Vorstellung Fujica GW690 & 690BL „Texas Leica“: kompaktes 6×9 Mittelformat
Die Fuji GW-690 II kann man mit Sicherheit zu den interessantesten analogen Mittelformatkameras zählen. Sie belichtet im größten Mittelformat 6×9 und besitzt anstatt eines Spiegels ein Messsucher-System. Dies macht die Kamera recht leicht und kompakt. In diesem Beitrag möchte ich etwas genauer auf diese Messsucherkamera eingehen und zeige auch ihre Vorgängerin – die 690BL für Wechselobjektive.
Hinweis: „Kompakt“ meine ich in Relation zu anderen 6×9 Kameras. Im Vergleich zu einer Kleinbildkamera sind diese Apparate natürlich ziemlich groß.
Ich fertige häufig Landschaftsaufnahmen an. Hierbei ist es mir wichtig, dass man bei größeren Drucken sozusagen auch in das Bild „hinein gehen“ kann. Will sagen: Man soll beim Herantreten an die Fotografie noch winzige Details in hoher Auflösung „erforschen“ können. Würde ich lediglich Porträts anfertigen, wäre für mich das Mittelformat 6×9 nicht nötig.
Bei anderes Sujets (wie die besagte Landschaftsfotografie) ist eine hohe Auflösung jedoch oft wünschenswert und diese führt primär über den Abbildungsmaßstab bzw. über ein großes Negativformat.
Für solche Sujets ist die sehr hohe Auflösung und die »Transportfreundlichkeit« solch einer Kamera wie die Fujica 6×9 sehr dienlich: Einfach aus der Tasche holen, Licht messen, anvisieren und abdrücken – fast wie bei einer Kleinbildkamera.
Nun gibt es viele Möglichkeiten, ein solch großes Negativformat zu nutzen. Bestenfalls nimmt man gleich eine 4×5 Inch Fachkamera mit. Doch wer möchte so etwas tragen? Ich bin schließlich Wanderfreund – aber mit leichtem Gepäck. Hier kommt die Fuji GW690 ins Spiel:
Fujica GW690 II
Abgebildet ist hier eine Fujica GW690 II. Eine tolle Kamera. Sie ist für ihr Format eben noch recht kompakt und leicht. Zum Scharfstellen wird das Mess-Sucherprinzip mit den beiden sich überlappenen Bildern genutzt, wie bei der Leica. Daher kam irgend jemand auf die Idee, die Fuji GW690 »Texas-Leica« zu nennen, da dort im amerikanischen Texas offenbar alles etwas größer sein muss. In der Tat wirkt die GW690 etwas wie eine aufgeblasene (Kleinbild-) Leica, ist jedoch nicht so filigran. Mit dem deutschen Hersteller aus Wetzlar hat sie jedoch nichts zu tun.
Aufnahmen, die man mit dieser „Texas Leica“ Mittelformatkamera (durchaus aus der Hand) macht, werden dank des großen Mittelformates 6×9 eine überdurchschnittlich hohe Auflösung besitzen. Der Sucher dieser Kamera besitzt einen sogenannten ›Parallaxenausgleich‹: Es wird ein Rahmen eingespiegelt, welcher die Bildbegrenzungen anzeigt. Fokussiert man, so bewegt sich dieser Rahmen leicht. Insbesondere im Nahbereich (zum Beispiel 2 Meter) ist sehr schön zu beobachten, wie sich durch den Parallaxenausgleich der Leuchtrahmen in seiner Größe und Position verändert.
Dies liegt daran, da sich das eigentliche Objektiv der Fuji-Kamera neben dem Sucher befindet. Dies hat für Motive in sieben Metern Abstand keinerlei Bedeutung. Im Nahbereich jedoch findet eine tatsächlich sichtbare Bildverschiebung statt und hierzu dient eben jener Parallaxenausgleich, um den Bildausschnitt im Sucher möglichst dem auf dem Film anzupassen. In der Praxis funktioniert dies tatsächlich gut. Das tatsächliche Motiv geht jedoch an jeden Seiten des Sucherbildes knapp über die Markierungen hinaus (es ist leicht größer).
Leider hatte ich, als ich damals diese Farbfotografien anfertigte, die Sache mit dem Ausfiltern der Farben noch nicht richtig im Griff. Daher schauen die Farbfotografien in diesem Beitrag etwas seltsam aus. Mittlerweile gibt es hierfür ja einige taugliche Programme die leicht zu nutzen sind, die ich damals beim Digitalisieren leider nicht nutzte.
Ich möchte kurz auf den Schnellspannhebel zu sprechen kommen: Diesen muss man stets zweimal betätigen. Beim ersten Spannen wird der Verschluss aufgezogen, beim zweiten wird der Film transportiert. Je nachdem wie viele Bilder bereits gemacht worden sind, desto kürzer wird der zweite Spannvorgang sein (da die Filmrolle dicker wird).
Und oben auf der Kamera befindet sich der nicht zu übersehene Schalter für verschiedene Filmformate. Sicherlich wird für Sie wie für mich nur der Typ 120 relevant sein, mit dem man 8 Aufnahmen im Format 6×9 auf einen Mittelformat-Rollfilm anfertigen kann. Dieser Schalter ist in sofern relevant, dass man damit das Bildzählwerk auf die Mindestanzahl an Aufnahmen einstellen kann. Denn bei einem 120er Film sollte das Zählwerk natürlich kein neuntes Bild mehr anbieten –wie es beim längeren 220er Rollfilm natürlich möglich ist.
Was ich bisher gar nicht wusste und am Bildanzahl-Regler offensichtlich ist: Offenbar gab es (nur in Japan?) auch noch kürzere 120er Rollfilme mit lediglich vier Aufnahmen im Format 6×9.
Diese Fotografie hatte ein Freund von mir mit seiner Fujica G690BL (= frühe Version; s. u.) und der Standard-Brennweite angefertigt. Man sieht bereits bei dieser kleinen Digitalisierung die hohe Abbildungsqualität, die mit diesem Kameratyp möglich ist – aus der Hand, ohne Stativ, fast im Vorübergehen als wäre es eine Kleinbildkamera.
Vermutlich wurde die Fuji GW 690 zunächst für z. B. Hochzeitsfotografen entwickelt, die auf die Schnelle Porträts der Paare (Hochformat) anfertigen mussten. Hierbei ging es primär sicherlich nicht um die Auflösung im Gesamten, jedoch vermutlich um die Freiheit, Bildausschnitte wählen zu können – auch bei Aufnahmen von Gruppen.
Ich hingegen hatte mir die „Texas Leica“ aus einem anderen Grund gekauft: Ich möchte auf Wanderungen auch ohne Stativ hoch aufgelöste Fotografien anfertigen können, die ich z. B. bei einem Meter Breite drucken lassen kann und bei welchen alle Details hoch aufgelöst abgebildet werden können. Bei S/W-Fotografien arbeite ich jedoch vollständig analog.
Mir liegt hierbei auch nicht das 6×6-Format: Bei Landschaften benötige ich i. d. R. das Quadrat nicht – das Bild sollte breiter sein. Und hier ist das Format 6×9 natürlich ideal. Weiterhin ist die GW690 entsprechend auch für Fotografen interessant, die Reportagen anfertigen- bzw. mit leichtem Gepäck eine gewisse Qualität erhalten möchten. Bei Porträts – besonders innerhalb von Räumlichkeiten – ist mir das klassische quadratische Mittelformat jedoch lieber.
An der Frontseite der Kamera befindet sich eine kleine Klappe: Unter ihr verbirgt sich eine ›PC-Sync-Buchse‹ zum Anschluss eines Blitzkabels. Ab der Version II der GW690 kann man aber auch einfach einen Aufsteckblitz bzw. einen Funktrigger oben auf den Zubehörschuh (»Hot Shoe«) schieben.
Hier sehen Sie die Unterseite der Fuji GW690 II „Texas Leica“. Der Körper dieser Kamera selbst ist sehr schlank. Das Objektiv »Fujinon 90 mm 1:3.5« hat jedoch „normale“ Mittelformatmaße und ist auch das Schwerste an der ganzen Kamera. Denn der Body ist teils aus Kunststoff, was mir des Gewichts wegen auch ganz lieb ist.
Eine Kuriosität besitzt diese Mittelformatkamera: Sie hat ein mechanisches Bildzählwerk bzw. Auslösezählwerk auf der Unterseite (siehe oberes Foto). Für diese »Profikamera« empfahl der Hersteller, dass das Gerät ab einer bestimmten Anzahl an Auslösungen sicherheitshalber zum Service sollte. Dieses Zählwerk zählt bis 999 und fängt dann wieder von vorne an. Sicherlich kann man dieses auch leicht manipulieren.
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Auf Wanderungen bzw. Spaziergängen nehme ich gerne mein kleines Reise-Stativ mit. Das langt auch für die Fuji: Denn dadurch, dass hier kein Spiegel schwingt und dass sie einen Zentralverschluss hat, halten sich Vibrationen in Maßen x und man kann hier durchaus auf ein schweres Stativ verzichten, welches sonst für die meisten Spiegelreflex-Mittelformatkameras Pflicht ist. Ein Einbeinstativ wäre hierbei auch eine gute Anschaffung, um weiterhin mobil zu bleiben.
x Tatsächlich gibt der Zentralverschluss der GW690 durchaus einen gewissen „Ruck“ auf das Kameragehäuse ab. Er klingt auch nicht so schön, wie man es normalerweise von japanischen Kameras gewöhnt ist. Man sieht die Erschütterung, wenn man eine kleine Wasserwaage auf die Kamera legt und per Drahtauslöser auslöst. Bei meinem Reisestativ zittert die Libelle der Wasserwaage ganz kurz. Ob sich dies auf die Schärfe ausübt? Ich kann es nicht sagen.
Eine Nahaufnahme vom »Fujinon 90 3,5.« Man sagt diesem Objektiv eine überdurchschnittlich hohe Schärfe nach (im Internet zumindest). Ich selbst habe aber noch keine konkreten Vergleiche angestellt. Sehr scharf ist es natürlich.
Vorne am Fujinon befindet sich eine herausziehbare, kurze Sonnenblende. Weiterhin stellt man bei der Fuji GW690 II die Verschlusszeit und die Blende am Objektiv ein. Das bedeutet auch, dass bei der Version II der Fuji GW 690 das Objektiv fest verbaut ist. Die ältere Version dieser Kamera bietet die Möglichkeit für das Verwenden von Wechselobjektiven: Diese besitzt für einen Wechsel einen ›Hilfsverschluss‹. Dies zeige ich etwas weiter unten im Beitrag noch.
Die Brennweite von 90 mm entspricht bei diesem Format ungefähr ein ganz leichtes Weitwinkel, etwas länger wie es ein 35 mm Objektiv an einer Kleinbildkamera bzw. digitale Vollformatkamera bildet. Es gibt jedoch auch eine Version der Fujica (GSW690), welche ein „richtiges“ Weitwinkel (ebenfalls fest) verbaut hat. Hier kommt dann ein Fujinon mit der Brennweite von 65 mm ins Spiel, was mir aber zumeist bei einer Negativgröße von 6×9 zu weitwinklig ist. Dies müsste dann so etwas wie ein 28mm-Objektiv im Kleinbild sein.
Noch etwas zur Schärfentiefe-Skala für das Arbeiten mit dem Zonenfokus-Prinzip (wie ich es bei Landschaftsaufnahmen häufig handhabe): Diese Skala ist recht konservativ gehalten, was ich selbst begrüße, da ich auch großformatige Abzüge herstelle (auf denen ansonsten doch eine gewisse Unschärfe auffallen würden).
Irgendwo im Netz hatte ich gelesen, dass die Lichtstärke von 1:3.5 bei dem Format 6×9 ungefähr die gleiche Schärfentiefe (bzw. Unschärfe des Hintergrundes) liefert wie ein Objektiv der Lichtstärke 1:1.8 im Kleinbild. Dies ist wichtig für Fotografen, die z. B. Porträt freistellen möchten bzw. einen unscharfen Hintergrund wünschen.
Mit dem 90er Fujinon der Texas Leica geht dies recht gut, wenn man bei Offenblende fotografiert. Auf dieser Seite kann man einige Bildbeispiele von Porträts sehen, die offenbar allesamt mit der Fujica GW690 gemacht worden sind.
Bei einem solchen Sujet erweist sich die Kamera als perfekter Begleiter für entsprechende Touren oder dergleichen, wenn man eine hohe Abbildungsqualität wünscht. Bei den Beispielbildern sieht man auch sehr gut, dass man mit dem Objektiv auch noch bei einem entsprechenden Abstand zum eigentlichen Motiv eine schöne Hintergrundunschärfe erzeugen kann.
Dank des Messsuchers kann man ja recht schnell und sehr präzise fokussieren. Bevor man dies jedoch das erste Mal mit einer neu erworbenen Fuji GW690 bei Offenblende tun möchten, sollte man die Kamera zuvor im „Trockendock“ prüfen (lassen), ob der Messsucher überhaupt exakt eingestellt ist. Bei mir stimmt er auf den Punkt – was ein Testfoto bei Fokussierung auf eine Zeitungsseite bei offener Blende gut belegte.
Bei meinem großen Stativ und dem stabilen Kugelkopf zittert dann auch die oben aufgesetzte Wasserwaage (das Orange im Bild) nicht, wenn der doch durchaus „kräftige“ Zentralverschluss ausgelöst wird.
Wer solche Motive mag, benötigt ggf. gar keine Großformatkamera mehr x. Mit solch einer portablen 6×9-Messsucherkamera gelang diese hoch aufgelöste Aufnahme im Vorübergehen.
x Es sei denn, man benötigt eine Objektivverstellung (›Shift‹).
Weiterhin sei erwähnt, dass die Fuji eine rein mechanische Kamera ist. Das heißt: Sie besitzt keinen eingebauten Belichtungsmesser. Man benötigt zum Fotografieren mit ihr also einen externen Belichtungsmesser. Ich hatte vor vielen Jahren in den kleine Gossen Digisix investiert und bereue den Kauf nicht. Er wird mir auch in Zukunft treue Dienste leisten.
Die Fuji GW690 II besitzt zwei Auslöser: Einen direkt auf dem Spannhebel und einen weiteren vorne neben dem Objektiv. Ich bevorzuge den letzteren vorne, da ich häufig Hochformataufnahmen anfertige. Diesen Auslöser kann man im Übrigen auch mit einer „Lock-Taste“ gegen versehentliches Auslösen sperren. Nicht ganz richtig: Beide Auslöser werden durch die Lock-Taste gesperrt. Dies wäre ja ansonsten auch zur Hälfte sinnfrei.
Hier zu sehen die Fuji GW690 II von hinten mit geöffneter Rückwand. Obacht: Die Andruckplatte kann man drehen (120er oder 220er Film). Achten Sie zunächst darauf, dass sie in der richtigen Position sitzt. Je größer das Filmformat desto anspruchsvoller wird es sein, dieses in der Kamera auch schön plan zu halten. Die lange Andruckplatte der Fuji GW690 ist feder-gelagert (nicht nur bloßes gebogenes Metall). Offenbar tut sie ihren Dienst sehr gut.
Etwas Wissenswertes zum Filmeinlegen: Es ist klar, dass die Startmarkierung auf dem Rückpapier gegenüber dem roten Punkt liegen muss. Folgendermaßen kann man den Film präzise transportieren: Zunächst den Spannhebel ganz durchziehen, bis ein weiteres Mal „ganz durchziehen“ bewirken würde, dass die Startmarke zu weit transportiert wird. Hier kann man auch nicht „pendeln“ wie bei der Pentacon Six.
Hier ist es noch einfacher: Bei der Fuji GW 690 wird der Schnellspannhebel einfach so weit gespannt, bis die Startmarke des Films dem roten Punkt gegenüber liegt und nicht weiter. Danach wird der Hebel einfach komplett zurück geführt. Dies muss in einem einzigen Durchgang geschehen. Würde man hier Pendelbewegungen (sukzessive Bewegen) versuchen, würde der Spannhebel nämlich einrasten und man müsste ihn komplett durchziehen.
Des weiteren drücke ich die linke Spule beim Filmeinlegen mit dem Daumen leicht herunter, dass die rechte schön straff aufgewickelt wird. Und: Achten Sie darauf, dass die unteren „Knöpfe“ am Boden der Fuji GW690 wieder korrekt im Gehäuse sitzen bzw. wieder eingerastet sind. Ansonsten wird man sich wahrscheinlich über Bildüberlappungen bei der Fuji ärgern (Dies ist mir leider schon passiert). Aber so eine Vorgehensweise ist bei allen Rollfilmkameras mit Spannhebel zu berücksichtigen.
Noch ein weiteres Foto meiner »Fujica Professional 6×9«. Es ist wichtig, dass man darauf achtet, dass vor der Aufnahme der Objektivdeckel tatsächlich abgenommen wurde: Denn der Sucher selbst ist ja (im Gegensatz zu einer Spiegelreflexkamera) immer „frei“.
Mir ist dieses Malheur noch nie passiert, doch der Vorbesitzer meiner GW 690 II „Texas Leica“ warnte mich beim Kauf davor: Ihm passierte es tatsächlich mehrmals schon, dass er vergaß, den Objektivdeckel zum Fotografieren abzunehmen. Man erhält dann ein schwarzes Bild und den Film zurück transportieren geht hier leider nur im Wechselsack bzw. im Dunkeln.
Da fällt mir ein: Ich hatte bei dieser Kamera auch schon einmal einen nur zur Hälfte belichteten Rollfilm (im Dunkeln) heraus genommen (da ich diesen eigentlich in einer anderen Kamera zu Ende belichten wollte). Ich schrieb natürlich drauf, wie viele Bilder bereits belichtet sind. Später setzte ich den Film jedoch wieder zurück in die Fuji und machte mit aufgesetztem Objektivdeckel entsprechende Leerbelichtungen, um den Film wieder an die richtige Stelle zu transportieren: Es gab dann tatsächlich keine Überlappungen. Der Bildabstand war an der entsprechenden Stelle nur etwas größer, aber es reichte noch.
Eine weitere Sache muss noch erwähnt werden: Der Verschluss besitzt für Langzeitbelichtungen keine B- sondern eine T-Stellung. Er bleibt hier also nach einmaligem Auslösen offen. Allerdings schließt dieser nach dem zweiten Druck auf den Auslöser nicht, wie man es von anderen Verschlüssen kennt – und dies ist tatsächlich kein Defekt. Stattdessen muss man entweder eine andere Zeit am Verschluss einstellen oder den Spannhebel einmal betätigen. Dann schließt sich der Verschluss wieder. Was sich die Konstrukteure nur dabei gedacht haben?
Ich belichte oft über eine Sekunde (Landschaften). Hier mache ich es dann so: Mit der einen Hand halte ich den Drahtauslöser und schaue dabei auf meine Armbanduhr mit Sekundenzeiger. Bei T wird dann ausgelöst. In der anderen Hand halte ich den Objektivdeckel. Sind z. B. drei Sekunden vergangen, setze ich diesen Objektivdeckel einfach vorne auf das Objektiv (Belichtung gestoppt). Danach bewege ich den Schnellspannhebel (Der Verschluss schließt wieder). Etwas umständlich. Doch in der Praxis funktioniert dies bei langen Zeiten sehr gut.
Jetzt muss ich Sie jedoch eventuell enttäuschen: Das Negativformat beträgt nämlich nicht 6 mal 9 Zentimeter. Die Fuji GW690 belichtet indes tatsächlich auf ca. 56 mm x 82,6 mm. Verwundert? Grämen Sie sich nicht: Wahrscheinlich wird keine einzige 6×9 Kamera tatsächlich bis zu 9 Zentimerter lange Negative belichten. Mein 6×9-Rollfilmrückteil für die Großformatkamera belichtet auch nur bis 83 mm Länge. Das 6×8 Rückteil für die Mamiya RB67 belichtet die Negative auf eine Länge von ca. 76 mm.
Exception: list not available: 26956Fujica 690BL mit Wechselobjektiven
Es gab übrigens eine relativ frühe Version dieser Kamera. Bei ihr war noch vorgesehen, dass man Objektive wechseln kann:
Hier abgebildet eine alte, frühe Version dieser Kamera mit der Möglichkeit, Wechselobjektive zu verwenden: die Fujica G690 BL
Ein Freund von mir ist Japanreisender und hatte sich diese interessante Kamera dort gekauft – mit dem 90mm-Standardobjektiv und dem 65mm-Weitwinkelobjektiv. Zum Weitwinkel gehört dann auch der optionale Aufstecksucher, wie bei der Leica – um noch einmal darauf anzuspielen.
Während die jüngeren Modelle (GW690 II & III) hierzulande noch relativ häufig anzutreffen sind, ist diese erste Version Fuji G690BL vermutlich ziemlich schwer zu bekommen – vermutlich fast nur über einen Versand aus Japan.
Das hier gezeigte Weitwinkelobjektiv besitzt eine Brennweite von 65 mm und eine Anfangsblende von f/8. Es ist also ziemlich lichtschwach. Dies konterkariert sicherlich die anfangs erwähnte Möglichkeit, diese Kamera einfach so aus der Tasche zu ziehen und aus der Hand Fotos zu machen – zumindest bei dunklerem Umgebungslicht. Ein ISO-400-Film wäre hier dann häufig die erste Wahl. Bei dem großen Negativformat wäre sein Nachteil (die etwas geringere Auflösung) sicherlich zu vernachlässigen.
Interessant ist auch der hierzu passende Aufstecksucher: Er besitzt einen einstellbaren Parallaxenausgleich (leichtes Kippen) für nahe Motive. Der in der Fujica G690BL integrierte Sucher deckt ja nur den Bereich der Normalbrennweite bzw. den einer Telebrennweite ab.
Noch eine Besonderheit: der Hilfsverschluss. Normalerweise besitzen die Objektive einen integrierten Zentralverschluss. Aber wenn man bei dieser Kamera das Objektiv zum Wechseln abnimmt, würde man ja auf den blanken Film schauen. Er wäre ruiniert. Daher besitzt die Fujica G690BL einen zusätzlich eingebauten Hilfsverschluss, welcher für das Abnehmen des Objektives zunächst geschlossen werden muss. Hat man (ein anderes) Objektiv nun angesetzt, kann bzw. sollte dieser zusätzliche Verschluss wieder geöffnet werden:
Bei dieser Aufnahme ist der Hilfsverschluss wieder geöffnet, sodass bei eingelegtem Film fotografiert werden kann. Es ist übrigens nicht möglich, das Objektiv abzunehmen, so lange der Hilfsverschluss offen ist. Hier hatten die Konstrukteure eine Sicherheitsoption eingebaut. Anders herum kann man kein Bild machen, solange dieser zusätzliche „Vorhang“ geschlossen ist.
Leider befindet sich diese Kamera nicht in meinem Besitz. Gerade das optionale Weitwinkel (trotz der geringen Lichtstärke) macht diese Kamera noch attraktiver für Situationen, bei denen man mehr aufs Bild bekommen möchte, als es mit der Normalbrennweite von 90 mm möglich ist.
Fazit
Ich halte die Fuji GW690 „Texas Leica“ für die ideale Kamera für Wanderfreunde, die auf eine überdurchschnittlich hohe Abbildungsqualität Wert legen und zwischendurch auch einmal Details im Nahbereich (korrekte Fokussierung via Messsucher und Parallaxenausgleich) ablichten möchten.
Weiterhin ist diese außergewöhnliche Mittelformatkamera sehr für Reportagen zu empfehlen, bei denen man unterwegs sein muss bzw. eine höhere Bildqualität als die des Kleinbildes wünscht. Nur die Belichtung muss man eben manuell bzw. separat messen. Ich selbst schätze es sehr, dass man die Kamera unterwegs relativ schnell aufbauen (um nicht zu sagen einfach aus der Hand fotografieren) kann. Ansonsten bin ich gerne mit der Voigtländer Avus bzw. mit ihrem 6×9-Rückteil unterwegs. Hier „komponiere“ ich das Bild über eine Mattscheibe, ziehe diese heraus, schiebe dafür das Rollfilmrückteil ein, löse aus. Das ist auch schön, mit der Fuji geht es natürlich wesentlich schneller.
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Seit einiger Zeit gibt es recht günstige kleine Belichtungsmesser zum Aufstecken in den Blitzschuh / Zubehörschuh einer (analogen) Kamera. Auf dem Display wird die gemessene Zeit / Blende angezeigt und beide Werte müssen händisch an der Kamera eingestellt werden. | Der Twinmate L-208 von Sekonic ist der wohl günstigste externe Handbelichtungsmesser. Er misst das Umgebungslicht entweder direkt (Motivmessung) oder via Kalotte. Gerade durch letztere Methode ist eine sichere Messung- bzw. ein korrekt belichtetes Bild möglich. | Den Digisix von Gossen gibt es nunmehr in der Version II. Der Belichtungsmesser ist der kleinste und einer der günstigsten auf dem Markt, besitzt aber sowohl die Möglichkeit zur Motiv- als auch zur Lichtmessung, wodurch sehr präzise Messergebnisse möglich sind. |
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Freunde des Kunstlichtes werden sich weiterhin freuen, dass die „Texas Leica“ einen Blitz bis zur 1/500 Sekunde korrekt synchronisieren kann (Zentralverschluss eben). Allerdings sei hier zu bedenken, dass manche stärkere Blitzgeräte wie die Metz Stabblitze bei voller Leistung eine etwas längere Abbrenndauer aufweisen und die 1/500 Sekunde diese etwas beschneiden würde.
Eine Anleitung unter anderem in Deutsch findet sich bei Butkus. Jedoch bezieht sich die Bedienungsanleitung auf die GW690 III. Dieser Nachfolger hat aber offenbar lediglich ein anderes Äußeres als die am Anfang des Beitrages gezeigte Version II.
Kurzum: Eine klasse Kamera, die man sich gönnen sollte, wenn man gerade das Geld parat hat. Sie wird in Zukunft vermutlich nie mit Verlust verkauft werden, wenn einem das 6×9-Messsucher-Prinzip nicht zusagt. Die Preise steigen auf dem Gebrauchtmarkt.
Ich hatte meine nach einiger Zeit übrigens wieder verkauft. Warum? War ich unzufrieden damit? Nicht ganz: Mir fehlte es ein bisschen an Weitwinkel bei dem Objektiv. Außerdem benötige ich – bei Lichte betrachtet – das große 6×9-Format eigentlich gar nicht. Ich bin wieder zurück zum Kleinbild und zum 6×6-Mittelformat gewechselt.
Hallo, Danke. Endlich mal gute Infos zu der Kamera. Habe 3 Kodak Retina IIIS für KB, bin seit einiger Zeit auf Mittelformat-Jagd. Werde nach laaangem Abwägen wohl eine Fuji 690er kaufen, auch wenn die nicht gerade preiswert ist. Meine Panasonic G9 (Digital) war aber noch teurer.
Worin unterscheiden sich denn die 690er Modelle?, außer im Preis?
Ich suche eine Kamera für meine Reisen, um somit Landschaftsaufnahmen und Städtebilder zu machen, ohne kiloweise Material mitzunehmen. Vom 120er Negativ gehen ja auch prima Ausschnittsvergrößerungen, oder?
Werde heute (25.01.2021) noch mal eine Anfrage in der „Analogen Photogruppe e.V.“ (Aphog.com). stellen; vielleicht kennt ja wer die Unterschiede bei dem Fuji 690er Segment.
Danke nochmal für den guten Alltagsbericht. Gut geschrieben, gute Beispielfotos. Danke auch für den Hinweis auf den nicht vorhandenen Beli. Für meine alten Kodak-Kameras brauche ich ja auch einen, den ich vor längerem gekauft habe.
Viele Grüße
Robert
…………ach: Die Seite hier speichere ich mal ab – falls da für mich Rückmeldungen wären.
Hallo und danke für den Kommentar. Soweit ich weiß, unterscheidet sich die erste Version der Kamera von allen anderen, dass man dort noch die Objektive wechseln konnte. Die dritte Version hat offenbar nur eine zusätzliche Wasserwaage verbaut und ist eben neuer bzw. pauschal ausgedrückt weniger gebraucht. Die zweite Version ist hier vorgestellt. So genau kenne ich die Unterschiede leider nicht.
Ich hatte meine Fuji 6×9 letztendlich doch verkauft. Hätte ich noch ein halbes Jahr gewartet, hätte ich noch mehr dafür verlangen können. Ja, die Preise steigen. Mir persönlich reicht das 6×6-Format. Bereits davon sind gute Ausschnittsvergrößerungen machbar, von 6×9 natürlich noch besser. Da sich die Kamera derzeit spielend wieder verkaufen lässt, könnte man eine Investition wagen bzw. selbst einmal sehen, ob die Kamera für den eigenen Zweck dienlich sein wird.
Viele Grüße zurück!