Sind auch digital Doppelbelichtungen möglich?
Ich habe mich zwar schon einmal mit der Doppelbelichtung in einem anderen Artikel beschäftigt, dort ging es aber mehr um den Trick mit der analogen Kamera. Für diesen Beitrag aber habe ich es sogar geschafft, mit einer Digitalkamera eine echte Doppelbelichtung zu entlocken – wenn auch nur bedingt, das muss erwähnt werden.
Doppelbelichtung analog auf Film

Eine weitere Doppelbelichtung mit der Lomo Smena Symbol.
Bei einer Doppelbelichtung wird ein (Stück) Film zweimal hintereinander belichtet. Es befinden sich dann folglich zwei sich überlagernde Fotos auf dem Film. Möchte man doppelbelichten, ist darauf zu achten, dass man das Einzelbild jeweils mit der doppelten der eigentlichen Verschlusszeit (also kürzer) belichtet oder die Blende jeweils um eine Stufe schließt, um eine Überbelichtung zu vermeiden. Allerdings ist zumindest S/W-Film äußerst „gutmütig“ und erlaubt so manche falsche Belichtung, wodurch hier durchaus experimentiert werden darf. Siehe auch: Doppelbelichtungen mit jeder Kleinbildkamera.
So eine schöne Mehrfachbelichtung (aus 20 Einzelaufnahmen übereinander) bekommt man digital zwar mit einigen Kameras hin. Das Foto würde dann aber sehr glatt aussehen und nicht so wie diese analoge Aufnahme.
Pseudo-Doppelbelichtung mit einer Digitalkamera
Ganz anders verhält es sich bei Doppelbelichtungen mittels einer Digitalkamera: Theoretisch ist auch digital eine klassische Mehrfachbelichtung realisierbar. Doch scheinen die wohl wenigsten Digitalkameras so eine Funktion zu bieten. Man kann hier lediglich später zwei oder mehrere Ebenen (bzw. separat fotografierte Bilder) mittels Photoshop oder einem anderen Bildbearbeitungsprogramm übereinander gelegt werden bzw. in deren Transparenz geändert werden. Es handelt sich also um eine Pseudo-Doppelbelichtung. Denn das Resultat dürfte einer klassischen Mehrfachbelichtung höchstens nahe kommen, nicht aber erreichen, da diese Ebenen-Transparenz dann – im Gegensatz zur Schwärzung eines Negatives – absolut linear verläuft und somit dann auch sehr helle Bereiche durchsichtig erscheinen lässt.
Oder anders ausgedrückt: Besteht eine Doppelbelichtung auf Film bzw. „analog“ unter anderem aus einem Motiv mit z.B. hellem Himmel, bleibt dieser von der weiteren (oder vorherigen) Aufnahme unberührt, da das Negativ hier bereits / nun eine enorme (latente) Schwärzung erfahren hat (wird nicht transparent). Gerade diese nichtlineare bzw. nicht einheitliche Transparenz zeichnet das Interessante an doppelt belichteten Bildern aus! Dies lässt sich natürlich auch mit Geduld mittels z. B. dem Radier-Werkzeug in einer Bildbearbeitung realisieren. Das Resultat des schönen, eindrucksvollen und mannigfaltigen „Chaosmomentes“ der analogen Fotografie wird hierbei meiner Meinung aber nicht erreicht.
Echte Doppelbelichtung mit einer Digitalkamera: Zumindest mit etwas Aufwand lässt sich auch mit jeder DSLR eine Mehrfachbelichtung machen. Bei dem Bildbeispiel habe ich bei einer Nikon D70 den Verschluss mittels B-Stellung geöffnet und sofort nach der ersten Belichtung bzw. Aufnahme die Hand vor das Objektiv gehalten. Nach grobem Ausrichten auf das zweite Motiv (den Büchern) habe ich die Hand wieder weggenommen und sogleich erneut das Objektiv abgedeckt – fertig ist die echte Doppelbelichtung mit der Digitalkamera.
Dies könnte man theoretisch natürlich endlos weiterführen. Ganz schnell erhält man somit aber natürlich eine hoffnungslose Überbelichtung. Zu beachten ist bei dem Beispielbild die helle Lampe, welche vollständig deckt im Gegensatz zu deren Schatten. Bei Doppelbelichtungen mittels Bildbearbeitung aus zwei Einzelbildern würde auch die Lampe transparent sein.
Damit eine gewisse statische Bildwirkung entsteht, ist es wichtig, die Kamera absolut lotrecht auszurichten. Dies gilt insbesondere für Architekturaufnahmen. Aber auch solche "Schnitzer" wie ein schiefer Horizont lässt sich leicht mit einer solch kleinen Wasserwaage vermeiden. Sie wird einfach in den Zubehörschuh der Kamera (Blitzschuh) geschoben oder aufgelegt.
Eine weitere Doppelbelichtung mit der DSLR. Da man bei dieser „Technik“ ständig das Objektiv abdecken muss, eignet sie sich natürlich nur für Einzelbilder kurz hintereinander. Außerdem muss natürlich ein Stativ verwendet werden oder aber man löst einen Blitzt innerhalb einer Langzeitbelichtung mehrmals manuell in einem dunklen Raum bei veränderter Kulisse bzw. bei veränderter Position aus. Im Prinzip ist dies alles aber eher kontraproduktiv und macht auf Dauer keinen Spaß. Für schöne, echte Doppelbelichtungen lässt man daher besser die Digitalkamera zu hause und bedient sich einer klassischen analogen Kamera. Die Fotos sollen daher auch nur als Beispiele dafür dienen, dass auch digital (und zwar theoretisch) Doppelbelichtungen möglich sind.
Echte Mehrfachbelichtung auch mit der Digitalkamera
Doch Halt, ein Nachtrag: Einige wenige Digitalkameras besitzen tatsächlich die Funktion für eine echte Mehrfachbelichtung! Und ich meine damit ausdrücklich nicht die eingangs erwähnte Pseudo-Doppelbelichtung, bei der einfach zwei Ebenen transparent übereinander gelegt werden.
Einige professionelle und semiprofessionelle Digitalkameras von Nikon, wie diese D200, besitzen tatsächlich eine echte Doppelbelichtungsfunktion. Sie ist hauptsächlich für das Blitzen relevant.
Was tut eine echte Mehrfachbelichtung? Sie addiert Licht! D. h. wenn z. B. 1/60 Sekunde Belichtungszeit für ein Motiv zu kurz ist, bzw. jenes damit unterbelichtet wird, dann kann ich mit z. B. 4 x 1/60 Sekunde das Motiv richtig belichten: Ich fertige eine Mehrfachbelichtung mit vier Aufnahmen à 1/60 Sekunde an und erhalte am Ende ein korrekt belichtetes Bild.
Natürlich kann ich dann auch gleich mit 1/15 Sekunde fotografieren und würde die selbe Lichtmenge auf den Sensor der Kamera lassen. Daher ergibt diese Technik nur bei der Blitzfotografie einen Sinn:
Hier wurde das Testmotiv mit einem indirekten Blitz beleuchtet. Der Blitz ist zu schwach! Er stand schon auf voller Leistung. Das Motiv lässt sich mit dem Blitz nicht korrekt ausleuchten. Das Bild ist unterbelichtet.
Kein Problem! Dann fotografiere ich das Bild einfach mehrmals hintereinander mit dem Blitz und dessen Licht wird sich nun addieren:
Gekonnte Lichtführung bei Porträts. In diesem Buch wird ein wesentlicher aber leider zu oft vernachlässigter Bestandteil der Porträtfotografie behandelt: Das Licht. Doch mit der Art des Lichts verändert man den Charakter einer porträtierten Person radikal: von Schlafzimmermime bis dämonisch.
Hier das selbe Motiv. Die Blende und die Verschlusszeit wurde nicht verändert. Doch es wurden vier unterbelichtete Aufnahmen hintereinander gemacht: Meine Nikon-Kamera addiert im Mehrfachbelichtungs-Modus das Licht. Das heißt, ich kann dann mit einem eigentlich zu schwachen Blitzgerät durch mehrere Aufnahmen vom Stativ hintereinander dennoch eine in der Summe korrekt belichtete Fotografie erhalten. Es ist hierbei allerdings sehr wichtig, dass die Digitalkamera fest auf einem Stativ steht und dass man am besten einen Fernauslöser bzw. eine Fernbedienung nutzt, um jegliche Verwackelungen bzw. Abweichungen zu vermeiden: Die Einzelbilder müssen absolut deckungsgleich sein.
Hier ist zu sehen, wie die Reichweite des Blitzgerätes deutlich durch eine zehnfache Mehrfachbelichtung erhöht werden konnte. Dies geht aber nur, wenn die Kamera fest auf einem Stativ steht. Ansonsten erhält man tatsächlich die typischen Doppelbelichtungen bzw. doppelte Konturen.
Ich meine: Das Prinzip ist genial und folgt genau dem selben Schema einer analogen Mehrfachbelichtung. Allerdings ergibt diese Technik für mich hier nur Sinn, wenn man mehr Leistung aus einem zu schwachen Blitzgerät heraus holen möchte bzw. wenn man die sogenannte „Wanderblitz-Technik“ anwenden möchte, ohne dass hierbei die ganze Zeit der Verschluss der Kamera geöffnet sein soll. Dann ist der Wanderblitz nämlich auch bei hellen Räumen realisierbar.
Zum Schluss soll aber noch auf eine völlig andere Art der Mehrfachbelichtung mit einer digitalen (oder analogen) Kamera hingewiesen werden – auf den Hugo-Trick. Hierbei wird eine durch ein Gummiband rotierende Scheibe mit Aussparungen vor dem Objektiv platziert und somit während einer langen Belichtung viele scharfe Einzelbilder über- und nebeneinander gelegt. Rein technisch hat man dabei eine Filmkamera, bei welcher der Filmtransport nicht gängig ist.
Moin!
Ich behaupte, dass eine Photoshop Fake-Doppelbelichtung exakt genauso aussehen kann, wie eine echte Doppelbelichtung. Dass das Licht der zweiten Aufnahme hinzuaddiert wird, kann in Photoshop zu 100% genauso umgesetzt werden, indem man die zweite Ebene einfach auf die Einstellung „Aufhellen“ setzt. Wenn das nicht wie eine „echte“ Doppelbelichtung wirkt, dann nur, weil die Körnung und gewisse Bildfehler nicht vorhanden sind und dadurch der Vergleich zur klassischen Doppelbelichtung hinkt.
Rein technisch ist dieses Addieren von Licht aber exakt dasselbe, nur dass man dabei mehr Kontrolle über die Belichtung hat.
Als Beweis könnte man zwei analoge Fotografien in Photoshop überlagern. Nach mehr als 10 Jahren Foto-Analyse meinerseits behaupte ich, dass es nicht möglich ist, diese Nachbearbeitung zu sehen, da der physikalische Prozess exakt simuliert wird.