Durchlichtschirm oder Reflexschirm: die Unterschiede
Ich arbeite sehr gerne mit Schirmen vor meinen Blitzgeräten, um deren Licht wesentlich weicher zu gestalten. Die Fotohändler haben hierfür jedoch zwei Varianten im Angebot: Blitzschirme, bei denen das Licht direkt hindurch geschickt wird und Schirme, die einen reinen Reflektor bilden. Wo ist der Unterschied?
Da ich mit meiner „Strobist-Ausrüstung“ immer mobil sein möchte, setze ich Schirme vor meinen Blitzgeräten ein, um deren punktuelles (hartes) Licht sehr einfach in ein voluminöses (weiches) Licht zu verwandeln. Sicherlich sind richtige Softboxen vorzuziehen. Doch mir persönlich reichen erstere aus, zumal ich eine eher kompakte und minimalistische Ausrüstung bevorzuge.
Diese Schirme also gibt es nun in zwei Ausführungen: Entweder sie sind transparent und man blitzt direkt durch sie hindurch. Oder aber sie dienen als reiner Reflektor und das Blitzlicht wird dann zunächst umgelenkt. Wann sollte man welches Modell einsetzen?
Der reine Durchlichtschirm
Ein Durchlichtschirm funktioniert wie eine Softbox: Das punktuelle Licht einer Lichtquelle (in diesem Sinne natürlich ein Blitzgerät) füllt von hinten die gesamte Schirmfläche aus. Als Resultat wird diese winzige Leuchte nun in eine weit größere umgewandelt: Der gesamte Blitzschirm leuchtet nun und wir erhalten ein wesentlich weicheres Licht für z. B. eine porträtierte Person. Alternativ kann man hierzu auch ein weißes Bettlaken nutzen. Der Effekt wird der gleiche sein. Wichtig ist eben nur, dass das Material lichtdurchlässig ist.
Hier sehen Sie das einfache Prinzip eines Durchlichtschirmes.
Der Reflexionsschirm
Diese Sorte von Schirmen lassen eben kein Licht hindurch. Daher werden sie immer mit der offenen Schirminnenseite zum Motiv ausgerichtet. Hier wird die reine Reflexion des Blitzlichtes an der Innenseite als Lichtquelle genutzt. Daher sind solche Schirme innen auch mit weißem Reflexionsmaterial beschichtet.
Bei einem Reflexionsschirm ist das Oberflächenmaterial jedoch nicht lichtdurchlässig. Es dient als reine Reflexionsfläche genau so wie z. B. eine weiße Wand.
Die Schirminnenseite muss hierzu immer zum Motiv gerichtet- und das Blitzgerät selbst entsprechend von ihm abgewandt sein.
Wenn ich anschließend gleich auf die wesentlichen Unterschiede der beiden Systeme zu sprechen komme, möchte ich hier noch etwas anderes Einschieben: Der Reflexionsschirm besitzt noch einen anderen Vorteil, der mit dem Licht selbst nichts zu tun hat: Er kann wesentlich höher positioniert werden, da das Blitzgerät hier ja dann unterhalb des Schirmes sitzt und die Schirmachse sozusagen als Verlängerung vom Leuchtenstativ dient. Ich positioniere einen Schirm bei Personenaufnahmen gerne recht weit oben, da dies ja auch unserer Sehgewohnheit entspricht: Die Sonne kommt von oben. Dies aber eher nur am Rande.
Unterschiede für das Motiv
Beide Varianten machen zunächst ein gleiches Licht: Es wird sich in dessen Leuchtfläche gleich vergrößern. Das heißt, dass dieses Licht gleich weich ist! Die Durchlichtvariante ist bei meinen Schirmen jedoch um ca. 25 % heller! Die Reflexion schluckt etwas mehr Licht als der Durchlichtschirm.
Der Unterschied besteht jedoch in der Streuung:
- Das Licht des Reflexionsschirm ist gerichteter.
- Das Licht des Durchlichtschirmes wird viel mehr im Raum gestreut und bezieht demzufolge die umliegenden Wände weit mehr in die Ausleuchtung mit ein. Ferner wird auch hier ein Teil des Blitzlichtes von der Oberfläche reflektiert und geht dann nach hinten ab (entweder an eine Wand oder sozusagen ins Leere).
Der letzte Punkt kann sowohl ein Vorteil wie auch ein Nachteil sein, je nach eigener Vorstellung vom Bild. Stellen Sie sich vor, sie wollen in einem Raum fotografieren, welcher mintgrüne Wände besitzt. Durch die höhere Lichtstreuung des Durchlichtschirmes wird eben diese Farbe mehr für das Motiv relevant sein als bei der Verwendung eines Reflexionsschirmes.
Andererseits: weiße Wände würden zusätzlich dazu betragen, dass bei einem Durchlichtschirm gewisse Motivelemente (durch die Streuung) aufgehellt werden: Hier würde das so erzeugte Licht weicher für das Motiv sein als bei der Verwendung eines Reflexionsschirmes.
Andernfalls: Wenn Sie genau diese zusätzliche Aufhellung nicht wünschen, sollte zu einem Reflexionsschirm gegriffen werden. Dessen Licht ist gerichteter, ähnlich wie ein Richtmikrofon, während ich die Charakteristik des Durchlichtschirmes in diesem Zusammenhang eher einem Mikrofon mit der Eigenart „Nierencharakteristik“ (so wird dies tatsächlich bezeichnet) zuschreiben würde.
Würden Sie jedoch draußen mit solchen Schirmen blitzen, wäre es (meiner Erfahrung nach) völlig egal, welche Schirmsorte Sie wählen, da hier Reflexionen nicht relevant sein werden (es sind keine Wände vorhanden).
Zu diesem Thema gibt es auf diesem Blog einen ähnlichen Artikel, welcher das Thema Reflexionen von Softboxen innerhalb von Räumlichkeiten behandelt.
Dieser große Blitzschirm besitzt eine wechselbare Oberfläche: Entweder nutzen Sie ihn als Durchlichtschirm oder als Reflexionsschirm. In beiden Fällen erhalten Sie ein wesentlich weicheres Licht mit nur einem Kompaktblitz.
Noch ein Hinweis bei der Verwendung von Schirmen und Softboxen
Wenn man ein Blitzgerät hinter einer Softbox bzw. hinter einem Schirm verwendet, so ist es wichtig, dass tatsächlich die gesamte Fläche ausgeleuchtet wird. Softboxen besitzen deshalb oftmals noch einen eingebauten Diffusor: ein simples, weißes Tuch im Innern, welches das Licht zusätzlich streut bzw. jenes auch bis in die Ecken umleitet. Bei einem Schirm ist dies technisch nicht möglich. Daher sollte man ggf. die Streuscheibe des Blitzgerätes verwenden! Bei meinen Schirmen ist es andernfalls nicht möglich, tatsächlich die gesamte Fläche ausleuchten zu können.
Sie werden sagen: „Gut, aber bei der Verwendung einer Streuscheibe würde das Licht des Blitzgerätes ja auch schwächer.“ Dem ist in diesem Fall jedoch nicht so! Natürlich wird das Licht des Blitzgerätes zunächst durch eine vorgesetzte Streuscheibe abgeschwächt. Gleichzeitig vergrößert sich dadurch jedoch die Leuchtfläche (des Schirmes)! Beides gleicht sich aus und am Ende wird das Motiv mit der gleichen Leuchtstärke angestrahlt. Zumindest konnte ich dies bei meinen Geräten mit einem Blitzbelichtungsmesser messen.
Warum werden hier keine Beispielfotos eingestellt?! Die Theorie ist ja klar, aber ohne Beispiele völlig wertlos.
Ich habe leider keine Beispielfotos zum Vergleich, bei denen eine Freigabe problemlos ist.
Danke für diese Erläuterung. Es wäre noch sehr hilfreich, wenn die Angaben für die Wölbung des Schirmes dabei wären. Ich habe Angaben von 15cm, 18cm und andere gefunden. Diese beziehen sich auf die Wölbung des Schirmes und daraus die Lichtverteilung. Flacher Schirm 15cm = breite Lichtstrahlung, 18cm = tiefere Lichtstrahlung etc.
Wo/Wie ist das Maß am Schirm messbar?
Vielen Dank.
Danke für den Tipp. Ich denke, meine bisher getesteten Schirme sind eher flache Varianten, keine in „Fallschirmform“. Letztere fände ich aber interessanter für den Zweck. Das Maß wäre sicherlich messbar, indem man auf der Rückseite eine Schnur von der einen zur anderen Schirmseite spannt und dann mit einem Lineal am Stock den Abstand zur inneren Schirmspitze misst.
Danke für die schöne Erläuterung, sie hat mir gut weitergeholfen
Vielen Dank für diesen Blog. Ich konnte vieles besser verstehen und auch unmittelbar umsetzen. Das schöne ist, dass es nicht so theoretisch vermittelt wird. Danke tolle Arbeit. Gruß Maik
Ja muss man, als Anfänger wäre ich doch sehr aufgeschmissen aktuell 🙂
Danke für den Blog
Schön erklärt. Für mich nichts neues, aber man muß solche Blogs ja auch mal loben.
Danke