Weiches Licht oder nur Aufhellen?
Heute hatte ich einen sehr interessanten Artikel im Netz erspäht. Es geht um Folgendes: Erhält man nur durch eine großen Leuchtfläche gleich das weiche Licht, welches man durch zum Beispiel einer Softbox immer gewohnt ist? Hier muss aufgepasst werden!
Ich hatte mal eine Freundin im Park fotografiert: Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Ganz lässig stellte ich meinen Blitzschirm mit Stativ auf und installierte das Funksystem zum entfesselten Blitzen. Kein Problem: So erreiche ich seit jeher auf einfache Weise ein schönes, weiches Licht mit noch einer gewissen Lichtführung. Doch was war dies? So weich und schmeichelnd war mein Licht da draußen nun gar nicht mehr! Vielmehr unterschied es sich in seiner Charakteristik gar nicht mehr so sehr von dem Blitzlicht, welches man erhält, wenn man nur den entfesselten Blitz nackt, d. h. ganz ohne Lichtformer, benutzt. Gewiss, es sah schon anders aus, jedoch mit dem Licht, welches ich von einer solchen Konstruktion kenne, hatte dies doch nun weniger gemein. Was war passiert?
Lesen Sie einmal diesen Artikel. Sam Josts Internetseite ist ohnehin ein Besuch wert. Vielleicht sind Sie bisher sogar schon darüber gestolpert – Ich bin es zumindest schon mehrmals bei entsprechenden Recherchen. Nachtrag: Den Artikel scheint es nicht mehr zu geben.
Jedenfalls beschreibt der Autor ein sehr interessantes, wenig beachtetes jedoch nicht zu unterschätzendes Phänomen: Die Streuung von Licht bzw. das automatische Aufhellen innerhalb von Räumen, wenn man größere Lichtformer nutzt. Auch beim indirekten Blitzen über Wände trifft dieses Phänomen zu.
So ergeben diese riesigen Lichtformer einen Sinn, die man gelegentlich bei Profis sieht, die damit in der Landschaft stehen und bei denen man bisher vielleicht sagte: »Muss das denn so groß sein?« Ein kleines Schirmchen in einem Abstand von vielleicht drei Metern zu einer Person ist nichts. Da muss es schon mehr sein, wenn man im Freien steht. So ein kompakter Blitzschirm im Durchmesser von vielleicht einem Meter aber in einem Raum ist bereits sehr viel! Denn hier gilt es, unbedingt auch die Reflexionen an jeglichen Wänden, den Charakter der Lichtstreuung mit zu beachten.
Demzufolge sollte man im Studio entweder Wände besitzen 😉 oder / und aber Aufheller in Form von Styroporplatten oder Faltreflektoren.
Schauen wir uns das Sonnenlicht an: Das Gesicht einer Person, welches durch die Sonne beschienen wird, kann zunächst niemals, niemals auch auf der gegenüberliegenden Seite Licht erhalten. Die Sonne kann ja nicht durch die Person (bzw. durch deren Kopf) scheinen. Dennoch ist die andere Gesichtshälfte immer sichtbar. Klar, weil der blaue Himmel oder der bewölkte Himmel gegenüber für Aufhellung sorgt. Auch alle anderen Gegenstände und Bauten hellen auf (übrigens dummerweise auch in ihrer Eigenfarbe). So erst werden alle Elemente da draußen für uns (und für die Kamera) in ihrer Gänze erst sichtbar und harte Kontraste werden eliminiert, reduziert oder verschwinden ganz: Das Licht wird weicher.
In diesen Zusammenhang passt übrigens auch sehr gut mein Artikel: Blitzdiffusor: Sinn & Unsinn sowie (bezogen auf das natürliche Sonnenlicht) mein Artikel: Licht(arten) in der Fotografie. Jedenfalls ist es etwas völlig anderes, wenn ich mit meinem ca. 80 cm großen Blitzschirm innerhalb von Räumen beleuchte, als wenn ich damit draußen auf weiter Flur stehe. Bei letzterem wird er recht wenig bringen und es empfiehlt sich hier, besser nackt* zu blitzen und mittels einer längeren Belichtungszeit das vorhandene Umgebungslicht als Aufheller zu nutzen.
*Natürlich ist hier das Blitzen ohne irgendeinem Diffusor gemeint.