeiten aufgefallen (vielleicht sogar durch einen Kommentar von dir bei einem anderen Beitrag). Hier muss ich natürlich noch einmal ans Überarbeiten ran. Der Artikel ist schon sehr lange unberührt.
Man kann sich ja auch einfach anstatt der hinteren Verstellung ein riesiges Planfilmnegativ denken, bei dem man erst später, nach der Aufnahme „Verstellungen“ mittels simplen L-Masken vornimmt (Ausschnitte legen). Hier ist dann natürlich alles perspektivisch gleich.
Du weißt ja, ich habe ein Nikon-Shift fürs Kleinbild. Hier hatte ich mir vor einiger Zeit schon Gedanken dazu gemacht, dass man jenes irgendwie mit einer Stativschelle versehen müsste. Dann kann man nämlich einfach die Kamera hinten dran verstellen (sie hängt in der Luft). Die Linse selbst ist stets gleich ausgerichtet. Bei meinem Objektiv ist dies konstruktionsbedingt schwierig. Man könnte hier am Filtergewinde ansetzen. Aber das wird alles wackelig. Schade dass der Hersteller nicht daran gedacht hatte.
Hallo Thomas,
sehr interessante und informative reviews von dir.Ich fotografiere seit einem Jahr auch gerne wieder im analogen Mittelformat ( Rolleicord V und Super Ikonta 6×9), macht viel Spass und der Lernfaktor ist gross..;) Deine Lösung mit der Avus gefällt mir, hab da ein paar Fragen. Mit deinem ausgetauschten 90mm Angulon, dem 6×9 Rollfilmback, deiner Fresnel-scheibe und Plastikrahmen: wie verhält sich das Bild eigentlich dann auf der Mattscheibe beim shiften? ZB Architekturaufnahme, du shiftest maximal nach oben, wandert dann das vorher zentrierte Bild auf der Mattscheibe aus dem Zentrum nach unten, evtll ausserhalb deines ‚Rahmens‘ hast du deswegen den 6×9 Ausschnitt gewählt oder nur wg dem maximalen Tiefenschärfevorteil, da ja unscharfe Ränder weg-ge’cropt’werden.
Danke dir, Andreas
Hallo Tom, kannst Du kurz erklären wie du das „Skopar“ 135 mm ausgebaut und das Angulon 90mm eingebaut hast.
Mit freundlichen Grüßen
Fritz
Hallo Fritz, beide Objektive sitzen ja in den jeweiligen Verschlüssen. Diese Verschlüsse lassen sich aus Standarte bzw. Balgen ein- bzw. heraus schrauben und zwar, indem man den hinteren Konterring löst. Bei mir ging es mit einem Schraubendreher. Eleganter wäre hierzu ein spezielles Werkzeug. Genau so wie das heraus schrauben geht (anders herum) der Einbau. Aber: Der neuere Compur, wo das Angulon drin sitzt, ist im Durchmesser dünner als der alte Compur. Der Konterring wäre durch das große Loch in Balgen und Standarte hindurch gerutscht. Also musste ich hier eine große Unterlegscheibe aus dünnem Metall dazwischen legen. Eine solche muss man sich irgendwie besorgen.
Grüße zurück!
Hallo, Thomas,
erlaube bitte folgende Anmerkungen/Ergänzungen:
das 105er, welches ich Dir für Deinen Umbau alternativ zum 90er Angulon anempfohlen hatte heisst „Tominon“.Steht zumindest auf meinem drauf 🙂
„Optische Schwächen“ hat aber auch das Angulon, und zwar eine Bildfeldwölbung, der z.T nicht mal durch Abblenden begegnet werden kann.
Das bedeutet, dass hier noch konzentrierter fokussiert werden muss als eh schon bei einem Weitwinkel.
Was „Chorophäen“ zum Thema 90er Angulon wohl nicht gerne erwähnen: neben wirklichen Topexemplaren gibt es dort auch regelrechte Gurken.
Das könnte an dem damals zur Verkittung üblichen Kanadabalsam liegen, welcher schon im sommerwarmen Auto weich werden kann.
Deine Seiten, und das sind ja wohl Einige, finde ich i.d.R. sehr informativ.
Howdy,
Ritchie
hallo,
sehr interessant! danke auch für die Beispiele und die Demonstration der Erneuerung eines Objektives.
für mich war sehr aufschlussreich, dass die Avus etc. nicht direkt mit Planfilm-Haltern/ -Kassetten gefüllt werden können; dass die Filmkassetten schlicht unterschiedlich waren…
Die Konsequenz wartet noch! d.h.ich weiß noch nicht, welchen Schluss ich ziehe…
ein Dankegruß
Hallo und danke für die Rückmeldung. Ich habe jetzt noch zusätzlich ein Bild von einer Kassette nebst Planfilmhalter in den Artikel eingefügt. Damit kann man freilich auch arbeiten. Jedoch ist es schwierig, an passende Kassetten für die Avus zu gelangen, von den Planfilmhaltern (Adaptern) ganz zu schweigen. Das Maß bzw. die Bezeichnung für die passenden Kassetten lautet „Normalfalz“.