Test: Großes Triopo Kamerastativ: günstige Stative aus China
In diesem Artikel möchte ich mein neues Triopo „MX-310“ Kamerastativ vorstellen. Es gehört schon zu der größeren Klasse, also genau richtig für eine hohe Arbeitshöhe und schwere Kameras. Doch taugt es was? Schauen wir uns das 99 Euro Modell genauer an.
Vor einiger Zeit hatte sich mein altes Stativ für die Kamera verabschiedet: Die Klemmen an den Beinen, welche für das Arretieren jener zuständig sind, sind teilweise gebrochen. Ich weiß auch, wie dies passieren konnte: Ich nutzte das Kamerastativ im Winter bei Minusgraden und das Plastik verlor dann an Flexibilität. Es brach unter Belastung.
Ein neues Fotostativ
Nun sollte also ein neues Stativ her. Wichtig war mir diesmal, dass man die einzelnen Beine per Drehen arretieren kann, damit mir das mit den gebrochenen Plastikklemmen bei zu kalten Temperaturen nicht noch einmal passiert. Zweitens muss die Arbeitshöhe entsprechend groß sein, damit ich die Kamera bei Architekturaufnahmen möglichst wenig verschwenken muss (hohe Arbeitshöhe, um stürzende Linien zu verhindern). Ich besitze zwar auch ein echtes Shift-Objektiv. Jedoch arbeite ich auch mit „starren“ Objektivkonstruktionen. Und diese wollen oftmals entsprechend hoch positioniert sein. Ferner soll das Fotostativ natürlich im zusammen geschobenen Zustand recht kompakt sein und dabei einigermaßen leicht. Da ich auch mit größeren Mittelformatkameras arbeite, ist es natürlich wichtig, dass eine gewisse Stabilität gewährleistet ist.
Ein Freund nutzt solch Stativ auch für seine Großformatkamera. Bisher gab es keine Klagen. Natürlich sollte dann jedoch kein stärkerer Wind wehen. Mittlerweile gibt es durchaus günstige Alternativen zu denen der „großen“ Hersteller.
Ein Hersteller namens Triopo
Nach einiger Recherche im Netz bin ich dann am Markennamen „Triopo“ hängen geblieben. Über die Stative von Triopo liest man eigentlich nur positive Kommentare. Wahrscheinlich ist dies sicherlich keine echte Marke. Vielleicht werden die Modelle auch unter einem anderen Namen vertrieben, wie es so öfter mal mit „China-Produktionen“ solcher Art der Fall ist. Im Foto-Brenner-Katalog gibt es optisch ganz ähnliche Stative (B.I.G.). Offenbar handelt es sich dabei um an Gitzo orientierte Stative. Wie dem auch sei: Nachdem ich bereits sehr gute Erfahrungen mit dem äußerst günstigen China-Blitz „Yongnuo“ gemacht hatte, entschloss ich mich für den Kauf eines Stativs aus dieser „Ecke“, für das Modells „Triopo MX-1327“ also, welches teilweise auch mit dem Beinamen „Snow Leopard“ angeboten wird.
Weiterhin waren meine Gedanken in folgende Richtung gelenkt: Auch viele Markenhersteller lassen ja bekanntlicherweise in Fernost produzieren. Was den Günstigfisch hierzulande vom Rügener Fisch unterscheidet ist ja nun nicht das Wassertier selbst, welches sich in der Dose befindet, sondern lediglich die Marinade drumherum, von welcher man sich letzten Endes nicht ernärt. Kurzum: Ich wollte es erneut mit einem solchen billigen Produkt versuchen.
Das Triopo MX 1327
Hier ein Foto des Triopo MX-1327:
Auf den Bildern, die ich vorher im Netz gesehen hatte, machte es bereits einen stabilen Eindruck. In natura kann ich dies ebenfalls bestätigen: Alles ist gut verarbeitet, die Verbindung der drei Beine oben ist solide gelöst, die Arretierung der Mittelsäule ist ausreichend fest. Im Hintergrund ist die (gepolsterte) Tasche abgebildet, welche im Lieferumfang enthalten ist. Einzig dass an den Hartgummi-Fußenden noch leicht etwas Klebstoff sichtbar ist, schmälert den optischen Eindruck etwas. Weitere obligatorische Features sind eine Libelle (Wasserwaage) und ein Griffpolster. Die Wasserwaage benötige ich selbst nicht, da ich ohnehin einen Kugelkopf auf dem Stativ nutze. Ferner zeigte die Wasserwaage nach einiger Zeit keine Funktion mehr!
Cullmann PRIMAX 390 169 cm | AFAITH Professional Stativ Tragbare Magnesium-Aluminiumlegierung Stativ Monopod & Kugelkopf für SLR-Kamera SLR Kamera Canon Nikon Pentax Sony Tripod Q-555 AF001 | Walimex Pro FT-665T Pro Stativ (Extrem Stabil, max. Belastbarkeit: 12kg, 3 Beinsegmente, Stativbeindurchmesser 32, 28, 24mm, 3 Schaumstoffgriffe, Libelle und Kompaß, inkl. großer Tasche, 185 cm) |
Für kleinere Kameras und sofern man das Stativ nur gelegentlich nutzt, eignen sich auch jene der ganz günstigen Stative für z. B. Nachtaufnahmen und präzise Langzeitbelichtungen. | Ein kompaktes Reisestativ inklusive Kugelkopf. Durch den Trick, dass sich der Kopf beim Zusammenlegen innerhalb der Beine befindet, erhält man ein Packmaß von nur 35 cm! Weiterhin lässt sich ein Stativbein als Einbeinstativ umfunktionieren. Bei Amazon gibt es dieses kompakte und stabile Stativ zum gewohnt günstigen Preis. | Deutlich günstiger als die Originale: Das stabile und große Walimex Stativ ist komplett verstellbar und auch für Reproduktionen geeignet. Es ist zudem für schwere Kameras geeignet, sehr hoch, dabei aber noch ausreichend leicht und lässt sich individuell verstellen. |
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Maße und Gewicht des Stativs
Wie gesagt: Das Triopo ist ein relativ großes Stativ. Zieht man beide Beinsegmente ganz raus, erhält man vom Boden bis zur Kopfplatte eine Größe von ca. 153 cm. Zieht man zusätzlich noch die Mittelsäule heraus, kommt man auf eine maximale Höhe der Kopfplatte von 175 cm. Das ist durchaus stattlich. Zumeist benötige ich die (recht stabile) Mittelsäule nicht, da man ja zur Höhe des Stativs auch noch die Höhe des Kopfes (nicht die des eigenen ^^) hinzu berechnen muss. Mit einer Körpergröße von 1,85 m habe ich bei voll ausgezogenen Beinen aber nicht ausgezogener Mittelsäule mit dem aufgesetztem Kugelkopf genau die richtige Höhe, um aufrecht stehend durch den Sucher meiner Spiegelreflexkamera blicken zu können.
Zusammen geschoben misst das Stativ ca. 70 cm. So kann ich es noch in meinem Rucksack transportieren. Ein Teil des Stativs schaut dann freilich oben noch heraus. Bei mir sind es die Beine, denn ich trage es mit dem Kopf (Schwerpunkt) nach unten.
Das Gewicht beträgt ohne Kopf ca. 1,79 kg. Es ist also durchaus noch als leicht zu betrachten.
Apropos Stativkopf
Ein Kopf ist bei meinem Stativ nicht dabei gewesen. Sonst hätte es nämlich auch keine 99 Euro gekostet (es gibt dieses Stativ aber auch in Kombination mit einem Kopf, ebenfalls von Triopo). Ich selbst nutze einfach weiterhin den stabilen Kugelkopf meines alten Stativs. Beim Triopo-Stativ wird ein Doppelgewinde-Bolzen mitgeliefert: Er erlaubt entweder die Montage eines Kopfes mit dem großen 3/8 Zoll Gewinde oder eines mit dem kleineren („normalen“) 1/4 Zoll Gewinde, welches sich an so gut wie jeder DSLR und Sucherkamera befindet. Hier ein Bild der Mittelsäule mit der Kopfplatte:
Die Mittelsäule hat an beiden Enden ein 3/8-Zoll-Gewinde. An einem Ende kommt die Schraube zum Aufnehmen der Stativplatte. An das andere Ende kann der mitgelieferte und gefederte Haken angeschraubt werden. Dieser (versenkbare) Haken ist sehr praktisch, kann er die Stabilität des Stativs doch noch um so einiges erhöhen:
Hier sehen Sie meine alte Mittelformatkamera auf dem Stativ. Am Stativhaken habe ich meinen Rucksack gehangen. Zusätzlich, dass man nun freilich bequem alle Kamereraelemente (Objektive, Belichtungsmesser, Drahtauslöser, Filter, …) prima bereit hat und eine „Ablage“ dazu, sorgt das Gewicht des Rucksacks doch noch für weitere Stabilität. Obacht bei Wind: Dann schwingt das angehängte Gewicht. Hier verzichte ich besser darauf oder stoppe es mit den Beinen ab.
Verstellmöglichkeiten
Das Triopo kann die drei Beine in genau drei Stufen abspreizen: Es gib den Standardwinkel wie auf dem obigen Foto zu sehen, eine Mittelposition und ein sehr gespreizte Position:
Durch die gespreizten Beine des Stativs lässt sich die Kamera in einer sehr tiefen Position fest installieren – Ideal z. B. bei der Naturfotografie, wenn es darum geht, erdnahe Gewächse zu fotografieren.
Möchte man mit der Kamera noch tiefer, geht dies aber auch:
Hier habe ich einfach den Haken von der Mittelsäule geschraubt und jene aus der Führung gezogen. Danach habe ich die Mittelsäule von unten wieder hineingeschoben und sie mit dem oberen Drehring arretiert. Nun kann man die Kamera auch bis direkt über dem Boden positionieren. Sind einem die Beine dann im Bild, kann man jene auch noch ganz ausziehen und den Winkel etwas verstellen.
Hier folgt noch ein weiteres Foto:
Natürlich müssen nicht alle Beine des Triopo MX-1327 auf dem Boden stehen: Man kann sie individuell je nach Situation verstellen. Ein sehr universales Stativ für einen sehr günstigen Preis. Meines hatte ich bei Amazon erworben. Mittlerweile (derzeit) ist der Preis der Carbon-Version fast an jenen für die Leichtmetall-Version (die ich habe) heran gerückt.
Zubehör
Zum Lieferumfang gehört die schon erwähnte Stativtasche sowie ein Inbusschlüssel. Die Tasche ist gepolstert und es lassen sich Stative mit einer maximalen Länge von ca. 78 cm darin unterbringen. Die Stativtasche muss ja etwas länger als das Stativ selbst (70 cm) sein, damit noch der Kopf mit hinein passt.
Nachteile
Zugegeben: Ich habe das Triopo noch nicht lange, kann also noch keinen Bericht über die Beständigkeit im Einsatz abliefern. Mittlerweile arbeite ich regelmäßig seit mehreren Jahren mit dem Stativ. In diesem Artikel kann ein Fotofreund Positives über einen zweijährigen Einsatz berichten (leider nicht mehr online). Allerdings geht es hier um die teurere Carbon-Alternative des Triopo-Stativs. Die Verbindungselemente scheinen aber die gleichen zu sein und gerade bei denen ist es ja wichtig, genau hinzusehen. Bei dem MX-1327 sind die Beine aus Metall.
So muss gesagt werden, dass die Schraubarretierungen (Beine und Mittelsäule) aus Plastik sind (nicht aber die Schraubarretierung der Mittelsäule, die ist aus Metall). Hier liegt allerdings keine Last auf (wie bei Klemmarrettierungen), so dass ich hier recht zuversichtlich bin. Die Zeit wird’s zeigen. Innerhalb des letzten Jahres hatte ich hier keinerlei Probleme feststellen können.
Ferner hatte ich ein kleines Problem mit der Tasche: Beim Schulterpolster des Traggurtes hat sich mir gleich mal eine Naht gelöst. Nun wird der Hersteller der Tasche sicher nicht Triopo selbst sein, so dass ich darüber noch hinwegsehen möchte. Auch hatte ich bereits erwähnt, dass bei meinem Stativ die kleine Wasserwaage an der Gelenkplatte bald ihren Dienst versagte. Sieht man darüber hinweg, ist das Triopo ein Stativ, welches bei mir stets gute Dienste verbrachte.
Pflege und Wartung des Stativs
Kürzlich ist mir etwas passiert, was ich niemandem wünsche: Ich hatte mein Stativ aus Versehen in Scheiße gestellt, kein Scherz. Und als ob dies nicht bereits genug gewesen wäre, bemerkte ich das Malheur erst, als ich die Stativbeine nach dem Fotografieren zusammen schieben wollte 😀
Tja, so kann’s gehen. Also ging das Triopostativ nach groben Säubern zu hause erst einmal unter die Dusche. Nach dem Säubern bemerkte ich aber schnell, dass sich nun Wasser innerhalb der Stativbeine befindet. Jene kann man aber ganz problemlos auseinander bauen bzw. vollständig zerlegen. Man muss nur die Arretierungsringe vollständig lösen.
Weiterhin ist zur Wartung von diesem Foto-Stativ zu beachten, dass ab und an mal die Schrauben an der Stativplatte („Rückgrat“) nachgezogen werden sollten. Hierzu benötigt man aber einen zweiten Inbusschlüssel zum Gegenhalten. Der mitgelieferte Inbusschlüssel alleine reicht hierzu nicht aus.
Fazit nach 8 Jahren im Gebrauch
Ein Nachtrag zum Artikel: Ich habe nun die letzten Jahre sehr häufig mit dem Triopo-Stativ gearbeitet – sowohl draußen in vollem Auszug als auch drinnen für Reproduktionen, für die ich die Mittelsäule umkehre um eine bodennahe Aufsicht gewährleisten zu können. Es hat mich bisher in seiner Grundfunktionalität nicht im Stich gelassen. Nur vier Makel konnte ich feststellen:
- Die Wasserwaage ist ausgetrocknet.
- Die Tasche ist nicht sehr stabil und kann einreißen.
- Ich muss mit dem mitgelieferten Inbusschlüssel ab und zu mal die Gelenke nachziehen. Allerdings benötigt man hierzu einen zweiten Schraubschlüssel zum Gegenhalten. Hier passt ein Inbusschlüssel, welcher immer bei vielen Ikea-Möbeln mitgeliefert wird.
- Dreht man häufig die Mittelsäule um (für Bodennahe Aufnahmen / Stativkopf nach unten), so verrutscht manchmal ein Klemmring innerhalb der großen Arretierungsschraube (Flügelschraube). Lösung: Diese Schraube ganz heraus drehen und den inneren Klemmring wieder korrekt positionieren.
Deutlich günstiger als die Originale: Das stabile und große Walimex Stativ ist komplett verstellbar und auch für Reproduktionen geeignet. Es ist zudem für schwere Kameras geeignet, sehr hoch, dabei aber noch ausreichend leicht und lässt sich individuell verstellen.
Wenn man sich so eine Billigvariante der wesentlich teureren Markenprodukte kauft, sollte man sich auf derlei Fehler einstellen. Doch in seiner Grundfunktion ist es ein schön großes und sehr solides, dabei noch leichtes Stativ. Ich kann tatsächlich nicht klagen.
Man sagt ja: „Billig gekauft ist zweimal gekauft.“ Ich – als Student – nutze viele Geräte aus Fernost, die sich an jenen der Originalhersteller orientieren. Ich selbst habe da bisher kaum schlechte Erfahrung machen können. Sicher wird mein Stativ kein Produkt fürs Leben sein, wie man es vielleicht von einem Manfrotto- oder Giottos-Stativ behaupten möchte. Doch 10 Jahre Gebrauchszeit würde ich dem Gerät durchaus zutrauen, vielleicht sogar etwas mehr (es geht ja jetzt bereits darauf zu).
Hallo Thomas,
das mit den Stativen ist in meinen Augen so eine Sache.
Deine Frage: nein, ich benutze keine Billigstative. Das ist mir zu gefährlich.
Die letzten Jahrzehnte mußten wir reichlich Lehrgeld bezahlen wenn ich an Stative denke. Nur ganz wenige konnten bestehen. Du würdest Dich wundern welche das waren.
Auf jeden Fall durften wir feststellen daß Stative die auf den ersten Blick stehen wie die sprichwörtliche Eins schwingen können wie Espenlaub wenn man den falschen Kopf oder eine nicht geeignete Kamera darauf benutzt. Großformatkamera mit Zentralverschlußobjektiven waren meist unproblematisch. Wahrscheinlich gilt das auch für mod. Digitalkamera mit elektronischen Verschlüssen.
Ein sogenanntes Spitzenstativ eines Edelherstellers welches wir meist mit der Fachkamera nutzten fiel z.B. völlig mit einer Mittelformatkamera mit Schlitzverschluß durch. Bei bestimmten Zeiten waren damit keine super scharfen Aufnahmen möglich. Ein Leichtgewicht war viel besser.
Weiter hat ein hochgelobtes Karbonstativ eines Edelherstellers mit meiner Digitalkamera und einem bestimmten Telezoom (Stativschelle) auffallende Probleme. Trotz Spiegelvorauslösung liefert es leicht unscharfe Fotos. Ab Belichtungszeiten von 1 Sekunde ist alles bestens.
Um das Problem noch zu vergrößern mach(t)en verschiedene Stativköpfe das Leben auch nicht einfacher. Auch hier fielen einige sog. Spitzenprodukte durch.
Unser allgemein bestes Stativ im Hinblick auf scharfe Fotos ist ein unpraktisches, bedienungsunfreundliches und großes Holzstativ älteren Baujahrs. Damit bekamen wir sogar mit der Schlitzverschlußkamera im Mittelformat einigermaßen scharfe Bilder bei 1/30 Sekunde. Aber nur wenn wir die Kamera direkt auf den Nivelierkopf schrauben. Mit Neigern waren die Ergebnisse deutlich schwächer.
Fazit für mich (uns). Stative können noch so schön gebaut sein, erst in der Praxis zeigen sie wirklich ob sie für die gedachte Kamera geeignet sind.
[…] digitalisiere so auf sehr einfache Art ganze Bücher, indem ich die Kamera kopfüber hoch auf einem entsprechendem Stativ installiere und dann einfach auslöse, umblättere, auslöse, umblättere […]
Hi! Du hast da was verwechselt 3/8 ist das GROSSE Gewinde. 1/4 ist das kleine.
Ups! Stimmt. Danke, ich habe es korrigiert.