Der Mittelformat-Rollfilm Typ 120
In diesem Artikel möchte ich mich zum einen dem Film für das Mittelformat zuwenden – dem 120er Rollfilm. Zum anderen habe ich an dieser Stelle auch eine kurze Anleitung über das Einlegen des Films geschrieben.
Der Rollfilm bzw. dieses Format existiert bereits wesentlich länger als der Kleinbildfilm (zumindest als Film für den Fotoapparat) – und wird freilich immer noch produziert. Schon im 19. Jahrhundert demonstrierte der Fotograf und Erfinder Étienne-Jules Marey eine aufgerollte „Filmhaut“, welche er für seine schnellen Serienfotografien nutzte. Bietet das Mittelformat zwar nicht die Flexibilität und Schnelligkeit des Kleinbildes, so lassen sich, ob der größeren Negativfläche, Bilder mit einer Qualität aufnehmen, die mittels Kleinbild schwierig bis gar nicht zu erreichen ist, von handelsüblichen Digitalkameras ganz zu schweigen.
Da man allerdings seine Bilder in der Regel wohl nicht immer als „Plakat“ betrachten muss, kann man bei den heute sehr feinkörnigen Kleinbildfilmen durchaus auf das Mittelformat verzichten. Es liegt aber dennoch auf der Hand, dass durch ein größeres Filmformat bzw. durch einen größeren Abbildungsmaßstab mehr Details des Motivs aufgezeichnet werden können.
Vorteile Mittelformat
Zusätzlich zu der enorm hohen „Auflösung“ bietet das größere Format weitere Vorteile:
Der hohe Negativdurchmesser ermöglicht das Arbeiten mit Mattscheibe an der Kamera. Wer einmal mit einer Mittelformatkamera mit Lichtschachtsucher bzw. Mattscheibe gearbeitet hat, wird wohl diese Art der Bildkomposition oftmals nicht mehr missen möchten. Statt mit zugekniffenem Auge durch einen winzigen Sucher zu blicken, kann man so mit beiden Augen äußerst bequem das Bild wie auf einem Monitor betrachten.
- Schärfentiefe: Das größere Aufnahmeformat ermöglicht – es sei denn man ist stolzer Besitzer eines sehr lichtstarken (1:1,4 oder gar 1:1,2) KB-Objektives – eine geringere Schärfentiefe als wie es beim Kleinbild möglich ist. Das Foto kann dadurch an „Plastizität“ und „Tiefe“ gewinnen. Der Nachteil hierbei ist freilich, dass man stets genauer fokussieren muss, als bei einem Kleinbild-Objektiv. Bei den Mittelformat-Objektiven gibt es einen geringeren „Toleranzbereich“, was die scharf abgebildeten Objekte angeht, was am erhöhten Abbildungsmaßstab liegt (siehe auch Artikel: Tiefenschärfe). Eine Mittelformatkamera ist eben nicht für das „schnelle Bild“ geeignet. Die Sache mit der geringeren Schärfentiefe kann aber – je nach Betrachtungsweise – auch als Nachteil gesehen werden.
- Handhabung: Gerade Mittelformat-Dias lassen sich am Leuchttisch schon hervorragend beurteilen, ohne sie vorher vergrößern zu müssen. Aber auch im eigenen (S/W-) Labor lässt sich mit diesem großen Format weitaus besser arbeiten als mit winzigen Kleinbildnegativen – nicht zuletzt deswegen, dass hier eventuelle Staubkörner wesentlich geringer mitvergrößert werden. Allerdings bietet das Kleinbild hier auch weniger Fläche für Staub.
Die meisten Mittelformatkameras belichten den 120er Rollfilm im quadratischen 6×6-Format, was eben Bilder mit (nicht ganz) 6x6cm liefert. Klassische Vertreter hierfür ist die Rolleiflex und die Hasselblad. So passen auf einen Film 12 Bilder.
Eine Perforation (Löcher an den Seiten) besitzen Rollfilme nicht. Sie werden in der Kamera (bzw. im Magazin) „gezogen“, nicht aber durch eingreifende Zahnräder transportiert, was Einbußen in der Transportgeschwindigkeit mit sich führt und einen weniger exakten Filmschnitt bedeutet , aber eben den Vorteil bietet, das gesamte Negativ bis kurz zum Rand für das eigentliche Foto ausnützen zu können. Gebräuchlich ist auch das 6×7 Format (bekannt sind hier die riesigen Mamiya Mittelformatkameras) und (heute seltener) das 6×9 Format. Es gibt auch einige wenige Kameras, die den Film im Format 6×8 belichten. Ein schönes Format, finde ich, ist auch das 4,5×6-Format. Hier hat man einen guten Kompromiss zwischen Filmausnutzung (16 Bilder) und Bildgröße. Ich benutze unter anderem eine 4,5×6-Klappkamera, welche sich, ob der kompakten Größe, sehr gut in der Tasche verstauen lässt.
Nachteile Mittelformat
Es gibt aber auch eine Menge an Situationen, bei denen es wesentlich sinnvoller ist, die Kleinbildkamera zu benutzen und den Rollfilm zu hause zu lassen.
- Bis auf die Balgen- und Tubuskameras sind Mittelformatkameras in der Regel ziemlich groß, unhandlich und schwer. Auch kommen die meisten von diesen Kameras ohne Belichtungsautomatiken aus – man muss hierbei das Licht mit einem Handbelichtungsmesser messen und die entsprechenden Parameter Blende und Verschlusszeit am Fotoapparat von Hand einstellen. Eine solche Kamera ist also langsam. Sie eignet sich weniger für den „Schnappschuss“ sondern mehr für Momente, bei denen man Zeit hat, das Motiv zu fotografieren.
- Wie bereits erwähnt, haben Mittelformat-Objektive einen geringeren Toleranzbereich, was das scharf abzubildende Objekt betrifft. Kann man beispielsweise mit einer 40mm Kleinbildoptik bei einer Fokussierung auf 3 Meter und bei Blende 8 alles zwischen ca. 2 und 5 Meter scharf abbilden, so sieht dies im Mittelformat ganz anders aus. Hier muss man genauer scharf stellen (oder eben noch mehr abblenden). Der Grund hierfür ist der größere Abbildungsmaßstab, bei welchem eine geringere Schärfentiefe deutlicher hervortritt.
Die Lomografie & das Mittelformat
Vermeintlich erstaunlich ist, dass heute die beliebten Lomo-Spielzeug-Kameras wie die Diana oder Holga ebenfalls Rollfilm benutzen (und dabei zu den ganz wenigen Mittelformatkameras zählen, welche heute noch hergestellt werden). Dies hat aber zwei Gründe:
- Sowohl die Holga als auch die Diana Kamera basieren auf Fotoapparate, welche in den 1950er Jahren (für den Massenmarkt) entwickelt worden sind. Zu dieser Zeit gab es das Kleinbildformat zwar bereits schon seit ca. 30 Jahren, der Rollfilm war aber immer noch als „normaler“ Film sehr verbreitet, zumal Kameras mit dem einfachen Filmtransport via Sichtfenster (rotes „Loch“ auf der Rückseite) weitaus billiger hergestellt werden konnten.
Legt man einen Kleinbildfilm in die Holga oder in die Diana ein (was mit etwas Basteln durchaus möglich ist), so erhöht sich schlichtweg die Bildqualität, da die Plastiklinsen im Zentrum besser abbilden als an den Rändern. Diese Ränder werden jetzt ja gar nicht mehr belichtet, da ja das Kleinbild nicht mehr bis dorthin reicht. Ein Foto ohne Randunschärfe und ohne Vignettierung lässt sich aber schlecht als „Lomo-Foto“ verkaufen. Daher sicherlich ist man hier beim Rollfilm geblieben – obwohl es bereits auch Kleinbildvarianten der Holga und Diana gibt. Diese bzw. deren Bilder dürften allerdings nicht den ganzen Charme der Originale aufweisen.
Film einlegen
Im Gegensatz zum Kleinbildfilm befindet sich der Mittelformat-Film nicht in einer Patrone. Er ist auf einen Kern (Spule) aufgewickelt, bzw. -gerollt und der Länge nach von lichtdichtem Schutzpapier umgeben. Das Prinzip ist: Der Film wird von Aufnahme zu Aufnahme in der Kamera immer weiter von einem Kern auf einen anderen umgespult.
Das Prinzip des Einlegens eines Mittelformat-Filmes ist eigentlich immer das Selbe: Ein leere Spule ist zusätzlich zum eigentlichen Film erforderlich. Diese setzt man nun dort ein, wo sich der Drehknopf, die Kurbel oder der Spannhebel der Kamera befindet. Es ist darauf zu achten, dass die nun folgenden Schritte nur im Schatten durchgeführt werden:
Man löst vorsichtig das Klebeband des Filmes und rollt ihn (bzw. das Schutzpapier) ca. 15cm ab. Dieses Ende friemelt man nun in die bereits eingesetze Spule, setzt den Film am anderen Ende ein, hält ihn mit dem Daumen unten und dreht etwas am Knopf, so dass sich der Film strafft. Das war’s eigentlich schon.
Deckel rauf und durch das rote Sichtfenster schauen, indem man den Knopf weiter dreht, bis im Sichtfenster die 1 auftaucht. Bei Kameras mit Zählwerk beachtet man adäquat dazu dieses. Die Kamera ist schussbereit. Nach jedem Auslösen nicht vergessen, zur nächsten Ziffer weiter zu drehen, sonst kommt es zur Doppelbelichtung- sofern die Kamera hierfür keine Sperre besitzt. Nachdem man das 12. Bild gemacht hat, dreht man so lange weiter, bis kein Widerstand mehr zu spüren ist. Dann ist der Film komplett auf der anderen Spule und man kann ihn entnehmen. Die nun leere Spule benutzt man als gegenüberliegende für den nächsten Film.
Zu beachten ist, dass jener stets stramm aufgewickelt sein sollte, damit zum einen kein Licht auf die Fläche gelangen kann, zum anderen aber auch damit der Film plan liegt und um bei Kameras mit Zählwerk Bildüberlappungen zu vermeiden. Am Ende befindet sich ein Papierstreifen, den es wie einen Briefumschlag zu befeuchten gilt um den Film abrollsicher zu verkleben, um diesen dann an einem schattigen Ort aufzubewahren. Diese kleine Anleitung noch einmal in Bildern:
An der Seite mit dem Drehknopf wird eine leere Spule eingesetzt. Hat man keine dieser Spulen, muss man leider einen Film opfern, welcher auf einer solchen aufgewickelt ist.
Das Ende des Filmes (bzw. dessen Schutzpapier) wird nun ein kurzes Stückchen abgerollt und durch die Spule gesteckt und auf der anderen Seite der Kamera eingesetzt. Nun wird der Rollfilm ein Stückchen auf die Spule gedreht. Es ist darauf zu achten, den Film mit den Daumen etwas abzubremsen, damit dieser straff aufgewickelt wird und somit plan liegt und kein Licht während des Ladens einfällt.
Nun wird der Deckel geschlossen und der Film weiter transportiert, wobei währenddessen durch das rote Sichtfenster kontrolliert wird, wann die „1“ sichtbar wird. Ist dies der Fall, ist die Kamera für die erste Aufnahme schussbereit. Es wird übrigens eine Zeit dauern, bis die erste Zahl im Sichtfenster erscheinen wird. Also keine Panik. Vorher müssen nämlich noch einige Zentimeter Schutzpapier abgespult werden, bevor die tatsächliche Filmschicht hinter die Optik gelangt. Für Unterhaltung wird vorher mit Punkten, Pfeilen und Hersteller-Schriftzügen im roten Sichtfenster gesorgt, die aber nicht relevant sind.
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Hat man das 12. Foto gemacht, dreht man so lange am Drehknopf, bis kaum noch ein Widerstand zu spüren ist und im Sichtfenster nichts mehr zu sehen ist – der Film befindet sich jetzt komplett aufgerollt auf der vormals leeren Spule bereit zum Entnehmen.
Zurück spulen, wie es beim Kleinbild der Fall ist, braucht man hierbei nicht. Erst jetzt darf man die Klappe auf der Rückseite öffnen, den Rollfilm herausnehmen und diesen an dessen Zunge zukleben. Fertig. Wenn der nächste Rollfilm eingelegt wird, muss die nun leere Spule aus der einen in die andere Kammer eingelegt werden, denn sie dient dann als Aufwickelspule für den nächsten Film. Die Kamera sieht also stets andere Spulen.
Gruß; habe noch aus meiner jugendzeit eine agfa box. nur 6×9 bilder drauf gemacht. nat. sw.
Frage? wie kann ich „vernünftig“ in einen Stick, oder speicherkarte bringen.
bin Unruheständler jenseits ded verfallsdatums. mit besten grüßen aus mittelfranken
und voraus DNK. paul
Hallo, die Filme müssten hierzu digitalisiert werden. Hierzu gibt es mehrere Wege. Für Rollfilme sind entsprechende Scanner leider sehr teuer. Eine Alternative wäre das Abfotografieren via Digitalkamera. Dies ginge bedingt auch mit dem Smartphone (Es gibt hierfür sogar Apps). Für nur wenige Filme in besserer Qualität ist ein externer Scan-Anbieter sicherlich die beste Möglichkeit.