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Gegenstände fotografieren: Aufhellen bei der Makrofotografie

Thomasletzte Änderung: Jan 2024Blitzlicht & Kunstlicht3 Kommentare

Nicht nur bei der Makrofotografie sind Aufheller oft essentiell, damit gewisse Bildelemente nicht völlig in Schwarz versinken. Doch gerade hier ist das Aufhellen so einfach wie im Ergebnis verblüffend.

Ich habe kürzlich für eine Bekannte Steine fotografiert auf denen sie Kristalle züchtete. Das „Licht-Setup“ bestand zumeist aus nur einer einzigen, schräg aufgestellten Leuchte, um eine klare Lichtführung zu erlangen und um Kanten und die charakteristische Oberfläche der Steine betonen zu können. Jedoch versinken dann jene Bildbereiche in Dunkelheit, welche sich an der lichtabgewandten Seite dieser Makrofotografien befanden. Mit simplen Aufhellern aus weißem Karton konnte ich dem zum einen ganz einfach entgegen wirken und zum anderen einfach durch deren Positionierung den Grad der Aufhellung variieren.

Beispielfotos

Zunächst einmal ein Bild ohne Aufheller:

kein Aufheller

Sie sehen hier sofort, woher das Licht kam: nämlich von links oben. Durch eine solch schräge Position erreiche ich, dass nur ganz bestimmte Bildelemente beleuchtet werden und daher eine gezielte Betonung der Steinoberfläche. Allein: der rechte Bereich dieses kleinen Gegenstandes ist nun viel zu dunkel. Klar, denn hier konnte kein Licht hin gelangen.
Nun positionierte ich einen kleinen, weißen Karton recht dicht neben dem Stein:

Aufhellen mit einem Karton

starkes Aufhellen

Ich hatte hier kein zusätzliches Blitzlicht verwendet. Nur durch das Aufstellen eines kleinen Reflektors rechterhand wurde das Licht des Blitzgerätes (welches links stand) „aufgefangen“ und zurück zum Gegenstand reflektiert. Bei einer Reflektion geht immer ein gewisser Teil der Lichtstärke verloren, genau richtig hier: Denn die Lichtrichtung (von links) wollte ich nicht gänzlich abschwächen.
Nun hatte ich noch etwas experimentiert:

Den Aufheller anders positionieren

schwaches Aufhellen

Bei diesem Beispielfoto hatte ich den Aufheller etwas weiter weggestellt. Sofort wurde dadurch die Aufhellwirkung abgeschwächt. Durch das Entfernen des Aufhellers kann man also ganz einfach die Helligkeit der vom Hauptlicht abgewandten Seite des Objektes ganz nach Gusto (und unabhängig von der direkt angeleuchteten Seite) variieren! Hier gefiel mir die nun etwas schwächere Aufhellung besser. Jedoch kommt nun der Kristall nicht richtig zur Geltung. Hier behalf ich mir mit einem zweiten Blitzgerät:

Ein Streiflicht nutzen

Um den Kristall genügend betonen zu können, positionierte ich zusätzlich noch ein zweites Blitzgerät schräg von hinten:

ein Streiflicht erzeugen

So gefiel mir diese Makro-Fotografie schon besser: Die rechte Seite ist nur dezent aufgehellt. Zusätzlich sorgte ein rechts hinten positioniertes Blitzlicht für ein Streiflicht, um auch die rechte Seite genügend zu betonen. So sah mein Lichtaufbau aus:

Lichtaufbau

Lichtaufbau für Makrofotografie

Sie sehen zunächst meinen Blitzschirm, hinter welchem ich meinen Yongnuo YN565 installierte. Der Blitz kann zwar per TTL automatisch in der Leistung gesteuert werden. Jedoch ist hier klar die völlig manuelle Steuerung sinnvoller. Durch den Blitzschirm erhielt ich auf sehr einfache Art ein schön weiches Licht.

eine Produktabbildung

Ein solch einfaches Set aus Blitzschirm, Lampenstativ und Blitzhalterung bekommt man mittlerweile sehr günstig. Natürlich ist die Qualität nicht für den Dauereinsatz gedacht. Jedoch für einen Anfänger, der bestimmte Blitztechniken ausprobieren möchte, bringt solch ein Blitzschirm-Set auf Anhieb bessere Bilder.

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Jetzt sehen Sie auch die beiden Aufheller: Der linke ist nicht unbedingt nötig. Viel wichtiger ist der rechte Aufheller! Er fängt einen Teil des vom Biltzschirm abgegebenen Licht auf und schleudert es sofort zurück zum Gegenstand. Erst so kann der rechte Teil des Steines überhaupt erst beleuchtet werden. Die Stärke dieser Beleuchtung regelte ich einfach damit, indem ich den Papp-Aufheller einfach entweder weiter weg (schwache Aufhellung) oder weiter heran an das Motiv bewegte (starke Aufhellung).

Rechts befindet sich ein zweites Blitzgerät, durch welches ich ein Streiflicht, etwas schräg von hinten erzeugen kann. Hier verwendete ich meinen Yongnuo YN560 IV. Dieses Blitzgerät besitzt eine eingebaute Lichtzelle und kann so sofort mitblitzen, wenn ein „Master-Blitz“ (der Schirm) gezündet wird. Der 560er Yongnuo ist ein rein manuell bedienbarer Blitz. Diesen stellte ich auf eine Leistung von 1/64. Er durfte nur ein ganz schwaches Licht abgeben, schließlich war er nicht das Führungslicht.

Für solch einen Makro-Lichtaufbau ist jedoch ein Zweitblitz nicht unbedingt notwendig. Viel wichtiger sind hier Aufheller! Und deren Wirkung ist verblüffend.

Aufhellen mit dem Zweitblitz

Bei einigen der Steine ergab sich ein Problem: Manche Bereiche ließen sich partout nicht durch meine Papp-Aufheller aufhellen. Ich hätte sie so drapieren müssen, dass sie direkt im Bild gewesen wären. Hier behalf ich mich mit einem Zweitblitz, welchen ich manuell auf ganz schwache Leistung stellte und welchen ich in der Hand hielt. Ich positionierte den Blitz dicht neben dem Objektiv: Das ganz schwache Aufhelllicht kam also direkt aus der Sichtposition und hellte so alles auf, was das Objektiv sah. Es war hierbei sehr wichtig, die Leistung dieses Aufhellblitzes tatsächlich recht schwach zu halten (dies kann man auch durch den Abstand ändern), damit das Führungslicht und auch jenes Licht der ebenfalls positionierten Aufheller nicht übertüncht werden konnte. Den Zoom des Aufhellblitzes stellte ich auf das Maximum, um den Lichtkegel möglichst eng zu halten.

Noch ein Beispielfoto mit Kristall

Kristall fotografiert

Auch bei diesem Foto mit „gezüchtetem“ Kristall nutzte ich einfach nur das Blitzlicht hinter dem Schirm von links oben. Zusätzlich stellte ich den kleinen Aufheller rechts so hin, dass die rechte Seite des Steines nur dezent, also nicht zu stark, aufgehellt wurde. Hätte ich hier keinen Aufheller verwendet, wäre jene Seite ganz schwarz abgebildet worden.

Was mir bei der Makrofotografie noch aufgefallen ist

eine Produktabbildung

Halten Sie diesen Mini-Reflektor in der einen Hand und Kamera + Blitz in der anderen. Nun schicken Sie das Blitzlicht via drehbarem Kopf auf den Reflektor: Es verwandelt sich in eine große Lichtfläche. Ideal für mobile Portraits.

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Ich hatte so ein Makro-Sujet vorher noch nie abgebildet. Die Sache mit den Aufhellern ist mir erst bei der praktischen Arbeit in den Sinn gekommen und ich werde bei einem zukünftigen, ähnlichen Job derer zwei in meinem Blitzkoffer bereit halten.
Außerdem fiel mir auf, dass beim Fotografieren von derlei kleinen Objekten (jeweils unterschiedlicher Größe) ein Zoom-Objektiv äußerst hilfreich ist. Ansonsten hätte ich ständig die Position des Stativs ändern müssen, um die Gegenstände formatfüllend abbilden zu können. Man möchte ja keine Auflösung verschenken. Dass man solche kleinen Gegenstände in Serie am besten vom Stativ fotografiert, war mir jedoch vorher schon bewusst.

Was bei derlei großen Abbildungsmaßstäben auch schwer ist, ist das Erreichen einer durchgehenden Schärfe. Ich wollte nicht zu stark abblenden, da es dadurch zur sogenannten „Beugung“ kommt: Das gesamte Bild wird dann einheitlich leicht unscharf. So nahm ich lieber leichte Unschärfe der hinteren Bildelemente in Kauf (und wusste die vorderen dafür knackscharf abgebildet). Hier hätte höchstens eine Fachkamera für Abhilfe gesorgt oder ein „Focus Stacking„, was den Aufwand jedoch arg erhöht hätte, zumindest bei meiner Serie.

Ich hätte zum Aufhellen übrigens auch das Raumlicht verwenden können: Man stellt einfach eine recht lange Blitz-Synchronzeit an der Kamera ein und nachdem der Blitz gezündet ist, belichtet die Kamera noch etwas länger, was bewirkt, dass jegliche Bildbereiche noch zusätzlich vom Umgebungslicht aufgehellt werden.
Dies birgt aber zwei Nachteile: Zum einen verändert sich die Intensität des Umgebungslichtes, sofern es durch die Fenster einfällt, was für eine Serie ungünstig ist. Zum andern wird es eine andere Lichtfarbe als das Licht des Blitzgerätes besitzen. Und auch die Farbe des Umgebungslichtes kann sich innerhalb einer gewissen Zeit ändern. Für reproduzierbare Ergebnisse ist es besser, man verlässt sich ganz auf das Kunstlicht. Ferner wird man für lange Belichtungszeiten einen Fernauslöser für die Kamera benutzen müssen, um Verwackelungen (durch das Auslösen direkt an der Kamera) zu vermeiden.

Wenn Sie sich generell für das Gestalten mit Licht interessieren, interessiert Sie vielleicht auch mein großer Artikel über die Verwendung eines 5-in-1-Reflektors. Ich habe dort die gesamten Anwendungsgebiete der verschiedenen Oberflächen nebst einigen Beispielbildern und Tipps zusammen getragen. Mit einem solch simplen und günstigen Hilfsmittel lassen sich die eigenen Fotos oft merklich verbessern.

veröffentlicht: 23.06.15 | letzte Änderung: 26.01.24

Clipart einer PersonHallo, hier schreibt Thomas über allerlei fotografische Themen. Für die neueste Technik habe ich jedoch wenig übrig – Mein Interesse gilt eher dem selber Machen, den kleinen Tipps und Tricks, auch der analogen Fotografie und dem Fotografieren mit Kunstlicht.

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3 Kommentare

Gegenstände fotografieren: Aufhellen bei der Makrofotografie

  1. A
    Anonymous 23.12.2020

    Zitat: “ …. mache ich es auf die altmodische Tour mit Ebenen in Photoshop“

    Hallo Thomas,

    dieser Umweg ist gar nicht notwendig. Dazu gibt es passende Programme welche das für Dich erledigen; sogar gratis.

    Schöne Weihnachten

    Frau Müller

  2. A
    Anonymous 22.12.2020

    Hallo Thomas,

    wenn die Blitze alle konstant immer die gleiche Helligkeit abgeben dann geht es. Aber nur dann. Das kostet aber sehr viel Zeit. Für solche Motive benötigst Du gut und gerne 40-50 Belichtungen.

    Zum einen ist das recht mühselig weil Du ja immer warten mußt bis die Blitze geladen sind und zum anderen wer sagt Dir dass sie immer die gewünschte Leistung in der gewünschten Stärke abgeben? Viele Amateuerblitze zeigen zu früh an dass sie voll geladen sind und blitzen dann auch nicht so (hell) wie sie eigentlich sollen.

    Weiter sind moderne Kameras, welche das Fokus-Stacking automatisch beherrschen, so schnell daß kein Blitz der Welt deren Geschwindigkeit schafft. Manche schaffen wohl über 10 Bilder pro Sekunde.

    Antwort von Thomas
    Es geht um die Helligkeit der Einzelaufnahmen. Verstanden. Ich kenne meine Technik, mit der ich arbeite. Da klappt das. Ich wusste auch gar nicht, dass neuere Kameras bereits „Fokus Stacking“ automatisch können. Man lernt nie aus. Da ich ja Zeit während der Aufnahmen habe, mache ich es auf die altmodische Tour mit Ebenen in Photoshop. Ich kann dann zwischen dem Auslösen auch drei Sekunden warten, bis die Blitze wieder bereit sind. Sicherlich ist Dauerlicht hier sicherer. Meine Blitze sind zuverlässig genug. Wie auch immer: Das Zusammen Setzen aus einzelnen Aufnahmen zu einem Bild, was von vorne bis hinten scharf ist, ist schon eine tolle Sache, eines der wenigen Dinge, die mit der alten analogen Fototechnik nicht geht.
  3. F
    Frau Müller 22.12.2020

    Hallo Thomas,

    Du schreibst: „Hier hätte höchstens eine Fachkamera für Abhilfe gesorgt oder ein „Focus Stacking„, was den Aufwand jedoch arg erhöht hätte, zumindest bei meiner Serie.“

    Ich denke, eine Fachkamera hätte die technischen Probleme eher vergrößert als behoben. Durch das größere Aufnahmeformat wäre die Schärfentiefe geringer und Kollege Scheimpflug ist zwar schön und gut bewirkt aber keine Wunder.

    Mit dem Stichwort Focus Stacking bist Du aber auf dem richtigen Weg. Das geht im Grunde genommen ganz einfach. Entweder die Kamera macht das automatisch (Idealfall) oder Du nimmst einen Einstellschlitten. Bedingung ist Dauerlicht. Mit Blitzern ist das Murks! Ja, es ist zeitaufwendiger und erfordert ein spezielles Programm für den Computer; es lohnt sich aber.

    Überhaupt: für solche Aufgaben würde ich Dauerlicht vorziehen. Das können ganz einfache Leuchten sein. Zur Not die Schreibtischlampe oder vom Baumarkt. Voraussetzung ist, dass alle Lampen eine ähnliche Farbtemperatur haben wenn nicht gerade Farbverläufe gewollt sind.

    Du wirst sehen, der Lichtaufbau wird mit den Dauerlichtquellen einfacher, schneller gehen und die Ergebnisse besser.

    Viele Grüße von der Müllerin

    Antwort von Thomas
    Hallo Frau Müller!
    An die Fachkamera hatte ich bei diesem Motiv gedacht, weil es von schräg oben aufgenommen wurde und es sich selbst schräg nach oben verjüngt. Doch das ist Theorie. Solche Motive (zumindest Stillleben) lassen sich heute besser digital ablichten bzw. mit mehreren Aufnahmen, falls es Probleme mit der Schärfe gibt.

    Im Moment experimentiere ich sogar mit Dauerlicht (neuartige LED-Videolampen). Doch warum sollte ein solches hier Pflicht sein? Das Ausleuchten geht doch beim „Fokus-Stacking“ mittels Blitz genau so gut. Oder übersehe ich hier etwas, im wahren Sinne des Wortes?

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