Analog vs. Digital – Wieder zurück zu echten Bildern
In meinem Bekanntenkreis gibt es viele, die zumindest eine analoge Kamera zusätzlich zur digitalen hin und wieder nutzen. Einige (so wie ich) nutzen sogar primär die analoge Technik und digitalisieren später das Negativmaterial bzw. die Filme aber lassen den Schritt der Bildbearbeitung dennoch nicht aus. Durch diese „hybride“ Arbeitsweise gelangt man mit verhältnismäßig äußerst geringem finanziellem Aufwand zu sehr hochwertigen Bildergebnissen. Was ist so faszinierend an der analogen Fotografie?
Die technische Ausstattung ist beim Fotografieren von zentraler Bedeutung für die Qualität der entsprechenden Bilder. Aufgrund der stetig fallenden Preise von Digitalkameras und günstigen Bildbearbeitungsprogramme wie z.B. Adobe Photoshop Elements können mittlerweile auch Amateure ansprechende Ergebnisse erzielen. Trotz der praktisch unbegrenzten Möglichkeiten der digitalen Fotografie ist ein Trend zurück zu den Anfängen zu beobachten. Das bedeutet konkret, dass analoge Kameras sowohl bei Profis als auch bei Anfängern wieder eine höhere Wertschätzung erfahren. Um diese Entwicklung nachvollziehen zu können, gilt es eine ganze Reihe von Aspekten zu beachten. Dabei geht es unter anderem um Themen wie den künstlerischen Wert der Fotos und technische Besonderheiten.
Warum liegt die analoge Fotografie im Trend?
Die Gründe für den Trend zur analogen Fotografie sind vielschichtig. So definieren einige Fotografen die Begrenzung der Aufnahmeanzahl durch die eingelegten Filme nicht als Einschränkung, sondern als Vorteil. Demzufolge gewinnen einzelne Fotos wieder an Bedeutung und wahllose Schnappschüsse gehören der Vergangenheit an. Außerdem handelt es sich bei analogen Fotos um echte Unikate, die nicht ohne großen Aufwand hundertfach vervielfältigt und mit ein paar Klicks optimiert werden können. Einige Fotografen erfreuen sich zudem an der Spannung, ob ein Bild etwas geworden ist und genießen die Vorfreude bis zur Entwicklung des Films. Darüber hinaus stellt die analoge Fotografie eine tolle Herausforderung dar, um das eigene Können unter Beweis zu stellen. Im Gegensatz zur Arbeit mit einer digitalen Kamera sind die traditionellen Modelle in der Regel lediglich mit Blenden- und Zeitautomatik ausgestattet. Dementsprechend ist es mit diesen Ausführungen deutlich schwieriger, gute Fotos zu machen.
Ein zusätzlicher Grund für die zunehmende Begeisterung für das ursprüngliche Fotografieren ist das gesunkene Preisniveau guter Objektive. So sind lichtstarke Modelle für Analogkameras inklusive Gewinde bereits für ca. 50 EUR erhältlich. Vergleichbare Objektive für Digitalkameras kosten hingegen mehr als 300 EUR. Fotopädagogen sprechen den analogen Aufnahmen auch eine nachhaltigere Bildsprache zu. Die sorgfältige und bewusst durchdachte Gestaltung der Fotos genießt hier eine besondere Priorität, was den hohen künstlerischen Wert der Bilder zusätzlich verdeutlicht. In diesem Zusammenhang sollte darauf hingewiesen werden, dass neben den Farbnegativfilmen auch wieder Schwarz-Weiß-Filme nachgefragt werden. Die zugehörigen Aufnahmen richten den Blick des Betrachters auf das Wesentliche und werden als bewusst eingesetzte Stilmittel genutzt. Für Einsteiger stellt sich grundsätzlich die Frage, wie man in den Besitz einer guten Analogkamera kommt. Wer nicht gewillt oder in der Lage ist, ein kleines Vermögen für die hochwertigen Ausführungen aus dem Profisegment zu investieren, kann im Internet fündig werden und günstige Gebrauchtmodelle erwerben. Zum Teil bieten die Händler auch auf gebrauchte Kameras eine Gewährleistung, sodass der Kunde von einem hohen Maß an Sicherheit profitiert.
Absolut Analog ist ein modernes Fachbuch, welches den Leser an die Hand nimmt und ihn durch den kompletten "Workflow" der analogen Fotografie begleitet: Von der korrekten Aufnahme über die Negativentwicklung bis hin zum individuellen Scan und Ausdruck. Das Thema Positivlabor wird hier jedoch nur angerissen. Dafür wird der digitalen Weiterverarbeitung ("hybrid") mehr Raum gewidmet. Auf Amazon kann man auch in dieses Buch einen Blick werfen.
Abschließende Gedanken zur analogen Fotografie
Insgesamt gesehen lässt sich festhalten, dass es eine Vielzahl von Aspekten gibt, die den Trend analoges Fotografieren erklären. Der Wunsch der Fotografen, eigene Originale in den Händen zu halten, spielt dabei eine zentrale Rolle. Der Schritt zurück zu den Anfängen der Fotografie öffnet zudem Türen, das eigene Arbeiten zu hinterfragen und neue Maßstäbe für die zukünftige Vorgehensweise zu setzen. Somit ist dieser Trend nicht als Rückschritt zu verstehen, sondern vielmehr als eine Art Rückgewinn der Individualität.
Was man zum Thema nicht verschweigen sollte: Sofern man hybrid arbeitet, d. h. analog fotografiert, die Negative dann aber digitalisiert, kommt man nicht um einen guten (und nicht gerade günstigen) Negativscanner umhin. Zusätzlich muss man sich dann auch entsprechende Kenntnisse in der digitalen Bildbearbeitung aneignen. Ich habe einen Artikel über eine gute Herangehensweise beim Scannen von Negativen geschrieben.
Hallo Thomas,
Du weißt, ich mag Deine Seite und teile meist auch Deine Ansichten. Aber hier springst Du in meinen Augen ein wenig zu kurz. Du stellst mir viel zu sehr auf die technische Seite der Fotografie ab wenn Du schreibst: «Die technische Ausstattung ist beim Fotografieren von zentraler Bedeutung für die Qualität der entsprechenden Bilder.»
In meinen Augen und Verständnis entsteht ein gutes Foto in erster Linie zwischen den Ohren. Die zentrale Bedeutung für ein gutes Foto stellt für mich die Idee dahinter dar; nicht mit was und wie es aufgenommen wurde. Was nützt die beste Ausrüstung wenn der Bildinhalt langweilig und unbedeutend ist? Eine spannende Idee bleibt auch dann eine spannende und mitreißende/ansprechende Idee wenn die technische Umsetzung vielleicht nicht perfekt ist oder das verwendete Objektiv 10 Linien weniger auflöst als der Klassenprimus. Wie oft sah ich schon technisch meisterhaft fotografierte Fotos die einfach nur langweilig waren? Meist mit analogen Großformatkameras.
Zitat Thomas: «Darüber hinaus stellt die analoge Fotografie eine tolle Herausforderung dar, um das eigene Können unter Beweis zu stellen.» Unter uns Klosterschülerinnen, wen interessiert das wirklich? Das vermeindliche Können ist Handwerk das zwar beherrscht werden möchte aber auch nicht mehr.
Wenn ich ein Foto in einer Ausstellung oder einem Buch anschaue ist mir die (technische) Realisierung einerlei. Weiter spielt es für mich keine Rolle ob das Foto vom Fotografen selbst vergrößert/bearbeitet wurde oder nicht. Wäre dem so, so müßten viele berühmte Bilder heute neu bewertet werden.
Zitat Thomas: «Im Gegensatz zur Arbeit mit einer digitalen Kamera sind die traditionellen Modelle in der Regel lediglich mit Blenden- und Zeitautomatik ausgestattet. Dementsprechend ist es mit diesen Ausführungen deutlich schwieriger, gute Fotos zu machen.» Das verstehe ich jetzt nicht. Ist die Physik unterschiedlich? Es ist doch einerlei auf welchem Weg ich zum Ziel komme, wenn ich Schärfentiefe brauche schließe ich die Blende und wenn es dunkel ist dann stelle ich die Knipse aufs Stativ, öffne die Blende oder weiß mir anders zu helfen. Der Unterschied zur Digitalkamera erschließt sich mir nicht. Für alle gelten doch die gleichen physikalischen Gesetze. Wenn ich die Wirkung von Brennweite, Verschlußzeit, Blende, Empfindlichkeit etc. nicht kenne dann mache ich mit allen Geräten technisch schwache Fotos. Übrigens: ich würde einmal ganz frech behaupten daß eine analoge Kamera mit einem ISO 200 Farbnegativfilm mehr narrensicherheit beinhaltet als jedes andere System. Der Film verkraftet lockerer Fehlbelichtungen als jeder Sensor. Gibt man den Film ins Großlabor ab so darf man fast sicher sein technisch gute Fotos zu bekommen. Bei Digitalbilder sieht das meist anders aus; zumindest wenn man sich die Nacharbeit am Rechner sparen möchte und ausschließlich JPGs belichtet die nicht mehr angepackt werden sollen.
Zitat Thomas: «Fotopädagogen sprechen den analogen Aufnahmen auch eine nachhaltigere Bildsprache zu.» Diesen Leuten sollte man die Lehrbefugnis entziehen! Würden diese Besserwisser verstehen von was sie sprechen dann würden sie ihren Quatsch von selbst erkennen. Wieso sollte man mit einer digitalen Kamera schwächere Bilder machen als mit einer analogen? Auch wenn ich mich wiederhole: gute Bilder entstehen zu mehr als 99% im Kopf und nicht in der Kamera.
Setzen wir einmal voraus daß wir eine wirklich gute Idee für ein Bild haben, dann ist doch die Wahrscheinlichkeit viel höher ein (technisch) gutes Bild zu erreichen wenn wir zur Digitalkamera greifen. Unmittelbar nach der Aufnahme kann man mit der Digikamera kontrollieren ob man technische Fehler begangen hat. Man kann ohne gewaltige Kosten technische Alternativen/Einstellungen probieren und unmittelbar entscheiden was der Bildidee am nächsten kommt. Wer macht das mit der anlogen? Wer greift heute noch zu Polas?
Zitat Thomas: «Die sorgfältige und bewusst durchdachte Gestaltung der Fotos genießt hier eine besondere Priorität, was den hohen künstlerischen Wert der Bilder zusätzlich verdeutlicht.» Diese Aussage unterstellt in Deinem Zusammenhang daß digitale Fotografen nicht sorgfältig arbeiten. Ich behaupte jetzt einmal ganz frech, genau das Gegenteil ist der Fall. Schaue nur einmal in die unzähligen Foren für analoge Fotografie. Sind schon in digitalen Foren die Bilder nur in den seltesten Fällen ansehbar, sind sie bei den Analogen meist noch schwächer. Film kostet Geld und es wird deshalb damit gegeizt. Meist gepaart mit zusätzlichem Unwissen in der Laborarbeit. Zu den meist nicht vorhanden Bildideen kommen noch handwerkliche Mängel.
Hallo Frau Müller, schön, wieder etwas von Dir zu lesen!
Bei diesem Blogartikel stehe ich etwas da, wie der Schuljunge: Er ist nicht von mir, sondern durch einen Obolus von mir hier vor ca. fünf Jahren veröffentlicht worden. So etwas ist gängige Praxis im Internet. Derlei Dinge vermeide ich mittlerweile.
Mein Lieblingszitat von Dir: „Fotopädagogen sprechen den analogen Aufnahmen auch eine nachhaltigere Bildsprache zu“. Das ist natürlich Unsinn und ja, solchen Pädagogen, sofern es sie denn gibt, sollte man die Didaktik verbieten. Ich bin in den letzten zehn Jahren an mehrere Fotografielehrer geraten mit Vorliebe für die „analoge“ Ausarbeitung einer fotografischen Idee. Glücklicherweise war dieser Gedanke bisher immer nur als Blümchen ausgelegt und so denke ich ja auch. Für den Kern ist es völlig egal. Nur was Handabzüge (Originale) anbelangt, denke ich da anders.
Hallo, zunächst einmal ein Lob an Dich, denn ich finde Deine Seite spannend. Witzige und brauchbare Tipps und Verlinkungen.
Manchmal bist Du allerdings ein wenig flüchtig.
So hast Du über SW geschrieben “ Die zugehörigen Aufnahmen richten den Blick des Betrachters auf das Wesentliche und werden als bewusst eingesetzte Stilmittel genutzt“
Zunächst einmal kann auch die Farbe das Wesentliche im Motiv sein ! und aus Erfahrung weiß ich das die meisten Menschen SW nicht bewusst als Stilmittel einsetzen 🙂
SW ist eine wesentliche Abstraktion, weil wir ja nunmal bunt sehen.. verschluckt informationen (Farbe) und kann dazu dienen Motive zu beruhigen um den Blick auf das Wesentliche zu lenken, das aufgrund unser Farbverpesteten Umwelt sehr dienlich sein kann. Zudem Betont es das Dokumentarische und die Struktur.Farben sind Emotionsträger. Generell ist es schwierig Motive auf deren Brauchbarkeit in SW abzuchecken.
Es gab dafür auch mal Blickfilter.
Generell ist der Einsatz von Farbfiltern gelb, rot, rün, orange anzuraten..insbesonders in der Analogen fotografie.
Lg und ein weiter so;)