Geisterbilder: Einfache Mehrfachbelichtung mit dem Blitz
Heute soll es eine kleine Spielerei sein: Mit dem Blitzgerät in der Hand und mit einer Langzeitbelichtung der Kamera im dunklen Raum macht man ganz einfach Mehrfachbelichtungen.
Vielleicht kennen Sie ja die Fotografien von Harold Edgerton. Jener ist bekannt dafür geworden, dass er in einem komplett dunklen Raum eine Kamera aufgestellt hatte, daran eine Langzeitbelichtung vornahm und Salven von Stroboskopblitzen auf ein sich äußerst schnell bewegendes Motiv (z. B. einen Sportler) los schoss.
Nun, ich bin wahrlich keine Sportskanone. Doch die Technik des Mehrfachblitzens lässt sich ganz einfach auch daheim anwenden! Was man braucht, ist nichts weiter als eine Kamera, welche eine Langzeitbelichtung machen kann (z. B. für 10 Sekunden) und einen simplen Blitz, den man auch in der Hand (also nicht auf der Kamera) auslösen kann. Man ist hier auch nicht auf eine bloße Doppelbelichtung beschränkt. Theoretisch kann man so tausende von Einzelbildern in einem Bild machen (indem man das Blitzgerät entsprechend oft auslöst).
Schauen wir uns mal ein Bild einer solchen Mehrfachbelichtung mit dem Blitz an:
Die Technik mit der Mehrfachbelichtung war hier wirklich ganz einfach. Ich löste meine Digitalkamera auf einem Stativ aus (Langzeitbelichtung ca. 15 Sekunden) und zunächst sah diese überhaupt nichts. Kein Wunder, denn der Raum war ja in völlige Dunkelheit gehüllt. Nur durch das Fenster brannte sich ganz allmählich das Licht der Straßenlaternenbeleuchtung auf den Sensor.
Aber dann kam ich: Ich nahm meinen manuell bedienbaren Yongnuo-Blitz in die Hand, stellte jenen auf 1/8 Leistung (denn ich wollte an mir selbst ja keine Überbelichtung vollziehen) und zündete den Blitz mehrmals, während ich mich im Raum bewegte. Dies tat ich hier nur dreimal – Es ist ein kleiner Raum. Hernach stellte ich mich direkt vor die Kamera, so dass sie wieder „schwarz“ sah, denn ich wollte nicht, dass sie weiterhin das (nunmehr einzige) Licht der Straßenbeleuchtung aufzeichnete, bis die Langzeitbelichtung (bzw. die 15-Sekunden-Aufnahme) beendet war. Fertig war das Foto.
Da ich die Kamera vorher auf Weißabgleich = Blitz stellte, kommt das Licht durch das Fenster übrigens sehr rötlich. Dies ist nur normal. Möchte man dies umgehen, muss man eine Filterfolie vor dem Blitz benutzen, welche die gleiche Farbe (gelb / rötlich) wie das Außenlicht hat und einen manuellen Weißabgleich machen, doch dies nur am Rande.
Noch präziser trennen lassen sich die einzelnen Figuren dieser „Geisterbelichtung“ übrigens, wenn der Raum entweder sehr schwarz ist oder aber sehr weit in die Tiefe gehen würde. So wie es hier ist, scheint ja jedes mal noch ein Teil der jeweils anderen Belichtung mit durch (siehe das Blitzgerät im Oberkörper der vorderen Person, welches durch die hintere ausgelöst wurde).
Man kann diese Blitztechnik aber noch raffinierter praktizieren und zwar, wenn die Kamera eine echte Mehrfachbelichtung beherrscht. Dann benötigt man weder einen dunklen Raum noch eine lange Belichtungszeit.
Wie gesagt: Nur eine kleine Spielerei am Abend. Doch das Ergebnis ist schon verblüffend. Vielleicht lasse sich auch mal einen Ball durch das dunkle Zimmerchen springen und nutze dann die Stroboskopfunktion meines Yongnuo-Blitzes. So käme ich dann den Fotos von Harold Edgerton schon ein bisschen näher mit dieser fotografischen Technik der Geisterbilder.