Konzertfotografie mit dem „Slave-Blitz“
Die meisten Konzertfotografien, die wir kennen, sind sicherlich jene, die frontal von vorn mit einem an der Kamera befindlichen Blitzgerät geknipst worden sind. Dabei geht es viel raffinierter!
Heute möchte ich ein Bild vorstellen, welches ich jüngst auf einem kleinen Konzert gemacht hatte. Sicherlich muss man nicht unbedingt bei den meisten Konzerten ein Blitzgerät nutzen, möchte man die Band fotografieren – jene ist ja für gewöhnlich gut durch die Bühnenbeleuchtung ausgeleuchtet. Hier sah das etwas anders aus. Und auch wenn genügend Bühnenlicht vorhanden gewesen wäre, wäre dieses Licht zu schwach, wenn wir etwas abgeblendet bei einem mittleren ISO-Wert fotografieren möchten.
Ich möchte heute eine einfache und sehr wirkungsvolle Technik demonstrieren, wie man mit minimaler Ausrüstung klasse Konzertbilder mit dem Blitz machen kann, ohne, dass die Band einfach nur frontal „plattgeblitzt“ wird. Denn durch den seitlich positionierten Hauptblitz erhalten die Musiker eine sehr schöne modellierende Beleuchtung.
Für das Foto habe ich das in der Kamera eingebaute Blitzlicht als schwaches Aufhelllicht benutzt. Ferner haben wir bei dieser Art der Konzertfotografie ein zweites Blitzgerät mit einer Servo-Zelle (einer „Slave-Zelle“) neben der Bühne versteckt. Mache ich ein Foto mit dem kleinen eingebauten Blitz meiner Kamera, blitzt mein Hauptlicht einige Meter weiter weg mit! Ich bekomme dadurch ein wunderbares Seitenlicht auf die Band, von welchem man annimmt, es wäre ein Bühnenscheinwerfer!
Hier das Konzertfoto-Beispielbild:
Wie Sie erkennen können, habe ich bei diesem Konzertfoto mein Servoblitz links als Effekt sogar mit im Bild. Achten Sie auf die Strukturierung der Trenchcoats! Sehen Sie die schönen Schatten am Boden? Bewundern Sie das schimmernde Haar der Bassistin! So ein stimmungsvolles Licht bekommen Sie mit einem allein frontal eingesetzten Blitzgerät niemals hin.
Zugegeben: Das war ein sehr kleines Konzert. Da kann man so etwas leicht realisieren. Ich hatte einen ganz billigen Blitz mit einer Servozelle ausgestattet und diesen einfach neben die Band gelegt. Vorher hatte ich mir eine kleine Tabelle angefertigt, aus welcher hervor ging, bei welcher Entfernung ich ca. welche Blende an der Kamera einstellen musste. Über das Anfertigen einer individuellen Blitz-Tabelle habe ich einen separaten Artikel geschrieben. Eine solche Tabelle befindet sich jedoch meist schon auf der Rückseite von zumindest älteren Blitzgeräten aufgedruckt (oder sie haben einen einfachen Rechenschieber).
Vom an der Kamera befindlichen Blitz wusste ich, dass dieser ca. 2 Blenden schwächer war als mein Hauptlicht. Ideal! Denn dadurch dominiert mein entfesselter Blitz die Szene. Beim Einsatz mehrerer Blitzgeräte ist es ja nicht unwichtig, diese in ihrer Intensität untereinander abzustimmen. Das Aufhelllicht der Kamera benötige ich aber trotzdem: Da ja der entfesselte Blitz links im Bild beispielsweise nicht die dunklen Socken des vordersten Musikers ausleuchten kann, muss so etwas das Aufhelllicht erledigen. Ohne Aufhelllicht wäre mir dieses Konzertfoto zu grafisch mit viel zu vielen schwarzen Flächen geworden – was natürlich auch seinen Reiz haben kann.
Und dann benötige ich den kleinen Blitz an der Kamera natürlich auch noch als „Zünder“,als „Master“ für das zweite Blitzgerät im Raum! Dessen Servozelle reagiert ja auf einen anderen Blitz und zündet sofort das zweite (hier stärkere) Blitzlicht. Wären da noch andere Leute, die geblitzt hätten, hätten die sich ganz schön gewundert und es wäre natürlich auch dumm für mich gewesen, denn ich muss ja immer warten, bis der alte Blitz wieder nachgeladen hat um erneut zünden zu können. Hier müsste man sich dann eine Lösung mit Funkempfängern ausdenken.
Hier sehen Sie meine überaus kompakte Konzertfoto-Ausrüstung: eine analoge Olympus XA mit angesetztem schwachen Aufhellblitz zum einen. Zum anderen habe ich da einen alten Osram-Blitz mit einer Leitzahl von ca. 22 (die konservative Leitzahl ist natürlich geringer).
Am Osram-Blitz habe ich eine kleine „Slave-Servo-Zelle“ angesteckt durch welche der Blitz sofort zündet, wird irgendwo in der Nähe ein anderer ausgelöst. In der einen Jackentasche habe ich die Kamera, in der anderen den Hauptblitz, den ich dann immer irgendwo im Raum positioniere oder ihn einem Bekannten im Publikum des Konzertes in die Hand drücke, der das Blitzgerät dann dezent auf die Band richten soll. So einfach kann man’s machen.
Am einfachsten lässt sich ein externer Blitz mit einem solchen "Servo-Auslöser" entfesseln: Der kamerainterne Blitz (Master) oder ein anderer blitzt und innerhalb eines Sekundenbruchteiles reagiert der Servo (Slave) und übergibt das Signal dem zweiten Blitz. So lassen sich beispielsweise ganz einfach ganze Räume ausleuchten.
Natürlich kann man auch mit einer Spiegelreflexkamera losziehen und einen Systemblitz mittels Funkauslöser entfesseln. Aber ich wollte leichtes Gepäck dabei haben. Ich möchte mir auch keine großen Sorgen machen müssen, wenn ein teurer Systemblitz irgendwo herumsteht. Und die winzige Kamera passt ja sogar in die Hosentasche, den schmalen Blitz stecke ich in die andere. Damit kann man dann auch den Pogo mitmachen.
Als Film hatte ich – für die, die’s interessiert – einen Kodak T-Max 400 verwendet und diesen hernach in Xtol 1+1 entwickelt.