Auf einfach: Hyperfokale Distanz, Zonenfokus und Schärfentiefe
Stellen Sie sich vor, Sie möchten zwei hintereinander stehende Personen fotografieren. Die erste soll scharf erscheinen, die zweite ebenso. Danach soll die Bildschärfe abfallen oder konstant bleiben. Dies geht ganz einfach mit fast jeder Kamera und der sogenannten Zonenfokus-Methode bzw. der sogenannten „Hyperfokaldistanz“.
Zunächst: Der Begriff „Hyperfokale Distanz“ ist ein Begriff aus der Fotografie, den ich eher ungern verwende. Über fundierte physikalische Kenntnisse muss man keinesfalls verfügen, um überlegt qualitativ hochwertige Fotografien anfertigen zu können. Dies verhält sich ähnlich zur Computertechnik: Man muss die Software bedienen können, muss wissen, was man ungefähr tut und muss die Ergebnisse vielmehr korrekt beurteilen können. Was sich jedoch dahinter unter Bits und Bytes und bei der „Hardware“ selbst abspielt, ist eine Welt, die man (so meine ich) nicht unbedingt verstehen muss.
Und um den Begriff Hyperfokale Distanz ganz schnell loswerden zu können, erkläre ich kurz, was dies ist:
Was ist mit Hyperfokaler Distanz gemeint?
Diese sogenannte Hyperfokaldistanz braucht Ihnen also nur ein Begriff sein, wenn Sie zusätzlich zum Vordergrund den Unendlich-Bereich (z. B. 100 Meter) stets scharf abgebildet wissen möchten:
Bei dem Beispiel wäre eine Person, welche sich 2,5 Meter entfernt vom Fotografen befindet, genau so scharf abgebildet wie eine Person, welche sich 30 Meter* von jenem entfernt befindet, fokussiert man auf 5 Meter (die Hyperfokale Distanz) und arbeitet man bei Blende 8.
Hinweis: In diesem Artikel setze ich manche Fakten in grauer Schrift: Diese muss man nicht unbedingt lesen bzw. verstehen, um das Prinzip selbst anwenden zu können.
*Bei großen Entfernungen sorgt noch ein anderer Faktor für eine visuelle Unschärfe: Die sogenannte „Luftperspektive“. Hier sorgt Dunst und hier sorgen winzige Wassertröpfchen in der Luft für einen gewissen unscharfen Eindruck der Entfernung. Dies kann man höchstens mit einem sogenannten Polfilter beheben und in der reinen S/W-Fotografie (analog) mit manchen Farbfiltern.
Diese Beispielwerte (Blende 8 und 5 Meter) gelten aber nur für a) eine ganz bestimmte Chipgröße und b) für eine ganz bestimmte Brennweite des Objektivs.
Welche Hyperfokaldistanz hat mein Objektiv?
Um die genaue Distanz zu ermitteln, welche für Ihr Objektiv und Ihre Kamera gilt, gibt es einen schönen, einfachen Rechner im Netz. Tragen Sie hier einfach die jeweilige Brennweite ein und die gewünschte Blende. Schon sehen Sie, bei welchem Kameraformat welche Hyperfokaldistanz benötigt wird, um bei möglichst viel scharfem Vorderfund gerade so noch den Unendlichkeitspunkt scharf abbilden zu können.
Bei dem ersten Bild ganz oben links hatte ich genau diese Technik angewendet. Keinesfalls durfte ich auf das Geäst selbst scharf stellen: Der Fokus musste etwas dahinter liegen, damit (durch die geschlossene Blende) beides – Geäst und Hintergrund – gleichermaßen scharf abgebildet wird.
Welche Chipgröße Ihre Kamera ungefähr besitzt (bzw. wie hoch der sogenante „Crop Faktor“) ist, müssen Sie aus der der Bedienungsanleitung der Kamera entnehmen. Meine Nikon D200 (eine „normale“ DSLR) hat einen „Crop 1,5“ Sensor / Chip. Vollformatkameras besitzen gar kein „Crop“. Der Faktor beträgt folglich „1“. Diese Angabe ist stets bei solchen Rechnern von Nöten.
Noch drei Merksätze
- Je höher die eingestellte Blende, desto geringer der Wert (Meter-Bereich) der Hyperfokaldistanz, desto größer ist also diese Distanz selbst.
- Je kürzer die Brennweite, desto geringer der Wert der Hyperfokaldistanz, desto größer ist also diese Distanz selbst.
- Und auch je größer der digitale Chip (oder das Filmformat) in Ihrer Kamera desto geringer der Wert der Hyperfokaldistanz, desto größer also ist diese Distanz zunächst* selbst.
*Allerdings nutzt man bei kleineren Chips naturbedingt kürzere Brennweiten wodurch dieser Punkt wieder amortisiert wird. Auch dieser Absatz ist grau gehalten, da man dies nicht unbedingt wissen muss.
Beispielbild
Noch ein Beispielbild mit „hyperfokaler Distanz“: Bei dieser Aufnahme stellte ich das Objektiv manuell auf ca. 5 Meter ein und blendete es auf Blende 16 ab. Nun befand sich alles zwischen ca. 2,5 Meter und (fast) Unendlich im Schärfebereich.
Erinnerung: Bei der Hyperfokalen Distanz ist alles ab der Hälfte des eingestellten Wertes (5 Meter → 2,5 Meter) und Unendlich (∞) scharf abgebildet.
Durch das zusätzliche Blitzlicht im Vordergrund und durch die nun fehlende Unschärfe des Hintergrundes wirkt das Bild etwas, als befände sich der Protagonist vor einer Fototapete.
Dieses Foto ist ein Test: Ich wollte einmal wissen, wie es sich mit der Tiefenschärfe einer alten Plattenkamera verhält (hier gelten nämlich ganz andere Werte als im Vollformat bzw. Kleinbild). Hierzu legte ich ein Maßband auf den Boden bzw. maß die jeweiligen Entfernungen nach und notierte mir diese. Später fertigte ich mir für meine Unterlagen diese Grafik an. Ich weiß es noch: Laut meinem Schärfentiefe-Rechner hätte der Hintergrund (Haus mit Schornstein) eigentlich scharf abgebildet sein sollen. Dies ist er jedoch nicht genügend. Ich weiß nun, dass ich bei dieser Kamera sehr konservativ vorgehen muss, wenn ich später tatsächlich alles scharf abgebildet haben möchte. Der Vordergrund ist jedoch „knackscharf“. Genau so wollte ich dies auch.
Hinweis: Bei diesem Beispielbild wurde auf 5 Meter fokussiert. Technisch (Brennpunkt) ist nur dieser Bereich scharf. Die Frage ist dann immer: In welchem Maß sieht unser Auge die Unschärfe der anderen Bereiche überhaupt noch? Dies hat dann insbesondere damit zu tun, in welchem Format das Foto später vergrößert wird: Bei kleinen 10×15-Bildern erkennt man Unschärfe viel schlechter als bei großen 40×50-Drucken.
Das Zonenfokus-Prinzip
Nun komme ich zum mir persönlich eigentlich Wichtigeren: Das Legen von Schärfebereichen mittels dem Zonenfokus-Prinzip. Das Fokussieren nach Zonen ist eng verwandt mit der Hyperfokaldistanz, bezieht sich aber nicht nur auf den Unendlich-Bereich. Das Zonenfokus-Prinzip ist also viel näher an der fotografischen Praxis.
Ich möchte zunächst wieder ein Beispielbild zeigen:
Das Foto zeigt einen Freund in seiner kleinen Privat-Videothek. Alles ist gleich scharf abgebildet. Folgendes musste ich mir vor der Aufnahme überlegen:
- Ab welcher Entfernung von der Kamera sind die ersten Bildelemente sichtbar?
- Wie weit muss die Schärfe in den Raum hinein ragen?
Ich schrieb eben „musste ich mir vorher überlegen„. Dieses Überlegen wollen moderne Autofokus-Kameras dem Benutzer gerne abnehmen. Das funktioniert bei z. B. der Belichtungsmessung durch „intelligente“ Matrixmessungen schon sehr gut. Was das Legen von Schärfe jedoch anbelangt, wird jede noch so teure Kamera scheitern (Nicht ganz: Bei einigen kann man jedoch im Menü einen Punkt „A“ und einen [entfernteren“] Punkt „B“ setzen und der Fokus stellt sich dann so ein, dass möglichst beide scharf erscheinen). Hier muss selbst nachgedacht werden.
Ausnahme: Das Arbeiten mit einer sogenannten Lichtfeldkamera verspricht, den Fokus nach der Aufnahme am Computer genau dorthin verschieben zu können, wo man ihn gerne haben möchte. Doch das nachträgliche Definieren des Fokus ist noch Zukunftsmusik. Ich vermute, hier werden noch viele Jahre vergehen, bis diese Technik zunächst wahrscheinlich von einem der Riesen aufgekauft wird und in bezahlbare Kameras mit gewohnt hoher Auflösung integriert werden kann.
Zurück zum obigen Beispielbild: Die ersten Elemente des Motivs (die vorderen Kartons) waren ca. 2 Meter von der Kamera entfernt. Die Schärfe konnte nach ca. 5 Metern abfallen, denn dahinter ist nichts mehr, was (scharf) abgebildet werden konnte / musste. Ich musste also eine Zone von 2 bis 5 Metern scharf abbilden. Keinesfalls sollten die vorderen Kartons (für meinen Anspruch) unscharf abgebildet werden.
Doch auf welchen Wert musste ich mein Objektiv manuell fokussieren und welche Blende musste ich einstellen?
Genau so wie oben bei der „Hyperfokaldistanz“ muss man hier drei Werte berücksichtigen:
- die Größe des Chips*
- die Blende
- die Brennweite
*Die Größe des Aufnahmemediums hat damit etwas zu tun, dass bei kleineren Aufnahmemedien (kleine „Chips“) später mehr auf das Endergebnis („großes Bild“) vergrößert werden muss und hierbei gewisse Unschärfen mit vergrößert werden. Demnach muss bereits bei der Aufnahme auf penible Schärfe in Bezug zum Aufnahmemedium (Chip, Sensor, Film) geachtet werden.
Zunächst kann man sich auch hier mit einem Internet-Rechner (englisch) behelfen. Ich nutze bei dem Beispielbild meine analoge Mittelformatkamera. Also musste ich im Rechner zunächst bei „Kamera Typ“ das Format „6×6“ einstellen (die „Chip-Größe“). Danach wählte ich bei Blende den Wert „4“. Die Brennweite meines Objektivs betrug 50 mm. Diesen Wert setzte ich ebenfalls in den „DOF-Rechner“ ein. „DOF“ ist ein englisches Akronym für „Depth Of Field“ (Schärfentiefe). Dies hat freilich nichts mit doof zu tun, ganz im Gegenteil.
Der Rechner spuckte mir bei einem Fokus auf 3 Meter für Blende 4 einen Zonenfokus aus, welcher von 2,31 Meter bis 4,26 reicht. Diese Werte decken sich nicht ganz mit den vorher ausgemessenen Abständen. Ich musste noch weiter abblenden: Bei Blende 8 und bei einem Fokus auf 3 Meter wird die gesamte von mir vorher veranschlagte Zone scharf abgebildet: 1,88 Meter bis 7,36 Meter. Das passt und bietet noch etwas Reserve*!
*Ich arbeite immer mit „etwas Reserve“ denn bei großen Vergrößerungen / Ausdrucken macht sich Unschärfe viel eher bemerkbar als bei kleinen Postkartenformaten.
DOF-Rechner für das Smartphone
Auch für Smartphones gibt es entsprechende DOF-Rechner bzw. Schärfentiefe-Rechner. Ich nutze die App „Photo-Tools“. Jene beinhaltet eine Vielzahl an Werkzeugen, die für Fotografen nicht überflüssig sein müssen. Unter anderem gibt es einen Zonenfokus-Rechner (ich schrieb über die App bereits einen Beitrag).
Statt einen Rechner eine Tabelle anfertigen
Viel praktischer ist es jedoch, sich einfach eine Tabelle mit vorher definierten Werten für die eigene Kamera (bestimmte Sensorgröße) und für jedes Objektiv (bestimmte Brennweite) anzufertigen:
Diese Tabelle bezieht sich auf das (noch größere) Negativformat 6×8 und auf ein Objektiv mit einer Brennweite (f) von 90 mm. Anhand der Tabelle kann ich sofort ablesen, auf welche Entfernung ich fokussieren- und welche Blende ich einstellen muss, wenn ich z. B. eine Zone von 3 bis 6 Metern scharf abbilden möchte (Fokus auf 4 Meter bei Blende 11).
Anderes Beispiel: Bei Blende 8 und bei einem Fokus auf 7 Meter wird alles zwischen 4,85 Metern bis 12,58 Metern scharf abgebildet (jedoch nur bei dieser Kamera / diesem Objektiv!). Alles dahinter wird leicht unscharf wieder gegeben.
So etwas lässt sich nicht im Sucher (mittels der „Abblendtaste“) beurteilen und schon gar nicht wird Ihnen hier der Autofokus der Kamera weiter helfen!
Die Tabelle hatte ich ebenfalls mittels einem Internet-Rechner angefertigt. Hierzu nutze ich seit langem gerne diesen DOF-Calculator (diesmal in deutsch), welcher auch noch das Generieren von Tabellen erlaubt. Jedoch ist die Bedienung etwas kompliziert, daher verschwieg ich den Link am Anfang dieses Artikels.
Eine Objektivskala für den Zonenfokus anfertigen
Es geht noch einfacher, aber dafür weniger präzise. Betrachten wir zunächst das Foto eines alten „analogen“ Objektives:
Ich bevorzuge das Arbeiten mit „analogen“ Objektiven an der Digitalkamera. Diese Objektive besitzen etwas, was bei modernen Linsen oft fehlt: Eine Entfernungsskala sowie einen Blendenindex. Beide Werte werden dazu benötigt, ganz einfach ablesen zu können, innerhalb welchem Zonenfokus man sich gerade bewegt.
Im Beispielbild ist gerade auf 2 Meter fokussiert worden. Die beiden roten Striche stehen für Blende 8, welche ebenfalls eingestellt wurde. Die grünen Pfeile zeigen nun an, welcher Zonenfokus vorliegt: Bei Fokus auf 2 Metern ist bei Blende 8 alles zwischen ca. 1,5 Metern bis 5 Metern scharf abgebildet. Ganz einfach.
Dummerweise besitzen moderne Objektive eben nur selten solche Skalen, so dass man entweder mit einer Tabelle arbeiten muss – oder sich eine solche Skala einfach selbst anfertigt:
Im Bild sehen Sie ein einfaches „Kit-Objektiv“. Zunächst fertigte ich eine manuelle Entfernungsskala an. Darunter setzte ich die jeweiligen Punkte für die Blenden.
Nun kann ich hier z. B. ablesen, dass bei einem Fokus auf 5 Metern (langer Strich) und bei Blende 8 alles zwischen ca. 2 Metern und 10 Metern scharf abgebildet werden wird!
Die entsprechenden Werte hatte ich mir zuvor mittels einem DOF-Rechner (im Internet) ausspucken lassen und sie entsprechend auf die Skala übertragen.
Da es sich um ein Zoom-Objektiv handelt, gelten die Werte nur für die Brennweite, mittels derer der DOF-Rechner gefüttert wurde. Bei mir waren es 35 mm.
Landschaft und Geschwindigkeit
Das Fokussieren nach Zonen ist insbesondere bei zwei Anwendungsgebieten der Fotografie sinnvoll: Ich arbeite in der Landschaftsfotografie immer nach Schärfezonen. Denn nichts scheint mir hier unschöner als ein aufgequollener d. h. unscharfer Vordergrund.
Das vordere Gras sollte möglichst genau so scharf abgebildet werden wie der hintere Felsen. Ich kann hier nicht punktuell fokussieren. Ich muss mir eine entsprechend große Schärfe-Zone legen. Dementsprechend ergibt hier auch der Autofokus der Kamera keinen Sinn.
Bei diesem Foto hatte ich tatsächlich nach der Hyperfokaldistanz fokussiert, denn die Bildschärfe erstreckt sich bis in den Unendlich-Bereich.
Das zweite Anwendungsgebiet wäre insbesondere die sogenannte „Street Photography“: Wenn man äußerst schnell agieren muss, sich die Entfernung zum tatsächlichen Motiv schnell ändert und wenn man vielleicht gar nicht die Möglichkeit hat, durch den Sucher der Kamera zu sehen, ist ein punktuelles Fokussieren oft die ungünstigere Wahl.
Ich handhabe es hierbei z. B. so: Ich stelle an meiner DSLR eine Blende von 11 ein und setze den Fokus manuell auf 3 Meter. Den Zoom meines Objektives stelle ich fix auf 35 mm ein. Nach dem „DOF-Rechner“ erhalte ich nun mit diesen Werten eine Schärfezone von 2 Metern bis 7 Metern. Das reicht, um gewisse Szenen immer im Fokus zu haben. Ich muss nur noch den Auslöser betätigen.
Allerdings ist dies nur bei recht hellem Licht realisierbar, denn bei zu dunklen Lichtverhältnissen wird man nicht mehr auf Blende 11 abblenden können, da ja sonst entweder eine Unterbelichtung oder ein Verwackeln droht.
Beugungsunschärfe: Vorsicht bei zu starkem Abblenden
Je weiter man das Objektiv abblendet bzw. je höher der Blendenwert ist (5.6 / 8 / 11 usw.) desto größer wird der erfassbare Schärfentiefe-Bereich, desto größer wird die Schärfen-Zone. Jedoch kommt es bei zu hohen Blendenwerten zu einem Phänomen, welches man „Beugungsunschärfe“ nennt: Ist die Blende zu weit geschlossen, beugen sich die Lichtstrahlen und es entsteht eine leichte, globale Unschärfe. Je größer das Chip- bzw. Filmformat desto weiter kann man abblenden, bevor die Beugungsunschärfe überhaupt eintritt.
Daher kann man viele Kompaktkameras auch nie über Blende 8 abblenden. Großformatkamera hingegen lassen sich oft bis zu Blende 64 abblenden, da bei ihnen die Beugungsunschärfe erst viel später eintritt bzw. sichtbar wird.
Eine Vollformatkamera würde ich bis maximal Blende 16 abblenden. Eine Crop-DSLR nur bis Blende 11. Meine Mittelformatkamera blende ich nur bis Blende 22 ab.
Faustformel: Die beste Bildqualität bietet in diesem Zusammenhang fast jedes Objektiv, wenn es ca. zwei bis drei volle Blendenwerte – ausgehend von der Offenblende – (z.B. 1,8) abgeblendet wird.
Natürlich reicht dies für das Zonenfokus-Prinzip nur selten aus. Jedoch wird man mit bloßem Auge keinen Unterschied sehen, wenn noch etwas mehr abgeblendet wird – bis kurz vor den eben genannten Extrema.
Was ich verschwiegt: Den Zerstreuungskreis
Anfangs erwähnte ich kurz die Physik, die hinter der Hyperfokaldistanz bzw. dem Zonenfokus-Prinzip steckt. Genauer gesagt bin ich gar nicht darauf eingegangen. Vielleicht haben Sie sich gewundert, warum zum Teufel das Chipformat / die Filmgröße eine Rolle spielt, wenn es um den Bereich der Schärfezonen geht. Das Schlüsselwort hierfür lautet „Zerstreuungskreis“ („Z-Kreis“).
Auf dem Aufnahmematerial wird durch die Linse ein Brennpunkt erzeugt. Es kann immer nur eine einzige Fokus-Ebene geben durch welche solche Punkte erzeugt werden. Alles, was sich vor oder hinter dem exakten Fokus befindet, wird in der Kamera als Kreis bzw. unscharf abgebildet. Die Größe dieses Zerstreuungskreises wird durch die Blende bestimmt: Eine geschlossene Blende erzeugt einen kleinen Zerstreuungskreis, eine offene Blende einen großen.
(Daher kann man mit der Blende die Schärfentiefe steuern.)
Doch unser Auge kann kleine Zersteuungskreise mitunter gar nicht von echten Punkten unterscheiden! Genau dies macht sich die Zonenfokus-Technik zu nutze, indem sie die Kreise einfach so gering hält, dass man sie noch als Punkte (also scharf) wahr nimmt.
Der Schärfeeindruck sinkt hingegen bei starken Vergrößerungen! Ein Foto auf einer Postkarte mag scharf aussehen. Vergrößert man es hingegen auf z. B. das A4-Format, kann Unschärfe sichtbar werden (die zuvor winzigen Zerstreuungskreise wurden ja mitvergrößert).
Das Bild eines großen Chips muss weniger stark vergrößert werden als jenes eines kleinen Chips, um auf das selbe Endformat zu kommen.
Daher können die Zerstreuungskreise bei einem großen Chip per se etwas größer ausfallen (sie werden ja später auch weniger stark vergrößert).
Dies ist der Grund, warum immer auch das Chip- bzw. Sensor- bzw. Filmformat bei den ganzen Berechnungen eine Rolle spielt!
Fazit
Das Fokussieren anhand von Zonen bzw. nach der Hyperfokalen Distanz ist ein wertvolles Mittel zur Bildgestaltung in der Fotografie. Betrachten Sie sich einmal die Aufnahmen in eher hochwertigen Fotokalendern – Sie werden gewiss kaum unscharfe Vordergründe in den Aufnahmen feststellen: Das Fokussieren nach Schärfezonen ist ein elementarer Bestandteil einer Fotografenausbildung.
Jedoch ist dieses Prinzip heute nunmehr weniger bekannt als früher. Wer ist Schuld? Der Autofokus. Jede moderne Kamera kann blitzschnell und präzise auf einen Punkt fokussieren. Das ist ein klares Verkaufsargument und natürlich ein Garant für unkompliziertes Fotografieren. Um den Benutzer nicht zu verwirren, wird auf den heutigen Objektiven einfach auf die Schärfentiefe-Skala verzichtet – Zumal man hierfür auch manuell fokussieren müsste, was zunächst kaum jemand machen wird. An diesem Punkt unterscheidet sich der interessierte Fotograf vom Knipser. Ersterer überlegt sich vor dem Auslösen, welcher Bereich des Motivs scharf abgebildet werden soll und welcher nicht.
Es gibt übrigens noch einen zweiten wesentlichen Unterschied zwischen einem Knipser und jemandem, der bedacht fotografiert: Letzterer schätzt das jeweilige Umgebungslicht genau ein. Schauen Sie einmal in diesem Artikel, inwiefern sich ein Motiv völlig verändern kann, wenn ein ganz anderes (Sonnen-) Licht auf jenes einwirkt. Dies aber nur am Rande.
Natürlich wird sich ein gutes Motiv per se immer behaupten, ganz gleich, ob es technisch perfekt (oder eben nicht ganz) in Szene gesetzt worden ist. Doch gerade in der angewandten Fotografie kommt es auf Details und Makellosigkeit an. Wie Sie sich den Fokus ganz nach Ihren Vorstellungen legen können, haben Sie in diesem Artikel (so hoffe ich) relativ einfach erfahren können.
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Zum Schluss noch ein Video
Wer noch nicht genug hat vom Thema, für den gibt es hier noch ein Video.
Hinweis: Aufgrund der neuen Datenschutzverordnung habe ich mich dazu entschlossen, das Video nicht mehr direkt einzubetten, sondern lediglich darauf zu verlinken:
Das Video stammt von der Website Blende 8 – Der Foto Podcast (die Seite selbst existiert mittlerweile leider nicht mehr). Hier wird noch einmal anhand von Bewegtbildern die Wirkungsweise der Hyperfokalen Entfernung bzw. anhand eines Bildbeispiels erklärt.
In dem Video wird ebenfalls noch einmal auf das Phänomen der sogenannten Beugung eingegangen, wie ich sie etwas weiter oben beschrieb. Ebenfalls werden die „Internet-Rechner“ (siehe hier) empfohlen, mittels derer man die für das eigene Objektiv entsprechende Hyperfokaldistanz errechnen- und sich damit für jede Blende eine entsprechende Tabelle anfertigen kann.
HI Thomas, zum Thema Zonen Focus, kann das wirklich stimmen, mit der Angabe der DoF-Ergebnisse ? Ich bekomme ganz andere Werte raus :
DU: 6×6, 50mm, f8 auf 3m = 1,88m bis 7,36m. (Internet-Rechner, cambridgeincolour.com)
ICH:6×6, 50mm, f8 auf 3M = 2,24m bis 4,56m. (mit PhotoPills)
6×6, 50mm, f8 auf 3m = 2,23m bis 4,58m. (mit DoF Table App IOS)
Die Abweichung ist einfach zu groß. Oder liegt es vielleicht daran, dass der Internetrechner auf ein Printausdruck von 10 inches standardmäßig kalkuliert ?
Gruß Stefan
Hallo Stefan, für die Berechnungen sind auch relevant: Wie groß darf der Durchmesser des Zerstreuungskreises sein = Wie hoch ist mein Anspruch? Und: Wie groß wird das Bild später gedruckt? Sowie: Wie ist der Betrachtungsabstand?
Jeder Rechner nutzt hier sicherlich andere Werte. Daher die unterschiedlichen Ausgaben. Bei manchen Rechnern kann mann die Werte festlegen.
Viele Grüße zurück!