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Langzeitbelichtung: Einige Tipps für Nachtaufnahmen

Thomasletzte Änderung: Mrz 2024Techniken5 Kommentare

Ein besonders schönes Sujet für die Fotografie bieten Aufnahmen bei Nacht. Dass man solche Langzeitbelichtungen nicht einfach „aus der Hand“ fotografieren kann, sollte klar sein. Auf was muss noch geachtet werden?

Damit in der Kamera ein Abbild, ein Foto entstehen kann, muss eine gewisse Menge an Licht auf den Chip des Fotoapparates bzw. auf den lichtempfindlichen Film fallen. Ist das Umgebungslicht sehr hell, bedarf es lediglich eine sehr kurze Belichtungszeit. Bei Nacht aber ist es für gewöhnlich dunkel und das wenige Licht muss nun länger vom Fotoapparat eingefangen werden. Eine solche Langzeitbelichtung ist nicht ganz so trivial: Einfach die Kamera hochhalten und abdrücken geht hierbei nicht. Hier erkläre ich, wie ich Langzeitbelichtungen meistere. Zunächst ein Beispielbild für eine nächtliche Langzeitbelichtung:

eine Produktabbildung

7 Todsünden der Fotografie zeigt dem Leser die Welt von Internet-Communities, Fotoforen und -Katalogen auf und möchte Anreiz zur Selbstreflexion darstellen: »Benötige ich diese Meinungen oder behindern sie mich gar?«

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Langzeitbelichtung bei Nacht

Bei dieser Nachtaufnahme nutzte ich meine analoge Pentacon Six Mittelformatkamera auf einem Stativ.

Ich blendete das Objektiv stark ab, um sowohl die Stühle als auch die Häuser durchgehend scharf abzubilden. Um einen ganz bestimmten Bildbereich (z. B. alles von drei bis 15 Metern) scharf abbilden zu können, darf man keinesfalls einfach den Autofokus der Kamera nutzen: Dieser Würde bei Dunkelheit ohnehin schwierig funktionieren. Nein, man kommt hier nicht umhin, nach dem sogenannten Zonenfokus-System zu fokussieren. Die Belichtungszeit betrug so bei diesem Beispiel ca. eine ganze Minute! Was ist für solche Langzeitbelichtungen bzw. Nachtaufnahmen wichtig?

Man benötigt ein gutes Stativ

Die Kamera darf während der Langzeitbelichtung keinesfalls bewegt werden. Sie muss daher möglichst auf einem stabilen Stativ befestigt werden. Ich nutze ein recht günstiges aber durchaus stabiles Stativ von Triopo.

Die Kamera im manuellen Modus betreiben

Ich arbeite bei Nachtaufnahmen immer im manuellen Modus. Zunächst wähle ich die Blende aus, die mir für meine gewünschte Schärfentiefe am sinnvollsten erscheint. Ich besitze einen externen Belichtungsmesser (einen Gossen Digiflash). Mit einem solchen externen Belichtungsmesser lässt sich sehr gut die mitunter sehr lange nötige Belichtungszeit bei dunklen Nachtaufnahmen ausmessen. Oft komme ich dabei auf mehrere Sekunden Belichtungszeit bis gar auf Zeiten um eine Minute und mehr. Alternative: Man stellt die Kamera auf „Zeitautomatik“ AV (bei Nikon heißt dieser Modus einfach nur „A“, bei Canon eben „AV“), liest die errechnete Zeit ab und überträgt diese in den manuellen Modus.

ein Kompaktkamera auf Körnerkissen

Zur Not lässt sich die Kamera auch auf einem sogenannten „Körnerkissen“ für Langzeitbelichtungen fixieren.

Eigentlich kann man auch weiter direkt im Zeitautomatik- bzw. AV-Modus arbeiten. Doch ich selbst handhabe Langzeitbelichtungen lieber völlig manuell, denn es kann ja sein, dass einem ein Fahrradfahrer durch’s Bild fährt und man dann mit einem Karton (siehe unten) das Objektiv abhalten muss, so dass sich anschließend die zunächst gemessene Belichtungszeit wieder verlängert. Auch hat eine einfache Belichtungsmessung durch das Objektiv seine Tücken: Befinden sich helle Leuchten im Bild (wie bei meinem Beispielbild), neigt jede Kamera zur Unterbelichtung. Denn sie denkt ja, es wäre entsprechend hell. Dabei sollte man besser den Boden anmessen bzw. eine Fläche, die einer durchschnittlichen Helligkeit entspricht.
Ich stelle dann an der Kamera den „B-Modus“ ein. B meint „bulb“. Hier wird so lange belichtet (mehrere Sekunden bis sogar Minuten), solange man den Auslöser gedrückt hält.

Nutzen Sie einen Fernauslöser

Die Kamera per App auslösen

Manche Kameras lassen sich auch per App über das Smartphone steuern. Lesen Sie hierzu meinen Artikel über Apps für Fotografen.

Ich nutze bei Langzeitbelichtungen stets einen externen Fernauslöser für die Kamera. Bei meinen Analogkameras schraubt man einfach einen mechanischen Drahtauslöser an den Auslöser. Es kann dann einfach so lange belichtet werden, solange der Auslöser gedrückt wird bzw. so lange dieser arretiert bleibt. Für Digitalkameras nutze ich einen Kabelauslöser, welchen es passend für die jeweiligen Kameras (Nikon, Canon, Pentax usw.) gibt. So vermeide ich das direkte Berühren des Fotoapparates während der Belichtung und da man diese Fernauslöser arretieren (feststellen) kann, muss ich auch nicht ständig den Auslöser im B-Modus gedrückt halten.

Einen geringen ISO-Wert verwenden

ein feuerwerk fotografieren

Lesen Sie ggf. auch meinen Artikel: Feuerwerk fotografieren.

Ich arbeite bei Nachtaufnahmen stets mit einem minimalen ISO-Wert von 100 an meiner DSR-Kamera. Bei höheren ISO-Werten riskiert man bei Langzeitbelichtungen ein gewisses Bildrauschen. Wir haben ja das Stativ und auch Zeit mitgebracht: So belichte ich durchaus auch mal eine ganze Minute bei nacht!

Nehmen Sie einen schwarzen Karton mit!

Ein wichtiger Tipp: Ich habe für Nachtaufnahmen immer einen schwarzen Karton dabei. Warum? Nun, stellen Sie sich vor, ein Fahrradfahrer durchkreuzt mit seinem Licht ihre Langzeitbelichtung. Ein Lichtschweif würde sich auf dem Bild abbilden! Sicherlich kann so etwas auch seinen Reiz haben. Wünschen Sie solche Effekte nicht, kann man sich leicht helfen: Sie sehen ja während der Aufnahme, ob sich etwas nähert, was eventuell das Motiv stören könnte. Schnell halte ich bei solchen Situationen den schwarzen Karton vor das Objektiv. Obacht: nicht die Kamera dabei verwackeln bzw. das Objektiv berühren. Ist der Fahrradfahrer vorbei gefahren, ziehe ich den Karton wieder weg und gebe das Bild wieder frei. Natürlich muss die Gesamtbelichtungszeit um den Wert des Abhaltens verlängert werden.

Spiegelvorauslösung

eine Produktabbildung

Für kleinere Kameras und sofern man das Stativ nur gelegentlich nutzt, eignen sich auch jene der ganz günstigen Stative für z. B. Nachtaufnahmen und präzise Langzeitbelichtungen.

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Manche Spiegelreflexkameras besitzen die Möglichkeit, den eingebauten Spiegel manuell vor der eigentlichen Belichtung hoch klappen zu können. Dies verursacht weniger Vibrationen und theoretisch schärfere Bilder. Oftmals wird die Spiegelvorauslösung für Langzeitbelichtungen empfohlen. Ich habe jedoch genau das Gegenteil festgestellt: Sie ergibt nur bei sehr kurzen Belichtungszeiten Sinn! Lesen Sie hierzu bei Interesse auch diesen Artikel.
Kurz: Sie benötigen die Spiegelvorauslösung nicht bei Langzeitbelichtungen. Hier bringt sie rein gar nichts.

Langzeitbelichtungen analog auf Film

Im Gegensatz zu einem digitalen Chip haben einige Filme die unschöne Eigenschaft bei langen Belichtungszeiten träge zu werden. Das heißt: Man muss letztendlich länger belichten als eigentlich gemessen. Hier verhält sich jeder Film anders. So muss bei vielen S/W-Filmen ab einer gemessenen Belichtungszeit von 1 Sekunde die tatsächliche Belichtungszeit auf 2 Sekunden verlängert werden usw. Dieses Phänomen nennt sich „Schwarzschild-Effekt„. Digitalkameras sind davon nicht betroffen. Einen Vorteil hat aber dieser Trägheitseffekt, der Schwarzschildeffekt: Möchte man bewusst lange Belichtungszeiten erhalten (z. B. um fließendes Wasser ganz „weich“ abzubilden), so kann man bei der Verwendung von fotografischem Film durchaus viel länger belichten, als es der Belichtungsmesser eigentlich (ab ca. 1 Sekunde) vorgibt.

Obacht: Hierbei erhöht sich der Kontrast. Lichter brennen dabei gerne aus und daher sollte man einen so belichteten Film etwas kürzer entwickeln.

Haben Sie noch weitere Tipps für Langzeitbelichtungen bzw. für das Fotografieren bei Nacht?

veröffentlicht: 17.12.14 | letzte Änderung: 18.03.24

Clipart einer PersonHallo, hier schreibt Thomas über allerlei fotografische Themen. Für die neueste Technik habe ich jedoch wenig übrig – Mein Interesse gilt eher dem selber Machen, den kleinen Tipps und Tricks, auch der analogen Fotografie und dem Fotografieren mit Kunstlicht.

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5 Kommentare

Langzeitbelichtung: Einige Tipps für Nachtaufnahmen

  1. Henning sagt:

    Danke für den Artikel – ich finde ihn sehr hilfreich.
    Könnte es helfen die Messmethode der Digitalkamera auf Spot-Messung zu stellen um die Belichtungszeit im AV-Modus zu bestimmen? Damit kann ich quasi punktgenau den gewünschten „Fokusort“ anpeilen und die Zeit für die anschließende manuelle Einstellung messen.

    Viele Grüße,

    Henning

    Antwort von Thomas
    Hallo Henning, das würde ich auch so tun: punktuell anmessen, um sich nicht durch helle Strahler im Bild irritieren zu lassen. Hier würde ich dann eine mittelhelle Stelle anmessen. Sofern digital fotografiert wird mit Stativ würde ich aber auch mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten anfertigen und diese später zusammen fügen. Hierbei wäre es dann wichtig, dass das Ergebnis nicht unlogisch ausschaut. Eigentlich sind bei Nachtaufnahmen nur die Lichter das Problem (Straßenlaternen und dergleichen). Ist aber nur der Mond die Lichtquelle (bzw. Reflektor der Sonne), kann man einfach so fotografieren / messen wie bei prallem Sonnenschein. Nur die Zeiten sind natürlich viel, viel länger.

    Viele Grüße zurück!

  2. Stefan sagt:

    Toller Artikel, wirklich interessant. Den Rechtschreibfehler in der Überschrift würde ich aber entfernen.

  3. Oskar G. sagt:

    Ah, die (möglicherweise geeignete) Belichtungszeit über die „Zeitautomatik“ zu ermitteln ist natürlich ein guter Tipp. Darauf hätte ich auch selbst schonmal kommen können narf. Danke!

  4. Gregor sagt:

    Hi! Viele Kameras belichten auch schon im AV-Modus mehrere Sekunden automatisch. Eventuell benötigt man dann den B-Modus nicht unbedingt sondern lässt einfach die Belichtungsautomatik machen und walten. Klappt auch oft ziemlich gut.

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