Eine Produktfotografie mit Blitzlicht anfertigen
Kürzlich hatte ich den Auftrag in einer Galerie einige Kunstwerke zu fotografieren. Ich hatte Zeit und konnte meine Blitzgeräte mitnehmen. Hier gibt es ein Bildbeispiel sowie eine Erklärung, wie ich’s gemacht habe.
In Galerien gibt es bereits ausreichend helle Beleuchtungsinstallationen. Zumeist handelt es sich um Deckenlampen, welche verstellbar an Schienen befestigt sind. In der Regel werden diese Lampen auch immer von oben (nach unten) leuchten. Dies stellt für den Betrachter vor Ort nichts dar, was dem Kunstwerk abträglich ist. Möchte man von den Kunstwerken jedoch Produktfotografien anfertigen, wird sich ein solch (hartes) Licht von oben eher negativ auswirken. Besser ist, man beleuchtet künstlich aus einer Höhe, aus welcher auch die Kamera auf das Kunstwerk „schaut“, damit es keine irritierenden Schatten gibt.
Sie sehen schon, worauf es mir bei dieser Produktfotografie ankam: Sie soll sich klar vom Raum abheben, in dessen Kontext ich sie fotografierte. Dies erreicht man nur durch künstlich gesetztes Licht.
Die Kameraposition
Zunächst etwas zur Kameraposition: Ich positionierte die Kamera etwas über dem Produkt, damit ich auch eine Draufsicht habe und zwar lotrecht. Lotrecht bedeutet ohne „Kippen“, also so, dass die Vertikalen im Hintergrund (die Wände) nicht verzerrt wieder gegeben werden (schief). Ursprünglich war dann bei dieser Position das gesamte Motiv im Vordergrund gar nicht mehr im Bild. Doch ich nutzte ein sogenanntes Shift-Objektiv, mittels welchem ich den Bildausschnitt wieder zurück „shiften“ konnte und somit gleichzeitig ein Verzerren der Vertikalen verhinderte.
Alternativ kann man die Kamera auch schräg halten und später eine Entzerrung am Computer vornehmen. Dann muss aber mehr Raum mit ins Bild (welcher beim Entzerren weggeschnitten wird). Das heißt: Man würde etwas an Kamera-Auflösung einbüßen.
Ich arbeitete bei Blende 16 und fokussierte ungefähr auf die Mitte der linken Plexiglas-Seite. Ich konnte durchaus so weit abblenden, denn die beiden Blitzgeräte lieferten viel Leistung, da ich keinerlei Softboxen oder Reflektor davor verwendete:
Das Lichtset
Nun wird es interessant. Ich nutze zwei Blitzgeräte, welche ich auf je einem Stativ positionierte. Die Blitze standen links und rechts neben der Kamera mit Sicht auf jeweils eine der Plexiglas-Kanten. Ich entfesselte die beiden Blitzgeräte einfach mit meinem Yongnuo-Funkauslöser-Set. Um Spiegelungen zu verhindern und um satte Farben zu erreichen, war es notwendig, auf den Blitzen sogenannte Polfilterfolien zu installieren! Auch auf dem Objektiv der Kamera musste ein Polfilter sitzen.
Zwei „nackte“ Blitze je mit einer Polfilterfolie versehen, mehr bedurfte es hierzu nicht.
Das Raumlicht mit einbeziehen
Das Objekt selbst hat nun sein Licht bekommen. Ich wollte den Hintergrund aber nicht gänzlich schwarz abbilden, sondern auch das Umgebungslicht mit in das Foto einbeziehen, damit es nicht gar so abstrakt ausschaut und damit ein Galerie-Kontext nicht verloren geht. Den Grad der Stärke des Umgebungslichtes steuert man ganz einfach über die Kamera-Belichtungszeit. Statt also mit z. B. 1/200 Sekunde zu blitzen, musste ich die Belichtungszeit auf eine halbe Sekunde ausweiten, damit der Hintergrund durch das Galerielicht ausreichend mit auf meiner Produktfotografie abgebildet wird. Das Galerie-Licht über dem Produkt selbst hatte ich dabei jedoch ausgeschaltet, denn hier wollte ich kein Mischlicht haben.
Ein solches Fotozelt zum auseinander klappen lässt Tabletop- bzw. Produktaufnahmen gänzlich mit Licht "fluten".
Unterschiedliche Farbtemperaturen
Sie sehen es bereits: Die Farbe des Lichtes im Hintergrund der Fotografie ist viel „wärmer“ als im Vordergrund. Das Glühlampenlicht, welches den Hintergrund ausleuchtet, hat eine ganz andere Lichtfarbe. Möchte man diesen Unterschied nicht, muss man den manuellen Weißabgleich der Kamera auf dieses Umgebungslicht kalibrieren (oder einfach den Modus „Glühlampe“ einstellen). Zusätzlich muss man die Lichtfarbe des Blitzgerätes mit einem Farbfilter an das Umgebungslicht anpassen! Dies unterließ ich jedoch bei meiner Produktfotografie, da ein gewisser Farbunterschied zwischen Vorder- und Hintergrund durchaus seinen Reiz hat. Trotzdem milderte ich diesen in der Postproduktion (Photoshop) etwas ab. Außerdem hatte ich ja bereits die Polfilter-Folien vom den Blitzen installiert und je ein Farbfilter hätte mir dann in der Summe zu viel Lichtleistung geschluckt, denn ich wollte weiterhin bei ISO 100 fotografieren.
Ich finde, es ist eine gute Produktfotografie dieses Kunstwerkes geworden: Es wird durch das harte Licht gut betont, ohne sich von der originalen Ansicht zu arg zu unterscheiden. Der Raum wurde (durch das Umgebungslicht) mit einbezogen – Es ist ersichtlich, dass es sich um ein Ausstellungsobjekt handelt. Durch die Polfilter-Technik treten keine Spiegelungen auf dem Plexiglas auf (man kann auch hindurch sehen!) und die Farben wirken sehr satt. Dabei verwendete ich einfach nur zwei Blitzgeräte (meine manuellen Yongnuos) ohne großem Technikaufwand mittels Softboxen oder dergleichen. Hier nochmal eine frontale Ansicht:
[Wegen Copyright-Fragen leider nicht mehr sichtbar.]
Bei dieser Detailfotografie verwendete ich nur einen einzigen der beiden Blitzgeräte mit der Polfilterfolie und zwar leicht schräg neben dem Objektiv hin zum Produkt gerichtet. Sie sehen: Es sind keinerlei Spiegelungen auf dem Glas ersichtlich!