Blitzen in der Landschaftsfotografie
Hier gibt es ein neues Foto in der Kategorie Bildbeispiele: Heute möchte ich eine Landschaftsfotografie einstellen, bei welcher ich ein Blitzgerät verwendet habe.
Das war ein trüber Tag: Eine geschlossene Wolkenschicht befand sich am Himmel. Vielleicht wird sich der eine oder die andere denken, dies wäre schlechtes Wetter zum Fotografieren. Aber ich bin da ganz anderer Meinung: Ich persönlich fotografiere sehr gerne Landschaften bei völlig gleichmäßigem und diffusem Umgebungslicht! So bekommen sowohl die Schatten als auch die Lichter vollständige Durchzeichnung. Keine starken lokalen Kontraste lassen die Landschaftsfotografie unruhig wirken. Zunächst bekommt man mit so einem schönen diffusem Licht eine sehr sachliche und ausgeglichene Landschaft abgebildet.
Hier kommt mein Foto:
Bei dieser Landschaftsfotografie hatte ich mit meiner 6×6-Mittelformatkamera (und meinem Metz-Blitzgerät) einen der Berge rund um Jena erklommen. Zu sehen sind einige Fichtenstämme oben mit Blick hinab auf den Plattenbau-Stadtteil „Lobeda“.
Die Kamera hatte ich auf ein Stativ positioniert und zunächst mit meinem Gossen-Belichtungsmesser eine Lichtmessung via Kalotte bei stark geschlossener Blende (wegen der Schärfentiefe) vorgenommen. Hierbei nahm ich die Lichtmessung tatsächlich in Richtung Kamera vor, wodurch ich auch ohne Blitzgerät eine korrekte Durchzeichnung der dunkelsten Bereiche des Vordergrundes (welcher sich ja – bedingt durch die Baumwipfel – im Schatten befand) erreichte. Der Hintergrund, die Plattenbauten, wurden durch diese Messung natürlich um ca. zwei Blenden überbelichtet, da hier ja das diffuse Umgebungslicht ungefiltert einwirken konnte. Aber dies ist nur gut so: Durch die Überbelichtung erschaffe ich mir hier eine visuelle Trennung. Hier wird durch die Ferne suggeriert! Aber kommen wir besser auf den Vordergrund zu sprechen:
Ich wusste, dass ich allein durch das diffuse Sonnenlicht eine nur ungenügend strukturierte Darstellung der Rinde der Kiefern und des mit Nadeln übersäten Waldbodens erreichen würde. Hier würde der Aufnahme etwas Pfiff fehlen. Hier ist mir mein starker Metz-Stabblitz ein treuer Helfer! Rechts von den Bäumen befindet sich ein Gedenkstein (Ich weiß gar nicht mehr, was drauf steht). Auf diesen legte ich meinen Metz 45 CT 3 und zwar so, dass dessen Licht die Bäume von der Seite her streifte. Die Leistung des Blitzgerätes stellte ich manuell so ein, dass sie um genau eine Blende zu schwach wäre, wäre der Blitz die einzige Beleuchtung. Aber die Hauptbeleuchtung ist durch das Umgebungslicht bzw. durch die korrekt durch den Blichtungsmesser ermittelte Belichtungszeit ja bereits gegeben! Das Blitzlicht dient a) nur zum leichten Aufhellen und b) zur Steigerung des lokalen Kontrastes des Vordergrundes bzw. zur Verstärkund der Baumrinden.
Hätten Sie gedacht, dass auf diesem Foto ein Blitzgerät verwendet wurde? Wenn man’s weiß, dann sieht man’s auch. Aber genau das ist ja die Kunst: Das Blitzgerät möglichst dezent und unauffällig einsetzen! Es soll gar nicht auffallen, dass Kunstlicht verwendet wurde. Keinesfalls soll das Bild „künstlich“ wirken. Bei meiner Fotografie hätte ich die Leistung des Blitzgerätes aber keinesfalls höher einstellen dürfen. Dann wäre die ganze Sache aufgeflogen und das Bild hätte einen klaren Kunstlicht-Charakter bekommen. Ohne Blitz aber wäre der lokale Kontrast des Vordergrundes zu schwach. Es hätte ein Grau in Grau ergeben. Durch mein entfesseltes Blitzgerät von schräg rechts als leichtes, zusätzliches Aufhell- und Kontrastlicht habe ich den gewissen Pfiff in die Sache gebracht. Lesen Sie, falls Sie mehr Informationen zu dieser Technik wünschen, gerne auch meinen Artikel Naturfotografie & Blitz.
Bei diesem Foto wird die Technik sehr deutlich: Durch das entfesselt positionierte Blitzlicht wird ein ganz bestimmter Teil des Motivs dezent betont. Man darf die Leistung nicht zu hoch einstellen bzw. übertreiben. Ferner wird hier die Oberflächenstruktur des Holzes durch die harte Lichtquelle betont. Die Reste des abgestorbenen Baumes heben sich gekonnt vom Hintergrund ab, ohne dass es zu gekünzelt wirkt.
Noch ein Hinweis: Betrachten Sie sich den Baum ganz rechts auf dem oberen Foto. Dieser ist etwas heller als die anderen. Klar, dieser Baum stand ja auch ganz in der Nähe des Blitzgerätes. Und dieses hat eine unschöne Eigenschaft: Die Lichtleistung nimmt im Quadrat zur Entfernung schnell ab. Das heißt: näher platzierte Objekte sind unnatürlich heller ausgeleuchtet als sich entfernter befindliche Objekte. Man löst dies, indem man den Blitz möglichst weit entfernt positioniert (und auf voller Leistung fährt; wie beim zweiten Bild mit dem abgestorbenen Baum). Das war beim ersten Foto aber nicht möglich. Durch das Entfernen des Blitzgerätes relativieren sich die unterschiedlichen Abstände (bei 10 Meter Blitz-Abstand ist es egal, ob die Objekte 3 Meter auseinander stehen).
Wer ein Blitzgerät mit eingebautem „Zoom-Kopf“ besitzt wie z. B. den Yongnuo YN 565 ist hier klar im Vorteil: durch diesen Zoom lässt sich der Lichtkegel verengen, wodurch über eine größere Entfernung ein Lichtgewinn bis zu einer ganzen Blende erreicht werden kann. Diesen Gewinn kann man dann nutzen um das Objektiv einer gewissen Schärfentiefe wegen weiter abzublenden oder die ISO einer höheren Bildqualität wegen noch etwas herunter zu setzen oder einfach das Blitzgerät noch weiter zu entfernen, um die Lichtmenge noch gleichmäßiger auf das Ensemble einfallen zu lassen.
Entfesselt Blitzen - Techniken für kreative Blitzfotos. Sie können ein Blitzgerät direkt auf der Kamera betreiben und werden ein korrekt belichtetes Bild erhalten. Gut ausgeleuchtet wird dieses so aber in den wenigsten Fällen sein. Dieses Buch ist ein sehr ausführliches Lehrbuch über den gekonnten Einsatz der "Taschensonne" also dem Blitzgerät. Der Autor verzichtet auf den Einsatz teurer Geräte sondern zeigt auf, wie man mit wenig Zubehör gekonnt ausgeleuchtete Motive erhält.
Ich setze gerne ein zusätzliches künstliches Licht dezent ein, und zwar ein „hartes“ von der Seite. Dieses muss aber schwächer sein als das (diffuse) Umgebungslicht bzw. das Hauptlicht und durch den „harten“ Charakter sorgt es für einen unscheinbaren „Spot“ bzw. um ein Plus an Schärfe bzw. lokalen Kontrast insbesondere bei Landschaftsaufnahmen mit dem Hauptmotiv im Vordergrund.
In der Praxis nutze ich den Selbstauslöser meiner Kamera, die sich freilich auf einem Stativ befindet. Dann löse ich den Blitz gleichzeitig aus, den ich selbst abseits hoch in den Händen halte. Die Synchronisierung erfolgt über einen simplen Funktrigger.
Hallo Tom,
herzlichen Dank für die hilfreichen Zusatzinformationen. Ich sehe jetzt vieles klarer. Bei nächster Gelegenheit probiere ich die Modifikation an meinem 45 CT-3 aus, die Du an anderer Stelle beschreibst und die eine feinere manuelle Abstufung der Blitzleistung ermöglicht. Danach kann ich ein wenig mit per Blitz aufgehellten Details in der Landschaftsfotografie experimentieren.
Nochmals vielen Dank und beste Grüße!
Georg
Hallo Tom,
vielen Dank für die aufschlussreichen Texte und bilder, die mir auch schon sehr weitergeholfen haben! Ich habe eine Frage zu dem Foto „Fichtenstämme / Siedlung Lobeda, Jena“. Du schreibst dort:
„… legte ich meinen Metz 45 CT 3 und zwar so, dass dessen Licht die Bäume von der Seite her streifte. Die Leistung des Blitzgerätes stellte ich manuell so ein, dass sie um genau eine Blende zu schwach wäre, wäre der Blitz die einzige Beleuchtung.“
Hier wollte ich mich einmal vergewissern, ob ich Dich richtig verstanden habe. Falls ja, hast Du den Blitz wie beschrieben ausgerichtet und dann mit dem Handbelichtungsmesser eine Blitzbelichtungsmessung durchgeführt. Die vom Belichtungsmesser angegebene Zeit-/Blenden-Kombination hast Du am Blitz danach wie von Dir erklärt geändert. Danach hast Du den Blitz mit der Kamera verbunden und an der Kamera die Belichtung so eingestellt wie Du sie zu Beginn gemessen hattest (als würdest Du ohne Blitz fotografieren).
Ich hoffe, ich habe klar genug ausgedrückt, wo für mich eine zusätzliche Erklärung hilfreich wäre und danke Dir dafür schon einmal im Voraus.
Herzliche Grüße
Georg
Hallo Georg, hier muss man die „normale“ Belichtung zunächst gedanklich vom Blitz trennen. Also, zuerst die Parameter (Blende / Zeit) ermitteln, wie sie ohne Blitz richtig sind. Zum Beispiel 1/30 Sekunde bei Blende 5.6.
Damit hätte ich das Bild schon machen können aber ich wollte ja noch etwas hartes Licht künstlich hinzu addieren, ein Streiflicht um die Baumrinde zu betonen:
Auf meinem Blitz hatte ich eine Blitztabelle angelegt (heute nutze ich dazu eine App für mein Handy). Diese Tabelle sagt mir z. B. dass ich bei Blende 5.6 den Blitz fünf Meter entfernt positionieren muss, wenn ich das Motiv dadurch korrekt beleuchten will. Aber ich möchte nicht die ganze Lichtmenge Blitzlicht, sondern nur eine reduzierte (habe ja schon das Tageslicht). Also lese ich ab, um wie viele Meter ich das Kunstlicht für den nächst kleineren vollen Blendenwert, also Blende 4, entfernen müsste, z. B. dann sieben Meter. Also tat ich dies obwohl die Kamera ja auf Blende 5.6 eingestellt war: Ich blitzte somit um ca. eine Blende reduzierter /schwächer.
(Solche Entfernungen schätze ich grob mit größeren Schritten ein.)
Dies lässt sich anstatt mit einer entfernteren Position natürlich auch mit der Leistungsregelung bewerkstelligen, falls sich das Blitzgerät manuell regeln lässt (1/2 Leistung einstellen). Aber mir war es wichtig, das Blitzlicht möglichst weit weg positionieren zu können, um einen sichtbaren Lichtabfall zu kompensieren. Also war der Blitz auf „volle Pulle“ eingestellt und soweit weg positioniert, dass das Motiv durch das Kunstlicht eigentlich um eine Blende unterbelichtet wäre, hätte es nicht zusätzlich noch das Umgebungslicht gegeben, auf welches die Belichtungszeit / Blende der Kamera ja korrekt eingestellt war.
Hoffe, es anschaulich genug erklärt zu haben.
Viele Grüße zurück!
Hallo Tom,
1. Es war eine tolle Idee, in einem Blog das Thema „Blitzen“ aufzugreifen.
2. Hast Du es verstanden, leicht verständlich das Thema zu erläutern
3. Hast Du mich ein ganzes Stück weitergebracht, in dem Bemühen mit Licht zu malen.
Liebe Grüße